Mutationszucht - wie weit soll es gehen ?

Diskutiere Mutationszucht - wie weit soll es gehen ? im Forum Allgemeines Vogelforum im Bereich Allgemeine Foren - Hallo an alle, derzeit werden in einigen Vogelzüchterforen Diskussionen über Mutationszuchten und die daraus resultierenden Preisentwicklungen...
Es wird doch immer von den Mutationszüchtern behauptet, das sich alle Vögel in Gefangenschaft verändern. Sicher sind sie auch einem Domestikationsprozeß unterworfen, da der Mensch hier ja eingreift, aber die in den USA sind deshalb nicht anders gefärbt als unsere Wildfarbigen.
Man nutzt ja auf der anderen Seite jede Möglichkeit die anderen für dumm zu verkaufen, denn das "Aussterben etlicher wildfarbigen Arten" ist ja einem "natürlichen Prozeß unterworfen und nicht der ungezügelten Vermischung mit Mutanten" um gerade gezüchtete Mutationen lebendsfähig und vital zu halten.
Nun ist gerade beim VZE nicht jeder ausstellungsberechtigt, der gerade eine neue Mutation gezüchtet hat, sondern nur Vögel die man als domestiziert ansieht, im Gegensatz zu AZ und DKB. Dort muß solch eine "Kreation" bloß 2 oder 3 Jahre vorgestellt werden und flugs wird ein Schaustandard erstellt, mit den bekannten Folgen. Das drängt natürlich auch die noch verbliebenen Wildfarbigen auf den Ausstellungen weiter zurück.
Ein anderer Teil bei den Wildfarbigen sind Spalter in einer Mutation, was man manchen auch auf 100 Metern ansieht, aber dieser Umstand wird ignoriert oder ist den "Preisrichtern" nicht bekannt und so werden sie als echte Wildfarbige bewertet.
Ivan
 
Es ist inzwischen überholt, dass Evolution einzig durch Mutation und Selektion bewirkt wird. Daher ist es nicht richtig, dass isolierte Populationen (z.B. in Volieren) sich deswegen verändern. Es ist auch nicht so, dass die Veränderungen im Phänotyp einer isolierten Population durch Pigmentverluste oder Verlagerungen stattfinden. Mutationen betreffen meistens auch nur Individuen, die durch ihre Mutation bzw. ihre Veränderung einen Vorteil haben können. Meistens ist aber eher das Gegenteil der Fall. Weitervererbung einer Mutation ist meistens nicht möglich, daher äußerst selten.

Es gibt Modifikationen, die im genetischen Potenzial einer Art vorhanden unter bestimmten Umständen zum Vorschein kommen. Die Umwelteinflüsse bewirken eine Anpassung, die sich wiederum auf den Phänotyp auswirken können. Umwelteinflüsse werden über die Sinne aufgenommen. Alle Reize in ihrer Gesamtheit lassen das räumlich-zeitliche Erscheinungsbild eines Lebewesens entstehen. Ebenso bestimmt die Nahrung, welche physiologischen Vorgänge notwendig sind, die sich wiederum auf die äußere Erscheinung auswirken. Individuelle Variabilität ist normal und erwünscht.

Äußere Reize sind Atmosphäre mit Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchte, sowie Licht und andere Strahlungen, Eigenbewegung, Nahrungsbeschaffenheit, Minerale in der Umgebung, inner- und zwischenartliche Interaktion und erlernte Verhaltenselemente, die von anderen Artgenossen imitiert werden. Nicht zu unterschätzen sind auch kosmische Einflüsse, welche sich Impulsgebend auswirken (Planetenbewegungen und Mondeinfluss). Daran wird zur Zeit geforscht.

Adaptive Veränderungen des räumlich-zeitlichen Erscheinungsbilds der Arten wird von ihnen selbst initiiert. Sie werden von ihnen "gewollt", bevor sie stattfinden. Auch die Art und Weise der Veränderungen vollzieht sich nicht zufällig.

Die Selektion von "Fehlern" durch den Menschen, die genetisch-mutativ entstehen können, sowie deren gezielte Vermehrung ist gewissermaßen Gewaltanwendung an der Art als Ganze. Es entsteht nicht etwa eine neue Art durch die Zuchtwahl, sondern nur eine Vervielfältigung und Manifestierung der Fehler. Adaptive Veränderungen an eine Volierenhaltung ist bisweilen in geringerem Gehirnvolumens und Verminderung der neuronalen Verknüpfungen, Degeneration der Verdauungsorgane, Verminderung des Bewegungsapparates und verminderte Qualität der Haut deren Ausbildungen zu konstatieren. Diese Anpassungen führen langfristig zu neuen Arten, die unter natürlichen Lebensbedingungen nicht lebensfähig sind.

:zwinker::zwinker::zwinker:
 
Adaptive Veränderungen an eine Volierenhaltung ist bisweilen in geringerem Gehirnvolumens und Verminderung der neuronalen Verknüpfungen, Degeneration der Verdauungsorgane, Verminderung des Bewegungsapparates und verminderte Qualität der Haut deren Ausbildungen zu konstatieren. Diese Anpassungen führen langfristig zu neuen Arten, die unter natürlichen Lebensbedingungen nicht lebensfähig sind.

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Und was sagt uns das zum generellen Thema "Arterhaltung"? ;)
 
Leider kann ich mich nicht so gewählt ausdrücken oder so lange auslassen wie andere hier, aber eine Meinung habe ich schon. Es ist schlicht und einfach nicht möglich eine Art in Gefangenschaft so zu erhalten wie sie "draußen" vorkommt. Das kann man sicher nicht anhand der Gefiederfärbung oder anderen leicht erkennbaren äußerlichen Merkmalen festmachen. Allein durch den in Gefangenschaft engeren Genpool und die veränderten Umweltbedingungen verändern sich die Tiere. Auch wenn ich es nicht so krass sehen würde, dass alle so entstandenen Veränderungen "Fehler" sind.
 
Es ist schlicht und einfach nicht möglich eine Art in Gefangenschaft so zu erhalten wie sie "draußen" vorkommt.

Hallo Moni
Diese Meinung wird ja von den Mutationszüchtern immer wieder geäußert um die Mutationszucht zu rechtfertigen. Aber wie schnell ändert sich etwas? Wenn man hier so einige Beiträge durchliest geschieht es „über Nacht.“ Es geht ja so weit, das nach deren Meinung alle „Mutationszüchter“ sind. Ist zwar etwas übertrieben, aber ich meine Du weißt was ich damit meine.
Ich stelle Deine Aussage auch gar nicht in Abrede. Es verändert sich bei der Volierenhaltung genau so etwas wie im Freiland.
Aber ich bin der Überzeugung, dass es möglich ist Vögel nachzuzüchten die auch in der 20/30zigsten Generation äußerlich keine erkennbaren Veränderungen zeigen.
Was ist sonst von Wissenschaftler zu halten, die Auswilderung- und Wiedereinbürgerungsmaßnahmen durchführen? Haben die keine Ahnung?
Ich zitiere hier mal aus dem Buch:
Zootierhaltung
Tiere in menschlicher Obhut.
Band Vögel
Da schreibt Prof. W. Grummt –einer der Herausgeber
Zitat: Ein Ziel von Zuchten in Zoologischen Einrichtungen ist die Sicherung einer Reserve, aus Vögeln bei Bedarf zur Stärkung einer Population im Freiland oder in Gebieten, wo früher die Art vorkam, wieder angesiedelt werden können. Das ist natürlich nur möglich, wo noch ein intakter Lebensraum vorhanden ist. Zitatende

Weiter schreibt er, dass es sehr wichtig ist, dass die einheimische Bevölkerung unbedingt miteinbezogen werden muss und hinter diese Maßnahme steht.
Trauriges Negativbeispiel ist der Balistar. Es wäre ein leichtes mit der vorhandenen Volierenpopulation, den Bestand in Freiland zu sichern.
Aber der Balistar gilt da immer noch als Statussymbol. Und so landen die ausgewilderten Vögel sehr schnell im Käfig.

Ich bin jetzt ein wenig abgeschweift, aber ich meine es ist erstrebenswert zu versuchen, die uns anvertrauten Vögel „rein“ nachzuzüchten.
Wenn auch die meisten Arten, die wir halten, zum Glück im Freiland noch nicht gefährdet sind.
 
Es ist schlicht und einfach nicht möglich eine Art in Gefangenschaft so zu erhalten wie sie "draußen" vorkommt. Das kann man sicher nicht anhand der Gefiederfärbung oder anderen leicht erkennbaren äußerlichen Merkmalen festmachen. Allein durch den in Gefangenschaft engeren Genpool und die veränderten Umweltbedingungen verändern sich die Tiere. Auch wenn ich es nicht so krass sehen würde, dass alle so entstandenen Veränderungen "Fehler" sind.

Wahrscheinlich ist es eine Frage der Haltungsmethode, wie sehr die Degeneration vonstatten geht. Man kann Tiere ja auch so halten, dass sie nicht degenerieren. Andere phänotypische Veränderungen sind wohl aufzuhalten, wenn man das will.

Wenn die Gefiederfärbung durch Pigmentausfall verändert wird, gibt es auch an anderen Stellen "Ausfälle". Pigmentverschiebungen in andere Bereiche sind noch kein Fehler an sich. Aber sie haben, wenn sie sich auf die ganze Population ausweiten, Auswirkungen in andere Bereiche vor allem des Verhaltens. Ob das negativ oder positiv ist, sei mal dahingestellt.
 
Beitrag aus einem anderen Forum - Zitat:

"Früher" haben "schlaue" Züchter versucht, den Kapuzenzeisig durch Einkreuzung von Magellanzeisigen robuster zu machen. Leider hatte dies zur Folge das es heute so gut wie keine reinen Kapuzenzeisige mehr gibt. Solche Mischlinge sind zu 100% fruchtbar. Verpaarungen dieser Art sollten heute unterlassen werden und man sollte streng darauf achten bei Kapuzenzeisigen keine Vögel zur Zucht an zu setzen die nicht bei normaler naturnaher Grünfütterung richtig rot werden.
Auch sollte man von Vögeln abstand nehmen die in Anoncen mit dem Wortlaut "kräftige Tiere aus ganzjähriger Freivolierenhaltung" angeboten werden. Kapuzenzeisige sind kleine (11,5 cm) zierliche Vögel die sich bei Temperaturen unter 15°C nicht wohl fühlen, da beist die Maus keinen Faden ab, nur die Einkreuzung von z.B. Magellanzeisigen kann dies ändern. Die Frage ist nur, wer will das und muß das so sein?
--

wieder ein Beispiel - hier entstand zwar nicht eine neue Mutation aber es ist ein ansehnliches Beispiel für das "Treiben" so mancher "Vogelliebhaber" dass bei solchen aktionen auch genetische Merkmale "übernomme" werden die sich auf das äußere eines Vogels auswirken dürfte unbestritten sein

rebell
 
Also bitte,

schon das Produkt einer Verpaarung von zwei äusserlich identisch aussehenden Wildfängen disjunkter, also nicht natürlich in Verbindung stehender Wildpopulationen ist zwar für Laien absolut nicht von einem Wildvogel zu unterscheiden, aber aus populationsbiologischer Sicht (in aller Regel, es gibt genetisch begründbare Ausnahmen) schon nicht mehr zur Auswilderung geeignet.
Soo schnell geht das in der Tat! Und dabei würde jeder von euch sagen, so ein Nachwuchs ist ein echtes Wildtier!
Umsomehr gilt das für die übliche Hobbynachzucht. Absolut ungeeignet sind natürlich die über viele Generationen genetisch ungeplant verpaarten Wildformvögel, so äusserlich ununterscheidbar sie von einer Wildform auch sein mögen.
Genetisch sind diese "Produkte" nämlich immer deutlich von allem abweichend, was frei noch rumfliegt, meist dazu auch noch verarmt an allelischer Vielfalt und somit auch in ökologischer Flexibilität über weitere Generationen eingeschränkt.
Das hat gar nichts, aber auch rein absolut gar nichts damit zu tun ob der Vogel einem wilden Artgenossen nun bis auf die letzte Feder gleicht oder nicht.
Das heisst nicht, dass nicht "in letzter Verzweiflung", also nach dem völligen Erlöschen einer Art im Freiland auch solche Tiere noch zur Auswilderung kommen könnten -es gibt dafür auch Beispiele- doch ist das dann immer ein Freilandexperiment was wenig mit der Ursprungspopulation zu tun hat und nur selten überleben soclhe Tiere dauerhaft ohne erhebliche menschliche Hilfe.
Tiere für Auswilderungsprojekte brauchen einen lückenlosen Stammbaum bis zum Wildfang zurück und müssen Verpaarungen entstammen, die Lokalitäten ebenso wie genetische Diversität berücksichtigen. Sonst bringt das alles nichts weiter als das Risiko, eventuelle Wildpopulationen durch Verpaarung mit solchen Vögeln weiter in ihrer Überlebensfähigkeit einzuschränken.
Entsprechende Erhaltungszuchtprogramme werden mit großem wissenschaftlichen Aufwand zentral gesteuert und verlangen eine recht große Population beteiligter Individuen und entsprechend umfangreiche Koordinierungsarbeit.
Kein Privatmann oder keine Gruppe von Privatleuten kann das leisten und selbst den koordiniert arbeitenden Zoos gelingt so etwas nicht ohne Einschränkungen.
Für Privatzüchter heisst das, Wildformzucht ist eine Farbformzucht wie jede andere. Nicht mehr und nicht weniger..... na ja vielleicht etwas mehr, weil sie dem pädagogischen Zweck förderlich ist, Betrachtern -gewissermassen am Modell- vor Augen zu führen, wie das zugehörige Wildtier aussieht.
Alle darüber hinausgehenden Ansprüche sind aber Augenwischerei und nicht in der Realität begründet.
Das ist keine persönliche Meinung, sondern belegbare Tatsache.
Ich garantiere dafür, dass kein Biologe, der sich mit solchen Problematiken beruflich beschäftigt etwas anderes sagen wird!
Hauptartenschutzanteil der Hobbyzucht ist es, Wildfangquoten zu reduzieren und Interesse an der Art zu wecken, das letztlich auch in Engagement beim Habitaterhalt münden kann.
De facto kein kleiner Beitrag zum Artenschutz.
Aber die Zuchtvögel selber sind hier nur sehr sehr indirekt von Bedeutung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube der Name war Milautzki, Roland.
Er brachte das Thema schön auf den Punkt und stellte einige flotte Auslegungen von H. Claßen nachvollziehbar richtig.
Aus der Richtung kamen jedenfalls keine Gegenargumente, so das man die Richtigkeit auch nicht anzweifeln muß.
Leider auch mit dem unangenehmen Nebeneffekt, das eben der komplette Thread gelöscht wurde. Möglich das hier jemand eine versteckte Majetätsbeleidigung entdeckt hatte, die sonst gar niemandem aufgefallen war.
Leider ist es immer noch so, das ein großer Teil der Kommentatoren es immer noch nicht verstanden hat, um was es dem Threaderöffner ging.
Mitlerweile ist vieles schon aus dem Zusammenhang gerissen und es werden analog Thesen aufgestellt die zum Beispiel der geplanten möglichen Auswilderung von Goulda. in Australien widersprechen, weil es sich dann ebenfalls um Tiere handelt, die über Generationen in Gefangenschaft gezüchtet wurden. Scheinbar erholen sich die Bestände wieder, so das man hier keinen praktischen Gegenbeweis anstellen muß.
Geplant war es von den dortigen Biologen von Anfang an.
Aber es ging im besagten Thread nie um Auswilderung, sondern um das Kaputtzüchten der Wildfarbigen mit Mutationen in Züchterhand
Ebenso um den Erhalt der Wildfarbigen in unseren Volieren
Das geht nun immer mehr unter, jeder dem diese Art von Zuchtziel nicht paßt und seinen Interessen, meist finanziellen, zuwider läuft, versucht das Thema in eine andere Richtung zu schieben..oder mit anderen Worten; das Thema zu zerreden.
Dazu habe ich nun wirklich keine Lust und auf diese Art lenkt man nur von eigenlichen Thema ab, Roland.
Natürlich steckt auch ein bischen System dahinter. Trotzdem geben einige nur Plattheiten von sich, oftmals reicht es nicht dazu meinetwegen auch eine kontroverse Diskussion zu führen. Aber richtige Argumente zum Thema und nicht; Müller hat in Australien im Urlaub einen Schönsittich mit rotem Bauchfleck entdeckt.
Also klinke ich mich hier mal aus und melde mich dann wieder, wenn man das Thema als solches wieder entdeckt hat.
Viel Spaß beim Diskutieren, Roland.
Gruß
Ivan
 
Danke, Ingo, für deinen Beitrag.
Genetisch sind diese "Produkte" nämlich immer deutlich von allem abweichend, was frei noch rumfliegt, meist dazu auch noch verarmt an allelischer Vielfalt und somit auch in ökologischer Flexibilität über weitere Generationen eingeschränkt.
Das hat gar nichts, aber auch rein absolut gar nichts damit zu tun ob der Vogel einem wilden Artgenossen nun bis auf die letzte Feder gleicht oder nicht.
Für Privatzüchter heisst das, Wildformzucht ist eine Farbformzucht wie jede andere. Nicht mehr und nicht weniger..... na ja vielleicht etwas mehr, weil sie dem pädagogischen Zweck förderlich ist, Betrachtern -gewissermassen am Modell- vor Augen zu führen, wie das zugehörige Wildtier aussieht.

Ähnliches hatte ich hier auch schon geschrieben, wenngleich in etwas anderen Worten und ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Es war wohl doch nicht so falsch:
- dass geglaubt wird, nur weil Vögel auch nach vielen Generationen äußerlich genauso aussehen wie die Wildform, hätten sie sich nicht verändert. Alles was ihr beurteilen könnt, ist das Äußere. Ihr wisst nicht, welche Veränderungen am Organsystem auftreten, ihr wisst nicht, welche Veränderungen am Verhalten auftreten - aber wen juckt das schon, Hauptsache die Form stimmt.
 
Rückzüchtung erzeugt eben nicht so ganz das, was der Ursprung einmal war. Siehe Auerochse. Das Heckrind ist eine Kuh, die aussieht wie ein Auerochse. Lässt man es verwildern, ist es fast schon einer, aber es ist trotzdem etwas anderes.

Und was sagt uns das Ganze?

Erhaltungszucht zur Wiederausbürgerung ist das Eine und findet unter anderen Voraussetzungen und Methoden statt, als die Vogelliebhaberei mit der Erhaltungszucht eines Wildtyps. Darum geht es aber hier eigentlich nicht. Es geht doch im Ursinne dieses Threads um die Einschränkung ungesunder Vermehrungsmethoden und Zuchtziele, nicht war? Man sollte nicht allzusehr die verschiedenen Intentionen der Avikultur vermischen. Aber am Rande kann man das ja mal vermerken, dass es auch unterschiedliche Ziele in der Vogelhaltung und Zucht gibt:
Erhaltungszucht eines Wildtyps finde ich durchaus gut und richtig. Wenn es gelingt, die Haltungsmethoden dahingehend zu verbessern, dass die Nachkommen wieder ausgesiedelt werden können, dann hat man die edelste Form der Vogelhaltung und Zucht erreicht. Das ist machbar, wenn nicht, scheitert es an den Egoismen und Bequemlichkeiten der Einzelnen.

Wenn ich vor einem Vogelbauer stehe und raten muss, ob es sich nun um einen Schwan oder einen Kanarienvogel (war jetzt stark übertrieben) handelt, dann ist etwas schief gelaufen. Nicht übertrieben ist die Unsicherheit, ob es sich bei dem Tier vor meiner Nase um einen Schönsittich oder Glanzsittich, um ein Rußköpfchen oder Pfirsichköpfchen, eine Gouldsamadine oder Papageienamadine handelt. Es gibt unzählige dieser Beispiele. Dieses macht den Sport der Vogelzüchterei absurd. Alles wird zu einem Einheitsbrei, anstatt die Vielfalt der natürlichen Arten zu verehren. Ist so, wie in der Gärtnerei: Alle Blumen werden gefüllt. Man könnte ja stattdessen die Urform züchterisch weiter herausarbeiten.

Über die Farbveränderungen haben wir uns ja schon reichlich ausgelassen. Die Meisten davon sind "Fehler" - ihnen fehlt Farbe. Über die Formen kann man auch trefflich streiten. Welche davon ist dem Vogel wirklich zuträglich? Da haben wir festgestellt, dass die Vogelzucht zum Teil das Interesse des Vogels völlig ignoriert. Der Züchter steckt sich Prämien ein und lässt sich feiern, ganz so, als hätte er eine Statue aus Stein erschaffen. Die Statuen in den Käfigen sind aber lebendige, empfindende und leidende Wesen. Das sollte man bei der Züchterei in den Mittelpunkt stellen!

Grüße, Al
 
Danke Ingo für Deinen hervorragenden Beitrag.

Es zeigt ja sehr schön auf, dass beide Seiten sich um des Kaisers Bart streiten.
Das wir, wenn wir Vögel halten und vielleicht züchten, dies aus Eigennutz und aus nichts anderem halten dürfte ohne Zweifel sein.
Tatsache dürfte bleiben, dass es sich hier nicht mehr um den klassichen Wildvogel handelt, sondern um eine Farbform die der des Wildvogels sehr nahe kommt.

Was mich hier in diesem Thread beschäftigt ist weniger welche Zuchtform man wählen sollte, dass ist in der Tat Gezanke um des Kaisers Bart.
Mich beschäftigt eher die Motivation die dahinter steckt, es einem Züchter noch schwerer zu machen.
Hier liest man oft Back to the Roots, wie Du sehr anschaulich beschrieben hast ist dies Wunschdenken.
Mich bewegt mehr, was sind die Beweggründe Farbformen zu verteufeln und warum?
Ich bin absolut kein Fan von Mutationen, ich kann sie aber aus genannten Gründen nicht ablehnen. Warum auch?

Jede Zuchtform hat ihre Daseinberechtigung, warum auch nicht?
Weil es ein paar Leuten nicht gefällt? Leuten die selber einige Jahre verschlafen haben?

Die Intention die dahinter steckt ist abolut nicht nachvollziehbar.
Noch weniger wenn man Deinen Text verstanden hat.

Gruß
Tam
 
Also bitte Ingo,

Du hast das Ganze auf den ersten Blick ja recht logisch erklärt.
Du schreibst, dass sich "genetisch über mehrere Generationen ungeplant verpaarte verparte Wildformvögel" auch verändern und versteigst Dich sogar in die Behauptung, dass "Wildformzucht eine Farbformzucht" sei, wie jede andere.
Dabei hast Du aber sicherlich nur "vergessen" zu erwähnen, dass optisch nicht auffallende Mutationen nicht gezielt weitergezüchtet werden und dadurch nicht auch noch künstlich vermehrt werden. Im Gegensatz dazu werden erwünschte Mutationen durch die Verpaarung nah verwandter Vögel "gefestigt" und so gezielt von der ursprünglichen Form entfernt.
Als "Nebeneffekt" entstehen Spaltvögel, die es den Züchtern von wildfarbigen Vögeln erschweren oder unmöglich machen, ihr Zuchtziel zu erreichen.

Es bleibt dabei: Mutationszucht ist die gezielte und vorsätzliche Vermehrung und Verbreitung von Erbkrankheiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann ich so nicht unterstützen.
Definiere Erbkrankheit.

Neutraler wäre: Dem Züchter erblich fixierte phänotypische Änderungen.

Alles, was die Gesundheit und Überlebensfähigkeit der Vögel in menschlicher Obhut nicht negativ beeinflusst ist IMHO akzeptabel und hat seine Daseinsberechtigung.
In der Tat ist es doch (auch wenn viele sagen: leider) gerade die Freude an der Mutationszucht, die viele Vogelhalter überhaupt motiviert.
Fehlten diese Halter auf einmal komplett, würden manche Märkte kleiner, manches Zubehör teurer und weniger leicht verfügbar.
Und wenn wir akzeptieren, dass die Vogelhaltung das Interesse an der Biologie der Tiere weckt und dass das positive Folgen hat, sollten wir auch akzeptieren, dass die Mutationszucht das Interesse an der Genetik und das Verständnis für genetische Vorgänge weckt.
Last not least hat ein durchaus merklicher Anteil der Halter wildformnaher Formen den Einstieg über die Zucht nicht wildfarbener Vögel gefunden (Zebrafinken, Kanaris, Wellensittiche....)
Natürlich ist es ebenso unverantwortlich wie aber leider auch unvermeidbar, dass viele Züchter phänotypisch unauffällig spalterbige Vögel nicht als solche kennzeichnen und dass zum herauszüchten "reiner Linien" viel zu viel Inzucht betrieben wird.
Zumindest letzteres tun aber Züchter wildformähnlicher Tiere nahezu in gleichem Maße.
Wegen der nicht gekennzeichneten spalterbigen Vögel die Mutationszucht zu verbieten finde ich zu harsch.
Das Vorhandensein solcher Spalter könnte doch auch die Halter wildformnaher Vögel motivieren, sich besser zu organisieren, exaktestens Buch über Ihren Bestand zu führen und Kontakte mit Gleichgesinnten ausführlicher zu pflegen. Netto kommt dann nämlich so etwas wie ein Überblick über nationale, vielleicht auch übernationale Gesamtbestände zusammen und eine zumindest an das Vorgehen von EEPs angenäherte Planung von Verpaarungen. Das finde ich zB viel sinnvolelr und dem grundgedanken der Züchter wildformnaher Formen weit näher stehender anstatt einfach auf der nächsten Börse einen Wildfarbenen Vogel unbekannter Herkunft von einem unbekannten Züchter zu kaufen.
Das kann nämlich eben durchaus ein Spalter sein oder aber auch ein dem eigenen Bestand zu nah oder zu fern Verwandter reiner Wildformnachkommen.
Ersteres merkt man bald und ärgert sich. letzeres merkt man kaum und schadet sich doch genauso.
 
Das kann ich so nicht unterstützen.
Definiere Erbkrankheit.

Neutraler wäre: Dem Züchter erblich fixierte phänotypische Änderungen.

Alles, was die Gesundheit und Überlebensfähigkeit der Vögel in menschlicher Obhut nicht negativ beeinflusst ist IMHO akzeptabel und hat seine Daseinsberechtigung.
In der Tat ist es doch (auch wenn viele sagen: leider) gerade die Freude an der Mutationszucht, die viele Vogelhalter überhaupt motiviert.
Fehlten diese Halter auf einmal komplett, würden manche Märkte kleiner, manches Zubehör teurer und weniger leicht verfügbar.
Und wenn wir akzeptieren, dass die Vogelhaltung das Interesse an der Biologie der Tiere weckt und dass das positive Folgen hat, sollten wir auch akzeptieren, dass die Mutationszucht das Interesse an der Genetik und das Verständnis für genetische Vorgänge weckt.
Last not least hat ein durchaus merklicher Anteil der Halter wildformnaher Formen den Einstieg über die Zucht nicht wildfarbener Vögel gefunden (Zebrafinken, Kanaris, Wellensittiche....)
Natürlich ist es ebenso unverantwortlich wie aber leider auch unvermeidbar, dass viele Züchter phänotypisch unauffällig spalterbige Vögel nicht als solche kennzeichnen und dass zum herauszüchten "reiner Linien" viel zu viel Inzucht betrieben wird.
Zumindest letzteres tun aber Züchter wildformähnlicher Tiere nahezu in gleichem Maße.
Wegen der nicht gekennzeichneten spalterbigen Vögel die Mutationszucht zu verbieten finde ich zu harsch.
Das Vorhandensein solcher Spalter könnte doch auch die Halter wildformnaher Vögel motivieren, sich besser zu organisieren, exaktestens Buch über Ihren Bestand zu führen und Kontakte mit Gleichgesinnten ausführlicher zu pflegen. Netto kommt dann nämlich so etwas wie ein Überblick über nationale, vielleicht auch übernationale Gesamtbestände zusammen und eine zumindest an das Vorgehen von EEPs angenäherte Planung von Verpaarungen. Das finde ich zB viel sinnvolelr und dem grundgedanken der Züchter wildformnaher Formen weit näher stehender anstatt einfach auf der nächsten Börse einen Wildfarbenen Vogel unbekannter Herkunft von einem unbekannten Züchter zu kaufen.
Das kann nämlich eben durchaus ein Spalter sein oder aber auch ein dem eigenen Bestand zu nah oder zu fern Verwandter reiner Wildformnachkommen.
Ersteres merkt man bald und ärgert sich. letzeres merkt man kaum und schadet sich doch genauso.

Hallo Ingo

1. wer hat hier gefordert die Mutationszucht wegen nicht geknnzeichneter spalterbiger Vögel zu verbieten ? - ich diesen Satz mal als "Stimmungsmache" an

2. wieso sollen die Halter und Züchter von wildformnahen Vögel den Mist "reparieren" den eine übertriebene Mutationszucht hervorgerufen hat

3. der Einstieg von dem du schreibst (WS, Zebrafinken, Kanarien) erfolgte über die sowieso schon dom. Arten bei welchen es eh zu spät ist etwas zu retten.

4. Inzucht innerhalb der Züchter wildformnaher Vögel wird doch dadurch verursacht, dass es kaum noch reinerbige Vögel gibt.


rebell
 
Thema: Mutationszucht - wie weit soll es gehen ?

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