Emotionen bei Tieren inzwischen offiziell anerkannt (?)

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Stephanie

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Hallo,
beim Stöbern in der Buchhandlung stieß ich kürzlich auf ein Buch, in dem glaube ich stand, dass man inzwischen allen Säugetieren zumindest Emotionen zugesteht, d. h. diese stehen nicht mehr außer Frage.


Bei mir in der Schule hatte eine Klassenkameradin noch Knartsch mit dem Lehrer, weil sie behauptete, dass Pferde denken.

Ich hatte als letztes Jane Goodalls Ansatz im Kopf, dass man eben nicht wissen könne OB Tiere das gleiche fühlen, das wir ihnen in best. Situationen unterstellen, aber man sagen darf (als Kompromiss), dass es so aussieht bzw, sich das Tier o verhält wie ein Mensch der eben traurig etc. ist.

Frage:
Wie ist es nun zu dieser Haltung gekommen und
ändert sie etwas für Tiere bzw. "Verhaltensregeln" im Umgang mit Tieren ALLGEMEIN (= Ratschläge, Vorschriften, nicht individuelles Verhalten von einzlenen Menschen zu Tieren)?

Sind Bücher (= Wissensverbreitung) wie das vom "Rinderflüsterer" nun eine Folge dieses veränderten (offiziellen) Bildes vom Tier?

(Haustierhalter haben ja immer schon ihren Tieren Emotionen unterstellt, nehme ich an ;).)
 
Hallo Stephanie,
ich denke durch die Langzeitstudien mit der Schimpansin Washoe und dem Graupapagei Alex, sowie die immer höhere Zahl von Einzeltieren verschiedener Arten die den Spiegeltest bestehen, sowie durch die Ähnlichkeiten biochemischer Vorgänge hat sich seit den 1980er Jahren viel verändert. Als Wissenschaftler müsste man sonst wahrscheinlich auch Menschen Emotionen absprechen.
Bei Menschen läuft seit Ende der 80er Jahre ja auch die Diskussion ob es einen freien Willen gibt, oder das Gehirn diesen nur vorspielt, weil man mit dem Glauben an den freien Willen (indirekt damit auch Religion, Moral, Ethik, Schuld und Verantwortung) einen Vorteil im Überlebenskampf hat. Denn dadurch macht Teamwork erst wirklich Sinn. Bin mal gespannt, wie sich das Thema weiterentwickelt. Könnte sein, dass bald hier die Fetzen fliegen. U.a Darwinisten vs Kreationisten ... Ring frei. Ready to rumble.
 
Emotionen als solche sind im Tierreich schon seit langem nicht mehr in Frage gestellt. Emotionen sind evolutiv ja auch eher alt als neu. Natürlich wissen wir nicht, wie nahe die Empfindungen eines Tieres den unseren sind. Aber wir wissen ja letzlich auch nicht wirklich, ob unser menschlicher Gegenüber Freude, Angst, Wut genauso empfindet wie wir selber.
Dass ein Buntbarsch, der einem viel größeren aggressiven Artgenossen begegnet und darauf mit starkem Farbumschwung, Flossenklemmen und Flucht reagiert Angst empfindet steht für mich ebenso ausser Frage wie dass in Einehe lebende Vogelpartner, ja selbst in Einehe lebende Echsen und Fische Zuneigung füreinander empfinden oder dass ein Chamäleonmännchen so etwas wie Wut empfindet, wenn er einen Artgenossen im eigenen Revier antrifft.
Das ist ganz klar. Eine ganz andere, oft damit verwechselte oder vermischte Frage ist, ob und welche Tiere sich bewusst sind "Man, jetzt bin ich aber sauer" oder "Was habe ich doch jetzt für große Angst" oder auch "ich liebe Dich". Das trifft sicher nur auf wenige zu, ein Ich Bewusstsein verlangt einen sehr hohen Organisationsgrad und wurde deshalb lange zeit auch hochstehenden Tieren abgesprochen. Das ändert sich gerade.Schimpansen, Großpapageien, Rabenvögel und so einige mehr gehören wohl selbst in diese Kategorie. Aber auch da muss man bedenken, dass artspezifische Unterschiede relevant sind und bleiben und dabei zu scheinbaren Einschränkungen führen. Ein Schimpansenmann wird sich nie in unserem Sinne in eine Schimpansendame "verlieben" können, bei Kolkraben ist das dagegen geradezu eine Voraussetzung für die Paarbildung.
 
3570013413 Es gibt leider kaum noch Exemplare
 
3570013413 Es gibt leider kaum noch Exemplare

:idee: Versteh ich nicht.

Was versteht man unter EMOTION? Das Wort wörtlich übersetzt heißt "Herausbewegung". Wenn ein Tier oder Mensch angeregt durch irgendeinen inneren oder äußeren Reiz veranlasst wird, sich aus seiner ruhenden Mitte zu bewegen, hat es oder er eine Emotion. Damit haben auch Regenwürmer und Nesseltiere Emotionen. Sie sind nicht unbedingt vergleichbar mit denen der Menschen, aber sie sind da.

Wenn man Emotion gleichsetzt mit Gefühl, so haben alle Tiere, wie die Menschen auch, Gefühle. Sie sind gleichermaßen vorhanden, aber je nach Tierart unterschiedlich stark ausgeprägt. Ist so, wie das Vorhandensein und Arbeiten der verschiedenen Organe. Es gibt Grundgefühle und solche, die sich kombinieren und zu einem Neuen werden. Sie entstehen durch innere oder äußere Reize und verschwinden wieder.
Grundgefühle sind Angst und Hunger oder Zorn und Liebe. Die Tierkunde spricht da von Lust und Unlust. Die Grundgefühle veranlassen Tier und Mensch zu den notwendigen lebenserhaltenden Handlungen Flucht oder Angriff, Nahrungsaufnahme oder Paarung. Im sozialen Leben sind diesen Handlungen allerhand Rituale vorangestellt, welche wiederum die Mannigfaltigsten Gefühle mit den nachfolgenden Handlungen veranlassen. So auch im Nahrungserwerb. Ganz vereinfacht wird die Fähigkeit der Tiere Gefühle zu empfinden und danach zu handeln als Trieb bezeichnet. Ohne Gefühl keine Aktion, so einfach ist es.

Im Gegensatz zum Menschen reagieren Tiere unmittelbar auf ihre Gefühle, wie es ihnen ihre Instinkte vorgeben. Menschen lernen, ihre Gefühle zu verbergen oder solche Gefühle zu entwickeln, die zu Ersatzhandlungen befähigen. Ich greife meinen Widersacher nicht an, sondern verbünde mich mit Freunden oder spreche mit ihm und kläre eine Meinungsverschiedenheit oder mache auch anderes. Ich greife im Supermarkt nicht einfach zum Apfel und esse ihn auf, sondern trage ihn zur Kasse und bezahle ihn. Dann erst esse ich ihn. ...

Natürlich denkt ein Tier auch, aber eben anders als Menschen. Ein Tier lebt im Hier und Jetzt, es kennt nicht Vergangenheit und Zukunft, es kann nicht aus erworbenem Wissen planend in die Zukunft denken. Es handelt spontan, wie es seine Instinkte vorgeben, bzw. was ihm aus Erfahrung Lust oder Unlust bereitet. Auch handelt das Tier nicht aus Egozentrik bzw. Selbstreflexion, weil es kein Bewusstsein von sich selbst hat. Es empfindet sich selbst allein im Vorhandensein eines Artgenossen, in seinem Gefühl der Zugehörigkeit. Es würde deswegen nie sagen können "Ich", aber es würde sagen können "Es" und "Du". Dass es so ist, belegt schon der Selbsterhaltungstrieb und die spezifische Kommunikation der Tiere untereinander. Belegt wird es durch die Aktionen, zu denen ein Tier veranlasst wird.

Gemeinsame Aktionen sind bei höheren, sozialen Lebewesen vorhanden. Das gemeinsame Jagen der Löwen und Wölfe setzt voraus, dass das Tier weiß, was das andere weiß, sonst wäre koordiniertes Handeln gar nicht möglich. Und es gibt Tiere, die andere Tiere täuschen können. Damit ist bereits ein kleiner Schritt zur Selbsterkenntnis vollzogen. Denn es setzt voraus, dass es weiß oder ahnt, was der andere über es selbst weiß. Wenn der Rabe eine Nuss versteckt, vergewissert er sich, ob ihm keiner zuschaut, er will die Nuss nämlich selber haben. Er unterstellt dem anderen aber, dass er auch die Nuss haben will. Fühlt er sich beobachtet, so tut er so, als bemerke er es nicht. Wenn der Beobachter wegschaut, vergräbt er schnell seine Nuss woanders. Solche Beispiele gibt es von Rabenvögeln, Papageien, Hunden und Menschenaffen.

So ist es deutlich, dass Tiere Emotionen und Gefühle haben, entsprechend in einfachen Kategorien denken und reagieren und manche sogar selbstreflektiv denken können.
 
Planen

Ich meine irgendwo von einem Primaten im Zoo gelesen zu haben, dessen Spezialität es ist die Besucher mit Steinen etc zu bewerfen, wenn sie zu sehr nerven.
Die Pfleger haben eben diesen Primaten auch dabei beobachtet, das er passende Steine (Wurfgeschosse) außerhalb der Öffnungszeiten sammelt, um diese dann zu den Öffnungszeiten parat zu haben.
Das nenne ich vorrausschauende Planung.
Ist es purer Instinkt bei den Vögeln, das viele erst ihren Partner annehmen, wenn der ein schönes Nest gebaut hat? Oder eventuell doch das Wissen daram ebendies demnächst zu benötigen?
Noch ein Primatenbeispiel waren 2 Affen die sich gegensritig befreiten um an Fressen heranzukommen. Ein paar Versuchsaufbauten später bekam nur einer Futter, auch wenn der andere half, mit der Quintessenz das der Affe der leer ausging genau einmal half und dann nicht wieder, obwohl der andere Affe ihn "befreien" wollte. Ich denke schon das die "Viecher" solange es um Futter oder Fortpflanzung geht sehr wohl Vorausplanen können.
 
:. Ein Tier lebt im Hier und Jetzt, es kennt nicht Vergangenheit und Zukunft, es kann nicht aus erworbenem Wissen planend in die Zukunft denken. Es handelt spontan, wie es seine Instinkte vorgeben, bzw. was ihm aus Erfahrung Lust oder Unlust bereitet. Auch handelt das Tier nicht aus Egozentrik bzw. Selbstreflexion, weil es kein Bewusstsein von sich selbst hat. Es empfindet sich selbst allein im Vorhandensein eines Artgenossen, in seinem Gefühl der Zugehörigkeit. Es würde deswegen nie sagen können "Ich", .

Das gilt für viele.
Allerdings gibt es auch viele, für die das nicht gilt.
Vor allem betreffs der Vergangenheit. Aus Erfahrungen lernen, lange nicht gesehene Bekannte individuell wiedererkennen....das können sehr viele Tiere.

In die nähere Zukunft hinein planen.....das ist für viele Primaten und Vögel beschrieben.

Ich Bewusstsein hat man ebenfalls bei vielen Primaten, Vögeln und Cetaceen beschrieben....siehe auch den Spiegelerkennungsthread. Das ist ein eindeutiger Test für Ichbewusstsein.
 
Sehr interssanntes Thema.

Ich finde es überraschend das doch manche Menschen davon ausgehen das ihnen das recht auf Emotionen vorbehalten ist. z.B Hühner Wissenschaftler haben erst kürzlich herausgefunden das Hühner wohl doch recht gut riechen können. Warum haben wir ihnen das recht überhaupt abgesprochen gut riechen zu können sie haben doch eine Nase also können sie riechen.

Wir sprechen Tieren einfach Emotionen oder vorausschauendes denken teilweise einfach ab. Was ich schade finde. Bei Tieren gibt es kluge und weniger geistreiche Tiere wie bei uns nur das sie meistens es nicht schafen sich fort zupflanzen was ich gut finde. Leider ist das bei uns Menschen leider nicht so. Eine Junge Frau bekommt Kinder und kann mit ihnen nix anfangen und lässt ihr Kind verhungern... und keiner unternimmt was.

Auch hab ich an mir Tieriesches verhalten mitbekommen z.b wenn ich mich in die enge gedrückt fühle... entweder zieht man sich zurück oder man geht in den Angriff, das machen unsere kleinen auch nur das sie meistens es deutlicher zeigen und ihresgleichen auch die zeichen verstehen nur wir Menschen haben Probleme den anderen teileweise zu verstehen und die Zeichen richtig zu deuten.

Wohl aber sage ich auch dass das Bewusstsein wohl anders ist als unsreres, mehr dem überleben gewidmet. Aber auch sie Merken sich ok der tut mir was und der nicht da kann ich mich entspannen und ein nickerchen halten.

Gruß Marilyn
 
Hallo Marilyn,
was Du beschreibst, ist"fight or flight". Eine überlebenswichtige Reaktion, bei der blitzschnell Adrenalin ausgeschüttet wird und sofort eine Entscheidung fällt und gehandelt wird. Alle Kraft kann sofort eingesetzt werden, für eine begrenzte Zeit. Meist ist man dann nach 20 Minuten völlig erschöpft, aber man hat dann die Situation überlebt. Das kann man übrigens auch bei Mannschaftssportarten bemerken. Eine Mannschaft spielt plötzlich wie ausgewechselt und dreht das Spiel, dann führt sie klar und kurz danach wird der Sieg doch noch vergeigt. Pure Biochemie, die
bei Spitzensportlern durch mentale Tricks noch um ein paar % getoppt wird. Mit letzter Willenskraft gewonnen ...
 
Thema: Emotionen bei Tieren inzwischen offiziell anerkannt (?)

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