Hallo alle zusammen,
heute ist die Normalität bei uns wieder eingekehrt und so will ich gleich berichten.
Ich fange mit dem Schönsten an. Für den unheimlich lieben Besuch von Gudrun und Birgit möchte ich mich nochmals ganz herzlich bedanken. Es war ein so wunderschöner Tag, voller Freude und Harmonie, den wir lange, lange nicht vergessen werden und der sicherlich bald wiederholt wird. Lotti wurde natürlich wieder mit tollem Spielzeug verwöhnt und ich glaube, sie hat sich auch gebührlich dafür bedankt. Sie war gut drauf und hat auch einen grossen Teil ihres Repertoires vorgeführt und was mich gewundert hat, sie hatte keine Scheu vor den ihr fremden Personen. Fazit, sie hat sich einigermassen gut benommen. Leider wurde es viel zu schnell Abend und der Abschied kam.
Eines muss ich noch erwähnen, was Gudrun auch schon geschrieben hat. Obwohl man sich vorher noch nie gesehen hat kam es mir vor, als wären wir alte Freunde, die sich schon eine Ewigkeit kennen. Einfach toll und nochmals DANKE für den Besuch.
So, und nun zu dem Besuch der Frau XXX. Da wir uns bereits persönlich kannten, erfolgte die Begrüssung ohne grosse Höflichkeiten. Lotti, die zu diesem Zeitpunkt noch gut drauf war, begrüsste sie mit "tschüüüüss", was einige Male wiederholt wurde und nicht zu überhören war.
Der erste Gang war in Lottes Zimmer, wo Frau XXX Käfig, dessen Inhalt, Kletterbaum und Spielsachen inspizierte und fotografierte. Als erstes musste ich ein Holzspielzeug, das mit Baumwollbändern versehen war, entfernen. Bereits Gudrun machte mich darauf aufmerksam, dass die Vögel in den Baumwollbändern hängen bleiben können und die gleiche Begründung nannte Frau XXX auch. Die Verletzungsgefahr sei einfach zu gross. Daraufhin habe ich das Spielzeug sofort entfernt und Frau XXX meinte, dass ich nur Lottis Lieblingsspielzeug, das sind bunte Pappbälle an Sisalschnüren, reinhängen soll und nur dort, nicht mehr an ihrem Kletterbaum und dem Seil.
Lottchen verfolgte die Aktion aufmerksam wagte jedoch nicht, anzugreifen. Ich nehme an, dass das an der Person der Frau XXX lag, die sehr schnell in einer für sie unbekannten Tonlage sprach und ihr Respekt einflösste. Ab diesem Zeitpunkt setzte sie sich auf die Wohnzimmertür, plusterte sich auf, schloss die Äuglein und hat während der ganzen Unterhaltung, die etwas über drei Stunden gedauert hat, nicht einen Ton von sich gegeben. Ich habe Lotti noch nie so erlebt, es war direkt unheimlich.
Zuerst erzählte mir Frau XXX, dass in dem Alter, in dem Lottchen jetzt ist, in freier Natur sich die Vögel ihren festen Partner suchen, mit dem sie dann ständig zusammen sind. Der von ihr auserwählte Hahn wird dann sich nur noch um sie kümmern und um sie werben und nichts wird ihn von seiner Henne ablenken. Da Lottchen nur mich hat bin ich nunmehr verpflichtet, die gleiche Funktion auszuüben und habe mich nur um sie zu kümmern. (Das mach ich zwar auch, scheinbar nich ausreichend genug)
Frau XXX ging mit mir die Protokolle, die ich fertigen sollte, durch und dann wurde mir mitgeteilt, was ich alles falsch mache und das ist doch eine ganze Menge. Ich will versuchen, es in kurzen Worten wiederzugeben.
Lotti attackiert mich immer, wenn ich telefoniere. Sie sieht nur, dass ich zum Telefon eile und das schwarze Ding in der Hand halte und mich von ihr abwende. Grundsätzlich soll ich sie dabei ansehen, ihr auch ein altes Handy oder einen Kugelschreiber ohne Mine geben und dann weiter reden, so als würde ich mich mit ihr unterhalten. Das gibt ihr nicht das Gefühl, dass ich mich von ihr abgewendet habe und somit hat sie auch keinen Grund mehr, mich anzugreifen.
Gegen die Attacken von hinten kann ich nichts machen, da ich ihr Angriffsverhalten nicht sehen kann. Deshalb soll ich versuchen, so weit es geht, ihr immer das Gesicht zuzuwenden, was sicherlich nicht immer gehen wird. Ich werde es auf jeden Fall versuchen.
Wenn ich am PC arbeite soll ich ihren Freisitz zwischen Couch und meinen Arbeitsplatz stellen, sodass sie neben mir sitzt. Egal was ich mache, ich soll laut lesen und laut vorlesen was ich schreibe, oder einfach nur singen. Lotti soll ich während dieser Zeit einen Kugelschreiber oder einen Holzspatel zur Beschäftigung geben. So hat sie das Gefühl, dass ich mich mit ihr beschäftige und mit ihr rede. Couch wurde bereits verrückt, Freisitz neben mich geschoben, Lotte sitzt jedoch auf dem Balkon und hat zur Zeit kein Interesse an mir.
Jetzt geht es ums Fressen. Morgens soll Lottchen ihre gewohnte Spritze mit allen Medikamenten bekommen. Wenn sie die nicht gleich leerfrisst, soll ich in etwa zwei Stunden es ihr erneut anbieten. Frisst sie das dann auch nicht auf, soll ich ihr erst mittags etwas anbieten und zwar soll sie lernen, Leckerli in Form von Power Treats zu akzeptieren. Wenn es ihr gut geht, und nur dann, soll ich einen Power Treat von oben über ihrem Kopf einen entgegenhalten, von dem ich etwas vorher abgebissen habe. Zeigt sie Angst, verändert sich ihre Pupille oder versucht sie gar zu beissen, soll ich ihn sofort entfernen. Nach einer halben Stunde soll ich die gleiche Prozedur noch einmal durchführen und reagiert sie wie vor, soll ich ihr nichts mehr geben und sie einfach hungern lassen. So soll sie mit der Zeit lernen, die Treats zu akzeptieren, von denen Frau XXX mir eine Hand voll dagelassen hat. Hierin sehe ich die größte Hürde, die auf mich zukommt, aber ich will es versuchen und hoffe, dass ich stark genug bin.
Lotte ist von morgens bis zur Nachtruhe immer ausserhalb ihres Käfigs und es ist jeden Abend ein Kampf, sie in diesen zu bekommen. Dieses soll ich folgendermassen ändern.
Ich soll Lotti auf die Hand nehmen und mit ihr in Richtung Käfig gehen. Wenn ich merke, dass sich ihre Haltung ändert, soll ich stehenbleiben und mit ihr den Rückzug antreten. An der Stelle soll ich eine Markierung anbringen und das Gleiche mehrmals wiederholen. Dann soll ich versuchen, die Markierung zu übersteigen und langsam in Richtung Käfig zu gehen. Bei jeder Veränderung von Lotti stehenbleiben und die Prozedur wiederholen. Wenn wir bis zum Käfig vorgedrungen sind, soll ich sie auf die Türe setzen und gleich wieder runternehmen. Klappt das mehrere Male, dann die Türe leicht in die Richtung Schloss bewegen und wieder öffnen und sie nehmen. Ausserdem soll ein Sitzast im Inneren der Türe angebracht werden auf den ich versuchen soll, sie zu setzen und dann, wie gehabt, auf die Hand nehmen. Bleibt sie auf dem Ast sitzen, soll die Türe leicht geschlossen werden und wieder geöffnet. Dieses so lange wiederholen, bis keine Abneigung mehr besteht und sie versucht, an ihr Lieblingsspielzeug zu gelangen. Dann soll es angeblich geschafft sein, sie ohne Scheu in den Käfig zu bringen, auch während des Tages.
Zusätzlich soll ich ihren Wasserspeicher, auf dem sie ihre Mahlzeiten einnimmt, räumlich verändern, und das in Richtung Käfig. Sie soll an den verschiedensten Plätzen gefüttert werden und zuletzt im Käfig. Hierdurch soll sie erfahren, dass keine Gefahr von anderen Plätzen und dem Käfig ausgeht. Ich sehe zwar keinen grossen Sinn darin aber man weiss nie, wofür das mal gut sein kann.
Dann folgte das Thema Bestrafung. Wenn Lotti mich arg angegriffen hat habe ich sie, ohne ein Wort zu sagen, in ihr Zimmer eingesperrt. Anfangs hat sie noch rebelliert, wurde dann aber ruhig und hat gespielt. Frau XXX meint, dass das keine Strafe für sie ist denn es ist ja alles vorhanden, was für sie normal ist und dazu gehört auch mal, alleine zu Hause zu sein. Ich soll versuchen, sie nur mit Nichtachtung zu strafen denn nichts trifft einen Vogel mehr, als wenn man ihn links liegen lässt und ihm die gewohnte Zuwendung entzieht. Das jedoch nur für ein paar Minuten. Ich versuch es!!
Ausserdem hielt Frau XXX einen ausführlichen Bericht über Aspergillose, den ich hier nicht weiter erörtern möchte, um keiner Person zu Nahe zu treten, es war jedoch sehr aufschlussreich.
Mittlerweile war es gegen 17.00 Uhr, als Frau XXX uns verließ. Da Lotti noch kein Mittag bekommen hatte und Frau XXX meinte, sie sitzt so entspannt auf der Türe und ich soll mit dem Füttern warten, versuchte ich, ihr etwas anzubieten, jedoch ohne Erfolg. Ich führte das auf die Anwesenheit von Frau XXX zurück und versuchte, abends ihr nochmals die Spritze zu reichen, leider erfolglos. Dann bereitete ich einen Brei mit Heilnahrung, von dem sie ein wenig vom Löffel frass. Sie war jedoch weiterhin ganz ruhig und verzog sich auf die Flurlampe, von der ich sie ins Bettchen hole. Als ich sie gegen 22.00 Uhr abholte, musste sie sich fürchterlich übergeben. Mein Gesicht, die Füsse und die Flurwände wurden nicht verschont. Ich weiss nicht, wo sie diese Mengen hergeholt hat. Sie hat nur noch ein wenig getrunken, wollte auf meinem Arm bleiben und liess sich dann nach einiger Zeit auf ihren Schlafplatz setzen.
Die Nacht verlief ruhig und man kann es kaum glauben, heute ist es so, als wäre nie etwas gewesen, sie hat heute Power für Drei. Da Frau XXX sich heute mit Frau Dr. Zsivanovits trifft habe ich dort angerufen und mitteilen lassen, dass Frau XXX einen ganz falschen Eindruck von Lottchen erhalten hat. Lottis Zustand, den sie für entspannt hielt, war ein Zeichen dafür, dass es ihr sehr schlecht ging.Auch heute frisst sie noch nicht genug und ich bin gespannt auf das morgige Wiegeergebnis.
In 6 Wochen soll ich der Frau XXX einen Bericht mailen und wenn alles so geklappt hat wie sie sich das vorgestellt hat, will sie mit einem Training beginnen, welches auch immer. Die Meinung ist, egal wie lange Lotti zu leben hat, es lohnt sich immer. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Das war im Wesentlichen alles und ich hoffe, dass ich nicht so viel vergessen und auch alles richtig verstanden habe. Hoffentlich habe ich Euch nicht zu sehr damit gelangweilt und wünsche allen noch einen schönen Tag.
Herzliche Grüsse senden
Lottchen und Margaretha
Anmerkung des Moderators: Frau XXX sagt, sie habe nicht erwähnt, dass Margaretha von Lottchens Futter abbeißen solle...