Hallo,
um mal wieder auf die wirklich wichtige Kernfrage beim kontrollierten Freiflug zurück zu kommen:
Mag sein, dass einige UNB der Meinung sind, man dürfe keinen Freiflug mit Papageien praktizieren und die Begründung aus den verschiedenen Gesetzen ableitet. Aber wie sieht denn die Realität aus?
Faunenverfälschung? Würde bedingen, dass der Entflogene einen Partner findet und zur Brut schreitet und sie den nächsten Winter draußen überleben. Alle drei Faktoren ziemlich unwahrscheinlich. Auch die frei lebenden Halsbandsittiche und die Stuttgarter Amazonen überleben nur, weil sie von Menschen gefüttert werden. Sähe man die Faunenverfälschung so dramatisch, hätte man die Amazonen längst einfangen können...
Tierschutzgesetz? Das greift deshalb nicht, weil dort von Aussetzen gesprochen wird, also einer
absichtlichen Handlung. Wäre es anders, könnte man jeden, dem ein Vogel entfliegt, belangen. Gleiches gilt für Störung einheimischer Arten durch das Auftauchen des fremden Vogels.
Die Zulässigkeit des kontrollierten Freiflugs ist in Deutschland leider eine Grauzone, denn die Tier- und Naturschutzgesetzgebung kann, wie jede Gesetzgebung, nur einen Rahmen vorgeben und lässt viel Interpretationsspielraum (wäre es anders, bräuchten wir keine Gerichte).
Es entfliegen jedes Jahr zahlreiche Papageien und Sittiche durch Unvorsichtigkeit der Halter. Prozentual sicherlich mehr als einem, der den kontrollierten Freiflug verantwortungsvoll praktiziert.
Sind jetzt alle, die versehentlich das Fenster offen ließen, beim Öffnen der
Voliere nicht aufpaßten, ihre Außenvoliere nicht ausreichend gegen das Eindringen von Mardern, etc. abgesichert haben, Gesetzesbrecher? Sicher nicht. Wieso dann derjenige, der einen gut trainierten Vogel frei fliegen lässt?
Die Chancen, einen Vogel zurück zu bekommen, der den Rückruf beherrscht. sind um ein Vielfaches größer als bei einem untrainierten Vogel. Wie oft passiert es, dass der Papagei hoch im Baum sitzt und nicht weiß, wie er herunter kommen soll. Wie oft suchen entflogene Vögel die Menschennähe und fliegen Fremden zu. Die Beispiele zeigen doch, dass die Vögel nicht entfliegen, um vom Menschen wegzukommen, sondern dass sie sehr gut wissen, wo sie Futter bekommen und deshalb zurück wollen.
Glaubt ihr nicht auch, dass es wesentlich leichter ist, einen Vogel, der den Rückruf kennt, zu rufen als tagelang die Gegend abzusuchen und zu versuchen, ihn einzufangen?
Der Aspekt, das Rückruftraining als "Rettungsleine" im Falle eines Entfliegens zu betrachten, wird von den Trainingsgegnern einfach nicht gesehen. Der Aspekt einer höheren Lebensqualität für den frei fliegenden Vogel wird genauso wenig gesehen.
Noch was zum Abschluss:
Einen Vogel für den Freiflug zu trainieren, kann Jahre dauern. Es reicht nicht, wenn er im heimischen Wohnzimmer auf Zuruf meistens zum Halter fliegt!
Die wenigsten Halter werden die Geduld und Zeit aufbringen können, einen Vogel zum kontrollierten Freiflug zu führen, auch wird es nicht jeder Vogel schaffen. Es ist ähnlich wie bei den Hunden, für die meisten reicht der Grundgehorsam, Schutzhundausbildung ist für Spezialisten.