Gelbseitensittich attackiert mich

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erna

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Liebe Sittich-Freunde,

ich schildere Euch meinen Fall in der Hoffnung, dass mir jemand gute Tipps zum Umgang mit einem unserer Vögelchen geben kann.

Also: Mein Freund und ich haben zwei Gelbseitensittiche - das Männchen ist eine Handaufzucht, das Weibchen kommt aus einer Voliere.

Wir haben sie jetzt seit Februar und sie werden um die Jahreswende ein Jahr alt.
Beide sind eigentlich total süß. Das Männchen war relativ schnell zahm und das anfangs total schüchterne Mädchen ist auch ganz schnell zutraulich geworden. Beide kommen auf die Hand, "kleben" an einem, wenn man rumläuft, haben früher ganz vorsichtig an den Händen geknabbert, sich an uns gekuschelt und sind so eingeschlafen usw.
Sie haben einen relativ großen Käfig (2m x 1,50m x 0,8m) und sind damit auch sehr zufrieden (zumindest haben wir den Eindruck).

Naja, und jetzt zum Problemchen: Der männliche Vogel (Handaufzucht) attackiert mich seit Neuestem.
Ich glaube, er ist sehr auf meinen Freund fixiert und sucht bei mir die Grenzen und vorige Tage war es zum ersten Mal so, dass er, als ich den Raum betrat, mir ins Gesicht geflogen ist und mich gebissen hat. Er hat es direkt zweimal versucht, wollte gar nicht aufhören.

Wir haben natürlich schon alles Mögliche überlegt. Wenn ich alleine mit den beiden bin, ist sein Verhalten eigentlich weniger aggressiv. Na, jetzt beschäftige ich mich viel mit den beiden alleine (das Weibchen ist übrigens total unauffällig, hört gut, wird jedoch von ihm dominiert), ich übe mit ihnen unsere Kommandos ("auf die hand", "absteigen", "komm hierhin").
Aber heute hat er mich selbst während einer Übung attackiert. Er ist wieder auf mein Gesicht losgegangen und hat sich festgebissen. Ich reagiere natürlich mit Aufmerksamkeits-Entzug (ich habe gelesen, das sei das Beste).

Allerdings habe ich das Gefühl, es wird irgendwie nicht besser. (In die Hand beißt er mir natürlich auch oft.) Es macht auch wenig Spaß, mit den beiden zu üben, wenn ich weiß, dass er mich wahrscheinlich wieder attackiert - das tut ja auch wirklich weh. Oft versucht er es im Anschluss direkt noch einmal. Also, wenn ich mich abwende, attackiert er direkt nochmal und versucht, mir ins Gesicht zu beißen. Er lässt nicht locker, sodass ich dann den Raum verlasse.

Ich habe schon in unseren Vogelbüchern nach Tipps zu meinem Verhalten gesucht und auch schon im Forum gestöbert. Aber irgendwie weiß ich gerade nicht, wie ich mich am besten verhalten soll - jetzt in meinem konkreten Fall.
Was soll ich genau machen, damit es mit uns zweien wieder besser klappt?!

Ich wäre für Tipps sehr, sehr dankbar!!! Ich will es ja durch mein eventuelles Fehlverhalten auch nicht noch schlimmer machen. Vermutlich ist das für ihn gerade auch eine wichtige Phase, daher ist es ja umso wichtiger, dass ich jetzt nicht alles falsch mache.

Viele Grüße und schonmal danke!!!!!!!!!!
 
vermutlich musst Du Dich daran gewöhnen, dass es eben so ist und er sein Weibchen gegen Dich verteidigt - eben reine Eifersucht. Deinen Partner akzeptiert er halt. Und er lässt Dich spüren, dass Du nicht Chef im Ring bist. Ist Dein Partner sozusagen das Alphatier? Dann ist er ggf. der einzige, der als höherer Rang akzeptiert wird.

Wir haben sowas bei unserem einen Graupapagei. Meine Frau darf ihn streicheln, ich nicht, dafür gehorcht er bei mir und bei ihr nicht. (Er beißt allerdings niemanden aggressiv von sich aus). Ich hab ihn mal, als er einfach nicht gehorchen wollte, verbal laut zusammen gefaltet, seitdem bin ich das Alphatier und kann ihn problemlos abends reinsetzen, über meine Frau lacht er sich bei sowas kaputt und macht nur Mätzchen.
 
Meinst Du, ich sollte auch dominanter auftreten?
Ich habe bislang eigentlich immer gelesen, dass man am besten unerwünschtes Verhalten ignorieren und erwünschtes Verhalten belohnen sollte.
Na, und wenn ich ihn jetzt anmeckere, wenn er mich attackiert, dann "belohne" ich doch das Verhalten dadurch, oder nicht?! :?
 
Hallo zusammen!

Ist Dein Partner sozusagen das Alphatier? Dann ist er ggf. der einzige, der als höherer Rang akzeptiert wird.

Das sieht ganz so aus, aber abfinden sollte man sich mit dieser Situation keinesfalls oder sagen wir besser, nicht mit seiner Aggression. Es kann nicht angehen, daß der Vogel ins Gesicht beißt ... das ist ja wohl völlig inakzeptabel.

Aber dagegen etwas bzw. das Richtige zu tun, ist nicht die leichteste Übung, wenn man vermeiden will, daß der "Schuß nach hinten losgeht".

Meine Frau darf ihn streicheln, ich nicht, dafür gehorcht er bei mir und bei ihr nicht.

Sowas kennen wir auch ... ist wohl nicht ungewöhnlich.

Ich habe bislang eigentlich immer gelesen, dass man am besten unerwünschtes Verhalten ignorieren und erwünschtes Verhalten belohnen sollte.

Das ist der Grundsatz der Papageienerziehung. Ignorieren ist aber nicht immer der optimale Weg, aber die geeignete Reaktion zu finden, die nicht vom Vogel mißverstanden wird, ist nicht so einfach.

Na, und wenn ich ihn jetzt anmeckere, wenn er mich attackiert, dann "belohne" ich doch das Verhalten dadurch, oder nicht?! :?

Nein, Du belohnst ihn damit nicht, aber er kann Deine Reaktion u.U. mißverstehen. So kommt es nicht selten vor, daß ein lautes AUA als Freudenschrei oder als Aufforderung zum Weitermachen mißverstanden wird.

Das laute Ausschimpfen mit erhobenen Zeigefinger zeigt hingegen vielleicht Wirkung. Ich hatte damit bei meinen Aymaras mal Erfolg ... dem Vogel dabei den blutenden Finger zu zeigen, tat sein übrigens ... den schuldbewußten Blick hättest Du sehen müssen ;)

Es gibt aber noch eine ganz andere Möglichkeit gegen unerwünschtes Verhalten vorzugehen ... Clickern. Übrigens hatte vor wenigen Tagen jemand ein sehr ähnliches Problem ... schau mal HIER.

Und auch hier noch mal der Hinweis: Erst Clickern, wenn man sich intensiv über das Thema informiert hat. Ansonsten riskiert man, womöglich sogar Verhaltensstörungen zu fördern und wir wollen ja genau das Gegenteil erzielen ;)
 
Hallo Chris,

vielen Dank für die hilfreiche Antwort. Ich glaube, ich habe das bislang immer missverstanden. Ich war davon überzeugt, dass es das Beste ist, nicht zu reagieren, wenn das aggressive Vögelchen auf mich losgeht.

Ich muss sagen, jetzt bin ich wirklich erleichtert - es nimmt einem wirklich einen großen Stein vom Herzen, wenn man weiß, was man tun kann. Ich war wirklich schon ganz verzweifelt... :traurig:

Ich habe gerade direkt wieder mit den beiden "trainiert" - ich hatte das Gefühl, dass er in zwei/drei Situationen wieder darüber nachgedacht hat, mich zu attackieren (ich habe das Gefühl, ich kann ihm das irgendwie ansehen), aber er hat es heute nicht gemacht. Vllt. lag es auch daran, dass ich mich heute viel sicherer als die letzten Tage gefühlt habe, weil ich ja wusste, ich kann ihn richtig ausmeckern, wenn er mich wieder attackiert. Und er hat mir das ja vllt. angemerkt, dass ich nicht bereit bin, mir das länger bieten zu lassen.

Na, jedenfalls geht es mir jetzt besser, weil ich jetzt weiß, was ich machen kann. Und weil ich weiß, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich ihn anmaule. Ich schätze, es wird sich die nächsten Tage sicher eine Situation ergeben, in der er mich wieder attackiert - und dann werde ich entsprechend reagieren. Ich werde Euch mal berichten...

Noch eine Frage: Ich trainiere ja jetzt mit den beiden alleine. Habe das Gefühl, je weiter mein Freund weg ist, desto besser klappt's. Soll ich das erstmal weiter so machen oder sollen wir es direkt wieder probieren, wenn wir alle in einem Raum sind? (Mit nur einem Vogel alleine kann ich übrigens nicht trainieren, weil das Weibchen verzweifelt, sobald es keinen Sichtkontakt mehr zum Männchen hat.)

Viele Grüße und schonmal einen herzlichen Dank.
 
Da bin ich schon wieder ;)

Ich war davon überzeugt, dass es das Beste ist, nicht zu reagieren, ...

Sagen wir mal so ... es ist besser nicht zu reagieren, als falsch zu reagieren ;)

Und davon ab ... den Raum zu verlassen, ist auch eine Reaktion.

Grundsätzlich ist aber der Grundsatz der Papageienerziehung korrekt ... Bestrafung ist auf jeden Fall der falsche Weg. Nichtsdestotrotz gibt es Situationen, wo man einem Vogel auch Grenzen seines Verhaltens aufzeigen muß.

Ist alles gar nicht so einfach, aber gleich wird's vielleicht etwas klarer.

ich habe das Gefühl, ich kann ihm das irgendwie ansehen

Das ist der springende Punkt: Da wir halt keine Dr. Doolittles sind, müssen wir lernen die Körpersprache der Tiere zu verstehen, genauso, wie sie lernen unsere zu deuten ... Gesichtsausdruck, Stimmlage, Gesten, usw. Und auch wenn das zunächst unwahrscheinlich klingt, auch Vögel haben einen Gesichtsausdruck ;)

Vllt. lag es auch daran, dass ich mich heute viel sicherer als die letzten Tage gefühlt habe, ...

Tiere spüren, ob Du unsicher bist oder gar Angst hast, keine Frage.

Habe das Gefühl, je weiter mein Freund weg ist, desto besser klappt's. ... Mit nur einem Vogel alleine kann ich übrigens nicht trainieren, weil das Weibchen verzweifelt, sobald es keinen Sichtkontakt mehr zum Männchen hat.

Sie zeigt das typische Verhalten eines Naturbrutvogels, der sich ohne seinen Partner unsicher fühlt und absolut alles mit ihm gemeinsam machen will. Er hingegen zeigt typisches Handaufzuchtverhalten, bei dem ein bestimmter geliebter Mensch über allem steht, was vor allem auch Eifersucht auslösen kann, wenn dieser anderen Menschen oder Tieren Zuneigung zeigt. Das oben erwähnte Alpha-Vogel bzw.- Mensch-Phänomen wird sozusagen durch die Handaufzuchtproblematik übersteigert bzw. forciert.

Von daher würde ich es beführworten, wenn Du allein mit den beiden weiter trainierst. So blöd das auch klingt, aber Männe würde die sich aufbauende Harmonie vorerst nur stören.

Ich hoffe, Du machst weiterhin Fortschritte, so daß der Handaufzuchtvogel zu einem etwas normaleren Verhalten zurückfindet und Ihr irgendwann gemeinsam mit beiden Vögeln gut zurecht kommt.

Schau Dir aber auch mal das Clicker-Thema mal an ... wenn man das Thema beherrscht, kommt man damit deutlich schneller und leichter zum Ziel. Aber man sollte sich zuvor wie gesagt gut darüber informieren.
 
Ja, das clicker-Training schaue ich mir genau an und werde es dann auch in Angriff nehmen. Es klingt, als wäre das eine gute Sache - gerade für mich und meinen aufmüpfigen Problemfall. Denn wenn unsere gemeinsame Zeit gut strukturiert ist und er immer etwas zu tun hat, kommt er weniger auf dumme Gedanken und auf die Idee, er könnte jetzt mal wieder attackieren.

Unser Training hat heute erst ganz super funktioniert - wenn ich auch merke, dass er immer wieder mit dem Gedanken einer Attacke spielt. Dann hat er es jedoch auf meine Hand abgesehen und meine entschiedene Reaktion (mit erhobenem Zeigefinger) hat ihm gar nicht geschmeckt. Er hat sich hierauf richtig festgebissen und zunächst nicht mehr abgelassen - auch trotz meiner Versuche, ihn abzuschütteln.

Ich habe ihn dann jedenfalls kräftig ausgeschimpft und das hat ihn schon ganz schön verwundert. Sein Herzchen klopfte ganz schön schnell und er hat einige Minuten verwundert und stumm in der hinterletzten Zimmercke auf dem Schrank gehockt - so als würde er darüber nachdenken, was ihm denn da gerade widerfahren ist. Ich habe mich nach dem Ausschimpfen natürlich wegbegeben (um die Aufmerksamkeit zu entziehen) und habe die beiden dann wortlos in den Käfig gelotst. Zurück bleibt bei mir ein blutiger Daumen und eine leicht verkratzte Hand; aber das ist nicht schlimm - wir sind ja in einer Lernphase ;-)

Na, ich schätze, wir werden solche Kämpfchen jetzt eine Weile ausfechten müssen. Wenn sich was Neues tut, melde ich mich wieder.
 
Es klingt, als wäre das eine gute Sache ...

Gerade bei Beissern haben einige Leute da wohl entscheidende Erfolge erzielt.

... und er immer etwas zu tun hat, kommt er weniger auf dumme Gedanken ...

Das ist ein nicht unwichtiger Punkt ... die Geier sind ziemlich intelligent und Langeweile ist "tödlich" ... ihre Intelligenz will gefordert werden. Auch hier soll Clickern als kognitive Beschäftigungsmöglichkeit einsetzbar sein.

Aber auch ganz banale Dinge kann man nutzen ... ein Seil mit Knoten muntert meine Aymaras z.B. auf, genau diese Knoten zu öffnen.

Ich habe ihn dann jedenfalls kräftig ausgeschimpft und das hat ihn schon ganz schön verwundert. Sein Herzchen klopfte ganz schön schnell und er hat einige Minuten verwundert und stumm in der hinterletzten Zimmercke auf dem Schrank gehockt ...

Hier muß man aufpassen, daß man nicht zu weit geht und den Vogel verängstigt.

Ich sag ja ... es gilt ihre Körpersprache zu "lesen" lernen.
 
Thema: Gelbseitensittich attackiert mich
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