Vielleicht verstehst Du mich falsch.
Ich meine damit zB : Als Deckung können eine Pflanze aus dem Biotop, eine aus einem anderen Kontinent, eine Kunstpflanze oder u.U sogar ein Pappkarton im Sinne des Vogels gleichwertig sein oder sogar im Einzelfall die weniger naturnahe Lösung hochwertiger..
Und letztlich: Nicht das in unseren Augen schönste oder naturnäheste ist automatisch die beste Lösung im Sinne des Vogels...siehe mein Beispiel Kakadu und Intelligenzspielzeug vs Zapfen.
Und ja, Tiergerecht verstehe ich im Sinn von Individuumgerecht. Den Sinn einer laxeren Definition von artgerecht finde ich nicht sinnvoll.
Aus Sicht des Vogels gibt es da bestimmt Toleranzen oder Akzeptanzen. Aus Sicht des Menschen vermittelt es auch ein unterschiedliches Bild ob es aussieht wie Natur oder wie Fensterbrett. Wenn man den Wellensittich nun in ein Gehege setzt, der ein wenig das Bild von seinem Heimatland vermittelt, finde ich das viel interessanter, als die Kulisse einer Gardine und Gitterstäbe. Was im Vogel so vor sich geht, kann man nicht so genau wissen. Aber ich glaube, dass wenn die Gestaltung des Vogellebens durch den Menschen über die reine Bedürfnisbefriedigung hinaus geht, ist es dem Vogel nicht schnuppe.
Nun kommen noch ein paar praktische Gesichtspunkte hinzu, was die Pflege anbelangt. Es gibt ja Leute, die putzen liebend gerne. Ich nicht so unbedingt. Sauber muss es ja sein, wenn die Tiere nicht krank werden sollen. Ein Gehege, in das ich hineingehen kann, finde ich leichter zu putzen, als eines, in das ich nur halb hineinpasse. Und schon haben die Tiere einen viel größeren Bewegungsraum. Das Putzen eines Zimmerkäfigs fand ich anstrengender als die Reinigung des Schutzhauses und auch weniger stressig für die Tiere. Wenn man dann etwas mit Pflanzen machen will und das ganze soll nicht nach drei Tagen komplett erneuert werden, dann wird es noch größer. So kam es dann, dass ich an dem Verhältnis Größe der Tiere und deren Anzahl und Größe der
Voliere getüftelt habe. Jetzt ist es ein tragfähiges System mehr oder weniger mit dem Bild eines Asiatischen Graslands. Dabei habe ich eben auch den Eindruck bekommen, dass die Vögel darin sich völlig natürlich verhalten. Sie können dabei weitere Verhaltensbestandteile ausleben, wie z.B. Schwarmflug und Revierbildung, was sie ganz schön stimuliert. Es gibt keine Nachteile bislang. Meine Pflege im Außenbereich beschränkt sich auf Gartenpflege. Den Rest erledigen Regen und Nacktschnecken. So wird die Vogelhaltung auch für den Pfleger "artgerecht". Das einzige Problem, was entsteht, ist, wenn sich die Tierchen freudig vermehren. Der Druck auf die Artgenossen wie auf die Bepflanzung nimmt zu. So geht dann der Predator mit dem Kescher auf die Jagd und stellt das Gleichgewicht wieder her.
Was hier als Maximalforderung interpretiert wird ist das Ergebnis von Entwicklung und Beobachtung. Letztendlich soll doch jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Den Tieren wünsche ich jedenfalls immer das Maximum des Machbaren.