So langsam stehen mir ein wenig die Haare zu Berge. Mutationen sind weder böse noch gut, noch irrelevant, wenn es um Verhaltensänderungen geht.
Mutationen sind nicht immer phänotypisch zu sehen.
Natürlich gibt es modifikatorische Anpassungen, aber sehr viele Anpassungen sind genetisch fixiert und beruhen daher letztlich auf Mutationen. identisch aussehende Tiere können sich voneinander genetisch im Einzelfall durchaus stark unterscheiden aber zB eine eventuelle Fortpflanzungsbarriere als Haupt-Kriterium für starke Abweichung zu sehen, kann sehr in die Irre führen.
Wird die bayrische Kohlmeise in Kiel keinen Partner finden? Vermutlich wird sie keine Probleme damit haben.
Ist sie genetisch eindeutig von den Kieler Kollegen zu unterscheiden? Vermutlich problemlos. Kann sie durch Verpaarung mit den Kieler Kollegen letztlich die Vitalität dieser Population beeinflussen? Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich!
Sind die westeuropäischen Türkentauben genetisch eindeutig von ihren orientalischen Artgenossen zu unterscheiden? Sehr wahrscheinlich ja. Damit sind es "Mutanten". Trotzdem stehen sie den östlichen Artgenossen nach wie vor sehr nahe.
Was soll also die ganze Diskussion? Es fallen ständig alle möglichen Mutationen an. Die meisten davon bemerkt man als Laie nicht. Zu erkennen, ob eine Verhaltenänderung genetisch oder ontogenetisch ist, braucht erheblichen Aufwand. Aber ebensowenig, wie so etwas automatisch genetisch ist, ist es automatisch modifikatorisch entstanden. Mutationen und Neukombinationen entstehen in jedem Fall ständig. Manche reichern sich an, andere nicht. Manche reichern sich durch evolutiven Druck an, andere vielleicht einfach durch Gendrift.
Mutationen per se sind weder gut noch schlecht noch zwangsläufig leicht erkennbar. Was draus wird ist von Evolutionsdruck, Zufall und Populationsdynamik abhängig.
Aber letztlich sind wir allüberall von Mutanten umgeben