Wildtierhaltung/Exoten komplett verbieten. Das wäre die einzige vernünftige Lösung.
Vielleicht solltest Du Dich mal mit dem Begriff "Exot"[1] auseinandersetzen, streng genommen handelt es sich ja um Tiere, die nicht in Deutschland heimisch sind. Sprich: Du möchtest ein Verbot aller Tierarten, deren Herkunft nicht Deutschland (bzw. genauer der jeweiligen Region) ist. Dies würde ein Verbot von der Haltung nahezu sämtlicher Heimtiere (auch Ziervögel, Zierfische, sowie Hamster, Meerschweinchen und co.) und extrem vieler Nutztiere bedeuten.
Was ich so erstaunlich finde, ist der Umstand dass die "Wildtierhaltung" immer gerne kontra Artenschutz gestellt wird. Niemand argumentiert andersherum, obwohl es mittlerweile Beispiele (wie z.B. der Axolotl) gibt. Auch die Frage, was ein Wildtier ist, wird leider nie gründlich definiert. Handelt es sich um Tiere, die wild gefangen oder handelt es sich um Tiere, die nicht domestiziert wurden? Lezteres dürfte auch grundsätzlich auf sehr viele Ziervögel zutreffen.
Was mich besonders an der Drucksache der SPD aufregt, ist der Umstand viele Verbote zu fordern ohne nachweisbare Gründe zu liefern. Die Salmonellenproblematik ist nicht nur bekannt (steht in jedem Buch drin), sie ist meiner Meinung nach überflüssig, da man bei der Tierhaltung grundsätzlich Hygienemaßnahmen einhalten muss / sollte. Das gilt auch für die Vogelhaltung. Oder andersherum gesagt: Nach dem Toilettengang wäscht man sich doch auch die Hände, warum also nicht, wenn man mit Kot / Urin / Speichel seiner Tiere in Kontakt gerät? Auch Tiere "abküssen", mit ihnen "schmusen" usw. usf. fällt bei vielen Tieren einfach flach und auch hier gilt grundsätzlich: Danach sauber machen
Problematischer sind viele Krankheiten, die aquaristische Tiere einschleppen können, da das Aquarienwasser wohl in der Regel nicht zum Blumengießen benutzt wird, sondern wieder seinen Weg zurück findet.
Viel wichtiger finde ich, dass man bei jedem Tierhalter stichprobenartige Kontrollen machen sollte, auch sollte eine "artgerechte" Beratung langsam mal Pflicht werden. Dazu gehört aber neben einer großzügigen Ausstattung, auch die Beratung in Technik und Ernährung der Tiere. Wohl die meisten Reptilienbesitzer, die sich kein Buch angeschafft haben, werden ihre Tiere mit staubigen Trockenfutter oder dem wirklich übelriechenden Dosenfutter für Reptilien füttern, die natürlich für "alle" Arten konzipiert sind. Das würde eine generelle Meldepflicht der Tiere natürlich voraussetzen, sollte aber im digitalem Zeitalter aber so langsam aber sich auch kein Problem sein. Aber Moni hat schon die Problematik angesprochen.
An dieser Stelle scheint die SPD sehr stark auf die medialen Hypes einzugehen, wie gefährlich die Haltung doch ist:
* Hamburg hat ein Verbot von giftigen Vogelspinnen eingeführt, die Liste ist bis heute leer
Hier sieht man wieder, dass die Hysterie gesiegt hat.[2]
* Letztens im TV: 50 cm Schildkröten, die einen Finger abbeißen können, zu sehen war eine Peninsula Schmuckschildkröte. Diese Tiere bekommen eventuell Bisswunden hin, der Finger bleibt aber dort, wo er ist. Es gibt lediglich zwei Arten, die in der Lage sind sowas hinzubekommen, diese sind nach dem TierSchG aber in Deutschland verboten.
Man sollte daher immer vorsichtig sein, was bei der Tierhaltung - insbesondere bei der Reptilienhaltung - gehypt wird.
Dem Grundtenor Wildfänge zumindest zu reglementieren (sprich: für bestimmte -wenige- Zwecke, wie dem Artenschutz, offenzuhalten), halte ich für löblich und durchaus auch für sinnvoll. Wenn aber die Chance besteht, Arten zu retten, indem man sie in Gefangenschaft vermehrt, dann sollten dafür entsprechende Kontingente frei bleiben. Leider gibt es hier das Hintertürchen EU-Binnenmarkt und die mangelnden Kontrollen. Wenn das Tier noch nicht einmal angemeldet wird, helfen nur Anzeigen. Man sieht: Es wird sich folglich eine wachsende Dunkelziffer entwickeln, weil Person X unbedingt eine bestimmte Schlange haben möchte und Person Y unbedingt einen bestimmten Zierfisch.[3] Nichtsdestotrotz könnte man an diesem Punkt einen Schritt vorgehen.
So das war jetzt mal mein Senf dazu
Die Vogelforen sind im Übrigen nicht die einzigen, wo dieses Thema diskutiert wird.
Liebe Grüße
Pierre
[1] Mir ist an der Stelle bewusst, dass unter exotisch alles mögliche fällt. Sogar heimische Schlangen.
[2] Für alle die nicht google benutzen wollen: Es gibt derzeit keine bekannte Vogelspinnenart, die für den Menschen giftig ist. Einzig allergische Reaktionen können(!) bei einem Biss auftreten, daher sollten Allergiker immer Cetirizin o.ä. im Haus haben -> Was wohl selbstverständlich sein sollte.
[3] Meiner Meinung nach liegt in der Zierfischhaltung der größte Anteil an Wildfängen.