Weibchen ärgert anderes Männchen

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tulamben

Guest
Hallo,

nach längerer Zeit bin ich wieder im Forum dabei. Meine Wellis sind gesund und erfreuen sich an jedem Tag.

Ein Weibchen, welches mit einem Männchen verpaart ist, ärgert öfters ein anderes Männchen, welches auch ein Weibchen hat. Sogar beim Schmusen und Kraulen "stört" sie. Sind das Annäherungsversuche?

Viele Grüße

Tulamben
 
Nochmalige Nachfrage "Weibchen ärgert Männchen"

Hallo zusammen,

vielleicht hat man meine Frage übersehen, daher möchte ich sie nochmals stellen. Das Weibchen greift nun das andere Männchen hin und wieder an, springt sogar an die Brust. Was mir aufgefallen ist, dass sich ihr Männchen mehr um das andere Männchen (das von ihr angegriffen wird) kümmert, beide sind intensiv befreundet. Er versteht sich sogar mehr mit ihm als mit ihr. Eifersucht? Kann das sein?

Herzliche Grüße

Tulamben
 
Hallo tulamben,

es ist schwer aus deinen Angaben Vermutungen zu konstruieren. Die erste Frage, die sich mir stellte, war, ob hier die Bestimmung Männchen / Weibchen auch richtig ist. ("springt an die Brust" klingt eher nach Hahnenkampf)

Wenn man davon ausgeht, dass hier fortwährend Aggressionen auftreten, bieten sich klassischerweise zwei Alternativen an:
- Die Schwarmkonstellation muss geändert werden. z.B. durch Aufstockung
- Die Platzfrage muss geprüft werden. sprich größerer Käfig und / oder längerer Freiflug.

Um beispielsweise Aggressivität durch Brutigkeit zu minimieren, sollte noch die Fütterung kritisch geprüft werden.

Vielleicht gibst du noch mehr Informationen zu deiner Haltung.
 
Hallo Le Perruche,

vielen Dank für deine Antwort.

Bei der Zusammenstellung meiner Tiere verließ ich mich auf die Aussage des vk Tierarztes, dass Cindy ein Mädchen ist. Ihre Wachshaut ist zurzeit eine Mischung aus grau/beige und etwas uneben (Brutstimmung?). Sie schreddert sehr gerne (Kork) und spielt viel. Sollte man die Korkscheiben entfernen? Das andere Weibchen ist auch verpaart - aber vom Charakter eine ruhige zurückhaltende Dame.

Die Voiliere ist 1,20 m lang und 1,80 hoch und steht seit einigen Tagen wettergeschützt auf dem Balkon. Freiflug auf dem Balkon ist natürlich nicht möglich.

Das Futter: Jeden Tag Körnerfutter ("fit und fun" von Fressnapf hat gute Bewertungen ist auch nicht allzu fett) und fast täglich etwas Gurke oder Paprika. Beides lieben sie. 1 x in der Woche noch Hirsekolbe.

Ich bemühe mich ihnen alles zu bieten, was möglich ist.

Herzliche Grüße

Tulamben
 
Hallo tulamben,

dass klingt jetzt für mich nicht so, dass man zwingend etwas an der Haltung ändern muss. Wie schlimm das "Ärgern" für die betroffenen Vögel ist, kannst nur du feststellen. Es kann bedeuten, dass es sowohl für das ärgernde Weibchen, als auch für dass geärgerte Männchen eine Stresssituatiion bedeutet. Es kann aber auch normale "Streiterei" unter Wellensittichen sein. Das kann man aus der Ferne nicht beurteilen.

Wenn es offensichtlich zu gefährlich wird (evtl. Beissereien) solltest du ernsthaft über eine Aufstockung nachdenken.

Als Akutmaßnahme würde ich deine Voliere erstmal wieder vom Balkon holen und den größeren Raum des Zimmers durch Freiflug anbieten.
 
Hallo Le Perruche,

es schaut (noch) nicht nach großen Aggressionen aus. Mir kam es so sonderbar vor, dass Cindy sich in fast alles einmischen muss und dann noch dieses "Anfliegen" auf die Brust des Männchen ... Sie ist allerdings auch eine ganz kesse, die mittlerweile die oberste Sprosse in der Hierarchie hat. Die Kleinste (Hansibubi-Typ) hat das meiste sagen :)

Danke für die Hinweise, ich werde es beobachten und wenn nötig versuchen es zu ändern.

Herzliche Grüße

Tulamben
 
Hallo tulamben,
wie hoch ist denn Deiner Einschätzung nach der "Leidensdruck" für die Geärgerten?

Meine Malia ist hier öfter "Opfer", allerdings evtl. auch, weil sie die Angewohnheit hat, grundsätzlich zu gackern, wenn sie frisst, und ein anderer Vogel im weiteren Umkreis ist (war schon immer so).

Sie wird (daher?) gerne mal von egal wem, also Männchen oder Weibchen, von hinten an den Flügelferdern gezogen.

Die Männchen können (für mich anfangs sehr erstaunlich) auch ganz schön Terz machen und mit aufgesprertem Schnabel andere verteiben oder das zumindest versuchen.
Ernsthafte Probleme gibt es aber nicht - es wird keiner angefolgen, verfolgt oder gebissen.

Übringens sind hier - auch für mich erstaunlich - die Männchen genauso große Schredderer wie die Weibchen.
Aktuell gibt es im Käfig nur einen älteren Weidenast und außerhalb ältere dicke Weidenringe aus dem Handel.
Finn muss ich jetzt abends immer erinnern, in den Käfig zu kommen, weil er bis ultimo auf den Ringen hockt und schreddert.

Ich würde ja grundsätzlich eher Nagemöglichkeiten geben, wenn Aggression oder Eifersucht besteht, weil sich die Vögel daran abreagieren können, etwas zu tun haben, sich dabei auspowern und allg. weniger Energie und Kapazität für das Ärgern frei haben.

Du könntest natürlich auch probieren, entweder das gegenseitige Ignorieren oder friedliche Zusammensitzen zu fördern bzw. in diese Richtung zu belohnen.

Mein Eindruck ist, dass gerade bei Wellensittichen in der Gruppe, eher durch Zufall einer erfährt, wie "lustig" es ist, wenn er einen anderen Vogel jagt, anfliegt, an den Federn zeiht - der regt sich dann immer so schön auf, also gibt es eine Reaktion.
Vermindern kann man das entweder durch gezieltes Belohnen in die gewünschte Richtung, was aber aufwändig ist, weil man ja nicht den ganzen Tag dabei sitzt, oder mit vielen möglichst anstrengenden und dabei attraktiven Angeboten und auch Rückzugsmöglichkeiten.

Vielleicht gibt es ja etwas, für das Deine Vögel alles stehen und liegen lassen.
Das würde ich dann an verschiedenen Orten öfter mal anbieten, besonders, wenn es auch körperlich oder geistig anspruchsvoll ist, so dass nicht mehr so viel Energie zum Ärgern bleibt.

Falls es bei euch warm ist, würde ich z.B. jeden Tag eine Bade-/Duschmöglichkeit geben - danach sind die Vögel ja länger mit Gefiederpflege befasst und oft dösen sie danach, sind also nicht zum Ärgern aufgelegt.
 
Du könntest natürlich auch probieren, entweder das gegenseitige Ignorieren oder friedliche Zusammensitzen zu fördern bzw. in diese Richtung zu belohnen.,,,,,,

Vermindern kann man das entweder durch gezieltes Belohnen in die gewünschte Richtung, was aber aufwändig ist, weil man ja nicht den ganzen Tag dabei sitzt


Meine Meinung:
In die Interaktion der Vögel einzugreifen und das Verhalten nach eigenem Wunsch zu beeinflussen, ist ein No Go.
 
Hallo zusammen,

Fridolin, der Geärgerte, scheint nicht zu leiden. Ich sehe auch immer öfters, dass Cindy, die hinter ihm her ist, sich ganz friedlich neben ihn setzt, ihn anschaut, obwohl er sein Weibchen dabei hat. Um ihren eigenen Mann kümmert sie sich kaum :nene:. Sie zeigt mehr Interesse an Fridolin. Vielleicht gibt es das auch bei Wellis, dass die Weibchen sich ein Männchen "ausschauen"? Fridolin ist eh der kleine Star. Auch das andere Männchen ist gut mit ihm befreundet und möchte oft an seiner Seite sein. Der kleine Schwarm versteht sich ansonsten ausgezeichnet. Sie sind fit, stehen auf dem Balkon und quatschen von morgens bis spät abends, mal schauen wann die Nachbarn was sagen :)

Liebe Grüße

Karin
 
Meine Meinung:
In die Interaktion der Vögel einzugreifen und das Verhalten nach eigenem Wunsch zu beeinflussen, ist ein No Go.


Warum dies, wenn es den Vögeln nicht weh tut (im umfassenden Sinne) und es ihnen danach vielleicht sogar besser geht, weil einer weniger gestresst ist?

Sicher wäre es schlecht, zu versuchen, Verhaltensweisen zu verstärken, die den Vogel einschränken, etwa wenig(er) zu fliegen oder zu nagen oder wenigen Vogel-Vogel-Interaktion zu haben.

Was kann schlimm sein, wenn man versucht, weniger Aggression/ Stress in der Gruppe zu verstärken oder die Vögel zu belohnen, wenn sie friedlicher miteinander umgehen?
(Keine rhetorische, sondern eine ernstgemeinte Frage.)

Immerhin beeinflussen wir die Tiere ja in jeglicher Haltung - sie müssen sich an unsere Fütterungszeiten (weg vom Napf, Mensch kommt) und Reinigungszeiten halten und können sowieso nur mit den wenigen Tieren interagieren, die wir ihnen zur Verfügung stellen - also haben als Wellensittich deutlich weniger Wahl als im Schwarm von der Größe, die man in der Natur findet.

Bei mir hat es gut geklappt und zum friedlicheren Zusammenleben in der Gruppe beigetragen, einmal "Vögel sitzen friedlich zusammen" zu verstärken und einmal "abends geht und bleibt jeder Vogel auf seiner Schaukel" - statt dass einer den anderen mehrfach von egal welcher Schaukel runterwirft.
Für "das Opfer" hatte dies sicher eine Entspannung der Abendsituation zur Folge und die "Werferin" hat vermutlich auch nicht gelitten, weil sie dies nicht mehr tat.
 
Ich weiß nicht ob es so sinnvoll ist, so viele menschliche Emotionen und Sichtweisen in das Verhalten der Vögel hineinzuinterpretieren. Es sind Tiere, und sie haben ihre eigenen Gründe, sich so und so zu verhalten. Mit der vermenschlichenden Herangehensweise können solche Probleme nicht gelöst werden.
 
Was kann schlimm sein, wenn man versucht, weniger Aggression/ Stress in der Gruppe zu verstärken oder die Vögel zu belohnen, wenn sie friedlicher miteinander umgehen?
(Keine rhetorische, sondern eine ernstgemeinte Frage.)

Hallo Stephanie,

eine Diskussion über das Thema bringt eigentlich nicht viel.

Nur zwei Anmerkungen:
Das eine ist Clickern im Rahmen der Interaktion Vogel-Mensch, beispielsweise zur Gabe von Medikamenten. Meiner Meinung nach funktioniert das mit dem Kescher auch sehr gut. Aber bitte, das ist noch nachvollziehbar. Und wird sicher auch bei normaler Medikamentengabe über eine Spritze auch funktionieren. Bei größeren Mengen (z.B. 0,15ml) könnte es vielleicht schon kritisch werden. Allerdings stößt die Clickermethode bei anderen Dingen sicher an seine Grenze. Du wirst einen Vogel kaum dazu bringen, beispielsweise Salbe in die Kloake einführen zu lassen. Das heist, du musst in bestimmten Situationen in der Lage sein, den Vogel zu fangen und zu medikamentieren.

Das andere ist, in die Interaktion unter den Vögeln einzugreifen. Vermeintlich, um Verbesserungen im Schwarmverhalten aus menschlicher Sicht zu erreichen. Zum Verhaltensrepertoire der Wellensittiche gehören einige Verhaltensmuster, die in unseren Augen vielleicht problematisch aussehen, tatsächlich aber für Wellensittiche völlig normal sind. Auch ernsthafte Aggressionen sind eigentlich auch völlig normal. Entscheidend ist hier aber nicht, an Symptomen rumzuclickern, die dann nur unterdrückt werden, nicht ausgelebt werden können. Entscheidend ist an Parametern die Stellschraube so zu drehen, dass Bedingungen entstehen, die extreme Aggressionen gar nicht erst aufkommen lassen, aber normales Verhalten ausleben lassen.

Das ist nach meiner Meinung bei Wellensittichen sehr leicht.
Entscheidend sind im Wesentlichen für mich drei Punkte.
Schwarmgröße/-konstellation, Platz, Futter. Ergänzend kommen dann andere Punkte, wie Tagesrhythmus, Tag - Nachtrhythmus, Anflugstationen usw. hinzu.
 
Hallo,

greifen wir nicht grundsätzlich in das Leben dieser gezüchteten Tiere ein? Wir bestimmen wie sie leben ...

Ich habe auch schon solche Maßnahmen, die Stephanie vorgeschlagen hat, - auf Rat vom Vogelforum -, vorgenommen, z. B. Kork komplett entfernt, wenn die Aggression der Weibchen zu groß wurde oder mehrere Korkstücke angeboten, damit jeder was zum Schreddern hat. Bei beiden Möglichkeiten hatte sich die Lage entspannt. Ich denke, egal, ob wir bei den Spielsachen oder bei Futter, Platzgröße etc. unsere Entscheidungen treffen, wir greifen immer in das Leben dieser Haustiere ein. Betonung auf Haustiere, weil sie nicht in freier Wildbahn mehr leben. Natürlich wollen wir alle nur das Beste für sie und machen uns daher diese Gedanken :)

Herzliche Grüße

Tulamben
 
Nur zwei Anmerkungen:
Das eine ist Clickern im Rahmen der Interaktion Vogel-Mensch, beispielsweise zur Gabe von Medikamenten. Meiner Meinung nach funktioniert das mit dem Kescher auch sehr gut. Aber bitte, das ist noch nachvollziehbar. Und wird sicher auch bei normaler Medikamentengabe über eine Spritze auch funktionieren. Bei größeren Mengen (z.B. 0,15ml) könnte es vielleicht schon kritisch werden. Allerdings stößt die Clickermethode bei anderen Dingen sicher an seine Grenze. Du wirst einen Vogel kaum dazu bringen, beispielsweise Salbe in die Kloake einführen zu lassen. Das heist, du musst in bestimmten Situationen in der Lage sein, den Vogel zu fangen und zu medikamentieren.

Das andere ist, in die Interaktion unter den Vögeln einzugreifen. Vermeintlich, um Verbesserungen im Schwarmverhalten aus menschlicher Sicht zu erreichen. Zum Verhaltensrepertoire der Wellensittiche gehören einige Verhaltensmuster, die in unseren Augen vielleicht problematisch aussehen, tatsächlich aber für Wellensittiche völlig normal sind. Auch ernsthafte Aggressionen sind eigentlich auch völlig normal. Entscheidend ist hier aber nicht, an Symptomen rumzuclickern, die dann nur unterdrückt werden, nicht ausgelebt werden können. Entscheidend ist an Parametern die Stellschraube so zu drehen, dass Bedingungen entstehen, die extreme Aggressionen gar nicht erst aufkommen lassen, aber normales Verhalten ausleben lassen.

Das ist nach meiner Meinung bei Wellensittichen sehr leicht.
Entscheidend sind im Wesentlichen für mich drei Punkte.
Schwarmgröße/-konstellation, Platz, Futter. Ergänzend kommen dann andere Punkte, wie Tagesrhythmus, Tag - Nachtrhythmus, Anflugstationen usw. hinzu.

Sehr guter Beitrag Le Perruche, Super!!!....:zustimm:...ist meiner Meinung nach fast "oben festpinn würdig"
 
Hallo Stephanie,

eine Diskussion über das Thema bringt eigentlich nicht viel.

Das heist, du musst in bestimmten Situationen in der Lage sein, den Vogel zu fangen und zu medikamentieren.

Das andere ist, in die Interaktion unter den Vögeln einzugreifen. Vermeintlich, um Verbesserungen im Schwarmverhalten aus menschlicher Sicht zu erreichen. Zum Verhaltensrepertoire der Wellensittiche gehören einige Verhaltensmuster, die in unseren Augen vielleicht problematisch aussehen, tatsächlich aber für Wellensittiche völlig normal sind. Auch ernsthafte Aggressionen sind eigentlich auch völlig normal. Entscheidend ist hier aber nicht, an Symptomen rumzuclickern, die dann nur unterdrückt werden, nicht ausgelebt werden können. Entscheidend ist an Parametern die Stellschraube so zu drehen, dass Bedingungen entstehen, die extreme Aggressionen gar nicht erst aufkommen lassen, aber normales Verhalten ausleben lassen.

Das ist nach meiner Meinung bei Wellensittichen sehr leicht.
Entscheidend sind im Wesentlichen für mich drei Punkte.
Schwarmgröße/-konstellation, Platz, Futter. Ergänzend kommen dann andere Punkte, wie Tagesrhythmus, Tag - Nachtrhythmus, Anflugstationen usw. hinzu.

Hallo Perruche,

eine Diskussion im Sinne von Streit ist sicher nicht förderlich oder gewollt; eine Diskussion im Sinne von Meinungsaustausch aber schon.:)

Ich persönlich bin nur durch Clickertraining in der Lage, meine Vögel zu fangen oder medikamentieren!:D

Ernsthafte Aggression wäre für mich Beißen, bei dem ein Vogel verletzt wird oder Hetzen eines Vogels ohne Unterlass.
Ersteres habe ich noch nie bei Wellensittichen erlebt und gar nicht oder selten davon gelesen, letzteres habe ich einmal, nicht aus Aggression, sondern aus Paarungswille des Männchens und Paarungsunwillen des Weibchens erlebt.

Die Frage ist: Gibt es in der Natur, im Tausender-etc.-Schwarm tatsächlich Aggressionen, bei denen Vögel verletzt werden können?

Der entscheidende Faktor dürfte mMn Platz sein, der in Gefangenschaft IMMER begrenzt ist und Ressourcen, inklusive Schwarmmitglidern, die in Gefangenschaft auch immer deutlich begrenzter als in der Natur sind und in den meisten Fällen sehr wenig Auswahl (3 bis 5 weitere Vögel) lassen.
Dazu kommen noch begrenzte Fluchtmöglichkeiten im Raum/ Voliere und meist auch begrenzte Futterressourcen, an denen vogel dem Aggressor nicht mehr ausweichen kann.

Dann auch noch das Erfolgserlebnis für den Aggressor - ich rede hier von Anfliegen/ Verscheuchen und Verfolgen oder starkem Bedrängen, also immer wieder an den Federn ziehen oder seltener in die Füße beißen. Das erfolgserlebnis wird mMn meist dann zum Motor, wenn der Vogel sonst wenig andere Beschäftigung/ Interessen hat oder aus anderen Gründen (kein für ihn passender Partner?) unzufrieden bzw. unausgelastet ist.

In dieser Situation ist es doch für alle eine Erleichterung, wenn der Aggressor Alternativen für das Verhalten findet und der Vogel, der ständig bedrängt wurde, weniger Stress hat.




Ich habe früher sehr oft meine Vögel beobachtet und war gestresst, weil ich nicht eingreifen konnte, etwa als das eine Weibchen JEDE NACHT das andere Weibchen mehrfach von der Schaukel schmiss (anflog, bis das andere Weibchen auf den Käfigboden fiel oder erst knapp über dem Boden wieder hoch kam).
Das Spiel fand jeden Abend statt und mehrere Male und das unterlegende Weibchen wartete immer schon, so lange es ging und suchte sich dann eine Schlafschaukel, von der es vor dem Schlafen immer mehrfach geworfen oder "runter gedroht" wurde.

Später hat sich das eben mit Calsey/ Twitch wiederholt und war dann durch das Clickern sehr schnell gelöst: Targetstick zeigt den Vögeln ihre Schaukeln und wenn sie auf IHREN Schaukeln bleiben, wurden sie belohnt, so dass nach der Trainingsphase von vielleciht einem Monat beide Vögel gelassen abends ihre Schaukel aufsuchten und nicht einer mehrfach von egal welcher Schaukel wieder runter geworfen wurde.

Sicher wäre das kein Problem, wenn man eine riesige Voliere mit 20 Schaukeln für jeden Vogel hätte und der Unterlegene einfach eine weit entfernte Schaukel wählen würde.
Vermutlich wären die beiden dann auch gar nicht ein Pärchen gewesen, sondern hätten sich kompatiblere Partner gesucht?

Natürlich hat der Mensch die Verantwortung und könnte mit seinem Training zu weit gehen und etwa versuchen, innerhalb eines Schwarms durch Belohnungen die Partnerwahl zu beeinflussen oder Unmögliches von den Vögeln zu verlangen, z.B. nicht miteinander, sondern nacheinnader zu fressen.
Das sollte man natürlich vermeiden!

Aber wenn innerhalb einer künstlich zusammengestellten Vogelgruppe Stress herrscht, der von einem Tier ausgeht oder durch ein bestimmtes Verhalten in der Gruppe entsteht, dann würde ich ohne Bedenken eingreifen mit dem Ziel, den Stress zu minimieren oder zu eliminieren.

Gerade WIEL Platz, Futter und Schwarmmitglieder in der Heimtierhaltung immer begrenzte Ressourcen sind und bei 2 bis 6 Vögel, die die meisten wohl halten, deutlich begrenzt sind.
So entsteht ja Stress, der in Australien sicher nicht in einem Schwarm mehrerer hundert bis tausend Tiere, die über mehrere hundert bis tausend Quadradmeter (von Kilometern ganz zu schweigen :p) ausweichen können oder sich komplett außer Sicht- und Hörweite entfernen können.
Auch das geht bei Heimtieren bestimmt nur selten.

Entscheidend ist hier aber nicht, an Symptomen rumzuclickern, die dann nur unterdrückt werden, nicht ausgelebt werden können

Wie gesagt, der Mensch hat die Verantwortung und sollte verantwortungsvoll handeln.

In einem leeren Käfig wird man sicher clickern können so viel man will, die Vögel werden aus Mangel an Alternativen vermutlich aggressiv gegeneinander werden.

Natürlich SOLL der Vogel, so weit das Möglich ist (... Brut...) seine natürlichen Verhaltensweisen ausleben (dürfen).
Schon bei der Partnerwahl wird dies durch den Menschen sehr eingeschränkt.

Auf der anderen Seite muss man aber manchmal einigen Vögel auch vermitteln, dass und wie sie ihre Verhaltensweisen ausleben können, etwa wenn man zu dicke/ flugfaule Vögel hat und denen das Fliegen näher bringen möchte.

Auch dann ist ein Eingreifen sicher für die Vögel von Vorteil - gesundheitlich und "psychisch", weil sie wieder mehr Spaß an der Bewegung finden und damit auch mehr mit den anderen Vögel machen können und einfach besser ausgelastet sind.


Meine fangen jetzt nach 2 Jahren an, sich für die anderen gegengeschlechtlichen Vögel zu interessieren:freude: -d.h. sie brauchten 2 (oder anderthalb) Jahre, um sich mit den Wahlmöglichkeiten in der Gruppe zu begnügen und sich für einen der anderen Vögel zu interessieren.
Finn und Keisha-May habe ich schon ein paar Mal beim Füttern erwischt, was mich besonders für Keisha-May freut, für die sich vorher so gar keiner interessiert hatte (nachdem Fiete ja Finn "hatte").
In einer größeren Gruppe wäre das ganz sicher bedeutend schneller gegangen!
 
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