Wellensittich gestorben - Schuldgefühle

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Umut

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Hallo Liebe Vogelforum-Gemeinde,

ich habe ein großes Problem. Erst einmal entschuldigt mich, wenn mein Wissensstand über Vogelkrankheiten lächerlich klingen sollte.

Nun zum Thema:
Ich hatte einen treuen Begleiter (Wellensittich) seitdem ich ein kleines Kind war bis zu meinem 24. Lebensjahr. Danach ist mein Wellensittich durch einen Rückentumor gestorben. Es war richtig hart, weil ich mit ihm meine Kindheit verbracht habe. Er war mir persönlich so einzigartig, auch wenn die anderen Wellensittiche ähnlich aussehen (ihr als Vogelfreunde versteht aber sicherlich was ich meine und könnt es nachvollziehen), habe ich mir seitdem geschworen, keine anderen Vögel mehr ins Haus zu holen, sie aber dennoch immer noch zu bewundern und zu lieben.

Da ich nicht weiß, ob der Tumor Altersbedingt entstanden ist und es einfach so kommen musste, oder ob ich daran Schuld war (dazu gleich), gebe ich mir seitdem die Schuld dafür.

Ihr kennt es vielleicht, wenn man vor hat dem Wellensittich die Nägel kurz zu schneiden und dafür festhalten muss (sie versuchen sich dann immer zu befreien und beißen einem an den Finger). Es gab bei mir mal einen kurzen Zwischenfall, wo ich gegen seinem Bauch gekommen bin und dadurch einen leichten Druck nach innen entstanden ist. Seitdem bekomme ich es nicht mehr aus dem Kopf.

2 Jähre später ist dann der Tumor an seinem Rücken entstanden. Es hört sich für euch vielleicht lächerlich an, aber seitdem gebe ich mir die Schuld, dass der entstandene, innerliche Druck irgendwo raus musste und da es nicht ging, ist dieser Beule an seinem Rücken entstanden. Erst im örtlichen Tierbedarf-/Nahrungsgeschäft, habe ich damals von einer freundlichen Verkäuferin erfahren, dass es sich um einen Tumor handelt und eine OP sehr riskant wäre, wenn der Tumor schon entstanden und genug sichtbar ist.


Vielleicht kann mir jemand sagen, ob der Tumor altersbedingt entstanden ist oder ob ich daran Schuld war, ohne einen Tierarzt aufsuchen zu müssen..


lG
 
Hallo Umut,

Erstmal willkommen im Forum.
Und nein, an dem Tumor warst Du nicht schuld. Damit mußt Du Dich nicht quälen. Es ist leider so daß gerade Wellis in dieser Hinsicht sehr empfindlich sind, viele bekommen Tumore. Dagegen kann man nichts machen. Nach Deiner Beschreibung hatte Dein Welli doch wohl ein langes Leben. Und der Tumor ist erst im Alter entstanden. Es könnte sich dabei um einen Bürzeldrüsentumor gehandelt haben. Der hatte aber nichts damit zu tun daß Du den Vogel in der Hand hattest und etwas Druck auf seinen Bauch ausübtest. Die Bürzeldrüse sitzt hinten am Rücken kurz vor dem Schwanz. Sie ist dafür zuständig das Gefieder einzufetten/einzupudern. Es kann passieren daß sie zu einem Tumor ausartet. Ob da noch was zu machen gewesen wäre ist schwer einzuschätzen. Zwar grundsätzlich ja, jedoch ist das Risiko bei einem alten Vogel groß daß er nach einer OP nicht mehr aus der Narkose erwacht. Das hätte ein vogelkundiger Fachtierarzt sich ansehen müssen um da genaueres sagen zu können. Was die Verkäuferin Dir erzählte war also im Prinzip nicht so ganz richtig. Aber das hast Du alles nicht gewußt und von daher brauchst Du Dir auch keine Schuld zu geben. Ich habe auch schon unter tragischen Umständen Vögel verloren und die Erinnerung an sie bleibt. Jedoch Schuldgefühle habe ich nicht, ich habe halt getan was ich konnte und dem Schicksal kann man nicht vorgreifen. Sieh es so, Dein Welli hatte ein schönes und erfülltes Leben. Daran mußt Du Dich erinnern, alles andere mußt Du vergessen.
 
Am wahrscheinlichsten ist in der Tat, dass das eine Veränderung der Bürzeldrüse war.
Mit Deinem Druck auf den Bauch hat das nichts zu tun.
Allerdings sind viele unbehandelt tödlich endenden Veränderungen der Bürzeldrüse doch recht gut behandelbar. Nicht immer muss operiert werden - bei einem echten Tumor schon.
Du wusstest es nicht besser, aber der Besuch bei einem vogelkundigen Tierarzt hätte u.U noch einmal helfen können.
Ein Tumor wäre zwar in der Tat wie gesagt wahrscheinlich nur durch eine Operation behandelbar gewesen, die bei so einem alten Vogel auf jeden Fall riskant gewesen wäre - aber auch eine Chance. Eine Entzündung oder Verstopfung wäre aber u.U einfach zu behandeln gewesen.
Es ist meisten keine gute Idde bei wichtigen Problemen auf das Personal im Zoofachhandel zu hören. Aus meiner Erfahrung haben 9 von 10 keine Ahnung , ohne das aber zugeben zu wollen. Teils wissen sie es nichtmal und halten sich für kompetent. Ratschläge solcher Leute haben schon viel Schaden angerichtet. Und den einen Fachmann unter zehn findet man eigentlich nur, wenn man sich selber auskennt.

Hier hat das eine Vogelfreundin mal schön einfach dargestellt und erklärt:

Birds Online - Vogelgesundheit - Erkrankungen der Haut - Bürzeldrüsenveränderungen
 
Erst einmal vielen Dank für die Antworten!
Es ist sehr erleichternd zu hören, dass es nicht an mir lag. Andererseits macht es die Sache auch nicht besser, zu wissen, dass ich ihn noch retten konnte. Eine Gefiederstörung lag aber, soweit ich mich noch daran erinnern kann, nicht vor. Wie auf den Fotos sah es auch nicht aus, es war eher etwas unter der Haut und genau dort wo die Flügel hinten wie eine Schere auseinandergehen (genau in der Mitte). Es war auch keine Blutkruste zu sehen.

Mir war damals schon bewusst, dass man ihn operieren lassen konnte. Aber genau wegen seinem Alter wollte ich es einfach nicht riskieren, weil ich ihn auf diese Weise nicht verlieren wollte. Die 50/50-Chance war zu riskant und ich hätte mir ohne Ende Vorwürfe gemacht, weil ich dafür Schuld gehabt hätte, dass er operiert wurde und ich über sein Leben bestimmt habe. Stattdessen habe ich mein bestes gegeben, seine restliche Zeit so gut wie möglich zu gestalten, indem ich meine Zeit nur noch für ihn reserviert habe.

Ich hoffe, dass ich so richtig reagiert habe. Jedenfalls danke ich euch nochmal für die Antworten.
 
Hallo Umut,
du bist gewiss nicht schuld am Tod deines Wellis.
Du hast deine Sache so gut gemacht wie du konntest, deiner Beschreibung nach war es wohl doch ein Tumor.
Die kommen leider bei diesen Vögeln mit zunehmendem Alter öfters vor.
Magst du uns erzählen, wie alt er geworden ist? Ich wette, er wurde sehr alt, weil du prima für ihn gesorgt hast.

Deine Entscheidung, keine Vögel mehr zu halten, obwohl du sie so sehr magst, finde ich schade.
Wenn du uns glauben kannst, dass dein schlechtes Gewissen nicht berechtigt ist, könntest du ja nochmal darüber nachdenken. :)
 
Nun zum Thema:
Ich hatte einen treuen Begleiter (Wellensittich) seitdem ich ein kleines Kind war bis zu meinem 24. Lebensjahr. Danach ist mein Wellensittich durch einen Rückentumor gestorben.

lG

Meines Wissens werden Wellensittiche nur ausnahmsweise so alt.
Üblich ist ein Alter zwischen 10 und 15 Jahren.
Ich weiß nicht, wie alt Du warst, als der Vogel zu Dir kam, aber wenn er zwischen 18 und 20 Jahre alt wurde, dann gehörte er zu den Methusalehms unter den Wellensittichen und kann durchaus auch an Altersschwäche gestorben sein.
Wellensittiche sind zudem anfällig für Tumore.

Wenn Dein Vogel schon lange das Festhalten beim Krallenschneiden gewohnt war, wird das auch nicht der Auslöser gewesen sein.

Dein Vogel hatte hoffentlich ein schönes Leben bei Dir und Du hast Dir wohl Mühe gegeben, dass er viel fliegen konnte und immer mal wieder Abwechslung hatte.
Das sollte doch zählen!

Eventuelle Fehler kann man nicht mehr ändern, wenn es zu spät ist, und muss nur noch damit leben lernen.

Ich habe 2013 meinen Bruder verloren, er lag kurz im CO2-Koma, wurde aber durch mein Singen bekannter Lieder wieder wach und kam zum ersten Mal seit ein paar Tagen richtig zu Bewusstsein und setzte sich auf.
Ich wollte dann meine Eltern, die in der Cafeteria waren, anrufen, das Handy war aber leer. Aus lauter Stress - da passierte so viel auf einmal - habe ich es nicht geschafft, ihm zu sagen, dass ihn keiner festbinden würde - dies hatte ein Pfleger angedroht - und der anwesenden Krankenschwester auch nicht klar machen können, dass sie bitte kurz da bleiben soll, und seine Hand halten, damit der andere Pfleger nicht wider mit Festbinden drohen würde, falls er die Hände hebt zum Zeichen, dass die Sauerstoffmaske runter soll.
Mit meinen Eltern hatte ich danach ein Arztgespräch, das eine Stunde dauerte, als wir wiederkamen, hatte man nicht nur Sauerstoffmaske etc. entfernt sondern auch die Kanülen so aus den Händen gerissen, dass überall unter den Händen Blut auf der Decke war - und mein Bruder war wieder bewusstlos und blieb es auch bis zu seinem Tod 10 Stunden später.
Lange habe ich mich damit rumgequält, hätte ich doch mehr Ruhe bewahrt, wäre nicht sofort losgelaufen, hätte deutlicher mit der Krankenschwester geredet usw.
Heute bin ich dankbar, dass ich überhaupt noch einmal die Gelegenheit hatte, ihn bei Bewusstsein zu sehen.
Es ist während des Krankenhausaufenthalts so wahnsinnig viel schiefgelaufen, aufgrund von Fehlinformation, Fehldiagnose, mangelnder interner Kommunikation, Fehleinschätzung seiner Behinderung, aber auch Überforderung der Angehörigen (wir bekamen 3 Wochen fast keinen Schlaf und keine hatte die Kapazität, mal etwas distanzierter über die Situation nachzudenken).
Gleich am zweiten Tag hat eine Ärztin in seiner Anwesenheit gesagt, wenn wir die Sauerstoffmaske entfernen, stirbt er. Ich habe sie dann gebeten, das nicht in seiner Anwesenheit zu tun.
Solche und schlimmere Situationen gab es zuhauf.

Als Fazit habe ich ein bisschen gelernt, worauf ich beim nächsten Krankenhausaufenthalt eines Angehörigen achten würde, worüber ich mir gleich bei der Einlieferung Gedanken machen würde, wie ich reagieren würde, wenn ich wüsste, dass ein Angehöriger vermutlich bald, innerhalb der nächsten Stunden, sterben wird.

Man kann die Vergangenheit nicht ändern aber man kann daraus für die Zukunft lernen.
Wenn man Fehler macht, die sich sehr auf die Psyche oder den Gesundheitszustand eines anderen (Menschen oder Tieres) auswirken, kann man nur versuchen, beim nächsten Mal sensibler zu sein.
Wir haben meinem Bruder etwa nie gesagt, wo er sich eigentlich im Krankenhaus befindet, d.h. in welchem Raum er vorher war und wo er jetzt ist (er konnte die meiste Zeit das Bett nicht verlassen).
Wir haben seine (behinderte) Freundin nach unten zu ihren Eltern gebracht und ihn dabei alleine gelassen, ohne zu sagen, wann wir wiederkommen. Usw. usf.
Man kann daraus nur Schlüsse fürs nächste Mal ziehen, es bringt nichts, sich jetzt Gedanken zu machen.

Eine Freundin von mir hatte eine Wellensittich, der in der ganzen Wohnung Freiflug hatte. Er starb, weil sie die Badezimmertür schloss während er auf dem Türrahmen saß, so dass der Vogel eingequetscht wurde. So etwas verfolgt einen, zumal als Teenie, eine lange Zeit.
Man kann daraus wirklich nur Schlüsse für die Zukunft ziehen (keinen Freiflug im ganzen Haus oder immer schauen, wo der Vogel sitzt, wenn man Türen (oder Fenster) öffnen oder schließen will.

Versuche, Dich an schöne Zeiten mit Deinem Vogel zu erinnern, versuche daran zu denken, was Du ihm ermöglicht hast und es ggf. bei einem nächsten Vogel etwas besser zu machen. Mehr kann man mMn nicht tun und es wäre ungesund, mit ständigen Schuldgefühlen zu leben!
 
Thema: Wellensittich gestorben - Schuldgefühle

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