Terryann
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… beschäftigt mich sehr, seit ich ein bißchen in die „Vogelwelt“ gekommen bin;
Jürgen Nicolai schrieb in den 60er-Jahren („Käfig- und Volièrenvögel“) am Ende des allgemeinen Teiles:
(ist wohl auf die damaligen Verhältnisse bezogen, aber einiges daraus ist absolut lesens- und überdenkenswert, finde ich)
… Zum Schluß noch ein Wort der Mahnung, durch das sich - wie ich hoffe - mancher meiner Leser angesprochen fühlen wird. Ich habe in den letzten Jahren viele Vogelliebhaber besucht und ihre Anlagen und Bestände besichtigt. Dabei habe ich in vielen Fällen großartige Haltungs- und Zuchterfolge miterlebt und Jungvögel von Arten vorgefunden, die noch vor wenigen Jahren als äußerst schwierig am Leben zu erhalten und kaum zu züchten galten. Machte ich wenige Monate später bei demselben Pfleger wieder einen Besuch, so fand ich nur in Ausnahmefällen die unter so großen Opfern gezüchteten Jungvögel noch vor. Fast immer waren sie durch ein Inserat oder im Anschluß an den Besuch eines anderen Liebhabers, der die nötigen Scheine auf den Tisch zählen konnte, verkauft worden. In einigen Fällen habe ich mir die Mühe gemacht, das Schicksal solcher Jungvögel weiter zu verfolgen. Und dabei ergab sich immer wieder, daß die Mehrzahl von ihnen in Verhältnisse kamen, die im günstigsten Falle keinerlei Aussichten auf eine Weiterzucht boten. Meistens aber waren die Unterbringungsmöglichkeiten und Vorkenntnisse des glücklichen neuen Besitzers so beschränkt, daß sie selbst für die Haltung wesentlich härterer Arten völlig unzureichend waren. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn ich sage, daß 80% dieser anspruchsvollen und eigentlich unbezahlbaren Jungvögel das Geburtsjahr nicht überleben.
Mir scheint, als schwinde bei vielen Liebhabern das Gefühl der Verantwortung für das Weiterleben der Pfleglinge von dem Augenblick an, in dem die Vögel im Transportkasten des nächstbesten Käufers verschwunden sind.
…..
Wenn Sie mit größten Schwierigkeiten und unter erheblichen Opfern an Zeit und Nervenkraft eine problematische Zucht gemeistert haben, so geben Sie doch um Himmels willen die so mühsam aufgezogenen Jungvögel nicht dem ersten besten „Vogelfritzen“, der Ihnen ins Haus gelaufen kommt {heute käme wohl dazu „der Sie bei einer Vogelausstellung anspricht o.ä.}.
Der ganze Aufwand hat doch nur dann einen Sinn, wenn die Jungvögel nicht nur flügge und selbständig werden, und Sie auf Grund dieser Tatsache eine Medaille oder ein Diplom einheimsen können, sondern wenn Sie dafür Sorge tragen, daß auch ihr Weiterleben und möglichst auch eine Weiterzucht gewährleistet ist. Dazu ist es aber notwendig, daß Sie sich durch Augenschein über die Unterbringungsmöglichkeiten und die pflegerischen Qualitäten des neuen Besitzers gründlich informieren, bevor Sie ihm die Nachzucht anvertrauen.
Jürgen Nicolai schrieb in den 60er-Jahren („Käfig- und Volièrenvögel“) am Ende des allgemeinen Teiles:
(ist wohl auf die damaligen Verhältnisse bezogen, aber einiges daraus ist absolut lesens- und überdenkenswert, finde ich)
… Zum Schluß noch ein Wort der Mahnung, durch das sich - wie ich hoffe - mancher meiner Leser angesprochen fühlen wird. Ich habe in den letzten Jahren viele Vogelliebhaber besucht und ihre Anlagen und Bestände besichtigt. Dabei habe ich in vielen Fällen großartige Haltungs- und Zuchterfolge miterlebt und Jungvögel von Arten vorgefunden, die noch vor wenigen Jahren als äußerst schwierig am Leben zu erhalten und kaum zu züchten galten. Machte ich wenige Monate später bei demselben Pfleger wieder einen Besuch, so fand ich nur in Ausnahmefällen die unter so großen Opfern gezüchteten Jungvögel noch vor. Fast immer waren sie durch ein Inserat oder im Anschluß an den Besuch eines anderen Liebhabers, der die nötigen Scheine auf den Tisch zählen konnte, verkauft worden. In einigen Fällen habe ich mir die Mühe gemacht, das Schicksal solcher Jungvögel weiter zu verfolgen. Und dabei ergab sich immer wieder, daß die Mehrzahl von ihnen in Verhältnisse kamen, die im günstigsten Falle keinerlei Aussichten auf eine Weiterzucht boten. Meistens aber waren die Unterbringungsmöglichkeiten und Vorkenntnisse des glücklichen neuen Besitzers so beschränkt, daß sie selbst für die Haltung wesentlich härterer Arten völlig unzureichend waren. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn ich sage, daß 80% dieser anspruchsvollen und eigentlich unbezahlbaren Jungvögel das Geburtsjahr nicht überleben.
Mir scheint, als schwinde bei vielen Liebhabern das Gefühl der Verantwortung für das Weiterleben der Pfleglinge von dem Augenblick an, in dem die Vögel im Transportkasten des nächstbesten Käufers verschwunden sind.
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Wenn Sie mit größten Schwierigkeiten und unter erheblichen Opfern an Zeit und Nervenkraft eine problematische Zucht gemeistert haben, so geben Sie doch um Himmels willen die so mühsam aufgezogenen Jungvögel nicht dem ersten besten „Vogelfritzen“, der Ihnen ins Haus gelaufen kommt {heute käme wohl dazu „der Sie bei einer Vogelausstellung anspricht o.ä.}.
Der ganze Aufwand hat doch nur dann einen Sinn, wenn die Jungvögel nicht nur flügge und selbständig werden, und Sie auf Grund dieser Tatsache eine Medaille oder ein Diplom einheimsen können, sondern wenn Sie dafür Sorge tragen, daß auch ihr Weiterleben und möglichst auch eine Weiterzucht gewährleistet ist. Dazu ist es aber notwendig, daß Sie sich durch Augenschein über die Unterbringungsmöglichkeiten und die pflegerischen Qualitäten des neuen Besitzers gründlich informieren, bevor Sie ihm die Nachzucht anvertrauen.
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