Ger- Lanner Hybriden

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harris94

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Hallo liebe Falknergemeinde,

seit Längerem beschäft mich schon die Frage warum so häufig Hybriden aus Ger- und Lannerfalken angeboten werden. Ich selber kann mir das eigentlich nicht so wirklich erklären bzw. habe auch schon mit einigen Falknern drüber gesprochen die auch keine richtige Antwort wissen. Der Lannerfalke ist ja ein schöner wendiger Falke, aber der beste Jäger ist er ja nicht wirklich. Wieso wird der dann so oft in den Gerfalken gekreuzt? Der Gerfalke ist ein großer, mutiger aber auch anfälliger Falke. Die Hybriden werden natürlich etwas robuster sein. Aber hat man jagdlich gesehen dann nicht etwas Wasser in den Wein geschüttet? Gibt es da nicht interessantere Falken z.B Shahine. Diese Verpaarung wäre ja auch erlaubt trotz des Verbotes der einheimischen Hybriden. Der Lannerfalke ist ja verhältnissmäßig günstig und pflegeleicht. Ist das vielleicht der Grund für die häufige einkreuzung? Vielen Dank schonmal! LG
 
Soweit ich weiß, hat man den Ger früh mit anderen Arten gekreuzt, um seine Aspergilliose-Anfälligkeit zu minimieren. Besonders beliebt waren da auch Ger-Saker-Hybriden, und bis heute ist das nach meinem persönlichen Empfinden auch noch die häufigste Kreuzung - ich habe in Falknerhand noch nie einen Saker gesehen, der nicht einen Teil Ger in sich hatte.
Saker sind aber seit einigen Jahren eine einheimische Art und die Hybridzucht mit Sakern damit in Deutschland verboten. Die ganzen Ger-Sakers gibt es natürlich immer noch, es sind heute aber offiziell "nur noch Saker", sofern der Vogel das optisch hergibt. Ger-Lanner gab es auch vorher schon, aber ich kann mir vorstellen, dass auch viele Ger-Saker heute als Ger-Lanner deklariert werden, um legal zu bleiben.

Ob Ger-Lanner irgend welche jagdlichen Vorteile haben, kann ich dir aber auch nicht sagen. Ich finde Gers ja nicht sonderlich hübsch, vielleicht erfahren sie durch den Lanner-Anteil eine optische Aufwertung ;)
 
Dazu meine Ansichten:
Hab ja selber ein paar Saker ( ohne Ger-anteil). War bei uns schon viele Jahre vor den ganzen Hybridverboten innerhalb der Falknervereinigung in den Statuten: Keiner züchtet oder fliegt Arthybriden.

Im internationalen gesehen eben echt ein Murks. Da sind nun x Hybriden im Umlauf die als irgendetwas anderes deklariert sind, bis keiner mehr weiss was es nun für ein Vogel ist.

Zum Teil ist ein gewisser Gigantismus natürlich auch mitschuld. Jeder Saker soll ja als Terzel gegen ein Kilo sein und Weiber sicher 1300 und mehr auf die Waage bringen. Jeder will den grössten haben.. Dass da dann natürlich mit etwas Ger nachgeholfen wird, dürfte klar sein.

Lanner sind halt noch etwas feiner gebaut und mehr Vogeljäger. Also ist die Versuchung natürlich da, diesen mit etwas Ger aufzupeppen und kräftiger zu machen.

Und ja, was zum Teil als reine Vögel angeboten wird, mit Gewichten die völlig irre sind, da werd ich immer skeptisch. Genauso wie bei angeblich reinen Ger die sehr günstig zu haben sind. Und sowieso ist jeder Saker der aus dem Osten kommt automatisch ein Altai ( obwohl er nicht im geringsten dessen Aussehen hat)., sowie jeder bessere Wander ein Schotte ist, obwohl es so eine Unterart gar nicht gibt. Just Business.
 
Vielen Dank erstmal für die Antworten.

Ich bin was das Thema Hybriden angeht recht neutral eingestellt. Soll jeder fliegen was er möchte solange er sich um den Vogel kümmert.

Was mich nur stört ist wenn halt damit gezüchtet wird und nachher niemand mehr nachvollziehen kann was in dem Vogel alles drinsteckt. Aber das habt ihr beiden ja auch schon beschrieben. Sehe ich genau so.

Mir ist nur aufgefallen das wirklich extrem viele Ger-Lannerfalken angebotenen werden. Ich schätze mal fast 70-80% aller momentan angebotenen Hybriden sind Ger/Lanner. Daher dachte vielleicht gibt es da irgendeinen Grund den ich noch nicht weiß
 
Der Lannerfalke ist ja ein schöner wendiger Falke, aber der beste Jäger ist er ja nicht wirklich. ... Aber hat man jagdlich gesehen dann nicht etwas Wasser in den Wein geschüttet?
Diese Denkweise ist menschlich und weit verbreitet, aber die Natur kennt solche Gedanken vom "guten" und "schlechten" Jäger nicht. Im Lebensraum des Lannerfalken, in dessen "ökologischer Nische", ist der Gerfalke ein schlechter Jäger, nicht mal ansatzweise konkurrenzfähig. Kein anderer Falke kann hier dem Lanner das Wasser reichen. Umgekehrt ist das natürlich genau so. Jede Art hat sich für ihren Lebensraum optimiert. So ist beispielsweise der Turmfalke ein weit besserer Jäger als der Gerfalke oder der Wanderfalke - eben bezogen auf seine "ökofunktionelle Position". Der in der Falknerei so hochgelobte Rotnackenshahin ist hier bei uns dem ansässigen Wanderfalken jagdlich weit unterlegen, andersrum kann er seine Vorteile in seinem Lebensraum ausspielen.

Es gibt keine schlechten, guten oder besseren Jäger. Es gibt nur für ein bestimmtes Gebiet und eine bestimmte Jagdart geeignetere und wenig geeignete.

VG
Pere ;)
 
So war das ja auch nicht gemeint. Mir ist schon bewusst, dass die Prädatoren in ihrem Habitat natürlich zu den besten Jägern zählen. Würde ja sonst garkeinen Sinn machen in diesem Habitat zu leben. Ein Prädator ist natürlich immer optimal an seine Beute und Lebensraum angepasst. Dadurch das wir wir auf der Erde viele unterschiedliche Lebensräume haben, gibt es ja auch so viele unterschiedliche Arten, ist ja nicht nur in der Vogelwelt so.

Meine Absicht war es nicht den Lannerfalken schlecht darstehen zu lassen.
Ich möchte halt nur verstehen warum man so häufig Ger- mit Lannerfalken kreuzt bzw. ob die zum Zwecke der Beizjagd überhaupt einen Vorteil haben im Vergleich zu anderen Hybriden oder natürlich auch reinen Falken.
 
Ich möchte halt nur verstehen warum man so häufig Ger- mit Lannerfalken kreuzt bzw. ob die zum Zwecke der Beizjagd überhaupt einen Vorteil haben im Vergleich zu anderen Hybriden oder natürlich auch reinen Falken.

Vor einigen Jahren war der Ger-x-Saker der Renner, und das aus mehreren Gründen: Zum einen wird der Gerfalke dadurch "wüstenfähig". Ein 7/8-Ger-x-Saker kann optisch u. U. von einem reinen Gerfalken nicht mehr unterscheidbar sein, erträgt aber das Wüstenklima besser als ein reiner Ger. Andersrum kann ein optischer Saker mit Gerblut-Anteilen besonders groß oder kräftig sein. Das ist die Schiene Statussymbol.

Jagdlich wurden die Ger-x-Saker oftmals als besonders tolle Jäger dargestellt. Besonders stark, besonders schnell, besonders mutig. Es kann auch durchaus sein, dass ein solcher Vogel mit einer ganz speziellen Beizmethode erfolgreicher ist als eine der Ursprungsarten, weil die intermediären Eigenschaften in einer vom Menschen ausgeübten intermediären Jagdmethode (die in der Natur nicht existieren kann) voll zum Tragen kommt.

Der Ger-x-Saker kam aber in Verruf, nachdem einzelne Saker in Ostdeutschland auftauchten und ein Paar im Elbsandsteingebirge gebrütet hatte. Da kamen Diskussionen zur Auslegung des Hybridvogel-Verbots nach Bundesartenschutzverordnung auf, die m. W. bis heute nicht beendet sind. Daraus resultiert vermutlich das „Umschwenken“ auf den Ger-x-Lanner, denn dieser ist davon nicht betroffen.

Es gibt in der Falknerei (wie auch bei der Jagd und der Fischerei) zwei Grundtypen von Menschen (mit allen Übergängen): Der eine ist der Nostalgiker, der mit nostalgischem Gerät und –methoden agiert (die nicht zwingend schlecht sein müssen). Der andere ist der „High End Produkte-Jäger“, der immer das neueste Smartphone, die aktuellste Telemetrie und natürlich den „höchstentwickelten“ Vogel haben will. Diesen Gedanken ist wohl auch die Hybridzüchtung für falknerische Zwecke entsprungen. Und natürlich dem Gedanken "ich will etwas schaffen, das andere nicht schaffen", nämlich zwei Arten erfolgreich kreuzen. Das Streben des Menschen nach dem Besseren ist an sich gut, in dem Fall sehe ich es aber als nicht sehr wünschenswert an.

Hat sich der Arthybrid-Wahn (u. a. aufgrund der Bundesartenschutzverordnung) bei den Falken auch etwas gelegt, so scheint er auf Ebene die Vermischung der Unterarten nachwievor in vollem Gange zu sein. Aber auch hier meine ich, die Anfänge einer Veränderung erkennen zu können.

VG
Pere ;)
 
Thema: Ger- Lanner Hybriden

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