Die Meldung einer Brieftaube

Diskutiere Die Meldung einer Brieftaube im Forum Stadttauben im Bereich Tauben - Hallo Taubenfreunde, wie schon geschrieben, ich bin Brieftaubenzüchter mit Leib und Seele. Eine kleine "lustige ?!" Geschichte, die vor etwa 14...
Hallo Lurch,
Ich habe da nicht so viel Einblick aus erster Hand. Kenne bis jetzt keinen Züchter persönlich - es ist hier bei uns nicht so verbreitet. Ja klar, man muss immer gucken, wie der Einzelne drauf ist.
Mich würde interessieren, falls Du es mir sagen willst, wie viele Tauben prozentual so ungefähr bei Dir nicht zurückkommen. Hängt ja sicher auch von der Entfernung ab.
Ich sehe halt immer nur die vielen gestrandeten. Wir atmen immer auf, wenn die Saison zu Ende ist, weil es echt krass ist, wie viele bei uns als Verein von Findern gemeldet werden, die man dann alle abholen, aufnehmen und versorgen muss. Ich glaube, diese Seite der Medaille sehen viele Züchter wiederum gar nicht so. Einer sagte mal: manche kommen auch nicht zurück - naja, der Habicht will ja auch was fressen. Aber es ist eben doch oft nicht der Habicht, sondern sie liegen irgendwo entkräftet oder verunglückt herum. Und dazu die, die man eben auf den Straßen herumlaufen sieht. Weil wir die auch langfristig beobachten (nach kranken usw.), sehen wir, wie lange die bleiben - oft Monate. Bei uns sind es hauptsächlich polnische, wo sicherlich auch die Ansichten und Haltungsstandards noch andere sind als in Deutschland.
Ich könnte meinen Tauben, die ich liebe, gar nicht so ein Risiko absichtlich aufladen. Wenn sie fliegen wollen, können sie ja von zu Hause aus ne Runde fliegen. Das reicht mir völlig aus, ihnen dabei zuzusehen.
Wir haben übrigens einen jungen Mann im Verein, der vom Brieftaubenzüchter zum Stadttaubenhelfer mutiert ist. Der hat jetzt über 100 Fundtauben bei sich, oft welche, die kleine Behinderungen haben und geschützte Unterbringung brauchen. Er trauert seinem Sport nicht nach. Aber es gibt ja wohl auch Züchter, die Fundtauben aufnehmen.
Ich freu mich über jeden, ob Züchter, Halter oder sonstwas, der im Umgang mit den Tieren seinem Herzen folgt!

Hallo Thea,

ich beantworte dir die Frage nach meinen Verlusten gerne, trotzdem man daraus keine Hochrechnung erstellen kann, wie viele Tauben insgesamt abhanden kommen.
Fakt ist, dass die meisten Verluste auf den ersten kürzeren Flügen passieren. Dazu kann ich ein paar Gründe anführen. Der erste Grund sind die Greifvögel. Wir können die Tauben ab September bis Mitte April des nächsten Jahres keinen Freiflug geben. Ich habe es einmal versucht, das Ergebnis, das Sperberweibchen hat sich jeden Tag eine Taube geholt. Deswegen sind die Tauben im Frühjahr (der erste Wettflug beginnt Ende April) untrainiert, bei falscher Winterhaltung zu fett und die im vorherigem Sommer gezogenen Jungtiere haben als dann jährige noch keine Erfahrungen mit Greifvögeln gemacht. Wenn der Freiflug im Winter noch möglich wäre, würde die Verlustrate durch Greifvögel sehr viel geringer ausfallen.
Tauben, die die ersten Wettflüge überstanden haben (Entfernungen etwa 100 bis 300 Km) verlieren wir seltener. Auf den weiteren Entfernung (bis 600Km haben sie ein gutes Körpergewicht und sind durchtrainiert. Deswegen sind die Verluste dann geringer. Wenn doch, und das ist auch nicht auszuschließen, sind es in der Mehrzahl Verletzungen durch z. B. Windräder, durch Hochspannungsleitungen und man glaubt es kaum, auch durch Abschuss. Gerade die Windräder sind für unsere Tauben ein großes Hindernis. Wenn sie gestartet werden, und das sind nicht selten mehrere tausend Tauben, fliegen diese die ersten 100 KM in einem Schwarm, bevor der sich nach Heimkehrwille, Orientierungsfähigkeit und Wettflugform der einzelnen Tauben auflöst. Und von diesen am Anfang mehrere tausend Tauben haben, wenn sie Richtung Windräder fliegen, nur die an der Spitze fliegenden eine reelle Chance. Alles was dahinter fliegt, sieht diese sich drehende Flügel zu spät, und dann entscheidet das Glück über den weiteren Flug.

Zu meinen Verlusten, und zu Verlusten allgemein können mehrere Gründe genannt werden. Den erste Grund habe ich schon genannt, das Glück der Taube. Aber es ist auch die Qualität, körperlich und orientierungsmäßig, ein wichtiger Faktor. Wenn nicht sogar der größte Faktor. Oder man kann es auch anders sagen, die Zucht der Tauben.
Ich z. B. züchte nur aus Paaren, die wirklich ihre Qualität auf den Flügen schon bewiesen haben, und dieses an ihren Nachwuchs weiter vererben. Am Ende sieht es bei mir so aus, am Anfang der Reisesaison setze ich zwischen 30 bis 40 Tauben für einen Wettflug ein, nach Halbzeit bleiben etwa ein Drittel bis zur Hälfte der Tauben zu Hause, weil sie sich auf den Fügen schwer getan haben. Diese werden dann als Ammenpaare eingesetzt. Die anderen werden bis zum letzten Flug eingesetzt.
Über das Jahr gesehen, verliere ich von den anfänglich 40 Tauben etwa 4 bis 6 Tauben. Dabei sind aber Tiere, die in einem anderen Schlag zugeflogen sind, und die ich dem Besitzer nach Wunsch und Absprache überlasse. Ich muss aber auch gestehen, ich betreibe dieses Hobby seit meinem 13. Lebensjahr. Und da sammeln sich Erfahrungen an, die sich auf die Verlustrate u.a. auch auswirken. Bei einem Anfänger sieht die Sache schon etwas anders aus. Aber, und da freuen sich nicht nur du Thea, Anfänger gibt es kaum noch welche. Der Nachwuchs bleibt total aus, so dass man sagen kann, Brieftaubensport ist ein aussterbendes Hobby.

Gruß Lurch
 
Grade gestern das beste Beispiel erlebt. Einer der Zuflieger hat es sich nach drei Wochen überlegt jetzt nicht mehr bleiben zu wollen und hat mir den ganzen Stich mitgezogen. Die Alttauben kamen alle im Laufe des Nachmittags wieder und einige Junge ebenfalls, aber die jüngsten der ganzen Meute sind nicht heim gekommen bis jetzt.
Noch eine Sache, die nach meinem Dafürhalten die Trainingsflüge rechtfertigt. Für solche Fälle wird der Orientierungssinn geschult grade bei den kleinen und sie finden besser wieder zurück auch ohne erfahrene Alttauben die den Stich ziehen.
Hier rächt es sich, dass ich die Kleinen nicht schonmal auf paar km Strecke hab fliegen lassen. Die Chancen, dass sie wieder kommen sehe ich nicht besonders hoch.
 
Gestern Abend sieben. Eine kam in der Abenddämmerung wieder, eine heute in den Morgenstunden und eben die jüngste. Jetzt fehlen noch zwei Junge und zwei Zuflieger.
So wie die vom Himmel gefallen kamen, haben die mal locker ihre 200km gemacht. Die von gestern Abend und die beiden von heute sind ziemlich platt und abgeflogen. Grade die von gestern hat mal locker ihre 400km gemacht hin und zurück an einem Tag. Muss gleich mal eine isotonische Trinkmischung geben um wieder Mineralien zuzuführen.
Korrektur, eine Alttaube fehlt auch noch. Also es waren gestern 8, 4 sind wieder da und 4 fehlen noch. Mal gucken, was heute noch so kommt. Wenigstens ist gutes Flugwetter, nicht zu warm, nicht windig oder wolkig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grade gestern das beste Beispiel erlebt. Einer der Zuflieger hat es sich nach drei Wochen überlegt jetzt nicht mehr bleiben zu wollen und hat mir den ganzen Stich mitgezogen. Die Alttauben kamen alle im Laufe des Nachmittags wieder und einige Junge ebenfalls, aber die jüngsten der ganzen Meute sind nicht heim gekommen bis jetzt.
Noch eine Sache, die nach meinem Dafürhalten die Trainingsflüge rechtfertigt. Für solche Fälle wird der Orientierungssinn geschult grade bei den kleinen und sie finden besser wieder zurück auch ohne erfahrene Alttauben die den Stich ziehen.
Hier rächt es sich, dass ich die Kleinen nicht schonmal auf paar km Strecke hab fliegen lassen. Die Chancen, dass sie wieder kommen sehe ich nicht besonders hoch.

Und wieder ein sehr guter und fachlicher Beitrag von dir. Diese Erfahrung haben schon viele Brieftaubenzüchter/Taubenfreunde gemacht. Ich auch. Ich gehe jetzt grundsätzlich so vor, dass ich Zuflieger nur noch in großen Ausstellungskäfigen für große Hühnerrassen zwecks Versorgung absperre. Dieses hat mehrere Vorteile. Ich brauche keine Angst zu haben, dass diese fremden Tauben evtl. Krankheiten in meinen Bestand reinschleppen. Denn gerade Tauben können Krankheiten haben, die kein Züchter erkennen kann. Z. B. Trichomonaden, die sind nur durch einen Rachen- Kropfabstrich erkennbar. Und da braucht der Zuflieger nur einmal sein Schnabel in die Gemeinschaftstränke halten. Für eine Ansteckung aller Tauben garantiere ich. Außerdem kann ich den Kot der Taube z. B. auf Kokzidiose bzw. Würmer, oder was wohl am schlimmsten ist, Salmonellen ( Paratyphus) einschätzen. Und was noch eine wichtige Erkenntnis bringt. Die Taube zeigt mir durch ihr Verhalten, wann sie wieder fit ist und ihren unterbrochenen Heimflug fortsetzen will. Wenn ich dieses bemerke, lass ich nie die Taube von meinem Grundstück aus fliegen. Ich nehme sie immer zum Einkaufen, oder anderen Besorgungen mit, und lasse sie dort fliegen.
Bei Jungtauben soll es so sein, wenn eine Jungtaube total abgeflogen ist, soll das mit einem PC vergleichbar sein, bei dem die Festplatte gelöscht wurde. Bei der Jungtaube soll dieser Vorgang eine ähnliche Auswirkung auf ihr Gehirn bezüglich Orientierung haben. Dort, wo sie dann die erste Nahrung wieder bekommt, soll das Gehirn diesen Ort als ihr Geburtsschlag und ihre Heimat ansehen. Das sind aber keine persönliche Erfahrungen, sondern ist nachgeplappert.

Was aber Erfahrungen sind, deine Jungtauben, die es geschafft haben, den Weg zum Heimatschlag allein zurück zu finden, würde ich bei meiner Taubenbuchhaltung mit einem großen Ausrufungszeichen versehen. Das sind/werden nicht nur Brieftauben, sondern sehr gute Brieftauben.

Gruß Lurch
 
Was mich wirklich sehr wundert ist mein Alttäuber der mir noch fehlt. Der ist eigentlich echt richtig flugfit und immer absolut zuverlässig gewesen. Eigentlich einer von der Sorte, wo man sich keine Sorgen drum machen müsste. Dachte ich. Eine der fehlenden Jungen ist eigentlich auch schon oft mit gewesen und extrem fit, die beiden anderen Jungen sind so lala. Eine ist recht fit, die andere war noch nicht mit.
Na mal sehen was passiert.
Ich sperr mir die Zuflieger ab jetzt auch ab. Ich hab gestern Abend im Garten gestanden und nurnoch im Kreis gekotzt, weil ALLE meine wirklich guten weg waren. Zumindest hab ich jetzt einen Teil wieder. Mal sehen, was die nächsten Tage noch so kommt oder eben nicht.
 

Wenn alte Tauben ausbleiben, schmerzt das besonders. Ich will dir nicht die Hoffnung nehmen, aber sehr, sehr oft ist denen etwas passiert. Die verfliegen sich in der Regel nicht. Ich habe einen langjährigen Taubenfreund, dem ist in diesem Jahr auch so ein Kracher ausgeblieben. Dieses Männchen hat von 36 Wettflügen (je Jahr 12) 34 Preise geflogen. In diesem Jahr hatte er sich schon wieder bei jedem Wettflug in der Preisliste platzieren können. Dieses Jahr sollte sein letztes Reisejahr sein, und ab dem nächsten Jahr nur noch in der Zucht seine Gene vererben. Mein Kumpel hatte für ihn sogar schon ein passendes Weibchen ausgesucht. Ich habe ihm im Frühjahr abgeraten, die Taube noch weiter auf Wettflüge 2020 zu setzen. Aber er wollte nicht auf mich hören. Und jetzt ist das ein gebrochener Mann. Mit diesem letzten Satz habe ich nicht übertrieben.
 
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