Rebhühner hinterm Haus und der Artenschutz

Diskutiere Rebhühner hinterm Haus und der Artenschutz im Forum Artenschutz im Bereich Allgemeine Foren - Hallo, da andere Rebhuhn-Themen schon sehr veraltet sind fange ich lieber mal ein neues Thema an. Eigentlich bin ich ja Graupapagei-Halter, aber...
Nochmal zurück zum Thema.
Um an irgendeiner Stelle irgendwelche Tiere oder ihr Habitat vor Bauvorhaben zu retten gibt es nur den rechtlichen Weg.
Man muß vor Gericht ziehen.
Hat dann ein Richter darüber entschieden hat der Beamte im Bauamt eine Richtlinie bzw muss er mit Genehmigungen warten bis der Richter entschieden hat. Ende.
Dass eine Privatperson das nicht stemmen kann brauch ich nicht zu erklären, also bleibt nur der Weg zu einer großen Organisation wie zum Beispiel der nabu oder ähnliches. Die haben die finanziellen Mittel um sowas gegebenenfalls auch 30 oder 40 Jahre durch zu halten.
Gruß
Terra
 
Nochmal zurück zum Thema.
Um an irgendeiner Stelle irgendwelche Tiere oder ihr Habitat vor Bauvorhaben zu retten gibt es nur den rechtlichen Weg.
Man muß vor Gericht ziehen.
Hat dann ein Richter darüber entschieden hat der Beamte im Bauamt eine Richtlinie bzw muss er mit Genehmigungen warten bis der Richter entschieden hat. Ende.
Das eine Privatperson das nicht stemmen kann brauch ich nicht zu erklären, also bleibt nur der Weg zu einer großen Organisation wie zum Beispiel der nabu oder ähnliches. Die haben die finanziellen Mittel um sowas gegebenenfalls auch 30 oder 40 Jahre durch zu halten.
Gruß
Terra
Nur muss man halt auch mal die Verhältnismäßigkeit wahren, aber das ist ein Fremdwort für Nabu & Co. Insofern bedaure ich sehr, dass man in Deutschland ein Verbandsklagerecht geschaffen hat. Ein strenger Winter oder der Löwenanteil der Kette zufällig von einem Auto erfasst und das war's. Und dafür wird dann ggf. ein ganzes Gewerbegebiet auf Eis gelegt.

Wir haben in Deutschland ganz andere Probleme im Naturschutz, aber die kann oder will man nicht angehen. Also verlustiert man sich auf Nebenkriegsschauplätzen.

VG
Pere ;)
 
Nun, man engagiert sich halt eher für Dinge von denen man wie im vorliegenden Fall persönlich und direkt betroffen ist.
Und ich glaube nach wie vor, dass sich bei genügend gutem Willen eine unbürokratische Lösung hätte finden lassen ohne ein ganzes Gewerbegebiet zu verhindern.
Man sollte die Dinge nicht immer gleich so hoch hängen. Wenn genug Geld für den Bau einer Lagerhalle/eines Gewerbegebiets vorhanden ist, dann ist die winzige Summe zur Umsiedlung von ein paar Vögeln doch leicht zu stemmen.
Aber in Deutschland muss das ja alles den langen Dienstweg gehen.

Einen ähnlichen Fall hatte ich vor Jahren einmal mit einer hier nicht (oder nur bedingt) vorkommenden Eule. Sie war hier gestrandet (lange Geschichte, ein Wunder dass sie überlebt hat) und sollte eigentlich wieder in die Freiheit. In Österreich gibts ein Ansiedelungsprojekt mit sehr engagierten Mitarbeitern, ich hab dort angerufen, kein Problem, Eule kann kommen.
Hier wusste die Behörde natürlich dass ich das Tier in Pflege hatte, also hab ich dort Bescheid gesagt was ich vorhabe. Die haben sich dann mit Österreich in Verbindung gesetzt und damit ging der Spass richtig los. Ich denke, der Einzige den die nicht fragen wollten war ihr Bundeskanzler. Von Oberjäger bis Oberveterinär wollte da jeder seinen Senf dazugeben. Die Eule war vorher über ein Jahr bei mir, aber da wurde von Einschleppung von Seuchen in den dortigen Bestand schwadroniert und einiges mehr. Fazit - geht gar nicht.
Dumm dass mir dann der Vogel entflogen ist, ich bin mir ganz sicher dass er es bis nach Österreich geschafft hat ;-)
 
Nun, man engagiert sich halt eher für Dinge von denen man wie im vorliegenden Fall persönlich und direkt betroffen ist.
Und ich glaube nach wie vor, dass sich bei genügend gutem Willen eine unbürokratische Lösung hätte finden lassen ohne ein ganzes Gewerbegebiet zu verhindern.
Man sollte die Dinge nicht immer gleich so hoch hängen. Wenn genug Geld für den Bau einer Lagerhalle/eines Gewerbegebiets vorhanden ist, dann ist die winzige Summe zur Umsiedlung von ein paar Vögeln doch leicht zu stemmen.
Da kann ich wiederum nur den Daumen heben! :zustimm:

Mein Kommentar bezog sich auf den Aufruf, mit Unterstützung des Nabu in einen 30-jährigen Krieg zu ziehen. Und da würde mir bei Betrachtung der Gesamtsituation das Verständnis fehlen.

VG
Pere ;)
 
Hallo an alle Leser und Schreiber!
Ich möchte mal kurz ein kleines Update bringen. Also die Zeitung möchte so wie es aussieht einen Nachdteher machen und hat schon bei allen Verantwortlichen nachgehakt. Dann habe ich gehört, dass sowohl Bürgermeister als auch einer der Chefs der Baufirma Jäger sind. Also sind sie sich der Lage auf jeden Fall bewusst.
Der Bau wird nicht mehr aufzuhalten sein, dafür hat diese Firma und ihre Lobby einfach zu viel Macht in der Region. Der Bürgermeister ist ein Sturkopf, hat hier in einigen Firmen sogar Hausverbot,was auch immer da vorgefallen ist.

Naja, die Wiese ist Weg, der Platz ist geschottert, tagsüber fahren hier 10 Baumaschinen hin und her, graben Fundamente für eine mindestens 3stöckige Betonhalle für ein Pharmaunternehmen. Die Rebhühner lassen sich nicht davon abhalten und laufen teilweise (gestern und heute) einfach zwischen den buddelnden Baggern über die Baustelle und schlüpfen dann durch den Zaun zu mir in den Garten, wo sie hauptsächlich frisches Gras fressen. Das Futter scheint eher zweitrangig. Und dann liegen die halt bis zum Anbruch der Dämmerung bei mir im Gras rum und machen sich dann über die Baustelle zurück über die Straße in die Nachbarwiese (die letzte verbliebene) dort schlafen sie dann.

Also die sind Menschen, Maschinen und Krach gewohnt, selbst wenn die Bauarbeiter mit der Walze den Boden verdichten, liegen die Hühner auf der Wiese im Garten als ob nichts wäre.

Jetzt überlege ich mir ernsthaft, für den Winter einen Unterstand zu bauen, in der Hoffnung dass sie da sicher sind und auch den Unterstand annehmen. Sie sind ja wahre Überlebenskünstler. Immer noch 18 Tiere trotz dem ganzen Zenober. Konnte sie die letzten Tage mehrmals zählen,aber wenn im Winter alle Gewächse draußen umliegen, wird es schwierig mit der Deckung. Ihr Vorteil ist, dass sie sich nahe dem Menschen aufhalten, und so vielen Räubern entkommen.

Was meint ihr, sollte ich das mit dem Unterschlupf machen? Ich hab keine Ahnung ob das funktioniert, oder evtl illegal ist.
 
Guten Morgen. Vielleicht vertreibt sie eine weitere Baustelle auch. Ich würde eher Gestrüpp dort ablegen. Aber wirklich Ahnung habe ich von Rebhühnern leider nicht. Und eine Futterstelle im Winter? Vielleicht freut sich da aber auch Fuchs und Co. drüber.
 
Hallo Leute. Ich melde mich wieder mit einem Update!
Während die Baumaßnahmen in vollem gange sind, habe ich weiterhin die Rebhühner (18 immer noch) versorgt. Diese kommen immer noch fast jeden Tag zu mir. Entweder warten sie bis die Bauarbeiter weg sind und kommen noch kurz vor der Dämmerung einen Snack abholen. Frisches Wasser steht in einer Wachteltränke ebenfalls parat.
Die Rebhühner laufen teilweise sogar über die von Menschen und Baumaschinen gespickte Baustelle um zu mir zu gelangen. Auch wurde die Baustelle einfach überflogen und dann aussen vor meinem Zaun gelandet und dann durchgeschlüpft.
Ich kann mich den Tieren bis auf etwa 5 Meter annähern. Dabei hab ich eine interessante Beobachtung gemacht.
Komme ich näher, Dann fängt der Hahn an Alarm zu schlagen, die jungen sind dann ebenfalls recht scheu, aber sie fliegen nicht weg. Das musste ich die letzten Wochen öfters machen, denn manchmal waren die Spatzen im Garten schneller mit dem Futter wegschnappen. Also bin ich mit dem Futtereimer in den Garten gelaufen. Sobald Unruhe aufkam, habe ich immer mit den Hühnern geredet.... Zum Beispiel "alles gut ich bin gleich wieder weg".
Das Reden wirkte nach einigen Tagen beruhigend auf die Jungen, die dann einfach wieder weiter am Gras gezupft haben, selbst die Eltern wurden ruhiger. Es ist schön zu sehen, wie groß die mittlerweile geworden sind. Sie sehen fast alle gleich aus. Und dass sie mir vertrauen, und anderen nicht ist schon irgendwie lustig...
So Ende Teil I... Gleich geht's in Runde 2.
 
So, da bin ich wieder. Ich habe mich auch zwischendurch aktiv zum Schutz unserer Rebhühner eingesetzt. Unter anderem wurden 2 Artikel darüber in der Lokalzeitung veröffentlicht. Ich möchte Sie aus Copyrightgründen hier nicht veröffentlichen. Wer mehr wissen will bitte PN. Ich konnte die Gemeinde 2x zu einer Stellungnahme bringen, was ja eigentlich mein Primärziel war. Denn so kann später keiner mehr sagen "das wussten wir nicht, sorry" so wie mein 3ter Wachrüttler über das HR-Fernsehen gezeigt hat.
Da ich vor Monaten, also weit vor Baubeginn den HGON anschrieb, ging es um Warnschilder für die Straße. Die Antwort war in etwa so : das Vorkommen in diesem Gebiet ist uns bestens bekannt, der Bestand ist seit Jahren stabil, wir sehen deshalb keinen Handlungsbedarf "

Also hier kommt der Bericht vom HR.... Extrem geschönt, als wäre alles in Butter.... Ich hatte deutlich mehr zu sagen als gesendet wurde. Stattdessen meldete sich der Bürgermeister zu Wort.
Seht selbst : (nur für wenige Tage in der Mediathek)

Ab 12.50min!!!

maintower vom 23.09.2020
 
Habe Deine Geschichte so gerne gelesen und gesehen und mitgehofft. Wie schrecklich, dass am Ende doch wieder nur die Geschäftsinteressen siegen... . Ich wäre vermutlich komplett verzweifelt. Ich denke ja immer, dass wir uns die Erde nur geliehen haben. Und es ist eine Schande, wie wir sie zurückgeben!
Bei uns ist Landschaftsschutzgebiet, aber die Landwirtschaft hat hier schon fast alles kaputt gemacht. Wir hatten bis letztes Jahr hier auch Rebhühner (und auch Heidelerchen), früher sogar ganz viele, immer zwanzig - dreißig Stück, die im Herbst neben den Fasanen auf den Feldern waren. Da die Landschaft aber mittlerweile in eine Agrarwüste verwandelt worden ist, ist das eine brütende Weibchen dem Traktor, der die Wiese mähte, zum Opfer gefallen, die anderen drei so verschwunden. Bis zum Frühjahr waren die damals noch fünf immer in der Brache neben dem Haus. Dann wurde die Brache für Mais umgepflügt - und der Spargel wurde unter Planen gelegt... . Ich versuche derzeit Flächen zu erwerben, was gar nicht so einfach ist, weil kein Landwirt Fläche einfach so verkauft. Aber vielleicht klappt das ja in Zeiten knapper Kassen, nach drei Dürrejahren besser. Wenn es mir gelingt, dann verpachte ich an den Landwirt zurück, aber unter Naturschutzauflagen, und das heißt bei mir auch Rebhuhnschutz. Und ich spiele auch mit dem Gedanken, Rebhühner zu züchten - wenn das Gelände hier wieder so ist, dass hier Rebhühner leben können und falls nicht doch noch welche einwandern - es gibt ein paar Naturschutzflächen weiter weg, wo vielleicht noch welche sind. Ich habe Hühner, die sehr wachsam und schnell sind, gut fliegen und gut Futter suchen und würde versuchen, einer Glucke ein paar Eier unterzulegen.
Ich wünsche Dir ein gutes Neues Jahr, eines, in dem der Artenschutz bei Dir viel Erfolg zeigt!
 
So ist das nun mal im Kapitalismus, da hat Natur, Artenschutz und Klimaschutz kein Platz sondern was zählt ist allein der Gewinn.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Nerven
 
Deine Gedanken und Bemühungen in allen Ehren, Kathrin, aber wenn wir etwas in Sachen Artenschutz erreichen wollen, dann braucht es eine Trendwende in der Landwirtschaft, keine privaten oder halb öffentlichen Einzelprojekte. Anstatt Brache und Extensivierung finanziell zu fördern, werden Großställe und Intensivierung subventioniert und die Flächenstilllegung wurde einem völlig verqueren Bioenergiegedanken geopfert. Ich kann mich nur wiederholen: In meiner Heimat geht es mit dem Artenreichtum bergab, seit der örtliche Biobauer vor etwa 30 Jahren sukzessive die Freiflächen um den Ort nach Bio-Kriterien bewirtschaftete. Ungespritzte, aber umso totere Agrarsteppe. Die letzten Hecken mit den letzten Neuntötern sind derzeit am fallen, dann hat er's vollends geschafft. Da würde ich aber weniger diesem Biobauern die Schuld zuweisen als vielmehr Gesellschaft und Politik, die sowas für gut befinden und fördern.

VG
Pere ;)
 
Hallo, ich weiß nicht, ob es noch jemanden interessiert wie die Geschichte ausgegangen ist, aber ich erkläre mal kurz.
Die Rebhühner waren über den Winter immer noch im Gewerbegebiet, kamen aber nicht mehr in den Garten. Etwa im Februar plötzlich tauchten sie wieder bei mir auf. Und zwar alle 17! Trotz Baustelle direkt nebenan kamen sie jeden Tag.... Meistens abends, aber blieben manchmal auch den ganzen Tag dort. Ich habe ihnen erneut einen Futtereimer hingestellt, und ihnen einen Gartentisch mit Bundeswehr-Tarnnetz bespannt, damit sie vor Luftangriffen geschützt sind. Man konnte wirklich die Uhr danach stellen, sie kamen immer gegen Abend. Teilweise auch noch zusätzlich morgens vor Beginn der Bauarbeiten. Ich habe alles mit der Wildkamera und Aussenkameras überwacht. Zählte sie jeden Tag durch. Es waren immer alle da. Sie kamen bis an mein bodentiefes Wohnzimmerfenster und schauten rein. Es war eine Sensation, die hier viel Aufmerksamkeit erregte, und zahlreiche Fotografen, Jäger und Rebhuhnschützer anzogen.
Auch einen 3ten Zeitungsbericht gab es noch mit dem Titel "Die Rebhühner kommen klar", der auf den Überlebenswillen der Tiere hindeuten sollte. Die Hühner haben auch einen Instagram-Account, über den ich bis heute noch alle Interessierten auf dem laufenden halte.

Dann kam der Frühling, und von einem Tag auf den anderen wurden es immer 3 bis 4 Hühner weniger. Und das war der Zeitpunkt auf den wir alle hingearbeitet haben. Die Kette löst sich auf und die Hühner brachen auf um sich neue Partner und Reviere zu suchen. Sie haben es geschafft! Heute leben immer noch mindestens 1 Paar (oder 2 wenn ich Berichten glauben kann) in unmittelbarer Nähe. Da sie immer noch hier sind vermute ich, dass sie hier erneut brüten werden. Da sich die recht zutrauliche letzte Henne, die bis zuletzt Stammgast im Garten war, einen Hahn gesucht hat, der wohl vom freien Feld kam, ist das Paar quasi über Nacht sehr scheu geworden, und lässt sich nicht mehr im Garten blicken. Aber sie sind etwa 100m weiter. Sie haben im Frühling erneut 10000m2 Lebensraum verloren und haben nun nur noch eine kleine Wiese, etwa 100x50m, plus die Grünflächen auf den Gewerbeflächen. Die anderen Gewerbetreibenden sind sich aber der Hühner bewusst, und nehmen Rücksicht auf sie. Wenn sie es schaffen, wieder erfolgreich zu brüten, können sie dieses Jahr erneut auf meine Unterstützung zählen. Ich lasse sie nicht im Stich und werde mich weiterhin für ihr Wohl einsetzen. Zum Glück beginnt etwa 500m östlich das Feldflurprojekt Gießen Süd, wo sich bereits der Rebhuhnbestand bestens erholt hat und sie jederzeit ausweichen können, wenn es hier einfach nicht mehr geht. Sie wissen auch wo das ist, denn sie machen immer Ausflüge dorthin. Kommen aber immer wieder zurück. Der Rebhuhn-Hegering Wetterau überwacht die Reviere und macht viel für die Erhaltung der Tiere.

Wer wissen will wie es weitergeht schaut am besten auf dem Instagram Account : rebhuehner_huettenberg vorbei.
 
Hallo Billy. Was ist aus Deinen Rebhühnern geworden? Gibt es sie noch?
 
Thema: Rebhühner hinterm Haus und der Artenschutz

Ähnliche Themen

Kleeblattpeter
Antworten
2
Aufrufe
617
Kleeblattpeter
Kleeblattpeter
H
Antworten
9
Aufrufe
781
Sammyspapa
Sammyspapa
Zurück
Oben