Haussperling Tilly - Handaufzucht

Diskutiere Haussperling Tilly - Handaufzucht im Forum Pflege und Aufzucht im Bereich Wildvögel - Hallo, ihr Lieben, ich wollte euch Tilly vorstellen, die ich letzten Dienstag als Nestling im Garten gefunden habe. Seitdem ist meine Welt auf...
Ruth aus Rheydt

Ruth aus Rheydt

Neuling
Beiträge
6
Hallo, ihr Lieben,

ich wollte euch Tilly vorstellen, die ich letzten Dienstag als Nestling im Garten gefunden habe. Seitdem ist meine Welt auf ein Spatzen-Universum eingedampft, ich lese mich durch die Seiten diverser Wildvogel-Organisationen und Foren (unter anderem dieses hier, das ich ganz toll finde!) und versuche, alles richtig zu machen.

Würdet ihr bitte mal einen Blick auf Tilly werfen? Und mir sagen, was ich in diesem Stadium konkret füttern soll? Im Moment bekommt sie von mir immer noch einen Brei aus gemörserten Haferflocken, Sonnenblumenkernen, Kolbenhirse, NutriBird A21, Heilerde und Grünzeug nach Tageskarte. Manchmal steht sie voll drauf, manchmal findet sie, das ist Babykram.

Wir "üben" Selber-Fressen mit frisch gehäuteten Mehlwürmern, die sie auch nicht mehr in den Rachen gestopft kriegen will, sondern selber justieren und dann reinnibbeln. Außerdem hat sie Kolbenhirse in der Voliere, ein Schälchen mit Haferflocken und Mehlwürmern, Gräser, Vogelmiere und einen gemörsterten Körner-Mix, den ich einfach auf dem Boden ausgestreut habe, weil sie das Prinzip Schälchen noch nicht so ganz verstanden hat.

Ansonsten fange ich Fliegen, verfüttere gefrorene Heimchen (also, aufgetaut), Wachsmaden und Drosophila-Larven (nichts für schwache Nerven). Hin und wieder mal ne tote Spinne oder Motte, aber da stell ich mich etwas doof an ...

Sie hat seit gestern eine Voliere im Garten, in der sie sich, glaube ich, wohlfühlt. Hat inzwischen auch die obere Etage entdeckt. :) Wenn es zu warm wird oder ich nicht dabei sein kann, hole ich sie rein, hab für drinnen eine Sammla-Box von Ikea vogelgerecht gemacht.

Wir haben die hintere Hauswand mit Efeu bewachsen, fünf Meter weiter steht ein dichter Lebensbaum, in dem sich "unsere" Spatzenkolonie auch sehr gerne tummelt. Alle Nachbarn haben Futterstellen für Wildvögel, hier ist immer was los. Ich hoffe daher, dass die Auswilderung ziemlich nahtlos verläuft. Die anderen kommen auch immer wieder nach ihr gucken, haben sie aber leider von Anfang an nicht gefüttert.

Ich fürchte, sie hat eine Federbalgzyste überm Schwanzansatz, Termin bei der Vogelexpertinnen-Tierärztin ist gemacht. Gibt es da wirklich keine Alternative zum Ausräumen? Diesen Winzling in Narkose zu versetzen kommt mir so krass vor ...

Ihre Flügelfedern hat sie ganz emsig von den Federkielen befreit, aber an den Schwanz ist sie erst heute das erste Mal rangegangen. Kann es sein, dass ihr die Zyste wehtut, wenn sie da mit dem Schnabel entlang muss? Sollte ich ein bisschen nachhelfen mit den Kielen? Ist nicht mehr viel. Außerdem sind die Schwanzfedern irgendwie merkwürdig geknickt. Vielleicht auch, weil sie die nie glattstreicht?

Findet ihr, die Flügelfedern sind zu hell? Ich habe gelesen, dass das auf eine Mangelernährung hindeuten kann.

Sie fliegt schon sehr beherzt und ambitioniert. Ich hab sie in der Mirabelle üben lassen, die steht relativ frei, von da kann sie nirgendwo hin. An meine Schuffel habe ich einen kleinen Ast festgedrahtet, als "Vogel-Angel". Die halte ich ihr dann vor den Bauch und sie steigt um. (Ist aber auch nichts für schwache Nerven.)

Ansonsten kann sie ihre Muskeln in der Voliere ein bisschen trainieren und im Wohnzimmer. Seit gestern kommt sie mir ein bisschen heiser vor. Ist das normal bei Spatzen? Kommen die quasi in den Stimmbruch, wenn das Sperrgeplärr aufhört?

Also, ich wär euch wirklich superdankbar, wenn ihr grob justieren könntet, was ich hier gerade treibe.

Das erste Foto ist vom Fundtag, die andern von heute.

Importe - 4 von 4 (4).jpeg Importe - 3 von 4 (4).jpeg Importe - 2 von 4 (4).jpeg Importe - 1 von 4 (4).jpeg
 
Hallo!
Ich bin nicht wirklich der Experte, aber dieser Sperling ist aktuell nicht auswilderungsfähig, da das Gefieder in einem sehr schlechtem Zustand ist. Noch ein Tipp, Stelle den Käfig waagerecht, so hat die Kleine mehr davon. Hier müssen aber Kenner wie z.B. @astrid ran. Mehr kann ich erstmal nicht sagen, weil ich halt kein Experte bin. Ich wünsche dir viel Glück mit der Kleinen!
Grüße
taubeTaube321
 
Moin moin,

wurde der mit so schlechtem Gefieder gefunden ? Ich gehe mal davon aus, wenn er seit einer Woche in Pflege ist. Bei der großen Dürre haben die Altvögel große Probleme, noch passende Nahrung zu finden und er war wohl von den Eltern schon fehl-/mangelernährt.
Der Haferflocken-/ Hirsebrei war nicht optimal. Im Nestlingsalter sollten praktisch nur Insekten gefüttert werden und erst jetzt, langsam ansteigend, etwas pflanzliches Futter. Komplett fehlernährt wurde er nicht, das schlechte Gefieder war schon beim Fund vorhanden. In den nächsten Tagen sollten erstmal reichlich Insekten gegeben werden und nur wenig von dem Nutribird oder gequollener Hirse. Man muss jetzt einfach schauen, wie sich die Flugfähigkeit entwickelt. Es ist ein Hungergefieder mit helleren instabilen Bereichen. Da muss man sehen, ob es demnächst für eine Wildbahnfähigkeit reicht.
Eine Federbalgzyste kann ich so jetzt nicht erkennen, aber ich sehe auch nicht mehr wie ein 20-jähriger. Wenn er einem vkTA mal vorgestellt wird ist es super.

Liebe Grüße
Thomas :0-
 
du meinst doch sicher das letzte?
Ja, sorry, ich hatte die Bilder in umgekehrter Reihenfolge hochgeladen.

Hungergefieder?! Das klingt ja schrecklich. Ich denke, das Verhältnis Insekten : NutriBird-Brei lag so ungefähr bei 70:30. Dass sie zu wenige Insekten bekommen hat, lässt mich ein wenig verzweifeln, ehrlich gesagt. Wie soll ich das denn alles in sie reinkriegen?

Ich geh jetzt erst mal schlafen. Danke für eure Antworten bisher.
 
Hi,

ich hatte ja geschrieben, dass der Nestling wohl schon beim Fund fehlernährt war. Deine Pflege war nicht so verkehrt bis auf Hirse und Haferflocken. Federn, die schon da sind, kann man ja bis zur nächsten Mauser nicht mehr verändern.
Einfach die Menge der Insekten noch mal raufsetzen und das Andere runter. Die Gesamtmenge braucht nicht verändert zu werden. Einfach Füttern wenn er Hunger hat.
Liebe Grüße
Thomas :0-
 
Moin Ruth

Unglaublich, wie der Sperling am Fundtag aussah.

Beim Futter würde ich SB-Kerne (viel zu fett) und Nutribird unbedingt weg lassen. Über Nutribird ist der Vogel längst hinaus altersmäßig, zudem besteht es aus minderwertigen Bäckereierzeugnissen, d. h. Mehrfachzuckern (im Gegensatz zu leichtverdaulichen Einfachzuckern aus unverarbeitetem Getreide), die nicht gut verstoffwechselt werden können.

Was lässt Dich eine Federbalgzyste vermuten, kannst Du die Stelle fotografieren? Es ist erstaunlich, dass der Vogel mit dem Gefieder flugfähig ist. Der Auswilderungsort scheint optimal zu sein, aber Dein Pflegling ist in dem Zustand noch nicht auswilderbar.

Das unten zitierte verstehe ich überhaupt nicht, kannst Du das erläutern:

Ich hab sie in der Mirabelle üben lassen, die steht relativ frei, von da kann sie nirgendwo hin. An meine Schuffel habe ich einen kleinen Ast festgedrahtet, als "Vogel-Angel". Die halte ich ihr dann vor den Bauch und sie steigt um. (Ist aber auch nichts für schwache Nerven.).
 
Hallo Astrid,

hab vielen Dank für deine Antwort. Darf ich vorsichtig nachfragen, was genau an dem Gefieder so schrecklich war und woran man jetzt erkennt, dass Tilly nicht auswilderbar ist? Die abgeknickten Federn? Die hellen Partien?

Zu der Mirabelle: Ich habe Tilly auf einen Mirabellenast gesetzt, als ich gemerkt habe, dass sie fliegen will. Ihr kennt das ja: Umgebung peilen, ducken, überlegen, Köpfchen hin und her ... und irgendwann geht es dann ab. Die Mirabelle steht frei, d.h. Tilly kann zwar von Ast zu Ast fliegen, aber wenn sie klug ist, macht sie sich nicht darüber hinaus auf den Weg. Aber wenn sie zu hoch oben im Baum sitzt, komme ich nicht mehr an sie ran. Und zu dem Zweck hab ich mir eben eine Art Angel gebastelt, um sie wieder runter zu kriegen: Schuffeln kennst du? Das sind diese Unkrautschieber, gibt es mit langem und kurzem Stiel. Ich hab eine lange und vorne an das Metallblatt mit Draht einen kurzen Ast befestigt. Den halte ich ihr vor den Bauch, sie steigt auf den Ast, und ich kann sie sanft nach unten befördern. Wenn es hell ist, mache ich gerne ein Foto.

Foto von der Federbalgzyste kommt ebenfalls. Das hat meine Tochter auf ihrem Handy und die schläft noch.

Bis gleich! Und noch mal Danke.
 
Bürzeldrüsenzysten oder Tumore führen eher zu Juckreiz, so dass der Vogel ständig daran herumknibbelt, aber wenn sie kein Sekret mehr abgeben kann, wird sie den Sperling drücken und unangenehm sein. Du hast ja einen TA-Termin, da wird das hoffentlich abgeklärt. Ob eine Operation nötig ist oder eine Punktion mit lokaler Betäubung oder Vereisung reicht, kann ich nicht beurteilen und letztlich entscheidest Du vor Ort, was Du machen lässt und was nicht.

Welche Insekten hast Du verfüttert, wenn Du schreibst, 70% der Nahrung bestand aus Insektenprotein? Das Gefieder erscheint mir von der Ansicht des Fotos nicht voll flugtauglich zu sein, aber der Vogel ist das in dem Alter generell noch nicht. Größere Sorgen würde mir machen, dass dem Sperling bei einer Auswilderung in dem Zustand so viele Federn gleichzeitig abbrechen oder ausfallen, dass er gar nicht mehr fliegen, sondern nur noch hilflos am Boden oder im Geäst eines Strauches sitzen kann, dort schnelle Beute ist und zudem nicht in der Lage, Nahrung zu suchen.

Generell muss ich sagen, dass es vollkommen falsch und gefährlich ist, den Vogel im Garten herumklettern und Flugübungen machen zu lassen. Auch habe ich die Befürchtung, dass Du nicht den erforderlichen Abstand zu dem Vogel gehalten und ihn schon nach 1 Woche fehlgeprägt hast. Der Sperling gehört nicht aufs Klavier, er ist kein Familienmitglied, er darf nicht auf dem Kopf, dem Arm, mit am Tisch etc etc etc sitzen. Ein menschenbezogener Wildvogel hat nach einer Auswilderung, die man so dann gar nicht nennen kann, keine Überlebenschance. Alle Deine Bemühungen um den Vogel wären im wahrsten Sinne des Wortes "für die Katz". Oder ein Nachbar, den der Vogel anfliegt, weil er von Menschen nichts böses erwartet, schlägt den Vogel vor Schreck tot oder aus Angst, ein zutraulicher Wildvogel kann nur Tollwut haben.

Du musst sofort eine 180 Grad Wende machen, und wenn Du Dir das nicht zutraust, weil Deine Bindung an den Vogel zu groß ist, dann musst Du ihn in andere Hände, möglichst mit Sperlingsgesellschaft geben, wo er durchmausern kann und dann professionell ausgewildert wird.

Als Entscheidungshilfe, wie eine Aufzucht und Auswilderung erfolgreich abläuft, kannst Du Dich in folgenden Themen belesen:

Handaufzucht Haussperling - bitte um Tipps - VORBILDLICHE AUFZUCHT

Ein kleiner Spatz und ich suchen Hilfe bei den Profis

Handaufzucht von einem Spatz - was soll ich füttern?
 
Liebe Astrid,

es ist ja nicht so, dass ich den Sperling aufs Klavier gesetzt habe. Er hat Flugversuche im Wohnzimmer unternommen, das muss er doch irgendwo tun können? Vor allem, wenn du sagst, dass es draußen auch nicht okay ist. Er hat drinnen seine Sammla-Box und draußen den großen Käfig, wo ich ihn auch füttere. Außerhalb der Fütterungszeiten will er nichts von mir wissen und schreckt sogar immer häufiger vor mir zurück.

Ich verfüttere hauptsächlich Heimchen, Fliegen, Mehlwürmer, Wachsmaden, wenn ich welche erwische auch Weberknechte, Mücken, Grillen, Fruchtfliegen ...
 
Draußen sind Flugübungen absolut tabu. In der Wohnung müssen sie unter gesicherten Bedingungen erfolgen, wie genau, ist in der verlinkten Themen zu lesen.

Die Ernährung ist einseitig und sehr fettlastig (Mehlwürmer und Wachsmottenlarven). Sind die Futterinsekten aus dem stationären Handel oder online erworben von einer Insektenfarm? Die erwähnte Tochter, kann man die auf eine gemähte Heuwiese schicken zum Grashüpferfangen? In den verlinkten Themen ist zur Ernährung alles im Detail beschrieben.

Wann ist der TA-Termin?
 
TA ist morgen. Insekten sind aus dem Internet. Und aus dem Garten.
 
Thema: Haussperling Tilly - Handaufzucht

Ähnliche Themen

Zurück
Oben