Prachtfinken verschwunden?

Diskutiere Prachtfinken verschwunden? im Forum Afrikanische Prachtfinken im Bereich Prachtfinken - Hallo zusammen, vielleicht ein komischer Titel, aber irgendwie kommt es mir so vor. Früher als Schulkind habe ich mir immer in den Zoohandlungen...
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Papaver

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Hallo zusammen,

vielleicht ein komischer Titel, aber irgendwie kommt es mir so vor.
Früher als Schulkind habe ich mir immer in den Zoohandlungen vor den Käfigen die Nase plattgedrückt und die Vielfalt bewundert. Auch danach konnte ich nicht durch ein Geschäft mit Zooabteilung gehen, ohne dort vor den Vögeln kleben zu bleiben. Vor vielleicht 15 Jahren hat mich die Prachtfinkenauswahl beim Gartencenter so fasziniert, dass ich beinahe zugeschlagen hätte. Hab ich zum Glück nicht, denn in mein Leben hätten sie zu dem Zeitpunkt einfach null gepasst. Also ist der Wunsch langsam verblasst
Heute sähe das anders und irgendwie reizt es mich noch immer. Also wollte ich mal wieder Käfige schauen und sehen, was mit mir passiert.

Aber finden tue ich nichts mehr. Die Läden meiner Kindheit haben höchstens Wellensittiche und Zebrafinken und sogar im großen Zooladen, wo ich von Meerwasser bis Chamäleons alles bekomme, gibt es zusätzlich nur Diamantfinken. Keine Afrikaner weit und breit. Ist das nur der Importstopp? Auch hier im Unterforum ist es ja eher ruhig. Gibt es überhaupt noch Händler (in Berlin), wo man verschiedene Prachtfinken sehen kann? Oder ist das Hobby, zumindest aus der Öffentlichkeit, verschwunden?

Liebe Grüße
 
15 Jahre passt, denn die Ursache ist ganz sicher:

"Seit 1. Juli 2007 dürfen laut EU-Verordnung 318/2007 keine wild gefangenen Vögel mehr in die EU importiert werden. Erlaubt ist nur noch der Import von gezüchteten Vögeln aus bestimmten von Landesbehörden zugelassenen und der EU-Kommission gemeldeten Zuchtbetrieben bestimmter Drittländer oder Drittlandgebiete"

Dass damit schon bald nicht nur Masse, sondern auch Vielfalt sank, zeigt, wie wenig realiter in größeren Zahlen nachgezogen und wieviel verramscht und in Bälde totgepflegt wurde.
Natürlich hat sich der Austausch von Tieren auch weitgehend in den privaten Züchterbereich verlagert, so dass die Zooladenbestände nicht widerspiegeln, wieviele Arten noch vorhanden sind.
Noch (!) gibt es durchaus eine signifikante Vielfalt von Nachzuchten, die man von privat erwerben kann, Aber es sind dennoch sehr viele Arten komplett aus der Haltung verschwunden.
 
Finde ich auch gut das keine Wildfänge mehr importiert werden dürfen. Vielfalt hin oder her. Hobbyhalter müssen nicht noch zusätzlich dazu beitragen das die Natur immer mehr verarmt und Arten aussterben.
 
Hallo Charlette,
Vom Prinzip hast du Recht, aber ein wichtiger Aspekt wird dabei leider vollkommen vergessen. Nämlich die genetische Verarmung innerhalb der vorhandenen Populationen in Menschenhand. Es sollte definitiv eine kleine Menge benötigter Vögel jedes Jahr importiert werden. Auch Wildfänge. Es ist komplett falsch zu glauben das Inden Herkunftsländern alles toll ist und nicht mehr gefangen wird. Die Leute haben weiterhin Hunger und brauchen auch dort Geld zum Leben. Das passiert weiterhin - und nicht in kleinem Stil. Es kommt hier nur nicht mehr an. Es geht in andere Länder außerhalb der EU. Bei z B. Großpapageien haben wir eine ganz andere Situation. Lange Dauer bis zur Geschlechtsreife, geringe Nachzuchten zu lange Lebenserwartung etc. Bei den schnell reproduzierenden Prachtfinken ist der Lebenszyklus wesentlich schneller und kürzer. Sie dienen in der Nahrungskette als Futter und müssen deshalb schnell sein mit der Geschlechtsreife, Aufzuchterfolg etc. Das sie für unserem Auge toll aussehen steht auf einem ganz anderen Blatt. In der Natur sehen sie Beutegreifer als das was sie sind.... Futter...
 
Hier in Spandau ist noch ein kleiner Zooladen mit (neben vielenWellensittichen und ein paar Fischen) afrikanischer Prachtfinkenauswahl. Bin durch Zufall drauf gestoßen.
 
Ich weiß wie es in den Ursprungsländern besonders in Afrika aussieht und es ist ein Irrglaube das es da nur um Hunger geht. In erster Linie ist die Korruption ein großes Problem. Bei Tierarten wie Nashörnern , Elefanten , Geparden geht es einfach um viel Geld. Das steckt eine richtige Mafia dahinter. Und wenn die Prachtfinken weiterhin gefangen werden weil sie nach China oder in andere Länder gehen und als Fressfeinde dienen sollte das noch lange kein Freibrief für uns sein weiterhin Finken und andere Vögel zu importieren.
 
Was auch immer wieder vergessen wird, ist das eine Naturentnahme von r-Strategegen in aller Regel auch bei erstaunlich hohen Stückzahlen langfristig nachhaltig sein kann. Ist das Habitat nur halbwegs OK, liefern die locker unvorstellbare Mengen an Nachwuchs nach.
Solche eine Nutzung könnte eine Einnahmequelle für die lokale Bevölkerung sein, die sie dazu anregt, die gewinnbringenden Habitate nicht zu zerstören.
So können Wildfänge dem Arterhalt dienen.
Soweit zum Naturschutz- und Artenschutzaspekt.
Der Tierschutzaspekt ist ein anderer. Zwar sind Importprozesse heute viel schonender und es gibt kaum Verluste, aber bei reichhaltigem Angebot landen eben auch viele Tiere in falschen Händen, wo sie leiden und kurzlebig sind.
Schwer abzuwägen.
 
Ja wenn die Habitate okay und vor allem groß genug sind... Da liegt ja der Hase schon im Pfeffer. Wildtiere und somit auch Vögel werden immer mehr zurück gedrängt und Lebensräume schrumpfen. Und es stimmt auch das leider viele Vögel in Käfigen ein trauriges Dasein fristen. Damit sie der Arterhaltung dienen müsste man die Arten reinrassig weiterzüchten. Bei Agaporniden zum Beispiel wird aber zum Teil wild drauf los gezüchtet. Es gibt massenweise Mischlinge und für den Arterhalt sind diese Tiere völlig wertlos.
 
Das sehe ich etwas anders. Vögel aus privater Zucht sind immer für den Arterhalt wertlos, Niemand kontrolliert die Genetik und achtet auf Arterhalt, Oft werden Vögel verschiedener Populatonen verpaart. Es gibt keine naturnahe Selektion. Oft gibt es eine unbewusste Selektion auf Größe, Farbigkeit und unproblematisches Freß-und Fluchtverhalten.
Nein, ohne wissenschafltiche Zentralsteuerung geht Arterhaltungszucht nicht. Privatleute können sich natürlich an EEPs beteiligen oder jetzt auch bei Citizen Conservation oder F&F mitmachen.
Aber alles andere hat nichts mit Arterhalt zu tun. Daher finde ich auch Farbzucht und Kreuzungen, solange sie nicht in Qual enden nicht wirlich schlimm.
Der "Sinn" privater Vogelhaltung ist das Verständnis vom und das Interesse am Tier, das letztlich oft auch in Engagement für Tier- Natur- und Artenschutz mündet.
 
Moin Moin an Alle. Da hast du Recht Ingo, use it-or loose it. Es stimmt schon was du sagst zur Zuchtauslese. Klaro, sonst wären wir heute nicht da wo wir sind. Logisch. Aber auch eine behutsame Naturentnahme sorgt für eine Druckverringerung auf die Naturpopulationen. JEDER nachgezüchtete Vogel ersetzt einen anderen aus Naturentnahme. Das ist gut so. Und der Verbleib der Importe wird heute durch das Portemonnaie geregelt. Schmetterlingsfinken etc.
für'n 10er ist aus und vorbei.Wir können unsere Stämme in menschlicher Obhut fast nur
(Ausnahme Arten bestätigen die Regel) Gesund erhalten- zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Ich empfehle allen die Seite des Verbands der Waldvogelpfleger VdW aufzusuchen und dann den Artikel bei ArtenschutzAktuell zu lesen. Auch mit den Links zu den Videos etc.... Wer, wo was macht, produziert, Geld verdient etc.. Ist zwar nicht besonders schön, aber es öffnet doch ein wenig den Blick für das große Ganze was bei uns und in anderen Ländern geschieht.
Lg
 
Ingo du hast aber gerade geschrieben das Wildfänge dem Arterhalt dienen können aber dann dürfen sie nicht vermischt werden wie es eben in Gefangenenschaft passiert. Mit dem Verständnis zum Tier und das Interesse dafür fördern werben ja oft Zoo's. Aber dort lernt man kaum etwas über die betreffendende Art. Die Tiere dort sind nur Zerrbilder ihrer selbst da sie sich völlig anders verhalten.
 
Das hast Du falsch verstanden. Die individuellen Wildfänge können dem Arterhalt nur im Rahmen wissenschaftlich gesteuerter Zuchtprogramme dienén. Und das ist immer nur der kleinste Teil der Individuen.
Der PROZESS des nachhaltigen Wildfangs mit Profiten für die lokale Bevölkerung dient aber dem Habitaterhalt und somit auch dem Erhalt nicht nur der gefangenen Arten, sondern sämtlicher Arten des Habitats.
Salopp gesagt: Den Wald, der einem Jahr für Jahr Geld bringt holzt man eben nicht so rasch ab.

Das erhalten wildformnaher Linien bei privaten Züchtern hat in der Tat einen edukativen Wert, aber keinen unmittelbar Artenschutzrelevanten.
 
Vielen Dank für die vielen Antworten und Hintergrundinformationen!
Den Grundgedanken hinter dem Importstopp kann ich gut nachvollziehen, denn auch wenn es toll war, in jeder Zooabteilung eine große Vielfalt an Tieren bewundern zu können, bleibt natürlich ein komischer Nachgeschmack, wenn beispielsweise ein Pflanzencenter nebenher exotische Tiere für vergleichsweise wenig Geld anbietet. Ich kann aber auch Ingos Argumentation gut verstehen, dass ein regulierter Wildfang am Ende vielleicht einen größeren Anreiz für die lokale Bevölkerung bietet, die Biotope zu erhalten, mit denen sie Geld verdienen können. Aber am Ende sind wir für die Diskussion wohl eh 15 Jahre zu spät dran, jetzt ist es, wie es ist.

Was mich halt wundert: durch den Importstopp ist das Thema Prachtfinken aus den Zooläden (die ich besucht habe) offenbar quasi komplett verschwunden, gleichzeitig habe ich jetzt aber in einem Forum eine Preisliste für Prachtfinken gesehen, die einerseits ziemlich umfangreich, aber auch von den Preisen her vollkommen angemessen war. Das verlangt ein Zooladen für andere exotische Tiere ja auch ohne Probleme, aber offenbar hat sich dieser Finkenmarkt vollkommen von Händlern abgekoppelt und findet eher im Privaten statt?

Das klingt vielleicht komisch für diejenigen, die bereits im Hobby drin sind und entsprechend längst vernetzt, aber als Außenstehender ohne Bezugspunkt ist so ein Laden immer eine gute Gelegenheit, niedrigschwellig auch mal so ein Thema kennenzulernen. Als ich in dem Laden letztens beispielsweise keine Vögel fand, bin ich stattdessen vor den Meerwasseraquarien hängengeblieben. Sowas hatte ich vorher so noch nie in echt gesehen.

Sind Vogelbörsen der bessere Anlaufpunkt, auch wenn man nur interessierter Laie ist?

Hier in Spandau ist noch ein kleiner Zooladen mit (neben vielenWellensittichen und ein paar Fischen) afrikanischer Prachtfinkenauswahl. Bin durch Zufall drauf gestoßen.

Das klingt interessant, würdest Du mir netterweise den Namen verraten/schicken?

Einen schönen Abend!
 
Hallo Papaver,

ich gehöre zu der seltenen Spezies "Prachfinkenhalter/-liebhaber-/in". Bei mir tummeln sich verschiedene Lonchura-Arten, Binsenamadinen und die doch noch gut erhältlichen Zebrafinken. Dieses Hobby pflege ich seit ca. 33 Jahren (Zebrafinken noch 10 Jahre länger). Damit habe ich schon einige Veränderungen miterlebt.
In meinen Anfangszeiten war es genau wie Du beschrieben hast: in den Zooläden konnte man eine Vielzahl verschiedener Prachtfinken erwerben. Oft nur für wenig Geld. Oft aber auch mit sehr wenig Fachwissen der Verkäufer und Käufer (ich konnte mal ein Gespräch mitanhören, wo eine Schwarzkopfnonne und eine Weißkopfnonne einem unwissenden Interessenten als männliches und weibliches Paar verkauft wurden... :hammer:). Die Vögel wurden einem buchstäblich nachgeschmissen, lediglich seltene oder empfindliche Arten wie Gelbe Schilffinken oder Lauchgrüne Papageiamadinen kosteten damals schon eine große Summe. Ich selbst zog damals schon voller Hingabe Nonnen (Lonchura) nach - die Nachzuchtvögel bekam man nicht los, weil es genügend günstige Tiere im Zoohandel gab (wurden in Massen importiert mit all den negativen Auswüchsen wie z.B. Einschleppung von Krankheiten und Parasiten, massenhaftes Wegsterben der Vögel schon beim Importeur aufgrund der extrem tierschutzwidrigen Umstände etc.). Und ich wollte meine wertvollen Nachzuchten nicht unter ihrem (Lebens-)Wert verkaufen...
Nach der Importsperre 2007 wurde alles schlagartig anders: die Billigvögel verschwanden schnell aus den Läden und man musste händerringend nach den entsprechenden Arten suchen. Deshalb wurden in den großen Vogelzuchtvereinigungen spezielle Untergruppen von Zuchtzusammenschlüssen (mit Versammlungen, Vogeltausch etc.) gegründet, die aber nach und nach aufgrund der schlechten Nachfrage und auch Mitarbeit der Mitglieder aufgelöst wurden. Einer der wenigen Zusammenschlüsse, die noch existieren und aktiv sind, ist z.B. der Lonchura-Club, in dem auch ich (Gründungs-)Mitglied bin - für uns war das die einzige Möglichkeit, zumindest einige der äußerst liebenswerten Prachfinkenarten in unseren Käfigen und Volieren noch zu erhalten. Im meinem Falle v.a. die unauffälligen Lonchura-Arten. Aber wir kämpfen auch ums Überleben... Fast alle Vögel gehen "unter der Hand" weg - auf offiziellen Wegen geht oft nichts mehr. Am ehesten kannst Du z.B. über den "Tierflohmarkt" noch Prachtfinken bekommen bzw. auch Kontakte knüpfen, um an solche Vögel ranzukommen.
Die bekannten Züchter untereinander verlangen oftmals nicht mal Geld, sondern möchten lieber Tauschvögel, damit die Bestände erhalten werden können. Ein Außenseiter muss natürlich entsprechende Summen zahlen. Je nach Art können das bis zu 600 - 800 € pro Paar schon sein. In meinen Augen aber absolut gerechtfertigt - ein Leben, und sei es noch so klein, sollte was wert sein... Ein Vorteil hat die Importsperre gebracht: die Vögel werden nicht mehr als austauschbare Massenware "vertickt". Früher "fiel halt einer von der Stange", sofort konnte man sich einen neuen holen. Jetzt halten solche Vögel meist nur noch (wenige) Spezialisten, die sich auch damit auskennen - meist zum Wohle der Vögel, die dann artgerecht untergebracht und versorgt werden, was früher oft nicht der Fall war... Um Prachtfinken nachzuzüchten und zu erhalten, muss man halt schon ein wenig wissen und können - zum Glück für die Vögel.

MfG,
Steffi
 
Es gibt bei mir im Landkreis nur noch einen Zooladen der Vögel anbietet, der mit dem Großen "D". Auch anderswo sieht man idr ZF, Mövchen, Goulds, Ringel und Diamant sowie Spitzschwanzama. Ab und an noch Bandfinken. Aber dann hakts auch schon.

Ich finde das Importverbot hat eher was negatives, eine vernünftige Kontrolle wäre uU Sinnvoller gewesen. Schon vor der Pandemie konnte man feststellen das es immer weniger Angebote diverser Art als NZ oder ZP gab.

Mal sehen was das wird und wie. Irgendwann will ich wieder Vögel haben und kein Bock 500 km dafür wohin zu fahren.
 
Tja, 500 km bin ich schon öfter gefahren, um Vögel zu bekommen. Wer das wirklich will, macht das auch - für zwei Pärchen Gilbnonnen bin ich schon mal 1000 km gefahren.
Wie willst Du Prachtfinkenzüchter und den Handel damit kontrollieren? Ist ja schon bei Landwirten schwer genug, und die sind registriert... Auch "normale" Haustierhalter (mit Hunde, Katzen, Kleinnagern) kann man nicht vernünftig kontrollieren.
 
Nachdem immer wieder und das nicht selten, Tiere aus Privat Haltungen aus diversen Gründen Beschlagnahmt werden, gibt es offensichtlich doch sowas wie ein Kontrollsystem.

Gut Vögel sind weniger darunter, eher Reptilien, Vierbeiner, Vögel eher weniger. Auch auf Börsen / Ausstellungen habe ich schon Kontrollen gesehen.

Kontrollen bei Landwirten sowie Lebensmittelindustrie sind bei den Behörden eher unbeliebt.
 
Thema: Prachtfinken verschwunden?
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