Hallo zusammen,
bin neu hier und wollte mich mal erkundigen, wie es mit den Krähen weitergegangen ist.
Habe vor 14 Tagen selber das Vergnügen gehabt, auf einen total erschöpften und hungrigen Ästling (Rabenkrähe) zu stoßen. Er saß am späten Abend auf dem Dach eines Autos - mitten in der Stadt 50m von meiner Wohnung entfernt. Wir hatten das ganze eine halbe Stunde lang beobachtet - die Eltern waren nicht mehr in der Nähe. Beim vorsichtigen Annähern an den kleinen Kerl / Kerlin ;o) flog dieser nicht weg. Wir überlegten, was wir tun sollten - draußen auf dem Autodach lassen (Katze lief gerade an uns vorbei, wenn Auto weg fährt, dann wird der kleine überrollt) oder mitnehmen. Da es zu Dämmern begann, haben wir uns entschlossen, ihn in eine Kiste zu packen und mit in die Wohnung zu nehmen. Der Kleine stieg sofort auf die Hand und ließ sich einfach in die Kiste setzen.
Zwar hatten wir ebenfalls überlegt, ihn einfach auf einen Baum zu setzen - allerdings war da wieder die Katze und eine Leiter hatte ich nicht vor Ort um ihn weiter höher auszusetzen. Und da ich im Vorjahr bereits eine Ringeltaube aufgepäppelt habe, hatte ich wenigstens ein wenig Erfahrung.
Viele werden jetzt sagen: Hättet ihr ihn lieber draußen gelassen! Ja, dass weiß ich selbst, doch wenn man einem noch so jungen und hilflosen Vogel selbst begegnet, handelt man doch oft anders und möchte helfen.
Am nächsten Morgen habe ich ihm erst einmal Fleisch besorgt - das gab es dann in Stücken mit Haferflocken und Vitaminen sowie Grit (hatte ich noch von der Ringeltaube). Es hat nicht lange gedauert, da hat er angefangen, mit dem Fleisch zu spielen, allerdings landete es noch nicht da, wo es hingehörte. Nachdem ich ihm dann einige Male ein paar Brocken in den Schnabel reingeschoben habe, hatte er begriffen, wie es geht.
Mit dem Fliegen brauchte er allerdings ein paar Tage. Anfangs flog er knapp einen Meter hoch - weiter ging es dann nur in Etappen. Kurzerhand habe ich mein Gästezimmer in eine Riesenvoliere umgestaltet (alles abgedeckt), sodass er tagsüber während ich auf Arbeit war seine Ruhe hatte aber auch nicht im Käfig eingesperrt war. Ab und zu musste ich ihn baden - von sich aus hatte er dazu noch keine Lust. Jeden Tag konnte man beobachten, dass er im Fliegen immer besser wurde. Letzte Woche entschied ich dann, eine Außenvoliere in Form eines umgebauten Regals zu bauen, um ihn an Draußen zu gewöhnen.
Nachdem ich den ganzen Samstag sowie Sonntagmorgen gewerkelt hatte, war die Voliere fertig. Dann habe ich Blacky (so hatte ich ihn getauft) nochmals gebadet und dann ging es ab nach Draußen auf meinen Balkon (2. Etage, viele große Platanen vor dem Haus)! Da Rabenkrähen doch sehr schlau sind, hatte er extrem schnell bemerkt, dass die Voliere mehrere Etagen hatte und fand so recht zügig seinen Futterplatz sowie sein "Wohnzimmer". Als ich dann allerdings zum Saubermachen seines Wohnzimmers das Volierengeflecht anhob, wusste er, dass es sozusagen eine Tür gab. Immer mal zupfte er am Draht bzw. an den Schnüren, die die Voliere zusammen hielten, was aber weiter nicht schlimm war.
Am Abend bemerkte ich jedoch, dass er unruhig wurde und versuchte, mit dem Kopf gegen das Geflecht drückte. Immer wieder stieß er dagegen. Ich ging raus auf den Balkon und wollte ihn beruhigen. Da hörte ich zwei Krähen unglaublich laut herummeckern - sie saßen in einer Platane gegenüber von meinem Balkon und schrieen was das Zeug hielt! Und da Blacky unbedingt raus wollte, wusste ich, dass das die Eltern waren! Spätestens als sie versuchten, mich anzufliegen und zu verjagen, wurde mir klar, jetzt ist die perfekte Zeit, den verlorenen Sohn / Tochter wieder nach Hause zu entlassen!
Also habe ich das Gitter geöffnet, Blacky sprang heraus, noch kurz auf die Brüstung vom Balkon und ab zu seinen Eltern in den Baum! Das war echt toll anzusehen! Er flog richtig hoch in den Wipfel des Baumes, wo die Eltern schon auf ihn warteten. Die 3 saßen dann noch lange zusammen auf dem Baum und da es bereits abends war, vermute ich, dass sie dort auch geschlafen haben. Blacky wurde weder angegriffen noch verjagt. Das hatte mich extrem gefreut! Auch wenn er nur gute 5 Stunden in der Voliere verbracht hatte... und ich mehr als 12 Stunden für den Aufbau investiert habe - aber die Mühe war es wert!
Ich hoffe, ich habe nicht zu weit ausgeholt. Wollte nur damit ausdrücken, dass man manchmal vielleicht doch einen Vogel durch etwas menschliche Hilfe bzw. Unterstützung helfen kann, ohne ihn gleich fehlzuprägen.