Aus den Augen, aus dem Sinn ?

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Vogelklappe

Foren-Guru
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Den Link zu diesem Artikel schickte mir heute jemand zu. Dazu fiel mir erst 'mal wirklich nichts mehr ein.
Rabiate Vögel
Adlershof: Krähen attackieren Passanten
23. Mai 2011 12.13 Uhr, dapd/B.Z.
Weil sie ein Jungtier verteidigen wollten, griffen Krähen in Adlershof mehrere Fußgänger an.
Kopf einziehen in Adlershof: Am Montagmorgen griffen mehrere Krähen in der Volmerstraße Passanten an, nachdem ein Jungtier aus dem Nest gefallen war.
Der Hauswart einer wissenschaftlichen Einrichtung hatte die Polizei gerufen, da mehrere Besucher des Gebäudes von Krähen attackiert worden waren. Sämtliche Fußgänger, die an dem auf einer Wiese hockenden Jungvogel vorbeigingen, wurden von den Alten aus der Luft angegriffen.
Auch als der 61-jährige Hausmeister sich um den Vogel mühte, wurde er attackiert. Dabei wurde er den Angaben zufolge leicht am Ohr verletzt. Polizisten setzten den Vogel dann in einen Karton und brachten ihn in ein nahe gelegenes Waldstück, wie es weiter hieß.
Der Polizeisprecher betonte, dass die Krähe schon selbstständig genug gewesen ist, um sich allein zurecht zu finden.
http://www.bz-berlin.de/bezirk/treptow/adlershof-kraehen-attackieren-passanten-article1188888.html
Am Nachmittag rief mich eine Tierfreundin an, sie habe mit der Polizei telefoniert und gehe jetzt diese junge Krähe suchen. Sie war tatsächlich in einem mehrere Kilometer entfernten Waldstück ausgesetzt worden. Ob man ihr die Stelle wenigstens eingegrenzt hätte, fragte ich. Nein, die diensthabenden Beamten seien schon im Feierabend. Dann solle sie im Abschnitt noch 'mal anrufen, wenn sie dort sei, damit man einen davon gefälligst ans Telefon zitiert, riet ich. Das sei ja wohl das mindeste; schließlich wird es ja irgednwann auch dunkel. Ach ja, viele S-Bahnen im Osten fuhren heute auch nicht wegen eines Kabelbrandes.
Vorhin der "rettende" Anruf. Sie hat die Krähe gefunden, apathisch auf dem Waldboden und bereits voller Fliegen. Die Tierschützerin, zu der sie erst 'mal gebracht wurde, bestätigte außerdem Rachitis. Diese Krähe konnte nicht 'mal richtig laufen. Morgen wird sie zu mir gebracht.
Manchmal bin ich einfach nur müde ...
 
... ohne Worte:k

fast:zwinker:: bin froh, dass das Tierchen gefunden wurde, toller Einsatz der Tierschützerin, hoffentlich nicht zu spät (Daumendrück)
 
Verantwortungslos! Das Verhalten der Polizei sollte publik gemacht werden, zudem ein Artikel in der Zeitung mit Erläuterung, warum die Krähen sich derzeit möglicherweise so verhalten, damit die Menschen verstehen. Ist zwar jedes Jahr das gleiche, aber es scheint immer wieder in Vergessenheit zu geraten. Krähen verteidigen mit einem "Löwenmut" ihre Brut, das verdient Achtung und nicht Verachtung.

LG astrid
 
Fühl Dich gedrückt und danke der Tierschützerin auch in meinem Namen bitte. :trost:
LG Drea
 
Es sollte wohl mal wieder der bequemste Weg gegangen werden ( Problem gelöst 0l ) & eine dä... Erklärung ( Vogel ist selbstständig) war die schöne Rechtfertigung , wie traurig und herzlos!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich frage mich nur immer wieder , wo haben die ihr Gewissen ?????

GUT DAS ES AUCH ANDERE MENSCHEN GIBT ; DIE NACHDENKEN UND WIRKLICH HELFEN!!!!!!!!!!!!! :beifall::beifall::beifall:

Grüße Conny
 
Apropos Nachdenken: Es ist natürlich Blödsinn und vor allem tierquälerisch, was da behördenseitig veranstaltet wurde. Aber ist der zweite Teil der Story wirklich so viel besser? Langsam kann ich das nicht mehr hören und will zumindest mal einen bisher immer vernachlässigten Aspekt erwähnen: Da fliegt eine rachitische, also nicht topfitte, Krähe vorzeitig (und warum wohl?) aus dem Nest und würde das ohne Hilfe wohl kaum überleben.
Sowas nennt man Selektion und es dient dem Arterhalt. Nun wird die Krähe aber mühsam aufgepäppelt und im Erfolgsfall vor allem natürlich voller Stolz wieder ausgewildert. Die natürliche Selektion wurde ausgetrickst und hat vorerst das Nachsehen. Vorerst! Später lacht sie sich vielleicht ins Fäustchen und ich erkläre kurz, warum.
Warum aber hat die Krähe Rachitis? Warum landete sie vorzeitig auf dem Boden? Könnt Ihr garantieren, dass das eine reine Mangelversorgung war und nicht genetisch bedingt? Und wenn Mangelversorgung, dann sicher nicht durch unzureichendes Durchsetzungsvernmögen gegenüber den Nestgeschwistern bedingt oder durch "unfähige" Eltern?
Wer will das wissen?
Hier wird im Erfolgsfall, wie so oft, ein Vogel künstlich so weit gebracht, dass er eine Fortpflanzungschance bekommt, die die Natur ihm nie gegeben hätte.
Der Päppler ist stolz und sein Stolz steigt noch, wenn die Auswilderung erfolgreich ist.
Für die lokale Population, im Extremfall für die Art, ist das ganze aber viel wahrscheinlicher gefährlich und riskant als hilfreich.
Hier wird potentiell schädliche genetische Information erhalten und im schlimmsten Fall dauerhaft angereichert.
Aus humanen Gründen spricht nichts gegen ein Aufpäppeln, aus biologischen Gründen aber sehr viel gegen ein Wiederauswildern.
Sehr viele der liebevoll gepäppleten Jungvögel sollten aus populationsgenetsichen Aspekten besser nicht überleben oder zumndest nicht wieder ausgewildert werden.
Ihnen ein artgerechtes lebenslanges Asyl in menschlicher Obhut zu gewähren ist dagegen neutral und harmlos für die Population.
Das ist ein Aspekt, der hier irgendwo permanent untergeht, deshalb will ich zumindest einmal darauf hingewiesen haben.
 
Apropos Nachdenken: Es ist natürlich Blödsinn und vor allem tierquälerisch, was da behördenseitig veranstaltet wurde. Aber ist der zweite Teil der Story wirklich so viel besser? Langsam kann ich das nicht mehr hören und will zumindest mal einen bisher immer vernachlässigten Aspekt erwähnen: Da fliegt eine rachitische, also nicht topfitte, Krähe vorzeitig (und warum wohl?) aus dem Nest und würde das ohne Hilfe wohl kaum überleben.
Sowas nennt man Selektion und es dient dem Arterhalt. Nun wird die Krähe aber mühsam aufgepäppelt und im Erfolgsfall vor allem natürlich voller Stolz wieder ausgewildert. Die natürliche Selektion wurde ausgetrickst und hat vorerst das Nachsehen. Vorerst! Später lacht sie sich vielleicht ins Fäustchen und ich erkläre kurz, warum.
Warum aber hat die Krähe Rachitis? Warum landete sie vorzeitig auf dem Boden? Könnt Ihr garantieren, dass das eine reine Mangelversorgung war und nicht genetisch bedingt? Und wenn Mangelversorgung, dann sicher nicht durch unzureichendes Durchsetzungsvernmögen gegenüber den Nestgeschwistern bedingt oder durch "unfähige" Eltern?
Wer will das wissen?
Hier wird im Erfolgsfall, wie so oft, ein Vogel künstlich so weit gebracht, dass er eine Fortpflanzungschance bekommt, die die Natur ihm nie gegeben hätte.
Der Päppler ist stolz und sein Stolz steigt noch, wenn die Auswilderung erfolgreich ist.
Für die lokale Population, im Extremfall für die Art, ist das ganze aber viel wahrscheinlicher gefährlich und riskant als hilfreich.
Hier wird potentiell schädliche genetische Information erhalten und im schlimmsten Fall dauerhaft angereichert.
Aus humanen Gründen spricht nichts gegen ein Aufpäppeln, aus biologischen Gründen aber sehr viel gegen ein Wiederauswildern.
Sehr viele der liebevoll gepäppleten Jungvögel sollten aus populationsgenetsichen Aspekten besser nicht überleben oder zumndest nicht wieder ausgewildert werden.
Ihnen ein artgerechtes lebenslanges Asyl in menschlicher Obhut zu gewähren ist dagegen neutral und harmlos für die Population.
Das ist ein Aspekt, der hier irgendwo permanent untergeht, deshalb will ich zumindest einmal darauf hingewiesen haben.

hallo,

besser kann man es nicht sagen.:zustimm: respekt:beifall:
 
Warum aber hat die Krähe Rachitis? Warum landete sie vorzeitig auf dem Boden? Könnt Ihr garantieren, dass das eine reine Mangelversorgung war und nicht genetisch bedingt? Und wenn Mangelversorgung, dann sicher nicht durch unzureichendes Durchsetzungsvernmögen gegenüber den Nestgeschwistern bedingt oder durch "unfähige" Eltern? Wer will das wissen?
Also weißt Du, Ingo, darüber spekuliere ich nicht, solange ich das Tier nicht 'mal selbst gesehen habe, gebe aber gern weiter Rückmeldung, wenn's Dich interessiert. Zunächst 'mal ist es aber garantiert ! so, daß dieser Jungvogel nicht "vorzeitig" auf dem Boden gelandet ist, weil es sich der Befiederung nach um einen Zeitpunkt handelt, in dem das Nest eben verlassen wird. Des weiteren werden wirklich "defekte" als auch zu früh aus dem Nest geratene Jungtiere nicht von den Altvögeln verteidigt.

Dieses Jahr gibt es viele Jungkrähen in diesem Stadium mit solchen Beinveränderungen, die auch von uns immer als rachitisch interpretiert wurden. Seit aber eine langjährige Päpplerin vor drei Jahren begonnen hat, knochengängiges Antibiotikum zu geben, stehen etwa 80 % dieser Krähen nach drei Tagen wie eine eins. Wenn es länger dauert, schlägt es nicht an. Auch bei tatsächlicher "Rachitis" muß sich schnell Besserung zeigen, sonst ist die Prognose schlecht.

In anderen Jahren hingegen gab es kaum solche Jungkrähen. An genetische Ursachen kann ich daher nicht so recht glauben, weil sonst doch die "Verteilung" über die Jahre gleichmäßiger sein müßte ?

Ihnen ein artgerechtes lebenslanges Asyl in menschlicher Obhut zu gewähren ist dagegen neutral und harmlos für die Population.
Und wo gibt es solche Plätze ? Daran glaube ich nun wiederum nicht, daß es sinnvoll ist, dauerhafte Volierenkandidaten zu "produzieren". Das hängt sehr vom einzelnen Vogel, ab, und auch ich habe aufgrund langjähriger Beobachtung meine Einstellung dazu spezifiziert. Von den ca. sechs Krähen, die voraussichtlich dauerhaft bei mir sind, würde ich heute nur noch zwei zu dieser Art Leben verdammen.

Mit den Entscheidungen, welcher Aufwand gerechtfertigt ist, mache ich es mir nun wirklich nicht bequem. Ausgewildert werden nur Vögel, die völlig in Ordnung erscheinen. Kannst mir glauben, ich lasse nach klaren Kriterien, zu denen ich jederzeit stehe, sicher mehr Tiere einschläfern als sich mancher unter "Vogelschutz" vorstellen kann und werde auch mit dieser Jungkrähe nicht anders verfahren. Wenn nun aber jemand mit einem Jungvogel mit vermutlich behebbaren "Schäden" zu Dir käme, Ingo, wohin würdest Du ihn denn verweisen ? Das frage ich zur Zeit die Behörden, die bisher dazu "herumeiern". Dann doch bitte 'mal konkret.
 
Apropos Nachdenken: Es ist natürlich Blödsinn und vor allem tierquälerisch, was da behördenseitig veranstaltet wurde. Aber ist der zweite Teil der Story wirklich so viel besser? Langsam kann ich das nicht mehr hören und will zumindest mal einen bisher immer vernachlässigten Aspekt erwähnen: Da fliegt eine rachitische, also nicht topfitte, Krähe vorzeitig (und warum wohl?) aus dem Nest und würde das ohne Hilfe wohl kaum überleben.
Sowas nennt man Selektion und es dient dem Arterhalt. Nun wird die Krähe aber mühsam aufgepäppelt und im Erfolgsfall vor allem natürlich voller Stolz wieder ausgewildert. Die natürliche Selektion wurde ausgetrickst und hat vorerst das Nachsehen. Vorerst! Später lacht sie sich vielleicht ins Fäustchen und ich erkläre kurz, warum.
Warum aber hat die Krähe Rachitis? Warum landete sie vorzeitig auf dem Boden? Könnt Ihr garantieren, dass das eine reine Mangelversorgung war und nicht genetisch bedingt? Und wenn Mangelversorgung, dann sicher nicht durch unzureichendes Durchsetzungsvernmögen gegenüber den Nestgeschwistern bedingt oder durch "unfähige" Eltern?
Wer will das wissen?
Hier wird im Erfolgsfall, wie so oft, ein Vogel künstlich so weit gebracht, dass er eine Fortpflanzungschance bekommt, die die Natur ihm nie gegeben hätte.
Der Päppler ist stolz und sein Stolz steigt noch, wenn die Auswilderung erfolgreich ist.
Für die lokale Population, im Extremfall für die Art, ist das ganze aber viel wahrscheinlicher gefährlich und riskant als hilfreich.
Hier wird potentiell schädliche genetische Information erhalten und im schlimmsten Fall dauerhaft angereichert.
Aus humanen Gründen spricht nichts gegen ein Aufpäppeln, aus biologischen Gründen aber sehr viel gegen ein Wiederauswildern.
Sehr viele der liebevoll gepäppleten Jungvögel sollten aus populationsgenetsichen Aspekten besser nicht überleben oder zumndest nicht wieder ausgewildert werden.
Ihnen ein artgerechtes lebenslanges Asyl in menschlicher Obhut zu gewähren ist dagegen neutral und harmlos für die Population.
Das ist ein Aspekt, der hier irgendwo permanent untergeht, deshalb will ich zumindest einmal darauf hingewiesen haben.


Päppeln dient Tierschutz, Vogelschutz, Arterhalt - das ist Ziel und Motivation, für diese anstrengende und schöne Arbeit. Der von Dir genannte Aspekt sehr wichtig und jedem, der sich ernsthaft und sachkundig mit Naturschutz befasst bewußt.

Für mich gibt es in diesem Zusammenhang kaum schlimmeres, als dauerbehinderte Krähen, Eichelhäher oder Amseln, die dann in Waschküchen oder einem Wellensittichkäfig Jahre ihres Lebens dahinvegetieren. Ich habe solche Vögel nach Herausnahme schon erlösen lassen.

Es ist aber immer eine Zwickmühle in der man als rehabber steckt, so wie Almut es bereits schrieb, kann man die Ursache für z. B. eine Beinfehlstellung nur vermuten und ich sehe nichts "verwerfliches" daran, eine Therapie einzuleiten und zunächst jedem Wildtier eine Chance einzuräumen. Nur gehört es auch dann dazu, die Konsequenzen zu ziehen, wenn sich eine Therapie als aussichtslos erweist.

Ich finde Deinen Beitrag sehr wichtig und gut, Ingo.

LG astrid
 
Das ist jetzt aber mal ein gutes Thema auf der Sachebene und geht alle an, die sich mit Aufzucht und Pflege beschäftigen. Auch die Gäste und stillen Leser, die es gerade jetzt in der Saison der Jungvögelaufzucht besonders häufig gibt.

Lange rumdoktorn mit Wildtieren ist kein Spaß, verlängert Leiden und dient nur der Selbstbestätigung des vermeintich besorgten Pflegers. Ziel muss immer sein: das Tier soll dort hin zurück, wo es herkam!
Bei artgerechter Ernährung und Unterbringung, zusammen mit einer eventuellen kompetenten tierärztlichen Thearapie, ist das in sehr vielen Fällen möglich. Aus diesem Gund schreiben wir uns hier die Finger wund. Wenn diese Faktoren nicht gegeben sind produziert man durch z.B. Fütterungsexperimente mit u.a. Hackfleisch, Katzenfutter und Ei "Ausschußware", die dann wie ein Putzlumpen aussieht, Organschäden aufweist oder sonstiges an den Tag legt, dass der Freiheit im Wege steht.

Einer Dauerunterbringung von Wildtieren sehe ich mit kritischen Augen.Das hängt individuell vom Tier ab und ich denke, die wenigsten sind dafür geeignet (außer natürlich mein lieber Schnatti:D). Wir haben viel über Krähen gesprochen, aber ich denke jetzt auch an die kleineren Arten wie die Zugvögel Schwalben und Mauersegler. Wenn diese dauerhaft gehandicapt sind, gibt es für mich keine Kompromisse! Entweder zurück an den Himmel oder einschläfern. Bei mir gibt es keine Volieren mit behinderten Amseln, oder Meisen. Nur bei den Haustauben mache ich eine Ausnahme. Die latschen in meinem Garten herum, oder fliegen ums Haus und fühlen sich pudelwohl, trotz Handicaps, aber sie sind ja auch keine Wildtiere.:zwinker:
 
Um nicht missverstanden zu werden, ein kurzer Nachschlag. Ich sagte "Ihnen ein artgerechtes lebenslanges Asyl in menschlicher Obhut zu gewähren ist dagegen neutral und harmlos für die Population" . Dabei liegt natürlich die Betonung auf artgerecht. Wenn das nicht dauerhaft gewährleistet werden kann (und das ist bekanntlich oft so.. Beispiele wurden schon von anderen genannt) , ist die Entscheidung, die zu treffen ist: Aufpäppeln und Auswildern oder einschläfern.
Und so grausam es klingen mag, ich denke, die letztere Alternative wäre oft die bessere.
Das Engagement (und die Erfolge auf Individuenbasis) erfahrener Päppler in allen Ehren, aber eine fundierte Entscheidung, ob gerade dieser Vogel sinnvollerweise eines natürlichen Todes gestorben wäre als mit menschlicher Hilfe doch noch in die Fortpflanzungsgemeinschaft eingebracht zu werden, ist einer Privatperson kaum möglich.
Am leichtesten fällt eine positive Entscheidung noch bei anthropogen verursachen Unfällen o.ä. (Angefahren, Baum mit Nest gefällt, Scheibenanflug......). Die Beurteilung der Beziehung zwischen bestehenden Mangelerscheinungen oder auch Infektionskrankheiten und eventuell suboptimaler genetischer Fitness ist dagegen schlicht nicht möglich. Solche Tiere sollte man im Sinne des Populationsschutzes IMHO besser prophylaktisch einschläfern oder eben auf Dauer geeignet unterbringen.
Kritisch wird es bei Individuen von Arten oder Populationen, die so bedroht sind, dass jedes Individuum genetisch wertvoll ist. Hier sollte man in jedem Fall fachliche Hilfe über die dann jeweils bestehenden Schutz- und Erhaltungsprogramme suchen. Meist findet sich dann zumindest ein sinnvoller Platz für so ein Tier.
Soweit meine Meinung zum Thema.
Und ja, ich habe auch jahrzehntelang Jungvögel, auch von "Pestarten", gepäppelt und ausgewildert. Mit der Zeit (und sicher nicht unabhängig vom Biologiestudium) jedoch mehr und mehr Bedenken bekommen. Und wenn ich mir manche Aufzuchtmethoden so ansehe, ist das ein weiterer Grund, die rasche Tötung zu favorisieren. Diesmal nicht aus Artenschutz- , sondern schlicht aus Tierschutzgründen.
 
... als mit menschlicher Hilfe doch noch in die Fortpflanzungsgemeinschaft eingebracht zu werden...
Das ist doch schon wieder eine reine Hypothese. Die meisten Krähen brüten erst nach fünf Jahren zum ersten Mal, aber die Jungvogerluste liegen ja schon im Normalfall bei 70 % im ersten und zweiten Jahr, und ich gehöre ganz sicher nicht zu den "Päpplern", die sich einbilden, besser als draußen abzuschneiden. Woher dann die Bedenken, nicht ganz fitten Tieren überhaupt die Fortpflanzung zu ermöglichen ? Dann müßte man auch sonst alle Vögel aus der Population entfernen, die es mit sichtbaren Defekten bis zum Ausflug geschafft haben. Da kenne ich aber welche, die schon mehrere Jahre damit herumfliegen. Wer soll denn dafür Kriterien festlegen ?

Aus reinen Populationsgründen könnte man fast alle Vögel einschläfern, wie sie kommen, denn in den wenigsten Fällen ist die Art gefährdet Warum richten dann die Behörden keine offiziellen Tötungsstationen ein ? Das wäre wenigstens konsequent.
 
So sehe ich es auch Vogelklappe.
Es wäre sehr lieb, wenn Du mir per PN dieses neue Medikament nennen würdest, was den rachitischen Vögeln vielleicht helfen kann.

Bisher nicht bedacht wurde der Aspekt, daß nicht jeder Rabenvogel ein Brutvogel werden darf.
Nur die stärksten und gesündesten Vögel rücken nach.

In einer Voliere hingegen würden auch behinderte Vögel brüten (sogar der Schnatti turnt auf meinem Fuß rum :p), sofern man sie ließe.
LG Drea
 
Aber bitte, was soll die Erbsenzählerei? Empörtes Ego ob vermuteter Angriffe gegen die eigene Tierschutztätigkeit in allen Ehren...aber es geht doch nun wirklich nicht um den absoluten Wert der Wahrscheinlichkeitserhöhung der Fortpflanzungschance. Fakt ist, dass man ihn erhöht, indem man ein >95%iges Sterblichkeitsrisiko in einer bestimmten Phase künstlich entwertet. Ob die Fortpfanzungschance des betroffenen Individuums dabei um 1, 10 oder 50% steigt ist nicht das Thema. Sie steigt in jedem Fall. Oder wollt Ihr ernsthaft behaupten, 100% Eurer Aufzuchten kämen nie zur Fortpflanzung? Der eine oder andere bringt es eben schon so weit und potentielle Konsequenzen davon sind allemal überdenkenswert.
Ich sagte ja, dass ich da auch gar nicht mal nicht unbeteiligt bin. Ich will also gar nicht nur Steine auf andere werfen. Wie gesagt: Zum Nachdenken will ich anregen. Eine Amselhandaufzucht aus eigener Hand hat im eigenen Garten mindestens vier Bruten bis zum Ausfliegen gebracht. Später vielleicht noch weitere. Ohne mich wäre das Tier nicht mal bis zum Ästlingsalter gekommen. Die Aufzucht war also allemal ein merklicher Eingriff in die lokale Amselgesellschaft. Sicher ist das kein absoluter Einzelfall.
Mit Vögeln, die in Freiheit trotz Handicap überleben, hat das gar nichts zu tun. Die schaffen es ja, den natürlichen Gegebenheiten stand zu halten und beweisen damit, dass sie über Fitnessparamter verfügen, die das Handicap mindestens ausgleichen. Das könnte im Einzelfall durchaus genetisch "wertvolle" Aspekte beinhalten.
Aber ich will mich hier auch gar nicht zanken. Ich will auch nicht den Tierschutzaspekt des Aufpäppelns leugnen oder sagen, dass jeder Päppelvogel automatisch eine ernste Bedrohung für die Population darstellt. Natürlich nicht. Die meisten Päppelvögel dürften für ihre Population harmlos sein. Aber alle?
Ich will lediglich herausstreichen, dass dieser Aspekt sehr wohl real vorhanden ist und darauf hinweisen, dass ich bisher in diesem Forum keinerlei Diskussion gefunden habe, die sich damit befasst.
Dafür Lob über Lob für jeder erfolgreiche Päppelung und vor allem für jede schwierige.
Zu Wort habe ich mich hier gemeldet, um dazu anzuregen, die Thematik auch differenzierter zu betrachten.
Letztlich bleibt, dass das Aufpäppeln immer vor allem dem Individuum hilft. Und zwar meist nicht nur dem Vogelindividuum, sondern auch dem Päppler, denn kaum etwas ist so befriedigend, wie eine gute Tat, zumal, wenn sie zeitaufwändig und diffizil ist.
Dass das ganze nicht automatisch im Sinne des Populations- oder Artenschutzes ist und dem sogar entgegenstehen kann ist IMHO zumindest mal erwähnenswert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun werd' doch nicht persönlich. Auch ich weise doch lediglich darauf hin, daß wenn man so argumentiert, konsequente Anwendung angebracht wäre. Du unterstellst einfach potentielle Fortschreibung genetischer Nachteile, weil ein Jungvogel zwischenzeitig zum "Todeskandidaten" wurde, obwohl es dafür ebenfalls nicht den geringsten Beleg, hingegen aber zahlreiche andere und durchaus plausible Ursachen gibt. Ein Grund wird sein, daß die Päppelei - populationshistorisch betrachtet - nicht die geringste Rolle spielt, ebenfalls aus nachvollziehbaren Gegebenheiten.

So viel oder wenig wie eine Handaufzucht kann demnach auch der wild aufgewachsene Vogel mit Handicap "schlechte" Genausstattung einbringen - oder auch nicht. Das hängt dann noch mit Durchsetzung derselben, wie tatsächliche Vererbung, Überleben des daraus resultierenden Nachwuchses, etc. zusammen. Aus meiner Sich potenzierte Unwahrscheinlichkeiten.

Für meine Selbstverwirklichung brauche ich diese Tätigkeit nun wirklich nicht. Ein großer Anteil besteht ja darin, Anrufer aufzuklären, wann man Jungvögel tunlichst sitzen läßt oder welche definitiv eingeschläfert werden sollten. Wenn man der Meinung ist, daß dies für mehr Vögel zu praktizieren ist als tatsächlich erfolgt, ist man auch an der Reihe, nachvollziehbare Kriterien für diese Entscheidung zu definieren. Klare Ansagen scheinen aber aus der Mode gekommen zu sein. Genau darüber beklage ich mich aktuell bei den zuständigen Behörden, nicht über deren Einstellung dazu.
 
So neu ist das Thema nicht Ingo, trotzdem hast Du mich wieder zum Nachdenken gebracht und dafür bedanke ich mich. :0-
LG Drea
 
Thema: Aus den Augen, aus dem Sinn ?

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