beobachtungstürme naturschutzgebiete

Diskutiere beobachtungstürme naturschutzgebiete im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - mal nachgefragt, da der diesjährige urlaub mit eher mäßigen beobachtungen angefüllt war, da ich nicht gewillt bin einfach querbeet durchs gehöl zu...
M

maffyn

Mitglied
Beiträge
134
mal nachgefragt, da der diesjährige urlaub mit eher mäßigen beobachtungen angefüllt war, da ich nicht gewillt bin einfach querbeet durchs gehöl zu stolzen und die fauna sinnlos zu stören, wo man viel besser und effektiver vom turm aus beobachten könnte, wenns mal welche gäbe.....:-( :

ist es eigentlich standard in naturschutzgebieten (die ja mit ebendiesen beobachtungen werben (wanderfalke, seeadler, uhu...welch wunderbare natur hier...seht und kommet alle her und bezahlt....huhu....und dann sieht man aber nix)) beobachtungstürme aufzustellen, oder muß man sich damit abfinden, daß seen keinen zugang haben und auch sonst keine empfehlungen für beobachtungen ausgesprochen werden? oder will man damit bewußt die leute zu solchen "safaris" treiben, wo dann horden von naturliebhabern durchs weitergereichte billigglas gucken, um sich erklären zu lassen, daß in 4 km entfernung ein seeadler schwebt;-)?

ich hadere grad extrem mit der werbung dieser naturschutzgebiete einerseits und der möglichkeit ebendiese beworbene natur andererseits auch in der stille genießen zu können (faunamäßig betrachtet). wie geht ihr damit um?

ich meine damit keine beobachtungen soweit weg, wo man grad erkennt, was für ein vogel da fliegt, sondern störungsfreie beobachtungen (mit extra dafür beschafftem stabiglas), die schon ein "miterleben" ermöglicht. naturschutzgebiete haben ja oft zugewachsene seen und wasserflächen, wo es ohne erhöhten aussichtspunkt nicht gut möglich ist, zu beobachten. wenn ein turm steht, ist es meist wunderbar, nur steht jetzt meiner erfahrung nach seltenst einer da...ist das immer so, oder gibt es da große unterschiede?

p.s. im nachhinein kann man natürlich im netz großartig recherchieren, aber meist hat man ja vor ort keinen rechner mit netz. bereitet ihr eure touren dann sozusagen vorneweg akribisch vor?
 
Hallo,

ein Naturschutzgebiet, dass total deinen Erwartungen entsprechen wird, ist das Steinhuder Meer. Vier Aussichtstürme mit Beschilderung vorkommender Arten, fast ein halbes Dutzend Beobachtungshütten, teils tief im Schilfgürtel und nur über Stege erreichbar, dazu zur richtigen Urzeit mit Kranich, Blaukehlchen und Co. so dicht vor der Hütte, dass die Nahgrenze für ein Teleobjektiv unterschritten wird. Dazu ein Rundweg, verschiedene thematische Führungen und und und...
Warum ein NSG so aussehen kann und warum nicht, das kann ich dir sagen, dort habe ich mal in der Schutzgebietsbetreuung gearbeitet.

NSGs sollen ja erstmal "die Natur schützen", also idealerweise jede menschliche Störung ausschließen. Beim Steinhuder Meer gab es in den 70ern und 80ern das große Problem, dass die seltenen Arten verschwanden, weil es dort enormen Tourismus gab und die Leute überall hingekraxelt sind. Das ganze Management wurde überdacht und es wurde entschieden, dass die Menschen nicht gänzlich ausgeschlossen werden sollten, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung größer sein würde, wenn statt einer Vollsperrung des Gebietes gezielt Wege und Beobachtungspunkte geschaffen werden sollten. So war jetzt ein gelenkter Tourismus möglich, seltene Arten kehrten zurück, aktueller Zustand wie oben beschrieben.

Ich dachte während meiner Arbeit ständig: Ach, wär das schön, wenn hier wirklich keine Leute mehr unterwegs wären - aber wo sie nicht gelenkt werden, suchen die Leute einfach ihren Weg. Ich würde fast vermuten, solche Hütten werden eher aus dem Grund aufgestellt, um die Natur-Touris zu steuern und zu lenken, als um natürkundlich-aufklärende Arbeit zu leisten.

Ich kenne es von allen beliebteren Naturparks, NSGs usw. eigentlich so, dass Rundwege, Hütten usw. in Broschüren oder Flyern bekannt gegeben werden. Wenn mans schon weiß, wo man hinwill und dort ambitioniert beobachten will, dann guckt man einfach vorher, wo Türme usw. sind - oder man fragt an der Information, wenn es eine gibt, wo man was am besten beobachten kann.
Es sind natürlich nicht alle Gebiete so gut gemanagt, aber selbst für meinen Urlaub im Ausland konnte ich im Vorhinein gut recherchieren, wo ich was am besten beobachten kann, wo man Führungen machen kann, was die kosten... Gerade übers Internet gibt es doch soooooo viele Möglichkeiten :)

Aber nach wie vor gilt der Grundsatz: Beobachten, nicht stören! Es ist keine Rechtfertigung, während der Brutzeit querfeldein durch ein NSG zu laufen, weil man als "Vogelfreund" bessere Beobachtungschancen haben möchte.

oder will man damit bewußt die leute zu solchen "safaris" treiben, wo dann horden von naturliebhabern durchs weitergereichte billigglas gucken, um sich erklären zu lassen, daß in 4 km entfernung ein seeadler schwebt;-)?

Und das schlimmste an der Natur: Manchmal kommt der Seeadler gar nicht, erkläre das als Führer mal einer ohnehin aufgebrachten und enttäuschten Kegelclubrunde... ;)
 
Aber nach wie vor gilt der Grundsatz: Beobachten, nicht stören! Es ist keine Rechtfertigung, während der Brutzeit querfeldein durch ein NSG zu laufen, weil man als "Vogelfreund" bessere Beobachtungschancen haben möchte.

eben. genau so sehe ich es auch, vor allem weil man-wenn man ja gar nicht weiß, wo welche tiere ihre ruheplätze etc. haben- völlig unbeabsichtigt stört. ich rede allerdings nicht von NSG, sondern von naturparks. NSG ist ja grundsätzlich klar begehungsverbot.
nun ja, ich habe leider zu spät recherchiert, werde aber mal aus spaß zum steinhuder meer googeln. evtl. sehe ich da schon unterschiede in der sache. denn so wei du es schreibst, stelle ich es mir vor. DANN ist die werbung eines solchen gebietes mit ihren tieren auch gerechtfertigt. im grunde sind die tiere ja auch an menschen gewöhnt, nur sollten abstände und auftreten (des menschen) halt stressfrei (also vorhersehbar) sein.

aber evtl. gibt es zu viele manager von naturparks, die den menschen einfach nur ganz raushalten wollen. aber gut zu wissen, daß es auch anders geht. im gebirge ist das ja oft kein problem, da es dort immer hohe punkte gibt, aber grad seenlandschaften ohne beobachtungstürme/hütten sind doof...
 
ich hadere grad extrem mit der werbung dieser naturschutzgebiete einerseits und der möglichkeit ebendiese beworbene natur andererseits auch in der stille genießen zu können (faunamäßig betrachtet). wie geht ihr damit um?
Der moderne Mensch soll sich für eine Natur begeistern (und dafür einen lockeren Geldbeutel haben), von der er nichts hat. Was zunächst paradox klingt, ist in Wirklichkeit völlig logisch: Der Mensch will eine Naturidylle vor sich wissen, da ist es ihm völlig Wurscht, wie dieser "extrem seltene" Vogel namens Braunkehlchen tatsächlich aussieht. Ihn interessiert allein, dass in dem Gebiet, in dem er sich befindet, etwas Besonderes vorkommt. Und je schärfer die Restriktionen, die Geheimniskrämerei und das Nabu-Expertengetue ist - je weniger sie also tatsächlich davon haben - desto toller finden es die Leute.

Somit regen sich nur ein paar kleine Hansel drüber auf, dass sie das Beworbene nicht zu Gesicht bekommen. Die Mehrheit findet das trotzdem alles ganz prima.

Du und ich und viele andere in diesem Forum wollen teilhaben an sowas, die meisten Leute allerdings wollen nur wissen, dass irgendwelche Experten etwas ganz Besonderes schützen.

VG
Pere ;)
 
Manchmal denke ich mir, es wäre nicht schlecht, viel mehr Gebiete mit absolutem Betretungsverbot auszuweisen.
Ich würde auch gerne in Kauf nehmen, dort selbst nicht mehr hin zu dürfen.

Leider gibt es immer mehr "Naturfreunde", die gerade in schützenswerten Gebieten meinen ihren Hund täglich entleeren zu müssen, oder ihr kiloschweres Kameraequippment unbedingt dadurch amortisieren wollen, auch noch den scheuesten Vogel auf der Flucht abzulichten.

Ich weiss, ich bin mal wieder pauschal negativ. Zu meiner Verteidigung kann ich vorbringen, dass ich in letzter Zeit auf mehreren "Naturschutz"-Events war. Hätte ich im Vorhinein gewusst, wie das abläuft, ich wäre sicher nicht hingefahren.
Und meine Kameraausrüstung nehm ich künftig auch nur noch mit, wenn ich alleine bin. Es ist oberpeinlich, wenn eine Meute von Fotografen einen Vogel bedrängt, dabei null Interesse am Tier selbst hat und nur darauf aus ist eine möglichst gute Aufnahme zu machen (oder die teure Ausrüstung zu präsentieren).
Und, vielleicht bin ich zu empfindlich, aber ich empfinde es als respektlos dem Tier gegenüber, es den diversen Fotografen in Wuschposition vor die Kamera zu halten oder einen zur Wiederauswilderung vorgesehenen Vogel von einer ganzen Besucherschaar betatschen zu lassen.

Auf der anderen Seite gibt es wirklich viele Flecken in der Landschaft, die der Naturschutz noch nicht entdeckt hat und auf denen sich vielleicht gerade deshalb viele seltene oder beobachtenswerte Tier- und Pflanzenarten finden lassen. In Kiesgruben lassen sich oft ungeahnte Entdeckungen machen, wenn dort noch gearbeitet wird sind die Störungen, die man selbst bei den Tieren verursacht minimal.

Gebiete, in denen der "Naturschutz" kommerziell betrieben wird, haben mich immer wieder enttäuscht, und das hatte meistens damit zu tun, dass ich dort eben nicht alleine war.

Beste Grüsse,
tox
 
Manchmal denke ich mir, es wäre nicht schlecht, viel mehr Gebiete mit absolutem Betretungsverbot auszuweisen.
Ich würde auch gerne in Kauf nehmen, dort selbst nicht mehr hin zu dürfen.

Leider gibt es immer mehr "Naturfreunde", die gerade in schützenswerten Gebieten meinen ihren Hund täglich entleeren zu müssen, oder ihr kiloschweres Kameraequippment unbedingt dadurch amortisieren wollen, auch noch den scheuesten Vogel auf der Flucht abzulichten.

Ich weiss, ich bin mal wieder pauschal negativ. Zu meiner Verteidigung kann ich vorbringen, dass ich in letzter Zeit auf mehreren "Naturschutz"-Events war. Hätte ich im Vorhinein gewusst, wie das abläuft, ich wäre sicher nicht hingefahren.
Und meine Kameraausrüstung nehm ich künftig auch nur noch mit, wenn ich alleine bin. Es ist oberpeinlich, wenn eine Meute von Fotografen einen Vogel bedrängt, dabei null Interesse am Tier selbst hat und nur darauf aus ist eine möglichst gute Aufnahme zu machen (oder die teure Ausrüstung zu präsentieren).
Und, vielleicht bin ich zu empfindlich, aber ich empfinde es als respektlos dem Tier gegenüber, es den diversen Fotografen in Wuschposition vor die Kamera zu halten oder einen zur Wiederauswilderung vorgesehenen Vogel von einer ganzen Besucherschaar betatschen zu lassen.

Auf der anderen Seite gibt es wirklich viele Flecken in der Landschaft, die der Naturschutz noch nicht entdeckt hat und auf denen sich vielleicht gerade deshalb viele seltene oder beobachtenswerte Tier- und Pflanzenarten finden lassen. In Kiesgruben lassen sich oft ungeahnte Entdeckungen machen, wenn dort noch gearbeitet wird sind die Störungen, die man selbst bei den Tieren verursacht minimal.

Gebiete, in denen der "Naturschutz" kommerziell betrieben wird, haben mich immer wieder enttäuscht, und das hatte meistens damit zu tun, dass ich dort eben nicht alleine war.

Beste Grüsse,
tox

Danke für diese Konkretisiereung von

Ich dachte während meiner Arbeit ständig: Ach, wär das schön, wenn hier wirklich keine Leute mehr unterwegs wären

:zustimm:
 
Thema: beobachtungstürme naturschutzgebiete

Ähnliche Themen

F
Antworten
0
Aufrufe
498
Fabian75
F
Zurück
Oben