Bescheuerte Vorgelmutter!

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Anna

Guest
Eines meiner Wellensittichpärchen hat sich im Zimmer ein Nest eingerichtet und natürlich auch gebrütet. 4 Eier wurden gelegt, davon waren 2 unbefruchtet und eines kam bis jetzt durch. Aber ich glaube die Mutter füttert es nicht mehr. Kann man die Babys auch irgendwie selbst füttern? Mein kleiner Nepomuk ist jetzt knapp 5 Wochen alt und schafft es sicherlich bald selber, aber bevor er verhungert möchte ich alles mögliche tun. Wäre echt dankbar für Hilfe!
 
Tipp

Zitat von Anna
Eines meiner Wellensittichpärchen hat sich im Zimmer ein Nest eingerichtet und natürlich auch gebrütet. 4 Eier wurden gelegt, davon waren 2 unbefruchtet und eines kam bis jetzt durch. Aber ich glaube die Mutter füttert es nicht mehr. Kann man die Babys auch irgendwie selbst füttern? Mein kleiner Nepomuk ist jetzt knapp 5 Wochen alt und schafft es sicherlich bald selber, aber bevor er verhungert möchte ich alles mögliche tun. Wäre echt dankbar für Hilfe!

Hi,

siehst du es richtig, dass sie nicht mehr füttert? Du kannst das auch testen mal, in dem du das Junge wiegst, das Gewicht notierst und dann weiter wiegst und so fort. Wenn es nicht zu nimmt, musst du helfen.

Wenn du es selbst tun magst, dann hab ich was hier aus einen Buch raus geschrieben:

Bau ein Ersatznest, aus einer Kunsstoffschale, die mit Küchenpapier ausgelegt ist, darin tust das Junge setzen. Diese Schale dann mit einen Tuch bedecken - aber halt ein Luftloch lassen dabei! - an einen warmen Platz stellen, wo so 37 °C sind (Heizung oder so). Ist ja logo, weil das Junge ja sonst von der Mutter gewärmt wird.

Dann das Aufzuchtfutter:
- zweimal täglich frisch zubereiten, und im Kühlschrank aufbewahren
- es gibt Fertigfuttermischungen im Zoofachhandel.
- erfahrene Züchter nehmen folgendes Rezept:
50% Milupa 7-Korn (in Drogerie erhältlich)
50% geschrotetes Sechskorngemisch (in Reformhaus erhältlich)
1 Messerspitze "Osspulvit" (im Zoofachhandel erhältlich)
2 bis 3 Tropfen Multivitaminpräparat (Zoofachhandel erhältlich, glaube das ist so 'ne gelbe Flasche Vitacombex V für Kleinsittiche)

Fütterungszeiten:
bis zum 8. Lebenstag alle 2 Stunden, ab dem 8. Tag alle 3 Stunden Tag und Nacht füttern. Ab dem 14. Tag alle 4 Stunden von 6 Uhr bis 23 Uhr füttern.

Die richtige Menge:
Ob du den Nestling genügend gefüttert hast, erkennst du mit Abtasten des Kropfes. Der Kropf sollte gefüllt, aber nicht prall voll sein. Schau dir wo den Körperaufbau eines Wellis an, damit du weißt, wo der Kropf ist.
Es gibt aber 'ne Faustregel:
Bei 2stündigen Rhythmus jedem Nestling 1 Esslöffel geben, bei 3stündigen Rhythmus 2 Esslöffel, bei 4stündigen so viel geben, wie das Junge annimmt.

Wie man füttert:
Das Aufzuchfutter vor dem Füttern auf Körpertemperatur erwärmen, am besten in einen Flaschenwärmer für Babys. Denke mal, die Körpertemp. des Nestlings ist gemeint, aber wie die ist, weiß ich nicht. Mit einen kleinen Löffel wird das Futter in den Schnabel des Nestlings geträufelt. Bei frisch geschlüpften Nestlingen nimmt man besser eine Futterspritze (im Zoofachhandel erhältlich). Auf die Spritze einen unbenutzten Fahrrad-Ventilschlauch stülpen [keine Ahnung was das ist ;o)], damit sich die Jungen beim Essen nicht verletzen. Nach dem Füttern müssen die Nestlinge sorgfältig mit weichen Papier (Zellstoff) von Essensresten gereinigt werden. das gebrauchte Geschirr heiß abspülen.

Hinweis:
Einmal täglich die Jungen wiegen, das Gewicht notieren und mit dem Vortag vergleichen. Nimmt ein Junges nicht zu, bekommt es zu wenig Nahrung, Ration dann erhöhen.

Anfänger sollten einen erfahren Züchter befragen und sich zeigen lassen, wie es geht - aber probier du ruhig trotzdem.

Das Buch heißt: "Sittiche", Gu Tier-Ratgeber, von Annette Wolter, ISBN 3-7742-1080-2. Es gibt da auch speziell für Wellensittiche eine Ausgabe.

Viel Glück!
 
Hallo,

Falls die Handaufzucht wirklich notwendig wird:

********************************************

1. Handaufzucht oder Dazufüttern?

Als erstes musst du entscheiden, ob die Handaufzucht wirklich notwendig ist, oder ob lediglich das Zufüttern von Hand bereits ausreichen würde. Wenn die Eltern zu wenig füttern, die Küken aber weiterhin warm halten und pflegen, wäre die Trennung nicht unbedingt notwendig. In solch einem Fall wäre es vielleicht besser, die Jungen im Nistkasten bei den Eltern zu belassen und sie nur zu den Fütterungszeiten kurz herauszunehmen. Jedoch gibt es hier häufig das Problem, dass die Küken vom Paar "verteidigt" werden. Sollte das Zufüttern aus diesem Grund nicht möglich sein oder die Eltern gar nicht füttern, die Küken nicht warm halten oder sie vielleicht sogar attackieren, ist die Trennung von den Altvögeln meist unumgänglich.

2. Unterbringung der Küken

Die Umgebungstemperatur muss bei unbefiederten Küken 32-35 Grad betragen, mit zunehmendem Alter wird sie dann auf Zimmertemperatur herabgesetzt. Eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit von 60-70% ist ebenfalls sehr wichtig. Bei älteren Tieren reicht eventuell eine Wärmeflasche, bei frischgeschlüpften Küken ist aber meist die Kreativität des Pflegers gefragt. Die wenigsten Papageienhalter haben in der Not ein Brutgerät zur Hand, genauso war es z.B., als ich gezwungen war, Wellensittiche von Hand aufzuziehen. Also musste ein "Ersatz" geschaffen werden. Als Behälter diente ein altes Aquarium, dessen Boden mit Küchenpapier ausgelegt wurde. Vor dem Aquarium wurde eine Infrarotlampe platziert, sodass im Inneren die benötigte Temperatur gehalten werden konnte. Zwischen der Infrarotlampe und den Küken wurde ein stets feucht gehaltenes Handtuch befestigt, was sehr wichtig ist. Die Infrarotlampe schien also nie direkt auf die Küken selbst, andernfalls wären Verbrennungen oder die Austrocknung der Haut zu befürchten gewesen. Durch das feuchte Tuch konnte die Luftfeuchtigkeit auch besser gehalten werden. Die Küken selbst wurden in eine kleinere Schale gesetzt. Wenn du ein einzelnes Küken aufziehen musst, empfiehlt es sich, kleinere Kügelchen aus Küchenpapier hineinzulegen. Zumeist schläft ein solcher Jungvogel viel ruhiger, wenn er sich daran "anlehnen" kann. Es ist sehr wichtig, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit bei dieser Konstruktion ständig im Auge zu behalten.

3. Futter

Von Eigenmischungen ist grundsätzlich abzuraten, die richtige Zusammensetzung wäre meist nur schwer zu erzielen. Am geeignetsten sind spezielle Produkte zur Handaufzucht von Papageien (z.B. Harrison, Pretty-Bird, Nutribird,..). Wenn du dieses Futter nicht im Zoofachhandel oder bei Züchtern in der Nähe auftreiben kannst, wende dich an einen Tierarzt. Handaufzuchtfutter wird nämlich auch zur Zwangsernährung alter oder kranker Vögel verwendet, sodass es in den Praxen meist lagernd ist. Als Alternative zu Handaufzuchtfutter, falls es wirklich nirgendwo in der Schnelle zu bekommen ist, kann HN25 (ein Brei für lactose-empfindliche Kleinkinder von Milupa) eingesetzt werden. Sollte auch das zur Zeit nirgends lagernd sein, muss man wohl auf eingeweichten Zwieback oder ähnliches zurückgreifen, dauerhaft ist solch ein Futter jedoch keinesfalls geeignet. Du musst in dem Fall spätestens nach wenigen Tagen auf Handaufzuchtfutter oder HN25 umstellen, und dabei sehr behutsam umgehen. Füge dabei immer nur kleine Teile des "neuen" Futters hinzu, eine aprupte Futterumstellung vertragen Papageien-Jungvögel kaum.

4. Zubereitung

Der Brei muss vor jeder Füttern neu gemischt werden, da er sehr schnell verdirbt. Du darfst keinsfalls Reste im Kühlschrank aufheben! Bei sehr jungen Küken oder bei Vögel kleinerer Arten empfiehlt es sich, das Futter eher flüssiger als breiig anzurühren. In Frage kommt hierfür entweder abgekochtes Wasser oder Kamillentee, vor allem mit dem Tee habe ich gute Erfahrungen gemacht. Auch der Tee muss vor jeder Fütterung frisch zubereitet werden. Zur Fütterung sollte der Brei Körpertemperatur besitzen. Zu kühles Futter kann nur schlecht verdaut werden, zu heißes Futter könnte den Kropf verbrühen. Am besten testet man die richtige Temperatur des Breis aus, indem man ein wenig davon auf das eigene Handgelenk träufelt.

5. Fütterung

Die Küken müssen anfangs ca. alle 1-2 Stunden gefüttert werden, später beträgt der Abstand zwischen den Fütterungen meist 3-4 Stunden. Jedoch sollte man weniger bestimmte Zeitangaben, als den Kropf des Vogels selbst beachten. Füttere erst dann nach, wenn sich der Kropf fast vollständig entleert hat. Wie gesagt verdirbt der Brei sehr schnell, sodass zurückgebliebene Futterreste im Kropf säuern könnten. Zur Fütterung selbst verwendet man am besten eine Einwegspritze (ohne Nadel!), bei älteren Tieren können zurechtgebogene Löffel eingesetzt werden. Die Futtermenge richtet sich ebenfalls nach dem jeweiligen Vogel. Man sollte sich keinesfalls auf bestimmte Mengenangaben verlassen, die Entwicklung der Küken kann nämlich je nach Allgemeinzustand starke Unterschiede aufweisen. Füttere so viel, dass der Kropf zwar voll, aber nie prall gefüllt ist. Es hat sich bewährt, eher kleinere Mengen und dafür öfters zu füttern, als die Jungvögel "vollzustopfen". Wenn die Menge zu groß bemessen ist, könnte es passieren, dass ein Küken beim kleinsten Druck auf den Kropf erbricht.

6. Hygiene

Nach jeder Fütterung müssen die Küken selbst und alle verwendeten Utensilien gereinigt werden. Sollte etwas Futter daneben gegangen sein, wischt man die Küken am besten mit einem leicht angefeuchteten und warmen Tuch ab. Du musst die Jungvögel auch von eventuell haftenden Kot befreien, vor allem was die Füße und Zehen angeht. Desweiteren muss das Küchenpapier innerhalb des "Brutkastens" von Zeit zu Zeit erneuert werden. Die Futterspritze und andere Gegenstände sollten nach jeder Verwendung abgekocht werden, zumeist besitzen die Jungvögel nur wenig Abwehrkräfte. Das ist vor allem der Fall, wenn sie bereits stark geschwächt waren, als sie zur Handaufzucht entnommen wurden.

********************************************

So, das war der Text den ich kürzlich zum Thema verfasst habe,... ;) Sorry für das Riesenposting, aber ich hoffe es hilft dir ein wenig weiter.

Viel Glück für den Kleinen! Wie geht es ihm jetzt? Musstest du ihn bereits zur Handaufzucht entnehmen, oder haben die Eltern doch gefüttert?

[Geändert von Doris am 03-06-2001 um 15:05]
 
Hi Doris,

klingt ja interessant. Kannst ja das wo veröffentlich in einen Lexikon hier irgendwo, wo man einfach rumsucht nach "Handaufzucht" und schon hat man die Info's.

Gruß,
 
Hallo,

Veröffentlich wird der Text sowieso, gestern ist meine HP online gegangen. Jedoch gibt`s zur Zeit Probleme beim Provider, weshalb die Seite momentan noch nicht zu erreichen ist. Hoffentlich reagiert der Kundenservice bald,...
 
Thema: Bescheuerte Vorgelmutter!

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