Hallo,
Falls die
Handaufzucht wirklich notwendig wird:
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1.
Handaufzucht oder Dazufüttern?
Als erstes musst du entscheiden, ob die
Handaufzucht wirklich notwendig ist, oder ob lediglich das Zufüttern von Hand bereits ausreichen würde. Wenn die Eltern zu wenig füttern, die Küken aber weiterhin warm halten und pflegen, wäre die Trennung nicht unbedingt notwendig. In solch einem Fall wäre es vielleicht besser, die Jungen im Nistkasten bei den Eltern zu belassen und sie nur zu den Fütterungszeiten kurz herauszunehmen. Jedoch gibt es hier häufig das Problem, dass die Küken vom Paar "verteidigt" werden. Sollte das Zufüttern aus diesem Grund nicht möglich sein oder die Eltern gar nicht füttern, die Küken nicht warm halten oder sie vielleicht sogar attackieren, ist die Trennung von den Altvögeln meist unumgänglich.
2. Unterbringung der Küken
Die Umgebungstemperatur muss bei unbefiederten Küken 32-35 Grad betragen, mit zunehmendem Alter wird sie dann auf Zimmertemperatur herabgesetzt. Eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit von 60-70% ist ebenfalls sehr wichtig. Bei älteren Tieren reicht eventuell eine Wärmeflasche, bei frischgeschlüpften Küken ist aber meist die Kreativität des Pflegers gefragt. Die wenigsten Papageienhalter haben in der Not ein Brutgerät zur Hand, genauso war es z.B., als ich gezwungen war, Wellensittiche von Hand aufzuziehen. Also musste ein "Ersatz" geschaffen werden. Als Behälter diente ein altes Aquarium, dessen Boden mit Küchenpapier ausgelegt wurde. Vor dem Aquarium wurde eine Infrarotlampe platziert, sodass im Inneren die benötigte Temperatur gehalten werden konnte. Zwischen der Infrarotlampe und den Küken wurde ein stets feucht gehaltenes Handtuch befestigt, was sehr wichtig ist. Die Infrarotlampe schien also nie direkt auf die Küken selbst, andernfalls wären Verbrennungen oder die Austrocknung der Haut zu befürchten gewesen. Durch das feuchte Tuch konnte die Luftfeuchtigkeit auch besser gehalten werden. Die Küken selbst wurden in eine kleinere Schale gesetzt. Wenn du ein einzelnes Küken aufziehen musst, empfiehlt es sich, kleinere Kügelchen aus Küchenpapier hineinzulegen. Zumeist schläft ein solcher Jungvogel viel ruhiger, wenn er sich daran "anlehnen" kann. Es ist sehr wichtig, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit bei dieser Konstruktion ständig im Auge zu behalten.
3. Futter
Von Eigenmischungen ist grundsätzlich abzuraten, die richtige Zusammensetzung wäre meist nur schwer zu erzielen. Am geeignetsten sind spezielle Produkte zur
Handaufzucht von Papageien (z.B. Harrison, Pretty-Bird, Nutribird,..). Wenn du dieses Futter nicht im Zoofachhandel oder bei Züchtern in der Nähe auftreiben kannst, wende dich an einen Tierarzt.
Handaufzuchtfutter wird nämlich auch zur Zwangsernährung alter oder kranker Vögel verwendet, sodass es in den Praxen meist lagernd ist. Als Alternative zu
Handaufzuchtfutter, falls es wirklich nirgendwo in der Schnelle zu bekommen ist, kann HN25 (ein Brei für lactose-empfindliche Kleinkinder von Milupa) eingesetzt werden. Sollte auch das zur Zeit nirgends lagernd sein, muss man wohl auf eingeweichten Zwieback oder ähnliches zurückgreifen, dauerhaft ist solch ein Futter jedoch keinesfalls geeignet. Du musst in dem Fall spätestens nach wenigen Tagen auf
Handaufzuchtfutter oder HN25 umstellen, und dabei sehr behutsam umgehen. Füge dabei immer nur kleine Teile des "neuen" Futters hinzu, eine aprupte Futterumstellung vertragen Papageien-Jungvögel kaum.
4. Zubereitung
Der Brei muss vor jeder Füttern neu gemischt werden, da er sehr schnell verdirbt. Du darfst keinsfalls Reste im Kühlschrank aufheben! Bei sehr jungen Küken oder bei Vögel kleinerer Arten empfiehlt es sich, das Futter eher flüssiger als breiig anzurühren. In Frage kommt hierfür entweder abgekochtes Wasser oder Kamillentee, vor allem mit dem Tee habe ich gute Erfahrungen gemacht. Auch der Tee muss vor jeder Fütterung frisch zubereitet werden. Zur Fütterung sollte der Brei Körpertemperatur besitzen. Zu kühles Futter kann nur schlecht verdaut werden, zu heißes Futter könnte den Kropf verbrühen. Am besten testet man die richtige Temperatur des Breis aus, indem man ein wenig davon auf das eigene Handgelenk träufelt.
5. Fütterung
Die Küken müssen anfangs ca. alle 1-2 Stunden gefüttert werden, später beträgt der Abstand zwischen den Fütterungen meist 3-4 Stunden. Jedoch sollte man weniger bestimmte Zeitangaben, als den Kropf des Vogels selbst beachten. Füttere erst dann nach, wenn sich der Kropf fast vollständig entleert hat. Wie gesagt verdirbt der Brei sehr schnell, sodass zurückgebliebene Futterreste im Kropf säuern könnten. Zur Fütterung selbst verwendet man am besten eine Einwegspritze (ohne Nadel!), bei älteren Tieren können zurechtgebogene Löffel eingesetzt werden. Die Futtermenge richtet sich ebenfalls nach dem jeweiligen Vogel. Man sollte sich keinesfalls auf bestimmte Mengenangaben verlassen, die Entwicklung der Küken kann nämlich je nach Allgemeinzustand starke Unterschiede aufweisen. Füttere so viel, dass der Kropf zwar voll, aber nie prall gefüllt ist. Es hat sich bewährt, eher kleinere Mengen und dafür öfters zu füttern, als die Jungvögel "vollzustopfen". Wenn die Menge zu groß bemessen ist, könnte es passieren, dass ein Küken beim kleinsten Druck auf den Kropf erbricht.
6. Hygiene
Nach jeder Fütterung müssen die Küken selbst und alle verwendeten Utensilien gereinigt werden. Sollte etwas Futter daneben gegangen sein, wischt man die Küken am besten mit einem leicht angefeuchteten und warmen Tuch ab. Du musst die Jungvögel auch von eventuell haftenden Kot befreien, vor allem was die Füße und Zehen angeht. Desweiteren muss das Küchenpapier innerhalb des "Brutkastens" von Zeit zu Zeit erneuert werden. Die Futterspritze und andere Gegenstände sollten nach jeder Verwendung abgekocht werden, zumeist besitzen die Jungvögel nur wenig Abwehrkräfte. Das ist vor allem der Fall, wenn sie bereits stark geschwächt waren, als sie zur
Handaufzucht entnommen wurden.
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So, das war der Text den ich kürzlich zum Thema verfasst habe,...
Sorry für das Riesenposting, aber ich hoffe es hilft dir ein wenig weiter.
Viel Glück für den Kleinen! Wie geht es ihm jetzt? Musstest du ihn bereits zur
Handaufzucht entnehmen, oder haben die Eltern doch gefüttert?
[Geändert von Doris am 03-06-2001 um 15:05]