CRYPTERIA - mobile Vogelrettung e. V.

Diskutiere CRYPTERIA - mobile Vogelrettung e. V. im Forum sonstige Vogelarten im Bereich Wildvögel - Krasses Erlebnis! Ich fahre da so in Mölln im Wohngebiet von einer Schülerin zum Hautarzt, da sehe ich etwas Seltsames auf der Straße liegen. Der...
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geheimer Amselfreund
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Krasses Erlebnis!
Ich fahre da so in Mölln im Wohngebiet von einer Schülerin zum Hautarzt, da sehe ich etwas Seltsames auf der Straße liegen. Der Laster vor mir fährt mittig darüber hinweg, ich auch. Aber das ist doch kein Blatt oder so. Ist das nicht ne Meise?!
Also Rückwärtsgang rein, zurückgebraust, Warnblink an und guck' mer mal. HORROR! Es ist eine Meise! Eine kleine, aber m. E. nach erwachsene Blaumeise in der Größe "meiner" Henriette, die schwankend mitten auf der Straße sitzt. Oh nein!
Ich sammle das Tierchen auf, denke erst, es wäre tot, aber es atmet. Ansonsten reagiert es leider nur bedingt. Ein Auge ist zugeschwollen, das andere guckt mich an. Große Angst hat es nicht, der Schock sitzt zu tief.
Hinter mir hält ein Auto, ein junger Emo-Typ fragt, ob er mir helfen kann (stehe ja mitten auf der Straße und überlege, was ich mit dem Meislein mache). Ich zeige ihm die Meise und frage ihn nach einer Schachtel oder Ähnlichem. Er fischt eine Tupperwaredose vom Beifahrersitz und schenkt sie mir. DANKE!!!
Nun kommt es nur noch darauf an, dass die Dose nicht zum Sarg für die Meise wird. Was passiert ist, weiß ich ja nun nicht. Ist der Vogel mit einem Fahrzeug kollidiert oder wurde er doch von einer Katze auf die Straße geprügelt und dann liegengelassen? Beim Fall Katze ist klar: Der Vogel braucht eine Spritze mit Antibiotika, sonst stirbt er innerhalb der nächsten 48 Stunden. Bloß nicht noch ein toter gefiederter Freund! Also wäre ein Tierarzt gut.
Ich hülle die Meise in die Kapuze meiner Nikijacke (die ich fast nicht nach Mölln mitgenommen hätte) und passe auf, dass sie genügend Luft kriegt. Nach wie vor recht apathisch. Ich fahre erst einmal, und zwar zur Tankstelle. Beim Staubsauger halte ich inne, untersuche die Meise. Gebrochen scheint nichts zu sein, ihre Füße können um meinen Finger greifen und die Flügel sind auch in Ordnung. Trotzdem hat sie einen Schock und braucht einen Arzt. Ich zücke mein Handy, um die Auskunft anzurufen. Neben mir hält ein Motorrad. Frage ich den Fahrer doch erst. Er kommt nicht von hier, meint, ich soll in der Tanke fragen. Er bietet sogar an, die Tupperdose mit dem Meislein zu halten, während ich frage. DANKE!!!
Vor der Tankstelle stehen zwei ortskundige Männer, die mir ausführlich den Weg zum Tierarzt erklären. DANKE, MÄNNER!!!
Den Tierarzt finde ich dank der guten Beschreibung leicht, es ist zwar etwas los dort, aber nicht zu viel. Genug, um fix den Geliebten anzurufen und ihm die Story zu erzählen, da ich völlig fertig bin. Dabei gucke ich - umgeben von Hunden und Katzen - immer wieder nach dem Meislein, inzwischen bewegt es schon den Kopf und scheint zu den Lebenden zurückzukehren.
Drinnen bei der Tierärztin entpuppt die Meise sich sogar als richtiges Energiebündel. Die Regeneration ist wirklich unglaublich! Was diese kleinen Wunder der Natur alles abkönnen, unfassbar. Fortan bewundere ich nicht nur ihren Mut, sondern auch ihren Lebenswillen. Kurz wird sie durchgecheckt, wehrt sich dabei heftig und krakeelt auch schon. Gutes Zeichen!
Ich versichere mich, dass es keine Katze war, aber es ist klar, dass es eine Kollision war, was ich ohnehin schon dachte. Nach dem Abfahren vom Unglücksort hatte ich, nur ein paar Meter entfernt, eine zermatschte junge Amsel gesehen. Zu viele LKWs fahren dort entlang, die Fahrer kriegen nichts mit. Hätte ich die Meise nicht eingesammelt, wäre sie bald überfahren worden, so ein Glück, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort war!
Das Meislein hat wie gesagt nichts gebrochen, seine Äuglein sind beide wieder geöffnet, es entwischt sogar und demonstriert uns kurz seine Flugkünste. Ich fange es wieder ein, zurück in die Kapuze. Die Tierärztin berechnet nichts, ich fahre happy mit der tobenden Meise auf dem Beifahrersitz zurück zu der Stelle, wo ich sie aufgelesen habe. Jemand ist jetzt WIRKLICH sauer.
Endlich darf das kleine Monster zurück in die Freiheit. In einem Nadelbaum befinden sich gleich drei Nistkästen, in diesen Baum möchte auch die Meise. Sie fliegt in eine untere Etage des Baums, guckt mich an, ich winke ihr, sie flattert höher, guckt noch einmal und flattert noch einmal höher. Sieht alles ganz normal aus. Die Benommenheit ist von ihr abgefallen. YIPPIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEH!!!
So konnte ich wenigstens ein Leben retten, was mir bei den Amseln ja nicht gelungen war. Mehr als eine flaumige Feder und ein bisschen Vogelkacke in meiner Kapuze sind von diesem Abenteuer nicht geblieben. Und das geile Gefühl, endlich einmal etwas Sinnvolles getan zu haben. Yeah! Es gibt kein besseres Gefühl als einen Vogel zu berühren, die Federn, die Farben, die Körperwärme, der zarte Knochenbau, es ist Wahnsinn. Umso schöner, endlich einmal wieder ein lebendes und noch dazu ÜBERlebendes Vögelchen berühren zu dürfen. Mein Hautarzttermin ist zwar flöten gegangen, aber das ist mir ja sowas von egal. :-D

Als ich nach Hause komme, sehe ich als erstes eine "meiner" Blaumeisen mit einer großen, grünen Raupe im Schnabel. :-D Glück wünsche ich ihnen!
 
da ist aber jemand happy:beifall: .

LG
Josef
 
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