Papagei - Gaststätte
Hallo alle zusammen,
gestern war ein rabenschwarzer Tag für unsere Bemühungen, den armen Kerl aus dieser schlechten Haltung zu holen, aber ich will von Anfang an berichten.
Nachdem unsere ersten Ansprechpartner uns nicht die Wahrheit gesagt haben, sind wir am letzten Donnerstag zu Zweit in die Gaststätte gefahren und was mussten wir sehen, er stand noch immer am gleichen Platz, fürchterlich verdreckt, mit Wolldecke über dem Käfig. Im Wassernapf war noch ein wenig Wasser, total verdreckt, im Fressnapf noch ein paar bereits verspeiste
Sonnenblumenkerne und eine halbe Walnuss. Kein Obst, kein Gemüse, kein Grünes, nur eine Bodenschublade mit Zeitung bedeckt, voller Futterreste und Kot. Darüber lag ein Gitterrost, ebenfalls mit Kot verschmiert, wie auch die Sitzstangen. Dreck, wohin man schaut - einfach nur erbärmlich. Und in diesem Dreck versuchte der Vogel, noch ein paar Körnchen zu finden.
Wir unterhielten uns mit dem verängstigten Tier, als der Halter des Vogels erschien. Er erklärte den Zustand damit, dass er krank sei und sich nicht richtig kümmern kann. Verkaufen will er ihn nicht. Er hat das Tier vor über 20 Jahren von einen Gast geschenkt bekommen, der ihn nicht mehr haben wollte. Er besitzt weder Papiere noch ist der Vogel angemeldet. Aus dem Gespräch konnte man entnehmen, dass er absolut keine Ahnung von der Haltung eines Grauen hat. Ab Anfang Herbst bis zum Frühsommer fristet das arme Wesen so sein Leben, "es kommen ja immer Leute mal vorbei, die reden dann mit ihm". Von SCHAM keine Spur.
Alles Gesprochene wiederzugeben würde zu weit führen. Ich versuchte, Aufnahmen zu machen. Das ging nur schwerlich, denn es kamen Bedienstete vorbei, die uns ziemlich böse beäugten.
Am nächsten Morgen rief ich die Behörde in Hamburg an, bei der ich Lotti angemeldet hatte. Dort wurden mir sehr freundlich zwei Mitarbeiter und Telefonnummern in Flintbek genannt, an die ich mich wenden soll, da es sich um das Land Schleswig Holstein handelt. Dort konnte man mir ebenfalls nicht weiter helfen und gab mir Telefonnummer des Veterinäramtes in Bad Segeberg. Dort erklärte mir ein ebenfalls sehr freundlicher Mitarbeiter, dass nicht er, sondern seine Kollegin, Fr. Dr. Pioch dafür zuständig sei, die aber zu einem grösseren Fall unterwegs sei. Ich sollte doch meinen Bericht und die gefertigten Aufnahmen per Fax rübersenden. Hier gab es Probleme, denn ich erhielt eine falsche Mail Adresse, somit kam alles Gesendete wieder an mich zurück. Letztendlich schaffte ich es doch, die richtige Adresse herauszufinden.
Gestern Morgen hatte ich nun die Gelegenheit mit der Ärztin zu sprechen. Sie habe die Unterlagen erhalten und sie sich auch angeschaut und erzählte mir, dass nicht sie dafür zuständig sei, sondern die Behörde in Itstedt. Sie wird die Unterlagen weiterleiten und will aber mit dem Kollegen zusammen eine Ortsbesichtigung durchführen, etwa in den nächsten Wochen. Eine Beschlagnahmung des Vogels wird nicht erfolgen, es werden wahrscheinlich Auflagen für den Halter gemacht, die dann auch in Abständen kontrolliert werden.
Weitere Auskünfte dürfe man mir aus Gründen des Datenschutzes nicht geben. Ich darf aber in zwei bis drei Wochen mal anrufen und nachfragen. Ich erklärte ihr, dass es mir darum geht, dass das Tier ordnungsgemäß versorgt wird und nicht noch einen Winter auf dem Abstellgleis verdreckt dahinvegetiert. Ich habe ihr auch berichtet, dass wir dem Halter angeboten haben, den Vogel über Herbst/Winter/Frühjahr nur in Pflege zu nehmen. Hierum wird sich auch gekümmert werden.
Ich habe auch die gleichen Unterlagen an Lottis Ärztin geschickt und nachgefragt, ob es sonst noch eine Möglichkeit gibt. Frau Dr. rief gestern bei mir an und sagte, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, der Richtige ist und nur der Amtsarzt des Veterinäramtes kann eine Entscheidung treffen.
Somit bin ich am Ende mit meinen Möglichkeiten. Wenn es aber den Erfolg hat, dass der arme Kleine eine bessere Versorgung bekommt, hat sich der Aufwand gelohnt. Sicherlich gibt es schlimmere Fälle und wie man mir sagte, kommt es doch häufiger vor, als man erahnen kann. Aber es lohnt sich, um jeden Einzelnen zu kämpfen.
Ganz liebe, entmutigte Grüsse von
Margaretha