Ein zahmer Eichelhäher

Diskutiere Ein zahmer Eichelhäher im Forum sonstige Vogelarten im Bereich Wildvögel - Hallo Vogelfreunde! Ich möchte euch an einer herzerwärmenden Geschichte teilhaben lassen: Seit einiger Zeit besucht ein zahmer Eichelhäher...
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Arthur77

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Hallo Vogelfreunde!

Ich möchte euch an einer herzerwärmenden Geschichte teilhaben lassen: Seit einiger Zeit besucht ein zahmer Eichelhäher unseren Innenhof, fliegt in die Wohnungen und macht dort Quatsch (Zigaretten zerpflücken ist sein liebstes Hobby). Er hat keinerlei Furcht, tatsächlich habe ich mich bei unserem ersten Treffen (in unserer Küche) deutlich mehr erschreckt als er. Er frisst aus der Hand, klettert sehr gerne auf mir herum und steht auf Tauziehen gegen mich mit einem kleinen Stück Hanfseil. Seine Vorfahren könnten Piraten-Papageien gewesen sein, denn meine Schulter ist einer seiner liebsten Sitzplätze.

Er besucht auch andere Nachbarn und bricht reihenweise die Herzen. Er hat keine Ringe oder sonstige Markierungen, scheint also ein eigentlich wildlebender Vogel zu sein. Nur hat ihm wohl niemand gesagt, dass er Angst vor Menschen haben sollte (ich hoffe sehr, dass er sich vor Nachbars Katzen hütet!) und auch nicht, dass Großstädte eigentlich nicht sein typischer Lebensraum sein sollten.

Weintrauben sind sein Lieblingsfressen, er schaut aber auch dann und wann vorbei, wenn er keinen Hunger hat. Spielen ist ja auch schön... :)

Ich hätte nie gedacht, dass ein Vogel mich so glücklich machen könnte.

Grüße!
 
Hi
schön, dass Du nun bei uns im Forum bist und uns diese tolle Geschichte erzählt hast. Aber bitte, bringe doch die Zigaretten in
Sicherheit. Tabak ist in ungeraucht hochgiftig und könnte ihn umbringen.
Wünsche Dir viel Freude mit Deinem neuen Freund. Vielleicht kannst Du ja mal ein Foto einstellen.
Liebe Grüße
Solveig
 
Hab ich mir auch Sorgen gemacht, aber nach dem letzten Besuch war klar: Er zerpflückt sie, frisst sie aber nicht. Er hat 'ne komplette Schachtel leer gemacht und als ich in die Küche kam (ich hab vorher gar nicht mitbekommen, dass er wieder da ist) saß er auf dem Tisch inmitten eines Riesenhaufen Tabak und Papier und hat mich triumphierend angeguckt. :)

Aber trotzdem sind unsere Zigaretten jetzt nicht mehr in der Küche und die Kippen aus dem Aschenbecher im Müll.
 
Hallo Arthur
Bei dem Häher wird es sich um einen Vogel handeln, der handaufgezogen wurde und fehlgeprägt, das heißt auf Menschen fixiert, ausgewildert worden ist.

Das ist ein typischer Fall von Einzelaufzucht, der Eichelhäher hat außer in seinen ersten Lebenswochen keinen Vogel mehr gesehen und sich in seiner Not - was sollte er auch anderes machen - dem Menschen, der ihn gepäppelt hat, angeschlossen. Nun hält er Menschen für Partner und Nahrungsquelle.

Dies wird so nicht lange gut gehen können, denn nicht alle Menschen werden sich so wie Du daran erfreuen, dass ein großer Wildvogel in ihre Wohnung kommt und Dinge herunterwirft oder zerschreddert. Der erste, dem das missfällt oder der sich einfach sehr erschreckt, schlägt einfach zu und das wars dann für dieses schöne und besondere Tier.

Du hast den Häher schnell in Dein Herz geschlossen, Du hast es jetzt in der Hand, diesem Tier noch die Chance auf ein artgerechtes Leben in der Natur zu ermöglichen. Dies ist nur möglich, wenn er ein Leben mit Artgenossen kennenlernt und sich vom Menschen abnabeln kann, wenn er lernen kann, was er und wie in der Natur an Nahrung erbeuten kann. Damit Dein Schützling dies lernen kann, muss er in eine professionelle Auswilderungsstation gebracht werden, ansonsten ist sein Leben nur noch sehr begrenzt. Der Winter kommt, die Fenster sind zu, wo soll der Kleine dann reinfliegen und Futter erbetteln?

Behalten und in einem Käfig halten ist gesetzlich verboten, der Vogel würde sich in einem Käfig schnell sämtliche Federn abbrechen, es ist ein Wildtier, das in die Natur gehört.
Du schreibst, er macht Dich glücklich, das glaube ich Dir sofort, denn Rabenvögel sind einfach wundervoll. Er selber ist aber nicht glücklich, das ist er nur in der Natur und zusammen mit einem Artgenossen.

Wo lebst Du denn? Wir können Dir mit Sicherheit helfen, eine gute Auswilderungsstation in Deiner Gegend zu finden, in die Du Deinen Freund auch gerne und mit gutem Gefühl abgeben würdest, zu der Du Kontakt halten kannst und über die Entwicklung des Hähers auf dem Laufenden gehalten wirst.

LG astrid
 
Ich weiß nicht ob Du richtig liegst. Ich würde vermuten, dass ein von Menschen aufgezogener und auf sie geprägter Vogel keine Annäherungsphase braucht und ohne Menschen gar nicht klarkommt. Der Häher hatte zwar von Anfang an keine Angst, aber es dauerte ein paar Treffen, bis er mir aus der Hand gefressen hat und weitere, bis er auf mir rumkletterte. Zudem lässt er sich tageweise überhaupt nicht blicken und wenn er dann vorbeischaut sieht er bestens genährt aus. Ein paar Mal habe ich ihn auf dem Dach gesehen - er hat mir dann einen Blick geschenkt und sich danach nicht weiter um mich gekümmert. Ich habe ihn auch schon fressen sehen, obwohl weder ich noch andere Personen in Sichtweite ihn gefüttert haben. Mit anderen Worten, er entscheidet wann er mich besucht, ob er was frisst und wie lange er bleibt; und er findet anscheinend auch ohne mich sein Futter.

Noch zwei Sachen: Erstens bettelt er nicht um Futter, weder auf unserem Balkon, noch in der Küche. Im Gegenteil, die Küche scheint für ihn einfach spannend zu sein, er erforscht sie und ignoriert Dinge die er fressen könnte. Die Zigaretten, mein Schlüsselbund und unsere Kühlschrankmagneten waren viiiiel interessanter.

Zweitens würde ich ihn niemals einsperren!

Ach ja - ich kann natürlich nicht für alle, die er vielleicht besucht, sprechen, aber die Nachbarn, die ihn bisher gesehen haben, waren ganz verzaubert, genau wie ich.

Ihn zu fangen, ihn aus seinem Revier zu reißen und woanders hin zu verfrachten erscheint mir brutal und (einstweilen) unnötig. Sei versichert, sollte ich feststellen, dass es ihm schlechter geht, dann werde ich mich an Deinen Vorschlag erinnern. Bis zu diesem (hoffentlich niemals eintretenden) Moment werde ich seine Zutraulichkeit einfach weiter als ein kleines Wunder betrachten. Ich habe schon deutlich unglaublichere Geschichten aus dem Tierreich gehört. Wenn es Löwen gibt, die Antilopen aufziehen anstatt sie zu fressen, warum sollte ein unerklärlich freundlicher Eichelhäher unmöglich sein?
 
Ach Du schande Arthur, Löwen die Antilopen aufziehen?? Aber das ist nebensächlich.

Ja, es gibt außergewöhnliche Verbindungen zwischen Menschen und Wildtieren, aber glaub mir, ich hatte die vergangenen Monate täglich mit solchen und ähnlichen Fällen zu tun und jeder, der Rabenvögel päppelt wird Dir bestätigen, dass das eine Handaufzucht ist. Die Brut- und Päppelsaison ist um und es treiben sich derzeit sehr viele Rabenvögel wie Dein Häher herum, klopfen an Fensterscheiben, fliegen Menschen an etc.

Gut, wenn er auch in der Lage ist, sich alleine zu versorgen, das ist schon mal eine Beruhigung. Dass er sich Dir eher langsam angenähert hat ist klar, ein Rabenvogel ist ähnlich intelligent wie ein Primat, das heißt, er kann Menschen klar von einander unterscheiden und weiß, dass Du nicht die Person bist, die ihn aufgezogen hat. Aber grundsätzlich hat
er "einprogrammiert", dass Menschen gut sind, ihm zugetan, eine Futter- und Spaßquelle - verstehst Du? Das ist für ihn lebensgefährlich! Stell Dir nur einmal vor er fliegt in das Zimmer eines Säugling, setzt sich aufs Gitterbettchen und rätscht los - was denkst Du wird die Mutter tun? Sie wird mit den nächstbesten, das sie fassen kann zuschlagen.

Glaub mir, ich will Dir absolut nichts Böses unterstellen und es ist toll, dass Du Dich so an dem Häher freust, aber Du solltest auch an ihn denken, er lebt nicht arttypisch, so wie Du es beschreibst. Er sollte mit einem anderen Häher herumziehen und nicht bei Menschen herumstrolchen.

Ihn aus seinem jetzigen "Revier" zu nehmen ist für einen Jungvogel nicht so sehr schlimm, er würde von den Revierinhabern spätestens zur kommenden Brutsaison sowieso vertrieben, aber ich fürchte, die wird er gar nicht erleben.

Überlegs es Dir bitte im Hinblick auf das Wohl und Glück des Vogels, Arthur. Ein paar Wochen Spaß für Dich und das Tier oder das Wissen, dass Du dem Häher eine Chance auf ein artgerechtes Leben ermöglicht hast.

LG astrid
 
Wenn es Löwen gibt, die Antilopen aufziehen anstatt sie zu fressen, warum sollte ein unerklärlich freundlicher Eichelhäher unmöglich sein?
Weil es gar nicht unerklärlich ist, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit so, wie Astrid vermutet.
Und sei versichert, alle diese Antilopen wurden gefressen - von anderen Löwen.
 
Muß zustimmen; Du solltest überlegen Arthur, ob das Wohl des Eichelhähers Dir wirklich am Herzen liegt.
Er wurde scheinbar zu "fehlgeprägt" ausgewildert und ist nun wirklich in Gefahr.
Einzeln vom Menschen großgezogene Eichelhäher werden sehr schnell zu zahm und dann ist der Mensch die größte Gefahr... Du natürlich nicht, es hilft dem Vogel aber auch nicht, wenn er bei Dir sicher ist.

Ein Kind würdest Du sofort von der Straße reißen wenn ein Bus kommt oder?
Klar, verstehe vollkommen, daß Dir das erstmal nicht so eingängig ist, für den Vogel aber die Rettung. :)
LG Drea
 
Liebe Damen, die ihr hier mit gutmenschlicher Mine gerade im Begriff seid, alles zu verschlimmbessern. Wenn man keine Ahnung hat: einfach mal Klappe halten. Diese unsere Natur hat viele Facetten. So ist ein zahmer Eichelhäher nichts, was einen beunruhigen sollte. Leben und leben lassen. So sind vor einigen Jahren irgendwo in Bonn einige Alexandersittiche ausgebüxt. Nun lebt eine ganze Kolonie dort und trägt regelrechte Bandenkriege mit Krähen aus. Nicht ideal, aber: einfach Mutter Natur mal machen lassen und sehen, was passiert.
 
Das Problem sollte sich in fast 12 Jahren erledigt haben. Das Tier hat möglicherweise schon sein Leben ausgehaucht.
Gruß
 
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Thema: Ein zahmer Eichelhäher

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