Patrick Vogeler
Neuling
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Hallo!
Ich möchte gerne über unsere Erfahrungen als absolute Papageienneulinge berichten, die jedoch ein trauriges Ende nahmen. Es soll auch einen Warnung an all die zukünftigen Graupapagei-Besitzer sein, die nur mit wenig theoretischem Wissen und ohne echte Erfahrung an den Kauf ihrer Lieblinge rangehen.
Meine Frau und ich entschieden uns Ende März dazu, einen Graupapagei käuflich zu erwerben. Nach eingängigem Studieren verschiedener HP's und Foren im Internet kamen wir dazu überein, zwar erst einen Jungvogel, aber möglichst kurz danach einen zweiten zu holen, da ausdrücklich vor der seelischen Verkrüppelung eines einzelnen gewarnt wurde. Wir wollten keine zwei aus denselben Gelege, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, das dies unproblematisch ist, solange man für Hahn und Henne keine Nistbox baut, um zu züchten.
Meine Frau stieß nach einigen Telefonaten auf eine Züchterin aus dem Ruhrgebiet, sie lud uns ein, sich ihre Papageien einmal anzusehen. Dort angekommen erwarteten uns mehrere Volieren, fast jeder verfügbare Platz in ihrem Haus wurde für die Papageien genutzt. Sie besaß einige Graupapageien, Aras und Rosa-Kakadus. Im Haus und im Garten war fast jeder Platz mit Volieren belegt. Die Tiere waren sauber und ordentlich untergebracht und machten einen gesunden Eindruck.
Die Züchterin sagte, sie würde sich schon seit 30 Jahren mit Papageien beschäftigen und beeindruckte uns mit ihrem Wissen. Da sie nach eigenen Angaben aktuell noch kein Gelege hätte, meldeten wir uns als Interessenten vor.
Nach 3 Tagen meldete sie sich bei uns und sagte, sie hätte drei 8 Wochen alte Graupapageien daheim von einem Gelege in den Niederlanden. Weil wir deshalb zögerten, beruhigte sie uns mit der Behauptung, es wären Jungtiere von ihren eigenen Papageien, weil sie auch noch Tiere in den Niederlanden hätte. Die Dummheit und die Vorfreude siegte und wir stimmten zu, uns ein Tier auszusuchen.
Die Wahl fiel auf das dickste Küken, von dem sie stark vermutete, das es ein Hahn wäre. Weitere drei Tage später erhielten wir den Anruf, laut DNA-Test ist es ein Hahn, die anderen beiden wären Hennen. Gleichzeitig versuchte sie uns umzustimmen, eine Henne zu nehmen, denn sie hätte einen Züchterkollegen, der gerne den Hahn hätte. Wir verneinten und sie gab sich damit zufrieden. Dann sagte sie, wir könnten das Tier auch gerne früher abholen und selbst per Hand aufziehen, das wäre nicht sehr schwer.
Wieder siegte die Unwissenheit, wir fuhren hin um unseren Hahn abzuholen. Als wir auf den dicksten der drei Vögel zusteuerten, sagte sie "Nein, das ist nicht ihrer..." und gab uns einen anderen. Laut Ringnummer und den Papieren sollte das der Hahn sein. Etwas irritiert nahmen wir den Kleinen mit. Es schien ja alles richtig zu sein.
Bereits am Abend bemerkten wir, dass der Vogel nur recht wenig Futter zu sich nahm und riefen direkt die Züchterin an. Wieder sollte das angeblich kein Problem sein, sondern nur die Umstellung.
Wir führten danach Buch über das Gewicht und die aufgenommene Nahrung, doch der kleine Hahn schien eher ab als zuzunehmen. Am zweiten Tag schüttelte der Kleine seinen Kopf und wässrige Flüssigkeit stob in alle Richtungen. Auch fing er an verdächtig mit dem Kopf zu zucken.
Ein Anruf bei der Züchterin sollte uns glauben lassen, es ist alles okay, das wäre nichts schlimmes. Sollte er aber weiter schlecht fressen, könnten wir am Sonntag mal vorbeikommen mit dem Kleinen. Es war grad mal Dienstag.
Die nächsten Tage verliefen genauso. Wenig fressen, das Gewicht pendelte zwischen 445 und 465g.
Laut der Züchterin sollten wir ihm zusätzlich Körner und Obst anbieten, er würde jetzt anfangen, futterfest zu werden.
Am Samstag reichte es uns. Wir suchten einen Papageienerfahrenen Tierarzt in unserer Umgebung und hatten Erfolg. Nur ein paar Kilometer von uns entfernt war eine versierte Tierärztin, die uns sagte, wir sollten sofort mit dem Vogel vorbeikommen. Dort angekommen, sagte sie " Oh, eine kleine Henne..." Wir verneinten und verwiesen auf den DNA-Test. Die TÄ wirkte irritiert, aber untersuchte jetzt erstmal den Kleinen.
Diagnose: Unterernährt und Hefepilz.
Sie gab ihm ein Medikament und fütterte ihn anschließend mit der Sonde. Dann gab sie uns zu verstehen, dass wir morgen wiederkommen sollten, denn der Vogel hätte durch den Pilz Schwierigkeiten, das Futter normal aufzunehmen. Sie hielt es auch für absolut unverantwortlich von der Züchterin, ahnungslosen Menschen wie uns ein nicht futterfestes Tier zu geben, was obendrein noch viel zu jung war. Sie riet uns, den armen Kleinen nach allen Regeln der Tierliebe zu kuscheln. Er bräuchte dringend Wärme und Zuneigung, denn so ein junger Vogel lebt eigentlich geborgen mit seinen Geschwistern in der Nisthöhle bei den Elterntieren. Vor dem Weggehen sagte sich noch, wenn irgendetwas wäre, könnten wir sie zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen.
Hatten wir unseren Kleinen in den Tagen zuvor schon immer in unserer Nähe gehabt, so steigerten wir das jetzt beträchtlich.
Am nächsten Tag suchten wir unsere TÄ wie vereinbart wieder auf, wie sie vorhergesagt hatte nahm er morgens nach der Kropfentleerung nur schlecht das Futter auf. Zudem hatten wir ein Röcheln in der Atmung bei ihm bemerkt.
Als die TÄ sich das anschaute, wurde sie sehr ernst. Sie begann sofort die Atemwege freizumachen und wies ihre Assistentin an, im OP-Bereich den Sauerstoff vorzubereiten.
Was folgte, wird mich auf immer in meinen Erinnerungen verfolgen.
Die Atmung wurde immer schlechter, gezielt und routiniert begann die TÄ um sein Leben zu kämpfen.
Sauerstoff, Brustmassage, Atemwege befreien...immer und immer wieder. Selbst als der kleine Körper unseres Lieblings erschlaffte, hörte sie mit dem Kampf nicht auf. Wieder Massage, Herzschlagkontrolle, Sauerstoff, Atemwege freimachen.
Nach ca. 15 Minuten war der Kampf verloren. Unser kleiner Vogel war tot.
Bei der späteren Obduktion, die sowohl von uns gewünscht war, als auch im Interesse der TÄ lag, weil sie wissen wollte, was dem armen Kerl da widerfahren war, stellte sich heraus, das die Luftsäcke mit einer wässrigen Breiform gefüllt waren, die von falscher Fütterung herrührten. Wir fühlten uns schuldig, doch es stellte sich heraus, das die Konsistenz des Breis, den wir angerührt hatten, nicht soweit hätte in die Luftwege geraten können. Der Brei, den die Züchterin bei der Vorführung des Fütterns hatte, war hingegen recht wässerig gewesen.
Der Hammer war jedoch, das unser Hahn Eierstöcke hatte! Er war also doch eine Sie.
Unser toller DNA-Test war das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben war. Noch nicht mal ein Original. Aber das wissen wir erst jetzt.
Mit der Züchterin werden wir vor Gericht ziehen, aber nicht, weil wir unseren Kaufpreis wiederhaben wollen. Solchen geldgierigen Menschen, die mit dem Leid der Tiere Geschäfte machen und die Dummheit von Unwissenden ausnutzen, muss man einen Schlag vor den Bug geben. Auch wenn wir wahrscheinlich nicht verhindern können, das diese Frau weiterhin mit dem Leben von Jungvögeln pokert, so wollen wir ihr es doch schwer machen, weitere Opfer zu finden. Das sind wir unserem kleinen Liebling schuldig, an dessen Tod wir durch unsere Unwissenheit nicht ganz unschuldig sind. Wir werden immer darunter leiden.
Wenn jemand von euch Ratschläge oder Erfahrung beim rechtlichen Kampf gegen die Züchterin hat, wir würden uns sehr darüber freuen.
Unser Hinweis an alle Neulinge: Hört auf die Menschen, die wirklich Ahnung haben von den Tieren und nicht die Euro-Zeichen in den Augen. Denkt immer darüber nach, wie ihr dem Tier gerecht werden könnt, nicht, wie das Tier euch gerecht wird. Sorgt für eine ordentliche tierärztliche Versorgung im Vorfeld, nicht erst, wenn es fast zu spät ist.
Und vor allem: Ein Graupapagei berührt eure Seele, schützt seine eigene...
In memoriam
"HAN"
gestorben am 13.04.2014
Ich möchte gerne über unsere Erfahrungen als absolute Papageienneulinge berichten, die jedoch ein trauriges Ende nahmen. Es soll auch einen Warnung an all die zukünftigen Graupapagei-Besitzer sein, die nur mit wenig theoretischem Wissen und ohne echte Erfahrung an den Kauf ihrer Lieblinge rangehen.
Meine Frau und ich entschieden uns Ende März dazu, einen Graupapagei käuflich zu erwerben. Nach eingängigem Studieren verschiedener HP's und Foren im Internet kamen wir dazu überein, zwar erst einen Jungvogel, aber möglichst kurz danach einen zweiten zu holen, da ausdrücklich vor der seelischen Verkrüppelung eines einzelnen gewarnt wurde. Wir wollten keine zwei aus denselben Gelege, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, das dies unproblematisch ist, solange man für Hahn und Henne keine Nistbox baut, um zu züchten.
Meine Frau stieß nach einigen Telefonaten auf eine Züchterin aus dem Ruhrgebiet, sie lud uns ein, sich ihre Papageien einmal anzusehen. Dort angekommen erwarteten uns mehrere Volieren, fast jeder verfügbare Platz in ihrem Haus wurde für die Papageien genutzt. Sie besaß einige Graupapageien, Aras und Rosa-Kakadus. Im Haus und im Garten war fast jeder Platz mit Volieren belegt. Die Tiere waren sauber und ordentlich untergebracht und machten einen gesunden Eindruck.
Die Züchterin sagte, sie würde sich schon seit 30 Jahren mit Papageien beschäftigen und beeindruckte uns mit ihrem Wissen. Da sie nach eigenen Angaben aktuell noch kein Gelege hätte, meldeten wir uns als Interessenten vor.
Nach 3 Tagen meldete sie sich bei uns und sagte, sie hätte drei 8 Wochen alte Graupapageien daheim von einem Gelege in den Niederlanden. Weil wir deshalb zögerten, beruhigte sie uns mit der Behauptung, es wären Jungtiere von ihren eigenen Papageien, weil sie auch noch Tiere in den Niederlanden hätte. Die Dummheit und die Vorfreude siegte und wir stimmten zu, uns ein Tier auszusuchen.
Die Wahl fiel auf das dickste Küken, von dem sie stark vermutete, das es ein Hahn wäre. Weitere drei Tage später erhielten wir den Anruf, laut DNA-Test ist es ein Hahn, die anderen beiden wären Hennen. Gleichzeitig versuchte sie uns umzustimmen, eine Henne zu nehmen, denn sie hätte einen Züchterkollegen, der gerne den Hahn hätte. Wir verneinten und sie gab sich damit zufrieden. Dann sagte sie, wir könnten das Tier auch gerne früher abholen und selbst per Hand aufziehen, das wäre nicht sehr schwer.
Wieder siegte die Unwissenheit, wir fuhren hin um unseren Hahn abzuholen. Als wir auf den dicksten der drei Vögel zusteuerten, sagte sie "Nein, das ist nicht ihrer..." und gab uns einen anderen. Laut Ringnummer und den Papieren sollte das der Hahn sein. Etwas irritiert nahmen wir den Kleinen mit. Es schien ja alles richtig zu sein.
Bereits am Abend bemerkten wir, dass der Vogel nur recht wenig Futter zu sich nahm und riefen direkt die Züchterin an. Wieder sollte das angeblich kein Problem sein, sondern nur die Umstellung.
Wir führten danach Buch über das Gewicht und die aufgenommene Nahrung, doch der kleine Hahn schien eher ab als zuzunehmen. Am zweiten Tag schüttelte der Kleine seinen Kopf und wässrige Flüssigkeit stob in alle Richtungen. Auch fing er an verdächtig mit dem Kopf zu zucken.
Ein Anruf bei der Züchterin sollte uns glauben lassen, es ist alles okay, das wäre nichts schlimmes. Sollte er aber weiter schlecht fressen, könnten wir am Sonntag mal vorbeikommen mit dem Kleinen. Es war grad mal Dienstag.
Die nächsten Tage verliefen genauso. Wenig fressen, das Gewicht pendelte zwischen 445 und 465g.
Laut der Züchterin sollten wir ihm zusätzlich Körner und Obst anbieten, er würde jetzt anfangen, futterfest zu werden.
Am Samstag reichte es uns. Wir suchten einen Papageienerfahrenen Tierarzt in unserer Umgebung und hatten Erfolg. Nur ein paar Kilometer von uns entfernt war eine versierte Tierärztin, die uns sagte, wir sollten sofort mit dem Vogel vorbeikommen. Dort angekommen, sagte sie " Oh, eine kleine Henne..." Wir verneinten und verwiesen auf den DNA-Test. Die TÄ wirkte irritiert, aber untersuchte jetzt erstmal den Kleinen.
Diagnose: Unterernährt und Hefepilz.
Sie gab ihm ein Medikament und fütterte ihn anschließend mit der Sonde. Dann gab sie uns zu verstehen, dass wir morgen wiederkommen sollten, denn der Vogel hätte durch den Pilz Schwierigkeiten, das Futter normal aufzunehmen. Sie hielt es auch für absolut unverantwortlich von der Züchterin, ahnungslosen Menschen wie uns ein nicht futterfestes Tier zu geben, was obendrein noch viel zu jung war. Sie riet uns, den armen Kleinen nach allen Regeln der Tierliebe zu kuscheln. Er bräuchte dringend Wärme und Zuneigung, denn so ein junger Vogel lebt eigentlich geborgen mit seinen Geschwistern in der Nisthöhle bei den Elterntieren. Vor dem Weggehen sagte sich noch, wenn irgendetwas wäre, könnten wir sie zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen.
Hatten wir unseren Kleinen in den Tagen zuvor schon immer in unserer Nähe gehabt, so steigerten wir das jetzt beträchtlich.
Am nächsten Tag suchten wir unsere TÄ wie vereinbart wieder auf, wie sie vorhergesagt hatte nahm er morgens nach der Kropfentleerung nur schlecht das Futter auf. Zudem hatten wir ein Röcheln in der Atmung bei ihm bemerkt.
Als die TÄ sich das anschaute, wurde sie sehr ernst. Sie begann sofort die Atemwege freizumachen und wies ihre Assistentin an, im OP-Bereich den Sauerstoff vorzubereiten.
Was folgte, wird mich auf immer in meinen Erinnerungen verfolgen.
Die Atmung wurde immer schlechter, gezielt und routiniert begann die TÄ um sein Leben zu kämpfen.
Sauerstoff, Brustmassage, Atemwege befreien...immer und immer wieder. Selbst als der kleine Körper unseres Lieblings erschlaffte, hörte sie mit dem Kampf nicht auf. Wieder Massage, Herzschlagkontrolle, Sauerstoff, Atemwege freimachen.
Nach ca. 15 Minuten war der Kampf verloren. Unser kleiner Vogel war tot.
Bei der späteren Obduktion, die sowohl von uns gewünscht war, als auch im Interesse der TÄ lag, weil sie wissen wollte, was dem armen Kerl da widerfahren war, stellte sich heraus, das die Luftsäcke mit einer wässrigen Breiform gefüllt waren, die von falscher Fütterung herrührten. Wir fühlten uns schuldig, doch es stellte sich heraus, das die Konsistenz des Breis, den wir angerührt hatten, nicht soweit hätte in die Luftwege geraten können. Der Brei, den die Züchterin bei der Vorführung des Fütterns hatte, war hingegen recht wässerig gewesen.
Der Hammer war jedoch, das unser Hahn Eierstöcke hatte! Er war also doch eine Sie.
Unser toller DNA-Test war das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben war. Noch nicht mal ein Original. Aber das wissen wir erst jetzt.
Mit der Züchterin werden wir vor Gericht ziehen, aber nicht, weil wir unseren Kaufpreis wiederhaben wollen. Solchen geldgierigen Menschen, die mit dem Leid der Tiere Geschäfte machen und die Dummheit von Unwissenden ausnutzen, muss man einen Schlag vor den Bug geben. Auch wenn wir wahrscheinlich nicht verhindern können, das diese Frau weiterhin mit dem Leben von Jungvögeln pokert, so wollen wir ihr es doch schwer machen, weitere Opfer zu finden. Das sind wir unserem kleinen Liebling schuldig, an dessen Tod wir durch unsere Unwissenheit nicht ganz unschuldig sind. Wir werden immer darunter leiden.
Wenn jemand von euch Ratschläge oder Erfahrung beim rechtlichen Kampf gegen die Züchterin hat, wir würden uns sehr darüber freuen.
Unser Hinweis an alle Neulinge: Hört auf die Menschen, die wirklich Ahnung haben von den Tieren und nicht die Euro-Zeichen in den Augen. Denkt immer darüber nach, wie ihr dem Tier gerecht werden könnt, nicht, wie das Tier euch gerecht wird. Sorgt für eine ordentliche tierärztliche Versorgung im Vorfeld, nicht erst, wenn es fast zu spät ist.
Und vor allem: Ein Graupapagei berührt eure Seele, schützt seine eigene...
In memoriam
"HAN"
gestorben am 13.04.2014
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