Wir haben hier alle noch keine Zuchterfahrungen von Großpapas.
Ich würde mir daher niemals so einen Aufruf wie Ann wagen:
Handaufzuchten sind Tierquälerei!
Bitte kauft Naturbruten, oder nehmt Abgabetiere auf!
Ann, angenommen deine Grauen oder Aras gehen irgendwann mal zur Brut. Aus irgendeinem Grund vernachlässigen sie aber die Aufzucht, so dass du zum Überleben der Küken einschreiten musst.
Angenommen dein Aufruf trägt jetzt Früchte und erreicht die Menschheit. Du willst dann deine Aufzuchten in ein gutes zu Hause vermitteln und die Leute stellen sich vor dir hin und sagen, du bist ein Tierquäler. Ich kaufe deswegen keine HZ, dann gehe ich zum nächsten der NB hat. Ich glaube du wärst völlig entsetzt, weil du ja selber weißt, dass du nur das Beste für deine Tiere willst.
Von anderen HZ-Züchtern hört man auch vielerlei Gründe, warum die Elternaufzucht nicht klappt und sie zur HZ greifen mussten. Ich spreche hier nur von den Hobby-Züchtern, größere oder gar Zuchtanstalten sind mir hier völlig unbekannt. Diesen Hobby-Züchtern glaube ich aber auch.
Deswegen sage ich z. B. in allen Dingen NIEMALS NIE! Grundsätzlich alle HZ über einen Kamm zu scheren finde ich nicht i. O. Ich habe absolute keine Zuchtabsichten, wegen mir bräuchten sie nie zu brüten. Aber was weiß ich, was meine Beiden mal wollen? Irgendwie gehört die Fortpflanzung ja auch zu ihren Instinkten. Man könnte es sicher ein wenig eindämmen, aber gänzlich unterbinden würde ich es auch nicht. Vielleicht muss ich aber auch mal zur HZ greifen? Ich weiß es absolut noch nicht. Deswegen würde ich mich hüten, so scharf gegen die HZ zu schießen, der Schuss könnte dann auch mal nach hinten los gehen.
Ich habe mir auch so meine Gedanken gemacht, warum man häufig von Großpapa-Züchtern hört, dass die Elterntiere nicht weiter aufziehen oder ihre Brut schädigen. Oftmals ist das ja der Zeitpunkt zwischen der 4. und 6. Lebenswoche. Manche geben als Störgrund die Beringung an. Andere wissen überhaupt nicht, warum sie plötzlich mit dem Füttern aufhören.
Ich habe überlegt und mir ist der Gedanke gekommen, ob die Großpapas in Gefangenschaft nicht einfach "zu faul" geworden sind? Den Unterschied zwischen dem Freilandleben und der doch sehr, sehr beengten Unterbringung in Gefangenschaft kennt ja jeder. Die wilden Papas sind dementsprechend auch außerhalb der Brut den ganzen Tag beschäftigt und haben eine ganz andere Kondition als unsere gefangenen Papas.
Wenn unsere gefangenen Papas nun Nachwuchs bekommen, dann mag ihnen die Fütterung der winzigen Küken bis zur 3. Lebenswoche noch einigermaßen leicht fallen. Die Küken werden aber größer und damit verlangen sie nach immer schnellerem Nachschub der Nahrung, vielleicht wird das unseren Papas manchmal einfach zu viel? Bisher brauchten sie noch nicht einmal ihre Nahrung suchen, sie konnten also nur spielen, ein wenig flattern und sich an den gedeckten Tisch setzen.
Als meine Hündin ihre ersten und einzigen Welpen bekam, nabelte sie diese instinktiv zwar ordentlich ab und befreite sie aus ihren Säckchen. Sie sah aber anfangs gar nicht ein, dass sie die Welpen auch füttern musste. Abschlecken und betüddeln war vollkommen in Ordnung, das machte sie gern, aber das Füttern mussten wir ihr erst beibringen. Den ersten Tag war sie auch vollkommen überfordert, weil sie etwas getan hat, was sie bis dahin noch nie gemacht hat. Sie kam mitten in den Nacht in mein Bett. Die Welpen schrieen nach ihrer Mama und meine Hündin sah mich echt hilfeflehend an und miexte. Sie hat die vor Hunger schreienden Welpen am ersten Tag sogar ihr eigenes Futter hingetragen. Die ersten Male mussten wir sie wirklich auf die Seite legen und die Welpen anlegen, erst dann hat sie es begriffen.
Eine Hündin, die mehrmals geworfen hat und auch nicht ganz so verwöhnt ist, macht von Anfang an keine Anstalten. Die weiß einfach, was zu tun ist.
Genauso denke ich ist es auch bei den Vögeln. Nur mit dem Unterschied, dass Hunde in Gefangenschaft ihren normal benötigten Auslauf bekommen, ganz im Gegensatz zu den Vögeln. Selbst im größten Vogelzimmer haben größere Papas nicht mal annähernd die Flugmöglichkeiten wie in Freiheit. Deswegen denke ich einfach, dass sie das faul gemacht hat. Wenn wir 2 Jahre nicht mehr arbeiten gehen, schaffen wir anfangs auch keine vollen Tage mehr, das müssen wir erst wieder trainieren.
Stellt euch mal vor, jeder hier von uns müßte 10 Kinder versorgen und das ganz plötzlich? Für die Alten früher war das ganz normal, aber auch wir sind heute dazu schon viel zu faul geworden.
Und das "Tierqälerei" würd ich ändern, in nicht Artgerecht. HA ist keine Quälerei, sondern eine lange Jahre bevorzugte Aufzuchtsform.
Genau!
Denn im Grunde sind wir hier alle doch irgendwie "Tierquäler". Vogelhaltung (besonders Großpapas) ist im Grunde die absurdeste Tierhaltung in Gefangenschaft überhaupt. Ich durfte diese Sätze jetzt schreiben, weil ich ja auch so ein "Tierquäler" bin und unbedingt große Papageien haben wollte, denen ich nicht annähernd die Flugmöglichkeiten wie in Freiheit bieten kann.
Wir haben jetzt aber unsere Tiere und versuchen alle das Bestmögliche daraus zu machen. Vielleicht fühlen sie sich bei uns in Gefangenschaft auch nicht so unwohl wie manche es immer vermuten. Ja, gerade deswegen finde ich es auch sehr wichtig, dass Papas in Gefangenschaft gezähmt sind. Damit sie sich wenigstens ein wenig wohler fühlen. Natürlich kann man auch Naturbruten zähmen. HZ sind zahm und haben, es stimmt schon, auch keine Angst vor ihren Besitzern. Das sehe ich aber nun nicht gerade als Nachteil in der absurden Gefangenschaftshaltung. Auch wenn es mal einen Biß hagelt! Meine HZ sind aber auch nicht so zahm, dass sie jetzt jeden Menschen gleich anfallen (ob nun freundlich oder feindlich). Rita verzieht sich wenn Fremde kommen oder klebt an mir, Rudi verzieht sich auch anfangs, wenn er dann auftaut, wagt er sich zumindest in die Nähe der Fremden, aber bisher niemals direkt zu ihnen. Es sei denn, es war eine Frau, die von oben bis unten glitzerte, dann ging aber nur die Elster in ihm durch.
NB drohen vielleicht und attakieren zum Schein, aber das direkte Beissen, kommt nur dann zum EInsatz, wenn sich das Tier absolut in die Enge gedrängt fühlt.
Oh, unsere damaliger NB-Wellihahn hat öfter mal gezwackt. Ungefähr so wie mein Rudi. Richtig bösartig beißen tut mein Rudi auch erst, wenn er sich in die Enge gedrängt fühlt. Und wenn ich da so überlege, welche Bisse schmerzhafter sind, da würde ich sagen, sie nehmen sich beide nichts. Graue können zwar ordentlich zubeißen, dass Blut fließt, aber Wellis können sich festbeißen, das finde ich bald unangenehmer.
Übrigens ist mein Sohn auch schon damals vorm Welli-Hahn gelaufen. Dieser flog sehr gerne zu meinem Sohn, hat ihn aber auch gern mal in Nase, Ohren und Hände gezwickt. Irgendwie führt Rudi das jetzt weiter
aber Dein Hähnderl hat überhaupt keine Verträge damit; Deinem Sohn gegenüber "Schnabelgreiflich" zu werden
Nee, das hat er ganz sicher nicht. Wir könnten auch sicher daran arbeiten, wenn mein Sohn Lust, Zeit und Interesse dazu hätte. Aber gut, in dem Alter hatte ich auch andere Interessen. Er haßt deswegen aber Rudi noch lange nicht, ganz im Gegenteil. Bevor mein Sohn ins Bett geht, geht er immer erst an die
Voliere und gibt (mit Hilfe der Gitterstäbe) den Beiden ein Küßchen.
Liebe Grüße
Elke