Es tut mir leid Paoli....

Diskutiere Es tut mir leid Paoli.... im Forum Wildtauben im Bereich Wildvögel - Hallo, vor 2 Monaten wurde unser Balkon von einem Taubenpärchen entdeckt. Schnell war ein einfaches Nest oben auf einem leeren Blumentopf gebaut...
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spochaona

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Hallo,
vor 2 Monaten wurde unser Balkon von einem Taubenpärchen entdeckt. Schnell war ein einfaches Nest oben auf einem leeren Blumentopf gebaut, ein Ei gelegt, ein Küken 2 Wochen lang "gross gezogen", die letzten Tage davon nur mal ab und zu zum Kükchen vorbeigeschaut, dann stundenlang weg...Um die Dämmerungszeit gehen in unserm Kiez bei sonnigem Wetter die Krähen auf Jagd. Ich sass also stundenlang auf dem Balkon und ewachte das Küken....am 14. Tagdann beeilte ich mich, rechtzeitig nach Hause zu kommen, hatte im Hinterkopf, Mist die Krähen-Jagdzeit hat begonnen - kam an - Nest leer
Ich habe von meinem Balkonplatz aus beste Aussicbt auf diverse Vogelverhaltensweisen...Es ist schon spannend, wie gerissen diese Krähen beobachten, genaustens ausspähen, Stellung halten, kommunizieren, sich aufteilen an verschiedenen Aussichtsposten und jedes Schwachstellchen entdecken und ....naja, ihre Beutetrophäen erhalten, um es gelinde auszudrücken. Ich möchte sie nicht zu verurteilen, auch wenn sich jedesmal alles in mir zusammenzieht und ich sie anschreie, sie sollen sofort das Vögelchen in Ruhe lassen, wenn sie sich wieder ein Küken geholt haben.
Ich wäre ganz sicher mindestens genauso dankbar für ein Krähenkükchen auf meinem Balkon, dem ich beim Aufwachsen zusehen darf wie bei einem Täubchen...
3 Wochen war das Nest verlassen, dann kam wieder ein Pärchen, irgendwie glaube ich, dass es ein anderes war, da sie sich noch rabenelterhafter verhielten als erstere. Einen Tag nach dem Geburtstag meines Sohnes, schlüpfte unser wiedrum "Einzelkükchen" aus dem Ei, das war vor genau 18 Tagen. Die ersten 6 Tage wechselten sich die Eltern brav ab, ab und zu liessen sie das kleine nackte Küken aber auch alleine. Ab dem 7. Tag war das Küken plötzlich die meiste Zeit allein. Man konnte ihm aber auch förmlich zuschauen beim Wachsen...Seitdem sass ich ab abends um 7 bis die lezzte Krähe auch noch verschwunden war, gegen 10 auf dem Balkone und bezirzte mein Kükchen, stellte mich auch, gebührenden Abstand wahrend vor sein Nestchen, redete und sang...Immer wenn ich meine Hand leicht hob, mich kurz bewegte, schnappte es nach mir und fauchte mich an. Aber ab halb 11 Uhr abends, wo es schon verhältnismässig dunkler ist, liess es sich erstaunlicherweise streicheln. Von Tag zu Tag liess es mehr zu, konnte ich es fester streicheln. Es wuchs dabei so rasant...Gestren dann, an seinem 17. Lebenstag, bis dahin hockte es immer im Nest, stand es darin, schaute nach draussen u d streckte sich in den Wind. Es sah fast so aus als wollte es losfliegen. Ich sagte ih, tu das jetzt lieber nicht, die Zeit ist ungünstig - Krähenjagdzeit. Machs lieber morgen tagsüber. Und ich sagte ihm, pass auf Du, morgen wirst Du fliegen.... Bis nachts um 12 stand ich an seinem Nest und streichelte ungläubig, liebevoll, bewundernd, dankbar unser "Paolichen" ( da ich nicht weiss, ob Mädchen oder Junge, habe ich unser Kükchen "Paoli" genannt).Ich versuchte übers Internet irgendwelche Informationen über Einzelküken herauszufinden und/oderschnelleres Flüggewerden bei Einzeleigelegen/Einzelküken (imSinne von Einzelkind), das zusätzlich auch noch die meiste seiner Zeit völlig allein in seinem Nest ist . Ich versuchte auch etwas herauszufinden über das Jagdverhalten von Krähen, Angriffe auf Jungvögel... Ich fand überhaupt nichts, was für meine Konstellation brauchbar gewesen wäre. Fast überall war zu lesen, dass die Nestlinge ca. 28 - max. 35 Tage nach schlüpfen flügge werden. Dass in den allermeisten 2-3 Eier ins Nest gelegt und bebrütet werden, in den seltensten Fällen mal eins. Aber darauf wurde auch nicht eingegangen, inwiefern sich die Aufzucht nur eines Kükens unterscheidet von der Aufzucht von Geschwisterküken. Auch zu gelzieltem Krähenjagdverjalten nach Jungtauben bzw. Jungvögeln konnte ich kaum Nützliches finden. Vielleicht könnten meine Beobachtungen an dieser Stelle ein paar Puzzleteilchen liefern...
Nun zu dem, was mich dazu bewog, mich anzumelden und das hier gerade zu schreiben....
In einem unüberlegten Moment, heute abend gegen 19 Uhr, als ich beunruhigt war, da sich keines der Eltern blicken lassen hatte, Paoli also quasi futterlos war, wollte ich Paoli ein paar eingeweichte matschgequetschte Bucheckersamen auf einem an einen Besenstiel getapten Breilöffel präsentieren.......und zack flog sie weg....in den nächsten Baum (ca. 10 m entfernt vom Balkom im 8. Stockwerk. Ich sah Paol nur kurz alleine sitzen, ich rief sie, da ich die Krähen hörtebund sah, wie sie sich von hinten im Baum näherten. Die Krähe, die am nähesten war ( ab dem Moment taten die anderen zurück), hackte auf Paoli ein. Ich schrie nach der Krähe, meine sechsjährigen Töchter, die seit das Täubchen weggeflogen war, auch aufgeregt auf dem Balkon standen und versuchten, unser Riesenkükchen zu entdecken, schrien ebenfalls "lass unser Täubchen in Ruh". In meiner Panik nahm ich das nächstbeste, und warf es, nach kurzem "Sicherheitsgewährungscheck" nach unten, dahin, wo die Vögel waren. Natürlich konnte das kleine Metallreiseaschenbächerchen konnten nicht ansatzweise die Krähe, geschweige denn den Baum erreichen. Meine Kinder konnten es erst sehen, als es kurz darauf aus dem Baum flüchte und um die Häuserecke aus unsrem Sichtfeld verschwand, centimeterdicht verfolgt von der Krähe....Wir waren geschockt, traurig, aufgeregt, fieberhaft überlegend u d einigten uns schnell, so wie wir sind runzerzuflitzen, barfuss und bereits so hausgekleidet wie wir gerade waren. Uns war es egal, wir wollten jede Chance nutzen, gucken, retten, irgendwas. Aber nichts, draussen war alles wie sonst. Auf der Wiese "grasten" die wunderschönen, stolzen, schlanken, edlen Ringeltauben, im Hinter- und Vordergrund krähten die Raubkrähen. Wir liefen die nähere Umgebung ab, riefen nach Paoli, wurden von einer Frau angesprochen, die uns fragte, ob wir Hilfe brauchen, ob erwas passiert sei, der wir einminütigen Kurzabriss der ganzen Geschichte gaben und die vollstes Mitgefühl aussandte...
Wir wussten alle drei, dass Paoli verloren war. Auch meine Kinder konnten schon einige Krähenraubzüge live miterleben und wuusten, dass nur eine günstige Fügung, das Notgedrungene verhindern könnte....

Und nach langer Abtrainierzeit nahm ich das Wort Schuld in meinen Mund. "Ich bin schuld, ich habe eingegriffen, ich wollte es füttern und dann noch zu solch ungünstiger Zeit,",da ich an die nicht gedacht hatte und schon gar nicht daran, dass Täubchen aus dem Nest fliegen könnte, auch wenn ich ihm das tags zuvor prophezeit hatte...Ich versuche, das schlechte Gewissen von mir zu weisen, zumindest nicht zu sehr nagen zu lassen. Aber es tut mir so leid. Jede Nacht, wemn ich voller Dankvarkeit und Liebe mein Kükchen streichelte fragte ich mich, ob ich da nicht zu sehr in den Regelkreis eingreife, damit Richtungswechsel/Störung erzeuge, evtl. sogar damit verursache, dass die Eltern sich nur so kurz, ab und zu, blicken lassen...
Ich habe jedenfalls beschlossen, nicht noch einmal einzugreifen und am besten überhaupt gar keine Tauben mehr auf meinem Balkon zu haben, so toll die auch sind. Aber sie liehen mir einfach auch sofort am Herzen. Ich könnte nicht, wenn ich ja abends eh zu Hause bin, so ein Kükchen zur Jagdsaison unbeschützt da hocken lassen, wo es sowieso schon die meiste Zeit alleine ist. Stell ich mir krass vor, so ein Einzelkükendasein mit solch abwesenden Eltern, die allermeiste Zeit seines kurzen Lebens in Einzelnesting...Wenigstens ich wollte dann die 3 bis 4 Stunden abends da sein, Paoli sagen, dass er/sie geliebt wird.
Ich habe das Nest aus dem Topf gehoben und nach unten auf den freien Rasen fallen lassen.
Die Eltern haben sich bis jetzt, 23Uhr30 auch noch nicht blicken lassen, GottseiDank...
Ich schick es nun in den Äther: -Es tut mir so leid Paoli....Hätt ich nur wirklich geahnt, dass Du losfliegen würdest, dann....Es tut mir leid! Es war wunderschön mit Dir, so wunderbar ...bereichernd, öffnend, erweiternd....Ich danke Dir. Und nun werde ich keinen erneuten Nestbau mehr zulassen. Werde wieder amdere Dinge tun, meinen Kindern abend zum Gute Nacht sagen, nicht mehr sagen, " so los, die Krähen krähen, ich muss raus", und wieder früher schlafen gehen, ausgeschlafener sein....
Adieu Paoli, wir werden uns immer liebevoll und dankbar an Dich erinnern.
Deine Lulims
 
Jede Nacht, wemn ich voller Dankvarkeit und Liebe mein Kükchen streichelte fragte ich mich, ob ich da nicht zu sehr in den Regelkreis eingreife, damit Richtungswechsel/Störung erzeuge, evtl. sogar damit verursache, dass die Eltern sich nur so kurz, ab und zu, blicken lassen...

Es tut mir leid, es nach deinem langen und sehr emotionalen Post so kurz und unemotional auszudrücken, aber:
Ja, wenn du ständig am Nest rumsitz und das Küken anfasst, ist es selbstverständlich, dass die Taubeneltern seltener und irgendwann gar nicht mehr auftauchen, weil sie denken, das Nest an einen Fressfeind verloren zu haben. Sich viel nahe einem Nest aufzuhalten löst eine Brutaufgabe aus. Tauben sind für Krähen schon ein sehr großes Kaliber, aber wenn der Jungvogel zu früh das Nest verlässt - von dir verscheucht - ist er natürlich leichte Beute.

Bitte vermenschliche Tiere - besonders Wildtiere - weniger. Du zeigst ihnen "deine Liebe", aber für das Tier bedeutet das nicht selten Todesangst.
 
Thema: Es tut mir leid Paoli....

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