Wink des Schicksals???
Hallo Anke,
Hallo an Alle!
Als Kind, da war ich so 10 Jahre, bekamen meine Schwester und ich zu Weihnachten (nach langem langem Betteln) zwei Wellensittiche. Am nächsten Weihnachtsfest (auch nach langem langem Betteln) gabs einen größeren Käfig, weil der erste viel zu klein war. Später kamen noch zwei dazu und es war das schönste auf der Welt für mich, mich mit unseren Wellensittichen zu beschäftigen.
Nach nach ein paar Jahren mußten wir die Vögel aus gesundheitlichen Gründen abgeben. :( Ich war lange im Krankenhaus, weil mein Herz nicht mehr arbeitete und ich im Juni 1991 mich einer Herztransplantation unterziehen mußte. Ich mußte daher viele Medikamente einnehmen, die mein Immunsystem schwächten
, weshalb ich keine Haustiere halten sollte. Doch schon als Kind waren Vögel meine Leidenschaft und fast das schlimmste an der ganzen Krankenhausgeschichte war, daß ich meine geliebten Wellensittiche abgeben mußte. Sie kamen in gute Hände, denn in der Nachbarschaft hatte jemand eine große
Voliere, wo sie gut unterkamen. Trotzdem war die Tatsache, daß ich mir nie mehr Vögel halten sollte, schlimm für mich. Meine ganzen Vogelbücher (und das waren eine ganze Menge) verschwanden auf dem Dachboden, weil mir alles so sinnlos erschien, wo ich mir doch keine Vögel mehr halten durfte.
Im April 1999 ist mir dann mein Kanarienhahn Tweedy zugeflogen. Anscheinend hat ihn keiner vermisst, denn weder Infozettel an schwarzen Brettern noch beim Bürgermeister noch im Tierheim haben was gebracht.
Allerdings war mein größeres Problem, daß ich hin- und hergerissen war. So gerne würde ich ihn behalten, aber mir lagen da noch die Warnungen der Heidelberger Uniklinik im Ohr, daß es mein Leben lang nicht mehr möglich wäre, Tiere zu halten und und und. Da ich mittlerweile bei anderen Ärzten in Behandlung (Nachsorge) bin, habe ich meinen Kardiologen angerufen und ihm die Situation geschildert. Er sagte, man könne es auch übertreiben mit der Vorsicht und Vogelhaltung wäre in meinem Fall kein Problem mehr, wenn Regeln beachtet würden und Hygiene ganz groß geschrieben wird. Und das wird es auch. Zum Beispiel habe ich als Einstreu
Buchenholzgranulat (wegen der Staubbildung gibt es Sand nur in Näpfen und um den "Pool-Bereich".), ein Luftfilter läuft den ganzen Tag und einen Luftbefeuchter haben wir auch. Gelüftet wird oft und geputzt und gestaubsaugt sowieso. Außerdem halte ich mich ja nicht ständig in diesem Raum auf.
Also hatte ich plötzlich einen Kanarienvogel. Ein zweiter mußte natürlich her. Ich machte einen Züchter ausfindig, und dieser verkaufte mir ein 100%iges Weibchen. Nun gut. Es war, wie sich dann herausstellte, ein Männchen, aber ein Vogel ist keine Tasse mit einem Riss im Henkel, die man grad wieder umtauscht. Also holten wir bei einem anderen Züchter zwei (diesmal "echte" Weibchen). Der Käfig war nun viel zu klein, trotz Freiflug und die Vögel fingen sich wegen der Raumknappheit an zu fetzen. Also bauten wir eine Zimmer-
Voliere, 2m lang, 1,70m hoch und 1m tief.
Im Laufe der Zeit haben wir dann noch den einen oder anderen Tierheimvogel aufgenommen oder sind sonstwie zu einem Vogel gekommen. Mittlerweile haben wir eine muntere bunte Vogelschar aus Kanarienvögeln und Exoten und ich bereue nicht, Tweedy behalten zu haben. Die
Voliere ist inzwischen auf 3m Länge gewachsen, und wenn wir irgendwann mal ein eigenes Häuschen haben, dann bekommen "unsere Kinder" ein eigenes großes Zimmer, wenns geht mir Außenflugmöglichkeit.
Ich weiß, daß ich ein gewisses Risiko im Bezug auf meine Gesundheit eingehe, aber ich denke hier auch an meine Lebensqualität. Natürlich muß mir meine Gesundheit wichtiger sein als die Vogelhaltung. Ganz klar, so ist es auch. Würde ich gesundheitliche Probleme bemerken, müßte ich in den sauren Apfel beißen und für meine Tiere ein neues Zu Hause suchen. Ich bin nicht naiv, auch wenn es sich vielleicht so anhört. Aber in der Zeit nach meiner Operation habe ich ständig nach irgendetwas gesucht, nach einem Hobby, das micht ausfüllt. Vergebens. Erst als mir Tweedy über den Weg flog, wurde mir klar, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe. Leute mit erhobenem Zeigefinger gab und gibt es viele, aber wenige waren bereit, mir zuzuhören und mich zu fragen, wie ich denn die Vögel halte und was ich tue, um die Belastung für mich gering zu halten. Die "Drecksarbeit" übernimmt mein Mann Gott sei Dank für mich. Ich mußte mir sogar Sachen anhören wie "Dir gehört kein neues Herz, wenn Du es so wegwirfst. Andere wären dankbarer dafür" etc. Das tut wirklich weh :( . Wie dankbar ich für mein neues Herz bin, würde den Beitrag sprengen und gehört hier nicht unbedingt hin. Nicht, daß ich nicht darüber reden möchte, aber hier soll es doch in erster Linie um die Vögel gehen. Und die haben mir persönlich wieder zu einer ganz anderen Lebensqualität verholfen.
So bin ich also zu meinen Vögeln gekommen.
Liebe Grüße,
Marina