Ursachen des Federrupfens
Miffa schrieb:
Huhu
Kommt es mir nur so vor oder wollt ihr mich für blöd verkaufen?
.... und überhaupt wollte ich durch diesen Thread wissen von was Federrupfen kommt und kein Mitleid oder Ratschläge die ich schon weiß!
Dazu zwei Bemerkungen:
Wieviel Ahnung Du hast und seit wann Du Wellensittiche hältst, hat sich aus Deiner anfangs wenig präzise formulierten Frage leider nicht erschlossen. Ebensowenig, ob und ggf. welche Ratschläge Du brauchst.
Die hier so häufigen Mitleidsbekundungen halte ich persönlich auch für überflüssig und wenig hilfreich, aber nicht alle denken so. Für viele hat so ein Forum offenbar auch eine "Kuschelfunktion", die manchen Usern wichtiger zu sein scheint als die rein fachliche. Das scheint Geschmackssache zu sein.
MIFFA schrieb:
Also bitte wieder zum Thema zurück!
Woher kommt Federrupfen/ausfallen, welche Krankheiten verursachen dieses?<<<<<<das war das eigentliche Thema was ich ansprechen wollte
Dazu kopiere ich Dir mal meinen Textbaustein "Federrupfen" ein, den ich zur Information meiner Patienten verwende:
Das Rupfen ist eines der schwierigsten und oft leider therapieresistenten Probleme in der Papageienheilkunde, und oft ein schwer aufklärbares multifaktorielles Geschehen.
Es ist umso besser zu behandeln, je mehr es noch am Anfang steht, weil man dann die Ursache bzw. den auslösenden Faktor noch aufspüren und eliminieren kann. Wenn es sich erst als Angewohnheit, als habituelles Verhalten verselbständigt und von der Ursache/dem Auslöser unabhängig gemacht hat, ist die Prognose meistens wesentlich schlechter.
Wenn – wie zumeist – psychische Probleme der Auslöser sind, hat man mit Homöopathie, ggf. auch
Bachblüten und Farbtherapie, noch die besten Erfolgsaussichten. Eine Erfolgsgarantie gibt es aber nicht. Mißtrauen Sie jedem, der leichtfertig Heilungsversprechen abgibt. Ich muß aber betonen, daß es auch bei bester Behandlung durch den Therapeuten und bestem Bemühen des Halters immer auch Glückssache ist, inwieweit man das Federrupfen eindämmen oder gar vollständig in den Griff bekommen kann. Das liegt u.a. daran, daß wir, so gut wir es meinen, nie völlig artgerechte Bedingungen für unsere Geier schaffen können. Und Homöopathie ist nicht dazu da und auch nicht in der Lage, Haltungsdefizite oder neutraler gesagt für den Vogel inakzeptable Lebensbedingungen zu verdrängen oder zu kompensieren. Homöopathie wirkt auf die Lebenskraft des Individuums, aber nicht auf von außen kommende Störungen. Mancher Vogel reagiert so empfindlich darauf, daß er nicht ganz naturgemäß leben kann (weite Strecken fliegen, regelmäßig brüten und Jungtiere aufziehen etc.pp), daß er mit Rupfen reagiert, und zwar solange, wie diese Haltungsbedingungen andauern, im ungünstigsten Fall lebenslang. Man muß sich manchmal damit einfach abfinden; denn wir sind es, die diese Wildtiere außerhalb ihrer natürlichen Lebensräume halten, sie durch Wildfang traumatisieren, durch
Handaufzucht fehlprägen und vieles mehr. Die Probleme, die hierdurch entstehen, daß man nämlich eigentlich Papageien niemals völlig artgerecht halten kann und jede Vogelhaltung ein Kompromiß ist, müssen wir ausbaden – ich denke manchmal, es ist die kollektive Rache der Vogelwelt an den Menschen für das, was die Menschheit (und nicht wir einzelnen Menschen, die es gut mit ihnen meinen!“) ihnen angetan hat und noch antut. So kommt es, daß man auch bei bestem Bemühen niemals weiß, ob das Federrupfen erfolgreich bekämpft.
Es kommt durchaus nicht selten auch vor, daß körperliche Probleme die Ursache sind.
Ein Hautpilz oder eine Staphylokopkkendermatitis, die zu starkem Juckreiz führen können, sind zwei der häufigen Möglichkeiten, und es ist durchaus nicht immer so, sondern (im Gegensatz zu Parasitenbefall mit Milben, Federlingen etc.) sogar die Ausnahme, daß davon alle Vögel eines Bestandes betroffen sind.
Ferner kommen Mangelerscheinungen infolge Fehlernährung oder Stoffwechselstörungen vor. Bei Graupapageien, die einen extrem erhöhten Vitamin-A-Bedarf haben, ist Vitamin-A-Mangel, der auch zu massiven Hautproblemen führt, ein häufiges Problem.
Auch Mineralstoff- oder Spurenelementemangel kann eine Rolle spielen.
Schließlich sind Funktionsstörungen von Leber und Niere möglich, die ebenfalls zu starkem Juckreiz führen können, weil die Insuffizienz der Entgiftungsorgane dazu führen kann, daß über die Haut entgiftet wird.
Auch PBFD ist immer möglich und wird anfangs oft mit Rupfen verwechselt. Bei PBDF ist jedoch meistens auch das Kopfgefieder betroffen, das beim Rupfer naturgemäß nicht in Mitleidenschaft gezogen ist, weil der Vogel nicht herankommt. Davon abgesehen ist PBFD nicht durch Augenschein, sondern allein durch Blut- oder Federtests diagnostizierbar.
Schließlich ist es auch möglich, daß die immer dunkler werdenden Tage oder vielleicht das Auftreten eines (unbefriedigten) Bruttriebes zur Unzeit die Ursache ist.
Manchmal ist es einfach irgendeine für den Halter ganz unspektakuläre Änderung, die der Vogel nicht "verkraftet" hat. Papageienvögel sind zwar einerseits durch ihre große Intelligenz prinzipiell sehr anpassungsfähig, andererseit auch oft extrem stur und "konservativ". Besonders sensible Vögel sind sogar schon durch Änderungen in der
Voliere wie neues Spielzeug oder neue Sitzstange psychisch so aus dem Gleichgewicht geraten, daß sie zu rupfen begonnen haben.
Auch Nahrungsmittelallergien sind möglich.
Noch Fragen? Dann bitte konkret.
Liebe Grüße,
Thomas