Selymi
Keine "Mods"-Tante
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Gestern Abend beim Doc:
Im Wartezimmer sitzt eine Frau mit einem Transportbehältnis. In diesem saß ein Ziegensittich. Im Gespräch stellte sich heraus, dass die Frau insgesamt 4 Ziegensittiche – zwei Paare - besaß. Der besagte Ziegensittich erlitt vor 4 Monaten eine Sehnenverletzung, die eine Flugunfähigkeit zur Folge hatte.
Der Ziegensittich, ein Weibchen, gab sich sehr interessiert und aufmerksam. Die Frau war vorstellig, um den dreijährigen Vogel einschläfern zu lassen, da sie den Vogel z.Z. isoliert halte, weil das Tier ab und an, wenn die anderen Vögel in der Voliere/Käfig/Zimmer flogen, nicht hinterher käme und so bei den vergeblichen Flugversuchen abstürze. Der ganze Stress ginge für sie nicht mehr, sagte sie. Der Partner der Henne würde auch schon darunter leiden, weil sie nicht mit ihm fliegen könne.
Ich hatte mich wegen der bevorstehenden Einschläferung daraufhin angeboten, bei der Suche nach einem neuen Zuhause – bei einem ebenso flugunfähigen Ziegensittich – zu helfen und bat die Frau, dem Vogel solange noch Obdach zu gewähren.
Flugunfähige Ziegensittiche gibt es doch sicher mindestens genauso häufig wie Fußgänger bei anderen Arten von Sittichen, Papageien oder nicht ?
Leider ließ sich die Frau auf mein Angebot nicht ein. Sie kann nicht mehr, will nicht mehr. Schluss. Das Gespräch mit mir war beendet.
Auf Grund der Besprechung der Untersuchungsergebnisse meines Papageien war ich kurz abgelenkt und so kam ich dann nicht mehr dazu, mit dem anderen Tierarzt über mein Angebot zu reden, bevor er die Frau mit ihrem süßen Ziegensittich in den Behandlungsraum rief. Was mit dem Vogel also passierte, habe ich leider nicht mehr verfolgen und auch nicht mehr erfragen können. Sie war jedenfalls noch nach meinem Verlassen der Praxis im Behandlungsraum.
Warum ich das jetzt schreibe ? Weil mich das mMn traurige und eigentlich unfaire Schicksal dieses kleinen lebensfreudigen Ziegensittichs immer noch sehr beschäftigt. Die Frau jammerte rum, dass sie seit 4 Monaten mit dem flugunfähigen Tier rumhantieren musste und jetzt nicht mehr könne. ICH hätte schon längst nach einem entsprechenden Partner geguckt und das Tier „schlimmstenfalls“ abgegeben, aber es „himmeln“, nur weil man sich mit der Erkrankung nicht mehr auseinander setzen will ? Hätte ich nicht gekonnt. Nicht gewollt.
Haben behinderte Vögel (ok, kommt auf die Behinderung an, hier= flugunfähig) in Gefangenschaft keine Daseinsberechtigung ? Sie müssen schließlich nicht ihr Futter selbst beschaffen, sie bekommen es ja fast ins Schnäbelchen geschoben. Oder sollte man nicht so weichherzig wie ich sein und „dem Elend tatsächlich gleich ein Ende machen“ ? Wann kann man denn von Elend überhaupt sprechen ?
Meine Graupapagei-Henne ist auch gehandicapt und inzwischen 20 Jahre alt. Sie war davon 19 Jahre nicht einmal krank und ich glaube sagen zu können, dass es ihr in meiner Familie in dieser Zeit sehr gut ging. Trotz Handicap. Ich habe nie daran gedacht, sie töten zu lassen. Kein Arzt – weder die Fachleute in der Uni-Gießen noch andere vk-Tierärzte haben dies überhaupt in Betracht gezogen.
Der Unterschied dürfte doch zwischen Sittich und Graupapagei auch nicht so extrem sein, das für die eine Art (Ziegensittich z.B.) bei einer Flugunfähigkeit eine Tötung selbstverständlich sein kann und bei der anderen (Wellensittiche wie Renner z.B) eben nicht.
Es würde mich sehr traurig machen, wenn die Frau wirklich auf die Tötung des doch jungen, aufgeweckten Vogels bestanden hat und die vorgeschlagene Alternative nicht wenigstens ansatzweise in Betracht ziehen konnte.
Wie seht Ihr das denn bei flugunfähigen Sittichen und Papageien ? Euthanasie oder Alternativen suchen, auch wenn sie die Abgabe des Tieres zur Folge hätten ?
Trauriger Gruß
Selymi
Im Wartezimmer sitzt eine Frau mit einem Transportbehältnis. In diesem saß ein Ziegensittich. Im Gespräch stellte sich heraus, dass die Frau insgesamt 4 Ziegensittiche – zwei Paare - besaß. Der besagte Ziegensittich erlitt vor 4 Monaten eine Sehnenverletzung, die eine Flugunfähigkeit zur Folge hatte.
Der Ziegensittich, ein Weibchen, gab sich sehr interessiert und aufmerksam. Die Frau war vorstellig, um den dreijährigen Vogel einschläfern zu lassen, da sie den Vogel z.Z. isoliert halte, weil das Tier ab und an, wenn die anderen Vögel in der Voliere/Käfig/Zimmer flogen, nicht hinterher käme und so bei den vergeblichen Flugversuchen abstürze. Der ganze Stress ginge für sie nicht mehr, sagte sie. Der Partner der Henne würde auch schon darunter leiden, weil sie nicht mit ihm fliegen könne.
Ich hatte mich wegen der bevorstehenden Einschläferung daraufhin angeboten, bei der Suche nach einem neuen Zuhause – bei einem ebenso flugunfähigen Ziegensittich – zu helfen und bat die Frau, dem Vogel solange noch Obdach zu gewähren.
Flugunfähige Ziegensittiche gibt es doch sicher mindestens genauso häufig wie Fußgänger bei anderen Arten von Sittichen, Papageien oder nicht ?
Leider ließ sich die Frau auf mein Angebot nicht ein. Sie kann nicht mehr, will nicht mehr. Schluss. Das Gespräch mit mir war beendet.
Auf Grund der Besprechung der Untersuchungsergebnisse meines Papageien war ich kurz abgelenkt und so kam ich dann nicht mehr dazu, mit dem anderen Tierarzt über mein Angebot zu reden, bevor er die Frau mit ihrem süßen Ziegensittich in den Behandlungsraum rief. Was mit dem Vogel also passierte, habe ich leider nicht mehr verfolgen und auch nicht mehr erfragen können. Sie war jedenfalls noch nach meinem Verlassen der Praxis im Behandlungsraum.
Warum ich das jetzt schreibe ? Weil mich das mMn traurige und eigentlich unfaire Schicksal dieses kleinen lebensfreudigen Ziegensittichs immer noch sehr beschäftigt. Die Frau jammerte rum, dass sie seit 4 Monaten mit dem flugunfähigen Tier rumhantieren musste und jetzt nicht mehr könne. ICH hätte schon längst nach einem entsprechenden Partner geguckt und das Tier „schlimmstenfalls“ abgegeben, aber es „himmeln“, nur weil man sich mit der Erkrankung nicht mehr auseinander setzen will ? Hätte ich nicht gekonnt. Nicht gewollt.
Haben behinderte Vögel (ok, kommt auf die Behinderung an, hier= flugunfähig) in Gefangenschaft keine Daseinsberechtigung ? Sie müssen schließlich nicht ihr Futter selbst beschaffen, sie bekommen es ja fast ins Schnäbelchen geschoben. Oder sollte man nicht so weichherzig wie ich sein und „dem Elend tatsächlich gleich ein Ende machen“ ? Wann kann man denn von Elend überhaupt sprechen ?
Meine Graupapagei-Henne ist auch gehandicapt und inzwischen 20 Jahre alt. Sie war davon 19 Jahre nicht einmal krank und ich glaube sagen zu können, dass es ihr in meiner Familie in dieser Zeit sehr gut ging. Trotz Handicap. Ich habe nie daran gedacht, sie töten zu lassen. Kein Arzt – weder die Fachleute in der Uni-Gießen noch andere vk-Tierärzte haben dies überhaupt in Betracht gezogen.
Der Unterschied dürfte doch zwischen Sittich und Graupapagei auch nicht so extrem sein, das für die eine Art (Ziegensittich z.B.) bei einer Flugunfähigkeit eine Tötung selbstverständlich sein kann und bei der anderen (Wellensittiche wie Renner z.B) eben nicht.
Es würde mich sehr traurig machen, wenn die Frau wirklich auf die Tötung des doch jungen, aufgeweckten Vogels bestanden hat und die vorgeschlagene Alternative nicht wenigstens ansatzweise in Betracht ziehen konnte.
Wie seht Ihr das denn bei flugunfähigen Sittichen und Papageien ? Euthanasie oder Alternativen suchen, auch wenn sie die Abgabe des Tieres zur Folge hätten ?
Trauriger Gruß
Selymi