Frohe Ostern

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spatzel

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Frohe Ostern wünsche ich euch allen und viele bunte Eier und Süßigkeiten.



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Und hier einige kleine Ostergeschichten für eure Kinder, Enkel und für alle die, die im Herzen noch etwas Kind geblieben sind.

Wo kommen die Küken her?
Von Barbara Bartos-Höppner

Wir haben heute eine Neue gekriegt", sagte Annerose beim Mittagessen. "Und wisst ihr, wie sie heißt? Sie heißt Ludowika."
"Donnerwetter", sagt Schnüpperle, "das ist aber ein komischer Name."
"Ich finde ihn wahnsinnig schön, aber wir sagen einfach bloß Wika zu ihr."
"Hat sie euch das erlaubt?"
"Warum denn nicht?"
"Weil ihr zu Frau Buschmann auch nicht Hermine sagt."
Annerose verschluckt sich fast vor Lachen. "Die Ludowika ist doch ein Mädchen und keine Lehrerin. Sie kommt jeden Tag mit dem Bus in die Schule und sie wohnt in einem alten Bauernhaus."
"Ganz alleine?"
"Natürlich mit ihren Eltern zusammen und ich soll sie besuchen, unbedingt, sie sitzt nämlich neben mir."
"Kann ich auch mitgehen?"
"Wie kommst du denn auf so was, Schnüpperle, sie hat doch bloß mich eingeladen."
"Aber du kannst sie doch wenigstens mal fragen, ob ich mitkommen darf."
"Nein, das erste Mal gehe ich alleine hin."
"Dann hau doch ab zu deiner Luberwizka."
Ein paar Tage später fährt Annerose zu ihrer neuen Freundin nach Hause. Gleich von der Schule weg. Gegen Abend kommt sie mit dem Bus zurück.
"Es war wunderbar", sagte sie zu Schnüpperle, "ich weiß gar nicht, was ich zuerst erzählen soll. Sie haben zwei Pferde und drei Schafe, weil sie die große Wiese nicht selber mähen wollen, und Wikas Mutter hat einen Webstuhl und Hühner haben sie auch. Und wisst ihr, was wir gemacht haben? Wir haben für eine Henne ein Brütnest zurechtgemacht, richtig mit Vorhang, damit sie es schön schummrig hat. Wikas Mutter hat fünfzehn Eier reingelegt und dann hat sie die Henne draufgesetzt und jetzt bleibt sie sitzen, bis die Küken fertig sind."

"Wikas Mutter?"
"Nein, die Henne natürlich."
"Und wo kommen die Küken her?"
"Aus den Eiern."
"Wieso? Da ist doch Marzipan drin oder Krokant."

"Die Henne sitzt doch nicht auf Ostereiern, die sitzt auf Hühnereiern, auf solchen braunen, wie wir sie zum Frühstück essen."

"Da sind doch überhaupt keine Küken drin."

"Nein, die brütet die Henne erst aus. Drin sind sie schon, man sieht's bloß nicht und die Henne muss jetzt Tag und Nacht drauf rumsitzen und die Eier wärmen und in drei Wochen sollst du mitkommen, hat Wikas Mutter gesagt. Dann siehst du mal, wie das ist, wenn Küken schlüpfen."

Genau einundzwanzig Tage später fährt Schnüpperle mit Annerose und Ludowika in das alte Bauernhaus.

"Gut, dass ihr da seid", sagt Wikas Mutter, "fünf sind schon ausgeschlüpft."
Sie geht mit den dreien in den Stall und hebt den Vorhang vom Brütnest hoch.

In der Dunkelheit sieht Schnüpperle eine große braune Henne sitzen, ganz aufgeplustert, und vorn, zwischen ihren Federn, gucken flaumige Köpfchen hervor. Es piepst leise.

Wikas Mutter holt eins nach dem anderen heraus und setzt die Küken in einen Korb. Dann hebt sie die Henne vorsichtig vom Nest herunter. Jetzt können sie sehen, dass schon wieder zwei Eier angepickt sind. Und ein Küken liegt nackt und nass und klebrig neben der Eierschale. Es will aufstehen, aber es kann bloß mit dem Kopf wackeln.

"Ich glaube, das wird nicht so niedlich wie die anderen", sagt Schnüpperle.

"Doch, das wird genauso hübsch", sagt Wikas Mutter, "das wirst du sehen, wenn es trocken ist. Jetzt ist es noch ganz aus der Puste. Was meinst du, wie schwer es das Küken gehabt hat, aus dem Ei herauszukommen."

"Wie schwere Einkaufstaschen tragen? Oder so wie den Schlitten ziehen, mit Vater drauf?"
"Ja, genauso schwer." Wikas Mutter setzt die Henne auf das Nest zurück und geht mit dem Kükenkorb in die Küche. Sie stellt ihn auf den warmen Ofen.
Wika und Annerose gehen zu den Pferden, aber Schnüpperle will nicht mit. Er guckt zu, wie Wikas Mutter Eier kocht, pellt und hackt.

Als sie fertig ist, breitet sie ein Stück Papier auf dem Fußboden aus. Dann streut sie die Eierkrümel drauf. Und dann nimmt sie die Küken aus dem Korb. Sie setzt sie alle um den Eierbrei herum, tickt mit ihrem Finger mitten hinein und sagt immer "tocktock, tocktock" dazu. Die Küken wissen gar nicht, was sie machen sollen. Sie drängeln sich aneinander und spreizen ihre kleinen Flügel.

"Tocktock, tocktock", macht Wikas Mutter.

"Ich mach's ihnen mal vor", sagt Schnüpperle und legt sich auf den Bauch. Dann nickt er immer mit dem Kopf und tunkt die Nase in den Eierbrei. "Tocktock, tocktock", macht er leise. Auf einmal rennen die Küken auf ihn zu und wollen sich in seinen Haaren verkriechen.
"Na, ihr kleinen Dinger", sagt Schnüpperle und macht weiter "tocktock, tocktock".
Auf einmal fangen die Küken an zu picken.
"Schnüpperle, du bist ja der reinste Tausendsassa", ruft Wikas Mutter.

"Ist das was ganz Tolles?", fragt Schnüpperle und hebt den Kopf. Seine Nase ist voller Eierkrümel.
"Es ist was außerordentlich Tolles", sagt Wikas Mutter.
Dann guckten sie zu, wie es den Küken schmeckt.

"Sieh mal", sagt Schnüpperle, "jetzt latschen sie mitten durch ihr Futter, immer mittendurch."
Dann sieht er Wikas Mutter an. "Woher hasst du denn gewusst, dass sie Hunger haben?"

"Sie haben doch im Korb immer lauter gepiepst."

"Und woher weißt du, dass ihnen Eier gut schmecken?"

"Weil ich schon viele Küken gefüttert habe wie die hier. Morgen hack ich ihnen Brennesseln dazu."

"Und warum hast du sie auf das Papier gesetzt?"

"Das wirst du gleich sehen." Und wahrhaftig, Wikas Mutter hatte Recht.
"Solche Ferkel", ruft Schnüpperle, "lauter Kleckse auf dem Papier. Du weißt aber gut Bescheid. Hast du auch schon mal selber Küken ausgebrütet?"

Wikas Mutter lacht. "Nein", sagt sie, "das habe ich immer die Henne machen lassen, die kann das besser. Und was meinst du, wie hübsch das ist, wenn alle Küken ausgebrütet sind und die Henne führt sie über den Hof.
Wenn sie ihnen dann zeigt, was sie picken dürfen und was nicht. Und am allerschönsten ist es, wenn die Küken müde sind. Dann verkriechen sie sich schnell in den Hennenfedern. Und dann gucken überall ihre kleinen Köpfe hervor."
"Ach", sagt Schnüpperle, "das möchte ich auch gerne mal sehen."
"Dann musst du eben wieder kommen."
"Oh ja", sagt Schnüpperle, "ich bring euch ganz viele gekochte Eier mit."


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Das Osterhasenmärchen
von Heidrun Gemähling


Es gab in einem großen tiefen dunklen Wald eine Osterhasenschule. Alle kleinen Häschen besuchten sie jeden Tag und lernten Ostereier zu bemalen. Es gab in dieser Schule viele kleine Tische, auf denen die Eier in einer Halterung standen, damit sie nicht umgestoßen werden konnten, denn zwischendurch tobten die Häschen wild umher. Nur eines nicht, das saß ganz in der Ecke auf einer Kiste und schaute nur Tag für Tag dem ganzen Treiben zu. Niemand wurde gezwungen ein Osterhase zu werden, denn das war eine Regel der Osterhasenschule. Dieses kleine zuschauende Hasenkind spitzte die Ohren nach allen Seiten um irgendwie zu erfahren, woher denn die immer neuen Eier kämen. Manchmal rief es quer durch den Raum: „Hallo Freunde, kann mir mal einer sagen wo täglich die Eier herkommen?“ Dann wieder zupfte es jeden Einzelnen am Fell und fragte mit schriller Stimme: „Wann hast Du dieses Ei gelegt und wo?“ Dem Osterhasenoberlehrer
war das nicht recht und er schlich sichtlich nervös durch Reihen und Bänke, in der Hoffnung, daß das kleine fragende Häschen bald verstummen möge. Jedesmal wenn es wieder Fragen stellte, taten alle sehr beschäftigt, tauchten große und kleine Pinsel in bunte Farbentöpfe, drehten die Eier hin und her, konzentrierten sich einfach nur auf das Anmalen. „Warum malst Du nicht mit?“, fragte eines Morgens ein neuer Hasenlehrer den in der Ecke sitzenden kleinen Hasen, der wie immer seine Ohren spitze, um doch noch irgendwie auf das „Geheimnis“ der Osterhasen zu kommen.
Von seinen Eltern erfuhr es stets, daß Hasen keine Eier legen können, sonder ganz ganz niedliche winzige klitzekleine Häschen bekämen. Daher wurde seine Neugierde immer größer und es dachte Tag und Nacht darüber nach, wie es dem Geheimnis auf die Spur kommen könnte. Eines Tages hatte es eine Idee.
Es hatte bemerkt, daß alle zur gleichen Nachmittagszeit nach Hause gehen mußten und durften auch niemals zurückkommen, falls sie etwas vergessen hatten. So wollte es die Schulleitung. Jeden Tag schrieb ein anderer kleiner lernender Osterhase die Regeln mit bunter Hasenkreide an eine Tafel, die gegenüber der Tür hing. Als das neugierige Häschen mal fragte: „Warum müssen wir denn so pünklich gehen und dürfen nicht noch ein wenig bleiben oder zurückkommen?“, faßte der neue Hasenlehrer ihn bei den Ohren, hob ihn hoch und schwang ihn durch die Lüfte hin und her. „So ergeht es jedem von Euch, der unnötige Fragen stellt, denn Osterhasen legen seit vielen Jahrhunderten Eier und damit basta!“ Ängstlich und erschrocken hoppelten die gehorsamen Hasen schnell nach Hause.
Nur das neugierige Häschen nicht, denn es versteckte sich heimlich still und leise in die Kiste in der Ecke, auf der es immer saß und nachdachte. Es war bereits finster geworden, als knarrend die Tür aufging und ein alter Hase mit einer Kiepe auf dem Rücken in den Raum trat. Er stellte den Korb auf den Fußboden und packte vorsichtig die schönen bunten Eier in die Kiepe, setzte sich anschließend in die Hocke, schnallte sich alles auf den Rücken und machte sich schnaufend davon. Was das neugierige Häschen da zu sehen bekam, war so beeindruckend und spannend, daß es sich ebenfalls aus der Tür schlich und dem alten Osterhasen nachhoppelte, aber leise und unbemerkt. Lange schlichen sie so durch den dunklen Wald bis hin zu einer Lichtung. In der Nähe stand ein altes Bauernhaus mit einem angrenzenden Hühnerstall, in den der schwerschleppende Hase verschwand. Vorsichtig schloß er die morsche Tür und stieg einige Stufen die Hühnerleiter hinauf. Von großer Neugierde geplagt stellte sich das Häschen draußen hoch auf die Hinterbeine und schaute durch eine geöffnete Luke. Was es da sah, konnte es kaum fassen. Seine sonst gespitzten Ohren klappten vor Schreck nach unten und seine langgestreckten Hinterbeine fingen an zu zittern. Es sah die friedlich schlafenden Hühner, die von weißen Eiern umgeben waren und sah aber auch, wie der alte Hase diese Eier mit seinen mitgebrachten bunten Ostereiern vertauschte. „Also das ist das besagte, ewige Osterhasengeheimnis“, dachte das kleine Häschen und stellte sich hinter einen dicken Holzbalken, um vom alten Osterhasen nicht gesehen zu werden, wenn er den Hühnerstall verläßt. „Ich hab's wieder geschafft“, hörte es den Alten murmeln, der wieder mit der neuen weißen Eierlast im dunklen Wald verschwand.
Da das neugierige Häschen nun aber noch nicht wußte, was mit den bunten Eiern geschah, blieb es bis zum Morgen in seinem Versteck. Eine gekrümmte alte Frau kam schlurfend auf den Hühnerstall zu, öffnete die Tür und holte freudestrahlend die buntbemalten Eier aus den Nestern. „Welch eine Freude für die vielen Kinder in unserem Land!“ rief sie laut in die Morgenlüfte, denn hören konnte sie keiner weit und breit. Das nächste Haus war weit entfernt.
Das ist nun das „Osterhasengeheimnis“. Wie immer ging das neugierige Häschen in die Osterhasenschule und saß diesmal wissend und gelassen auf der gewohnten Kiste in der Ecke. Es lächelte still schmunzelnd vor sich hin und sang ein selbstgedichtetes Hasenlied. „Ich bin ein schlauer Hase und gebe keine Ruh', denn Hasen legen nicht Eier vor Ostern immerzu. Oho, aha, ihi – ich bin ein schlauer Hase!“ Dieses wiederholte er oft und gerne, bis der Oberhasenlehrer, der das schon draußen hören konnte, ihm erneut die Ohren lang zog und ihm das Lied einfürallemal verbot. Beschämt aber nicht traurig setzte es sich still in seine Ecke. All seine Hasenfreunde fingen auch an, ihm das Singen zu verbieten, denn sie wollten gute Osterhasen werden und mußten daher viel lernen.
Eines Morgens stellte sich das neugierige Häschen auf die Kiste und sagte mit fester Stimme: „Seit ich das Geheimnis der Osterhasen kenne, hält mich nichts mehr in dieser Osterhasenschule. Ich will kein Osterhase mehr werden, denn ich suche mir lieber eine Hasenfrau, und die legt mir klitzekleine süße Hasenkinder ins Nest. Ich gehe jetzt und komme auch nie mehr zurück!“ Erstaunt schauten die übrigen Hasen und der Oberhasenlehrer dem davonhüpfenden Häschen hinterher, das nie wiederkam. Mit ihm verschwand auch das Osterhasengeheimnis. Weil alle anderen Osterhasen es nie erfahren konnten, verbreitete sich dieses Märchen vom „eierlegenden Osterhasen“ über die ganze Erde.
Zuhause erzählte das nun wissende Häschen alles ausführlich seinen Eltern. Sie nahmen es in den Arm , drückten und küßten den Kleinen so heftig, daß er ganz verzottelt aussah und bestätigten ihm erneut, daß Hasen keine Eier legen können, sondern nur die Hühner. „Aber warum gibt es denn dieses Osterhasenmärchen?“, fragte es ganz leise und sah hinauf zu seinen Eltern. “Warum,“ erwiderte der Vater „weil die kleinen Menschenkinder gerne Märchen hören und die Erwachsenen sie gerne erzählen.“


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Das besondere Osterei
von Christina Telker

„Hatschi“ tönte es durch die Wiese im Morgengrauen. Oh, wer hatte sich denn da solch einen schlimmen Schnupfen geholt?! „Hatschi“ „Hallo, Hopps, das bist du ja. Wo hast du dich denn so erkältet?“ fragte teilnehmen Frau Amsel, die gerade ihren Morgenflug unternahm und vor Freude ein Lied trällerte. „Danke, der Nachfrage“ antwortete Hopps „gestern beim Ostereier färben, hatten wir so viel zu tun, dass ich sehr geschwitzt war und weil ich es so eilig hatte ins Hasendorf zu kommen, rutschte ich aus, als ich über einen Bach sprang. Dabei fiel ich hinein. Der kalte Aprilwind verhalf mir dann zu diesem Schnupfen.“ „Dann wünsche ich Dir Gute Besserung, heute ist ja euer großer Tag und du hast gewiss viel Arbeit.“ „Oh ja ich muss noch weit zum Stadtrand, dort warten drei kleine Kinder auf mich. Sieh nur wie schwer mein Korb ist.“

„Hopps, was hast du denn in deinem Korb? Sag mir mal warum ihr eure Eier gefärbt habt?“ gluckste vor lachen die Amsel. Hopps, der den Korb auf einen Handwagen geladen hatte, drehte sich nun zu seinem Korb um , er wollte sehen worüber denn die Amsel so lachte. Immerhin hatte er gestern ohne Ende all die vielen Eier gefärbt. Als er jedoch in seinen Korb sah, schlug er die Pfoten über dem Kopf zusammen. “Du liebe Zeit, das hat mir noch gefehlt“ stöhnte Hopps. „Na ja so schlimm ist es ja nun auch wieder nicht“ meinte die Amsel nun tröstend. „Aber was soll ich denn mit den Küken anfangen, die Kinder warten auf Ostereier und nicht auf Küken“ meinte Hopps traurig. „Woher weißt du denn das? Vielleicht freuen sie sich über solch ein niedliches, kleines Küken viel mehr.“

Überlegte die Amsel „Meinst du wirklich? Sollte ich die Küken statt der Eier verstecken?“ „Natürlich, ich denke die Kinder freuen sich noch mehr über die Küken als über die Eier! Aber jetzt muss ich weiter, einen schönen Tag wünsche ich Dir noch“ verabschiedete sich die Amsel. Hopps hatte noch einen weiten Weg zurückzulegen bis er an seinem Ziel angekommen war. Die Küken machten es ihm nicht gerade leicht. Ständig versuchten sie sich auf und davon zu machen und er musste sie wieder einfangen. Oh wie war er froh, als er endlich das kleine Haus am Waldrand erreicht hatte. Vorsichtig packte Hopps seine Eier und Küken aus und versteckte sie hinter einem Forsythienstrauch Ein Ei, was er besonders schön fand, versteckte er zwischen Blumen. Dann betrachtete er sein Werk noch einmal und setzte sich hinter den nächsten Baum um alles zu beobachten. Schon wieder wollten sich die Kleinen selbstständig machen. Sie liefen fröhlich hin und her und Hopps hoffte sehr, dass nun bald ein Kind kommen würde um sie einzufangen. In dem Moment ging die Tür des Hauses auf und die Kinder stürmten hinaus. Jeder wollte der Erste sein und schon reif die kleine Lotte „ich hab ein Nest gefunden“ sie jubelte vor Freude besonders als sie die Kücken sah, konnte sie sich vor Wonne gar nicht fassen. Auch ihre Geschwister kamen herbei gestürmt. „Mann ist das ein tolles Osterfest, mit lebenden Küken“ rief Paul ganz begeistert aus. Susi wollte gerade ein besonders schönes Ei aufheben, als es knackte und auch aus diesem Ei ein Küken heraus guckte. Das war das schönste Osterfest, das die Kinder je erlebt hatten. Als die Eltern am Nachmittag mit ihnen einen Osterspaziergang machen wollten, waren sie nicht aus dem Haus zu kriegen. So ein ruhiges Osterfest gab es noch nie meinten abends die Eltern beim schlafen gehen. Die Drei waren den ganzen Tag nicht von ihren Hühnchen weg zu bekommen. Sie hatten sehr viel Freude an ihren Küken und weil sie sich immer um ihren Kleinen kümmerten, wurde sie auch sehr zahm und ließen sich streicheln. Paul, Susi und Lotte hatten immer frische Eier auf dem Frühstückstisch und mit ihren Hühnchen verband sie eine innige Freundschaft. Hopps beobachtete dies desöfteren vom Waldrand und freute sich über die gelungene Osterüberraschung

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Osterhasen-Story
Von Tilde Michels

In einer einsamen Heide, wo nie ein Mensch hinkam, gab es einmal ein Osterhasendorf. Dort lebten alle Osterhasen einträchtig zusammen. Zur Osterzeit legten sie bunte Eier, trugen sie in Körben zu den Menschen und versteckten sie für die Kinder.
Soweit war alles gut!
Mit der Zeit aber gab es immer mehr Kinder und diese Kinder wollten immer mehr Ostereier haben. Die Hasen kamen mit dem Legen einfach nicht mehr nach und es passierte oft, dass Kinder ihre Osternester leer fanden.
so konnte es nicht weitergehn, das war klar. Deshalb kamen die Osterhasen auf dem großen Heideplatz zusammen, um zu beraten.
Der Altosterhase sprach als Erster. "Liebe Osterhasenbrüder und -schwestern, ihr wisst, um was es geht: Der Markt für Ostereier hat sich beträchtlich erweitert. Wir müssen mehr produzieren."
"Mehr? Wie denn, wie denn?", riefen die anderen. "Wir tun ja schon, was wir können!"
Alle begannen laut durcheinander zu reden:
"Pro Tag ein Ei - mehr geht nicht."
"Ein Ei ist mehr als genug. Ich hab schon einen ganz wehen Hintern von dem Gedrücke."
"Es gibt viel zu wenig Osterhasen."
"Richtig! Der Nachwuchs fehlt."
"Die Jungen wollen keine Eier mehr legen."
Hier schalteten sich die Junghasen ein.
"Stimmt! Wir wollen nicht!"
"Diesen Stress machen wir nicht mit!"
"Außerdem sind wir Säugetiere und kein Federvieh."
"Das Eierlegen muss abgeschafft werden!"
Dieser Protest der Jungen löste einen Tumult aus.
Die Junghasen verteidigten ihre Ansicht lautstark. Die Älteren redeten lautstark dagegen:
"Noch grün hinter den Löffeln!"
"Erst mal Erfahrung sammeln!"
"Wir in eurem Alter..."
Der Altosterhase hob beide Vorderläufe, um sich Gehör zu verschaffen.
"Ich finde", rief er, "ich finde, die Junghasen haben gar nicht so Unrecht. Mit dem Eierlegen betreiben wir in der Tat ein - man könnte sagen - artfremdes Geschäft. Es wäre besser, wenn wir uns auf unsere natürliche Bestimmung als Säugetiere besinnen würden."
"Und wer bitte", schrie ein Hase, "soll in Zukunft die Ostereier legen?"
Der Altosterhase schaute pfiffig in die Runde. Alle sahen ihm an, dass er etwas Besonderes auf Lager hatte. "Ich schlage vor", sagte er, "dass wir das Legen der Eier..." Er unterbrach sich und schaute wieder pfiffig in die Runde. Damit erreichte er, dass die Spannung wuchs.
"Was schlägst du vor? Sprich doch weiter!", drängten die Hasen.
Da räusperte sich der Altosterhase und sagte: "Kurz und klar: Wir sollten das Legen der Eier den Hühnern überlassen."
Wieder entstand ein wilder Aufruhr. Die Junghasen trommelten mit den Vorderpfoten begeistert Beifall. Die älteren Hasen aber spalteten sich in zwei Lager. Die einen waren für den Vorschlag, die andern dagegen. Die einen redeten von altehrwürdiger Pflicht, die andern von lästiger, hasenunwürdiger Plackerei.
Sie diskutierten lange und schließlich einigten sie sich auf eine Lösung, die allen gefiel: Sie wollten Hühner anschaffen, die das Legegeschäft übernahmen. Das Eierfärben und Verstecken aber sollten die Osterhasen weiterhin besorgen.
Da Ostern vor der Tür stand, hatte die Sache größte Eile. Eine Abordnung von drei Hasen wurde zu den Hühnern gesandt, um mit ihnen zu verhandeln. Sie boten den Hühnern ein bequemes Leben bei freier Wohnung und Kost an. Eier legen brauchten sie nur zur Osterzeit. Im übrigen Jahr sollten sie Ferien haben.
Das Angebot war verlockend und es fanden sich sofort genügend Hühner, die darauf eingingen. So kam es, dass die drei Abgesandten schon bald mit einem großen Gefolge gackernder Hennen in das Osterhasendorf einzogen.
Die Hennen wurden gleichmäßig auf alle Osterhasen verteilt. Auf jeden trafen drei. Das macht pro Hase drei Eier täglich, also dreimal so viel wie bisher. Genug, um alle Osternester zu füllen.
Von Stund an änderte sich das Leben im Osterhasendorf. Das Färben der Hühnereier gefiel den Hasen außerordentlich. Sie fingen sogar an Eier zu bemalen und mit Mustern zu schmücken. Es entspann sich ein wahrer Konkurrenzkampf um das schönste Osterei.
Zu Anfang waren auch die Hühner zufrieden. Aber nicht lange.
Eine weiße Henne fing als Erste zu nörgeln an. "Die Hasen suchen sich das Beste heraus. Das, was Spaß macht. Uns halsen sie die Schwerarbeit auf."

"Die weiße Henne hat Recht", krakeelten die andern.
"Wir werden ausgenützt. - Aber was sollen wir tun?"
Die weiße Henne plusterte sich auf und erklärte: "Ganz einfach! Wir färben unsere Eier in Zukunft selbst."
Das Gegacker verstummte augenblicklich. - So einfach war das! Es musste nur einer darauf kommen.
"Klar! Selbst färben!", schrien die Hühner.
"Unsere Eier", sprach die weiße Henne weiter, "sind das Wichtigste. Der Grundstoff, sozusagen. Ohne Eier kein Färben, ohne Eier kein Verstecken, ohne Eier keine Ostern! - Klar?"
"Klar!", schrien die Hühner.
"Ich schlage vor", sagte die weiße Henne, "wir verlassen das Hasendorf noch heute und machen eine eigene Ostereier-Werkstatt auf."
So geschah es. Und ehe die Osterhasen begriffen, was los war, gackerte und flatterte die ganze Hühnerschar aus dem Dorf hinaus.
Jetzt waren die Osterhasen wieder unter sich. Jetzt ging die Plage mit dem Selberlegen wieder los! Aber dazu hatten nur noch wenige Lust.
Die Junghasen machten sich als Erste davon. Sie liefen zu den Feldhasen über und hatten bald vergessen, dass sie ursprünglich Osterhasen werden sollten. Auch von den Älteren zogen viele das Leben in der freien Natur vor.
"Ich bin nicht mehr der Jüngste", entschuldigte sich einer.
"Dieser Termindruck zu Ostern hat meine Nerven zerrüttet", sagte ein anderer.
Ein Dritter meinte: "Was hat man schon davon, ein Osterhase zu sein?"
Einer nach dem andern verschwand aus dem Dorf. Zurück blieb der Altosterhase mit einem kleinen Häuflein Getreuer - alles echte, verantwortungsbewusste Osterhasen.
Sie strengten sich mit dem Eierlegen ungeheuer an. Trotzdem schafften sie es natürlich nicht, ihre Eier überall hinzubringen, und die Hühner nützten die Marktlücke nach Kräften aus. - Deshalb weiß zu Ostern keiner genau, ob er ein echtes Osterhasenei erwischt hat oder nur ein gefärbtes Hühnerei!



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Die Osterhexe
Author unbekannt

Am Karsamstag, so zwischen drei und vier Uhr nachmittags, gingen in Marbacka immer ein paar Mägde in den Stall hinunter, einen Packen Kleider unter dem Arm, um die Osterhexe herzurichten.

Zuerst nahmen sie einen langen Sack und stopften ihn mit Stroh voll. Dann zogen sie einen alten Rock darüber, den schlechtesten, den sie nur finden konnten, und ein altes, ausrangiertes Leibchen, das vorne blankgescheuert war und große Löcher am Ellbogen hatte. In die Ärmel stopften sie Stroh, damit sie rund und natürlich aussahen, und dass Strohhalme anstatt Hände aus den Ärmeln hervorguckten, genierte sie nicht im geringsten.

Hierauf machten sie der Osterhexe einen Kopf aus einem Küchenhandtuch, das möglichst grob und grau war. Sie knüpften es an vier Enden zusammen, füllten es mit Stroh, malten mit Kohle Augen, Nase und Mund, banden es oben auf dem Strohsack fest und setzten ein altes, schäbiges Hutungetüm darauf, das sicherlich schon Anno 1820 in Gebrauch gewesen war. Dann brauchte man der Osterhexe nur mehr einen alten Schal über die Schultern zu hängen und eine Schürze um den Leib zu binden.

Als die Osterhexe soweit fertig war, wurde sie aus dem Stall zum Wohnhaus hinaufgetragen. In das Haus hinein durfte sie jedoch nicht, sondern die Mädchen blieben mit ihr vor dem großen Eingang und brachten ihr einen Küchensessel zum Sitzen. Aus dem Bräuhaus holten sie den langen Schürhaken und den Besen und stellten sie schräg hinter ihren Stuhl, damit sie die Fluggeräte leicht greifen konnte. Zuletzt banden sie an das Schürzenband ein altes Kuhhorn, voll von Hexensalbe, steckten eine lange Feder in das Horn und hängten ihr eine alte Posttasche um den Hals. Damit war sie fertig. Gleich darauf wurde den Kindern verkündigt, dass die Osterhexe da war, und sie eilten hinaus, um sie zu sehen. Leutnant Lagerlöf pflegte sie immer bis zum Vorplatz zu begleiten, aber Frau Lagerlöf und Mamsell Lovisa und Fahnenjunker Wachenfeldt, der über die Feiertage nach Marbacka gekommen war, blieben gewöhnlich im Haus. Sie hatten zu ihrer Zeit so viele Osterhexen gesehen, sagten sie. Wenn nun die Kinder auf die Vortreppe hinauskamen und die Osterhexe sahen, die mitten auf dem Kiesweg saß und sie aus ihren Rußaugen anglotzte, da waren sie natürlich zuerst ein bischen erschrocken und ängstlich, denn sie konnten ja deutlich sehen, daß das eine richtige Zauberin war, auf dem Weg zum Blocksberg, wenn es ihr auch aus dem einen oder anderen Grunde beliebt hatte, in Marbacka haltzumachen.

Aber nachdem sie die Osterhexe ein Weilchen aus der Ferne betrachtet hatten, schlichen sie ganz langsam die Treppenstufen hinunter und näherten sich ihr sehr behutsam und vorsichtig. Sie konnten sich ja denken, dass sie hier im Haus etwas ganz Besonderes wollte, da sie sich von dem anderen Blocksbergvolk getrennt hatte, auf die Gefahr hin, zu spät zu dem großen Osterschmaus zu kommen.

Die Osterhexe verhielt sich mäuschenstill, wie nahe sie auch kamen. Und schließlich nahm eines der Kinder seinen ganzen Mut zusammen und steckte die Hand in die alte Posttasche. Die sah so strotzend voll aus, dass sie ihnen schon die ganze Zeit in die Augen gestochen hatte. Aber der die Hand hineingesteckt hatte, stieß unwillkürlich einen Schrei des Entzückens aus: die ganze Tasche war voll von Briefen. Man zog ganze Hände von großen gesiegelten Briefen heraus. Federn waren auch daran, so, als wären sie geflogen gekommen, ganz wie die Osterhexe selbst, und alle miteinander waren sie an Anna und Gerda, Selma oder Johann adressiert. Alle an die Kinder. Die Großen gingen leer aus.

Sowie die Kinder ihre Briefe eingeheimst hatten, verließen sie die Osterhexe. Sie gingen in das Haus und setzten sich an den Speisetisch, um die Osterbriefe zu öffnen. Das war ein Fest, denn das waren keine gewöhnlichen Briefe. Anstatt der trockenen schwarzen Buchstaben schimmerte aus jedem der Briefe eine farbige Osterhexe oder ein Hexenmeister, wohlversehen mit Besen, Ofengabeln, Hörnern und allem möglichen Osterzbehör.

Es waren Briefe aller Art, manche auf gelbem Strohpapier und andere auf feinstem Velin. Manche waren wirklich von kleinen Kindern zusammengekleckst, anderen konnte man es anmerken, dass die Großen im Spiel gewesen waren und geholfen hatten. Die meisten Figuren waren im Profil, alle waren in Wasserfarben gemalt, alle waren Heimarbeit. Nicht alle waren schön, aber doch, welches Vergnügen, sie zu bekommen. Wie sie beguckt, wie sie bewundert wurden!

Es wäre übrigens voreilig zu sagen, dass nichts Geschriebenes in den Briefen stand. Einige waren ganz vollgeschrieben, doch nie mit Prosa, sondern mit Versen. Aber daran war nicht so sehr viel Spaaß, denn es waren nur alte Osterreime, die die Kinder ohnehin auswendig kannten.

Übrigens waren die Kinder gar nicht so erstaunt über die Unmenge von Briefen, als man hätte glauben sollen.

Sie hatten selbst den ganzen Monat März jeden freien Augenblick dazu verwendet, zu zeichnen und zu malen, und hatten ebensolche Briefe an jedes Landgut in der Umgegend gesandt. Sie wußten sehr wohl, dass auch bei den Nachbarn mit Pinsel und Farbe gearbeitet worden war und dass die Briefe, die die Osterhexe mitgebracht hatte, von irgendeinem anderen Gut stammten. Wie die Briefe in die Tasche der Osterhexe gekommen waren, das konnten sie sich freilich nicht recht erklären. Man hatte sie vielleicht gesehen, als sie vorbeigeflogen war, und hatte ihr die Briefe zugeworfen.

Wenn sich nun die Kinder eine Weile an den Briefen ergötzt, sie gezählt und verglichen hatten, dann erinnerten sie sich an die Osterhexe, die all das Hübsche mitgebraht hatte, und gingen vor das Haus, um sie noch einmal anzugucken. Aber wenn sie nun hinauskamen, war der Sessel leer, die Osterhexe war verschwunden, und die Ofengabel und der Besen ebenfalls. Die Osterhexe hatte es wohl eilig gehabt, zum Blockssberg zu kommen, und war davongeflogen, wowie sie ihre Briefe abgeliefert hatte. Und ein rechtes Glück war es, dass sie sich davongemacht hatte, denn nun war der Knecht Per, der Finne war und Jägerblut in den Adern hatte, in die Schreibstube gekommen und hatte die beiden Gewehre des Herrn Leutnants geladen. Er trat vor die Tür und schoss die Gewehre gerade in die Luft hinauf ab. Die Kinder wußten, dass er auf die Osterhexen schoss, die dort zwischen den weißen Wölkchen des Frühlingshimmels herumflogen. Sie selber konnten sie nie entdecken, aber Per, der Finne war und also mehr sehen konnte als andere, der sah sie wohl. Jedenfalls war es gut, dass die brave Osterhexe, die Marbacka besucht hatte, schon außer Schußweite war.

Ja, so ging es in Marbacka zu, ein Ostern wie das andere.

Aber dann kam ein Karsamstag.
Er ließ sich nicht merkwürdiger an als alle anderen. Die Kinder waren wie gewöhlich den ganzen Monat März dagesessen und hatten Osterbriefe gemalt; und namentlich am Sonntag war das alte Kinderzimmer in Marbacka förmlich eine Malerwerkstätte gewesen. Farben und Farbenschälchen auf allen Kisten und Kasten. In der Osterwoche, als die Erzieherin fortgereist war und die Osterferien begonnen hatten, hatten der Eifer und Aufregung den Höhepunkt erreicht. Leutnant Lagerlöf war schon ganz verzweifelt, weil die Kinder ihm alles abbettelten, was er an feinem weißen Papier besaß, und schließlich hatte er ihnen gesagt, sie müßten schon mit gelbem Strohpapier vorliebnehmen. Die rote und die blaue Farbe, mit der alle malen wollten, ging im Farbenkasten der Kinder aus, und unaufhörlich mußten sie zu Tante Lovisa hinunterlaufen, die in ihrer Jugend malen gelernt hatte und noch ein Kästchen feine Aquarellfarben besaß. Alle Trinkgläser wurden dazu verwendet, Pinsel auszuwaschen, alle Siegellackstangen waren aufgebraucht. Frau Lagerlöf saß den ganzen Tag da und schrieb Adressen, und man lief bergauf, bergab, um nach schönen Federn zu suchen, die man unter den Siegeln befestigte. Um Pinsel war es immer schlecht bestellt, und als der letzte Osterbrief geschrieben und versiegelt war, war von ihnen nichts mehr übrig als ein paar struppige Borsten.

Aber nun war auch der Karsamstagabend gekommen, die Arbeit war vollendet, und die fleißigen Künstler harrten ihres Lohnes.

Zur richtigen Zeit wurde gemeldet, dass die Osterhexe eingetroffen sei, und sie gingen auf den Vorplatz, um sie zu begrüßen. Alles war wie immer. Das einzig Merkwürdige war, dass nicht nur Leutnant Lagerlöf, sondern auch Frau Louise und Mamsell Lovisa, ja sogar der gichtbrüchige Fahnenjunker mitgekommen waren, um zuzusehen, wie die Kinder die Osterbriefe abholten.

Es war ein windiger nasser Tag, der Frühling war noch nicht weit vorgeschritten. Hier und dort auf dem Rasen lag noch Schnee, und die Wege zwischen den Häusern waren voll von Wasserpfützen. Aber so etwas geniert doch Osterhexen nicht, und sie, die in Marbacka einzukehren pflegte, war auch gekommen und saß da auf ihrem Holzsessel, mit dem gewöhnlichen Hutungetüm auf dem Kopf und den gewöhnlichen Fluggeräten hinter sich.

Das Stoh lugte unter den Ärmeln hervor, wie stets. Augen, Nase und Mund waren mit Kohle auf ein graues Küchenhandtuch gemalt: das Umschlagtuch der Stallmagd lag über ihren Schultern, die Posttasche hing ihr um den Hals, und das alte Kuhhorn war am Schürzenband festgeknotet.

Die Kinder waren jetzt schon größer. Sie erschraken gar nicht, als sie die Osterhexe erblickten. Sie wußten ja, dass sie nichts anderes war als ein angekleideter Strohsack, und sie liefen ohne das geringste Zaudern auf sie zu, um die Briefe aus ihrer Tasche zu nehmen.

Es war Selma, die zuerst ans Ziel kam. Aber da sprang die Osterhexe vom Sessel auf, nahm die Feder, die im Kuhhorn steckte, und strich ihr mit der Hexensalbe übers Gesicht.

Wie ging das zu? Wie war das möglich? Das kleine Mädchen kreischte vor Entsetzen und lief auf und davon, aber die Osterhexe, die konnte auch laufen, und sie kam ihr nach, mit gezückter Feder. Sie patschte durch die Wasserpfützen, so dass das Wasser rings um sie aufpritzte.

Das war das Merkwürdigste und Schrecklichste, was die kleine Selma Lagerlöf je erlebt hatte. In dem Augenblick, in dem sie fühlte und sah, dass die Strohhexe sich bewegte, da war es, als seien die Grundfesten der Welt erzittert. Während sie forteilte, schossen ihr rasche, erschreckende Gedanken durch den Kopf. Wenn eine Strohhexe Leben bekommen konnte, da konnten wohl auch die Toten aus ihren Gräbern steigen, da konnten die Trolle im Waldesdickicht leben, da waren alle Märchen wahr, da gab es nichts Unheimliches und Schauriges, das nicht möglich war.

Heulend vor Angst leif sie die Treppenstufen hinauf. Wenn sie nur zur Tür, zu Vater und Mutter kommen konnte, dann war sie ja gerettet. Zugleich merkte sie, dass die anderen Kinder an ihr vorbei in dieselbe Richtung stürmten. Sie hatten gerade solche Angst wie sie. Doch oben auf der Veranda standen die Großen und lachten.
"Aber liebe Kinder", sagten sie, "ihr braucht doch keine Angst zu haben. Es ist ja nur die Kinder-Maja."

Da sahen die Kinder ja ein, wie dumm sie gewesen waren, es war ja die Kinder-Maja, ihr lustiges, fröhliches Kindermädchen, das sich als Osterhexe verkleidet hatte. Ach, ach, dass sie das nicht gleich gemerkt hatten. Es war doch zu ärgerlich, dass sie sich hatten anschmieren lassen!

Aber sie hatten keine Zeit sich zu grämen, denn nun kam die Osterhexe auch schon die Treppen herauf, schnurstracks auf Fahnenjunker Wachenfeldt zu, um ihn zu umarmen und zu küssen. Und der Fahnenjunker, der immer solche Angst vor allen häßlichen Frauenzimmern hatte, spuckte und fachte und schlug mit dem Stock um sich, aber weiß Gott, ob er ganz mit heiler Haut davonkam. Die Kinder sahen nachher, dass er ein paar Rußflecken auf dem weißen Schnurbart hatte.

Aber die Osterhexe zog zu neuen Taten aus. Sie nahm die Ofengabel zwischen die Beine und hopste zum Kücheneingang. Die Tauben, die dort draußen herumspazierten und ganz gemächlich die Erbsen aufpickten, die die Haushälterin hingestreut hatte, flatterten flügelschlagend auf das Dach. Die Katze lief die Dachrinne hinauf, und Nero, der große Neufundländer, schlich davon, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt. Nur die alte Haushälterin bewahrte ihre Fassung. Sie lief zum Herd, riß ein brennendes Scheit an sich, und damit ging sie auf die Hexe los, als sie sich auf der Schwelle zeigte. - Da mußte das Scheusal abziehen, aber im wildesten Galopp trabte es nun - kreischend und fuchtelnd, wilde Drohgebärden nach allen Richtungen ausführend - dem Hinterhof zu. Das erste Wesen, das sie erblickte, war das alte Pferd, das Bräunle. Es war gerade abgeschirrt worden und spazierte ganz gemächlich auf die Stalltür zu. Aber als es die Unholdin um die Ecke biegen sah, zog es plötzlich die Beine bis zum Bauch hinauf und galoppierte davon. Die Mähne flatterte, der Schwanz stand weg, die Hufe donnerten auf den Boden, und so weit Wege und Stege offen lagen, setzte es seine Flucht fort.

Beim Holzschuppen standen die Knechte Lars und Magnus und hackten Holz. Sie hörten zu hacken auf, aber für solche Kerle paßte es sich nicht, vor irgendeiner Hexe davonzulaufen. Sie rührten sich nicht von der Stelle, sie hoben nur ihre Äxte gegen sie, denn guter Stahl schützt gegen Geisterspuk. Die Osterhexe wagte auch nicht, ihnen nahe zu kommen, aber dafür erblickte sie nun einen Mann, der gerade die Allee herunterkam. Das Unglück wollte es, dass es dieser Olle aus Säter war, der einmal in seiner Jugend mit Blockberggesindel zusammengestoßen war. Er war in einer Osternacht von einem Gastmahl nach Hause gewandert, und auf einer der flachen Wiesen unterhalb von Marbacka hatte er sie in einem langen Zug dicht über dem Boden hinstreichen sehen. Sie hatten sich wie ein Band um ihn geschlängelt, sie hatten auf einem frischgepflügten Feld mit ihm getanzt, sie hatten ihn die ganze Nacht nicht zu Atem kommen lassen. Er hatte geglaubt, die abscheulichen Hexen würden ihm das Leben aus dem Leibe tanzen, als sie ihn so über die Ackerfurchen hin und her zerrten, nie war ihm schlimmer mitgespielt worden. Und nun, als er gerade vor dem Gesindehaus in Marbacka stand, sah er eine solche Hexe ihm entgegenhopsen.

Er besann sich keinen Augenblick. Alt und gichtbrüchig, schief und hinkend war er, aber so flink wie ein Junge machte er kehrt und lief die Allee wieder hinauf. Er stürmte davon wie vorhin das Bräunle und blieb nicht früher stehen, bis er im tiefen Wald auf der anderen Seite des Weges war.

Die Marbacker Kinder hatten sich ja jetzt selbst von ihrem Schrecken erholt, so dass sie über andere lachen konnten. Sie folgten der Osterhexe auf Schritt und Tritt, sie sahen, wie die alte Haushälterin ihr mit dem brennenden Scheit drohte, sie sahen, wie das Bräunle durchging und wie Olle in den Wald rannte. Sie sahen Lars und Magnus die Äxte gegen sie erheben, sie liefen ihr nach, durch Wasserpfützen und Schneehaufen, und lachten, wie sie noch nie gelacht hatten.

Aber das beste von allem war doch, wie Per an der großen Treppe vorbei zur Schreibstube hinunterstürmte. Der Leutnaant fragte ihn, wohin er es so eilig habe, doch der Alte nahm sich kaum Zeit zu antworten. Aber endlich kam es doch heraus, dass er die Gewehre laden wollte, um dieses Scheusal totzuschießen, das im Hinterhof sein Unwesen trieb.

Aus den Augen des Alten leuchtete die echte Jägerfreude. Nun hatte er an wenigsten fünfzig Karsamstagen auf die Osterhexen geschossen und nie eine getroffen. Jetzt endlich war eine hier, die er aufs Korn nehmen konnte.

Diesen ganzen Abend, ja die ganzen Osterfeiertage lachten sie in Marbacka ihn und all die anderen aus, die sich von der Ostehexe hatten erschrecken lassen. Ja, noch lange nachher mußte man lächenln, wenn man sich daran erinnerte, was für einen Aufruhr es gegeben hatte.


http://www.osterstadt.de/Bilder/hasen/hase16.gif





LG
Christine
 
Danke Spatzel, dir auch! Und natürlich auch an alle anderen samt Familie+ gefiederter Familie :)
 
Sehr süsse Geschichten übrigens :zustimm:
 
Liebe Kanarienfreunde,

auch von mir und meiner gefiederten Bande ein schönes, sonniges Osterfest :blume:
 
Hallo Vogelfreunde:zwinker:

Auch ich wünsche Euch schöne Oster Tage :trost:
Gruß Susi
 
Auch meine Kanaries und ich wünschen Euch und Euren gefiederten Freunden ein schönes Osterfest mit viel Sonnenschein und bunten Eiern!
Liebe Grüße
Sylvie
 
Ich auch

Ich wünsche Euch allen ganz frohe Ostern und möchte mich auf diesem Wege für alles bedanken, was ich hier so in den letzten Tagen gelernt habe :freude:
Ich fiebere schon dem Bau meiner (ersten) Voliere entgegen .... 8o
Liebe Grüße aus Bochum :)
Karin
 
Frohe Ostern,

viele leckere Schokoladen - und viele befruchtete Kanarieneier! ;)


LG,

Lemmy
 
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Thema: Frohe Ostern

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