Frustriertes Zähmen

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Aivla

Neuling
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Hallo zusammen

Wir ( mein Sohn und ich) haben seit 1.5 Jahren ein Augenring-Sperlingspapageien-Pärchen. Sie verstehen sich sehr gut. Das Gehege hat die Grösse 100x65x187cm. Sie haben täglich Freiflug im Büro mit 12 Quadratmetern Fläche.

Nun zu unserer Herausforderung:
Wir versuchen die zwei mit viiiiiiiiiiel Geduld handzahm zu machen. Als wir sie bekamen, waren sie wirklich sehr scheu! In der Zwischenzeit dürfen wir uns bis auf 30cm an sie nähern. Vor blauen und roten Farben haben sie regelrecht Panik. Da genügt schon der dementsprechende farbige Pullover, und sie fliegen davon. Vor unseren Händen fürchten sie sich genauso. Wir wissen nicht, wie der Züchter sie gehalten hat. Aber könnens uns vorstellen... :nene: Naja... Nun sollen sie es bei uns besser haben :)

Wir haben schon allerlei probiert um ihr Vertrauen zu gewinnen: Mit Leckerli, welche wir hinlegen. Rote Kolbenhirse mögen sie eigentlich schon. Wir versuchen es auch mit Clicker-Traning, haben aber das Gefühl, dass sie es nicht verstehen und einfach irgendwann später nach einer Stunde futtern. Wir haben sie nie gehetzt oder eingefangen. Am frühen Abend gehen sie von alleine ins Gehege zurück. Uns an sie anzunähern machen wir nur, wenn sie draussen sind, damit sie im Notfall selbstständig wegfliegen könnten.

Auch sind sie seit 2 Wochen extrem unruhig und lärmig, was die Stimmung hier zuhause nicht gerade besser macht...
Wir sind auch auf der Suche nach Spielzeug, aber vor neuen Sachen fürchten sie sie unheimlich oder sind skeptisch. Sie bekommen immer wieder frische Zweige zum knabbern. Korkplatten, welche wir auf Schnüre auffädeln, mögen sie sehr zum dran knabbern... Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihnen ständig langweilig ist, obwohl wir uns wirklich viel mit ihnen abgeben und unterhalten. Auch während dem Tag.

Wir sind ratlos und auch viele Male frustriert... Vielleicht hat jemand von euch eine gute Idee oder Inputs. Sind um jede Hilfe dankbar :)
 
Hallo @Aivla,
schön, dass Du die Ausdauer besitzt, Dich auch nach der Zeit noch um Deine Sperlingspapageien zu bemühen und nun versuchst Hilfe zu bekommen.

Wenn die Vögel anfangs so panisch waren, haben sie entweder keine Erfahrungen mit Menschen sammeln können oder schlechte Erfahrungen machen müssen, bzw eine Kombi aus beidem. Das ist sehr schade, aber keine ausweglose Situation.

Klickern ist eine nette Sache, aber woher sollen sie wissen, was das Geräusch für sie bedeuten soll? Dafür muss erst einmal eine Vertrauensbasis existieren und ein bestimmtes Verhalten abgerufen werden können. Wahrscheinlich aber seid Ihr so weit noch nicht.

Wie reagieren die Vögel, wenn jemand aus der Familie an den Käfig heran kommt und nur leise mit ihnen spricht (Hände unten oder hinter dem Rücken)? Bleiben sie relativ entspannt oder geraten sie bereits in Panik? Sind die angegebenen 30cm Gesicht/Körper oder sogar Hände?

Kann man Kolbenhirse nur hinlegen oder trauen sie sich bereits von vorgehaltener, ruhig ganzer Kolbenhirse zu nehmen? Wenn nicht, würde ich damit anfangen. Kolbenhirse erst mal nur von Hand anbieten, sie wird so interessanter, weil sie dann etwas ganz Besonderes ist.
Aus größerer Distanz die Kolbenhirse beim Annähern an den Käfig bereits ganz ruhig zeigen, vielleicht anfangs ein kleines Stückchen durch das Gitter stecken und warten, dass einer kommt. Im nächsten Schritt die ganze Kolbenhirse langsam durch die geöffnete Tür hereinreichen. Wenn auch das funktioniert, kann das Stück allmählich kürzer werden.

Bitte immer auf die 'Wohlfühldistanz' der Vögel achten, sie nicht bedrängen (kein 'JetztNimmDochMal'). Es muss für die Tiere eine Verknüpfung entstehen, dass Hände auch etwas Gutes bedeuten. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, solche Aktionen eher am Abend zu machen, vielleicht 2-3 Stunden vor dem Schlafen der Vögel. Sie sind dann schon etwas müde und nicht voller Kraft und Unruhe wie am Morgen.

Die Körperhaltung, Federn und Mimik der Sperlingspapageien dabei immer im Auge behalten. Bereits wenn ein Papagei überlegt ob er flüchten möchte, verändert er sich hier. Dann sollte die Kolbenhirse sich etwas zurück ziehen um dem Tier wieder Raum zu geben.

Bitte die Hände für die Vögel nicht plötzlich von unten her auftauchen lassen, das macht Angst.

Mit dem Training würde ich erst einmal anfangen. Das braucht viel Ruhe und Geduld, da steht man manchmal minutenlang und nichts passiert, keiner traut sich, obwohl er Interesse zeigt.

Sind die beiden Papageien den ganzen Tag im Freiflug? Gibt es Futter nur im Käfig? Steht der Käfig eigentlich abgeschieden und nur ab und zu "stört" mal ein Mensch oder nehmen die beiden auch am Familienleben teil (sehen Menschen vorbeigehen, bekommen alltägliches Geklapper und Hantier mit)?
Wie ist die Reaktion wenn ein Mensch zu ihnen kommt, wenn sie im Käfig sind und nicht unbedingt ihre maximale Distanz aufrecht erhalten können?

Ist es realistisch, ein Kolbenhirse Training wie beschrieben durchzuführen? Es zu versuchen?

Papageien sind nicht unbedingt Freunde von etwas Neuem, aber es gibt auch regelrechte Neophobiker.

Due aktuelle Lebhaftigkeit kann viele Ursachen haben. Von Langeweile über Bruttrieb bis zu Unzufriedenheit. Sind die zwei gesichert ein gegengeschlechtliches Paar?
 
Liebe Ernalotte
Vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Das freut mich sehr. Ich versuche mal auf deine Fragen zu antworten, damit unsere Situation noch etwas deutlicher wird:

1. Unsere Sperlingspapageien sind zu 100% ein Männchen und ein Weibchen. das Männchen hat den typischen blauen Ring um die Augen, Flügelunterseinen blau und im Allgemeinen etwas dunkler gefärbt als das Weibchen. Wegen der Unruhe denke ich, dass es sich um Langeweile handelt. Das Männchen ist etwas gelassener. Das Weibchen ist immer sehr aktiv, zwitschert, ruft, läuft auf dem Ast hin und her und fliegt gern mal ne Runde herum.

2. Der Käfig steht im Büro. Wir schieben ihn aber gern auch mal raus ins Wohnzimmer, wo sie dann vorallem am Morgen mitten im Geschehen des Alltags dabei sind. Gegen Mittag werden sie ziemlich laut und unruhig, dann dürfen sie ins Büro und frei fliegen. Aber einen Haken hat das Ganze: Wir müssen die Türe schliessen, da wir noch Katzen im Haus haben. Somit sind sie dann abgeschottet. Wir schauen, dass wir so viel wie möglich bei ihnen sind, und am Nachmittag auch im Büro arbeiten können. Vorallem am Abend ist das Büro nonstop besetzt. Sie sind also viel unter uns, nur in den Stunden des Freifluges ist es ein Kommen und Gehen unsererseits.

3. Alle Familienmitglieder dürfen sich inzwischen dem Käfig nähern, ohne dass sie durchdrehen. Alle können davor stehen und reden. Bobi und Pieps bleiben dann ruhig. Das geht zum Glück gut. Hände sind dabei immer bewusst versteckt hinter dem Rücken oder in den Hosentaschen. Vor Kopf, Gesicht fürchten sie sich nicht. Ich meine, die Wohlfühldistanz kennen wir gut und bedrängen sie auch nicht.

4. Von vorgehaltener Kolbenhirse nehmen sie nix. Ich befestige immer wieder mal ein Stück vornean ein Stäbchen und halte es hin. Dann verkrampfen sie sich und werden nervös oder flattern davon. Darum habe ich das nun weggelassen und stattdessen einfach ein Stückchen auf ein podest im Käfig hingelegt. Gewartet habe ich schon gefühlt stundenlang, dass sie sich der Kolbenhirse nähern würden. Sie machen das nicht gern, auch nicht nach Minuten. Es vergeht schon maleine Stunde, bis sie die Hirse fressen.
Was ich aber mal versuchen könnte, wäre wirklich, die ganze Kolbenhirse hinzuhalten und schauen was passiert. Das habe ich noch nicht versucht.

5. Das mit den 2-3 Stunden vor Schlafenszeit ist auch eine gute Idee wie ich finde. Das werde ich gern mal ausprobieren. Vielleicht reagieren sie dann mit der Zeit darauf wie bei einem Ritual. Selbe Uhrzeit, selbes Spiel/ Training...

6. Futter ist immer vorhanden in einem Schälchen im Käfig. Am Morgen um 9.00 fressen sie, dann zwischen 15.00-16.00. bevor sie dann wieder raus fliegen und am Abend um 20.00.

So, das wäre mal alles... Dankeeeee
 
Hallo @ Aivla, :0-
du hattest ja bereits von Ernalotte eine ausführliche Antwort erhalten, deshalb mache ich es kürzer.
Nach deiner Beschreibung hast du zwei vollkommen sich normal verhaltende Sperlingspapageien. Es "können" eben kleine Schisser sein, die niemals handzahm werden oder vielleicht doch nach vielen Monaten mit etlichen Stunden an Training zutraulicher werden. Das kann niemand voraussagen.

Auch meine neu dazugekommene Blaugenick-Sperlingspapageienhenne dreht vollkommen durch, wenn sie gelbe Kleidungsstücke sieht. Mit viel Gewöhnung ist es jetzt, nach einigen Wochen, besser geworden aber ich muss trotzdem noch mit ihr üben.

Vertrauen könnten du und dein Sohn aufbauen, indem ihr euch z.B. vor den Käfig setzt und ihnen jeden Tag ein bis zwei Stunden mit leiser Stimme vorlest. Dafür benötigt ihr viel Zeit (in Monaten oder Jahre rechnen) und noch mehr Geduld. Wenn sie beim "Hirsekolben auf der Hand" vor euch flüchten, dann würde ich das vorläufig noch nicht probieren und sie erst einmal intensiver an eure Person vor dem Käfig gewöhnen. Wie Ernalotte bereits schrieb: Es muss erst einmal eine Vertrauensbasis aufgebaut werden, bevor ihr ihnen zu nahekommt. Und bitte schaut sie aus dieser kurzen Distanz nicht direkt an. Das Fixieren durch andere Lebewesen mit den Augen bedeutet für den Sperlingspapagei in der Natur nichts Gutes.

Nun, momentan ist Balz und Brutzeit, da können sie schon mal lauter und lebhafter werden als zu anderen Jahreszeiten, ich bemerke das bei meinen Vögeln auch.

Bitte nicht frustriert sein, ihr habt Sperlingspapageien mit vollkommen normalem Verhalten. Es sind eben sehr vorsichtige Papageien. Und falls sie nicht handzahm werden, ist es auch sehr unterhaltsam, Beobachtungstiere zu pflegen.

Liebe Grüße
Luzi
 
Liebe Aivla,
das hört sich doch gar nicht schlecht an.

1. Unterschiedliche Charaktere hat man immer, warum sollte das bei Vögeln anders sein.

2. Einen Haken wegen geschlossener Tür sehe ich nicht, im Gegenteil. Sicherheit geht vor und die Orientierungsfähigkeit reicht bei den Sperlingen auch für mehrere Räume.
Einen Standortwechsel tagsüber im Käfig halte ich ebenfalls für gut, so lange es einen festen Platz am Abend gibt.

3. Geht doch mal einen Schritt weiter, verschränkt die Arme vor der Brust oder haltet die Hände ruhend in Brusthöhe, nur damit sie gesehen werden und zwar ohne dass etwas für sie Beunruhigendes geschieht.

5. Rituale sind sehr gut und extrem wichtig.
Bei meinen habe ich anfangs immer die zeigende Hand (gestreckter Zeigefinger, restliche Finger zusammengelegt) vor die Käfigtür gehalten, dann geöffnet, mit dem Zeigefinger vor/in geöffneter Tür in die Richtung gedeutet wo ich hin wollte, gewartet bis sich die Vögel beruhigt hatten und bin dann langsam in die gezeigte Richtung um beispielsweise den Futternapf aufzunehmen.
Vorteil: die 'Zeigehand' wirkt kleiner als eine Hand in Griffbereitschaft und meine konnten die folgende Bewegungsrichtung relativ schnell einschätzen und wurden ruhiger.
Ein Kolbenhirsestück am Pinnchen kann ganz anders und fremd wahrgenommen werden. Einfach ausprobieren.

So wie ich das sehe, habt Ihr doch schon einiges erreicht. Immer mit Geduld, Ruhe und Fingerspitzengefühl. Weiter so!
 
Sorry Luzi,
Deinen Beitrag habe ich erst gesehen als ich meinen abgeschickt hatte.

Wie Luzi schon ausführt, eine leise melodische Stimme ist beim Umgang mit den Vögeln wichtig, nicht wortlos anstarren.
 
Ich danke euch allen vielmals. Bin sehr dankbar für eure guten Tipps. Das stimmt mich wieder etwas zuversichtlich und macht mich geduldiger... :)

Das mit dem Vorlesen ist ein Versuch Wert. Und auch das mit dem Zeigefinger und die Richtung anzeigen finde ich eine gute Idee. Wird ausprobiert! Vielleicht sind wir hin und wieder wirklich zu ruppig unterwegs. Wenn ich ein Stück Fenchel reinhänge, mache ich das schon langsam. Aber hin und wieder flattern sie halt trotzdem hin und her. Ich muss da wohl einfach noch vorsichtiger sein oder im Gehege wirklich nur dann etwas machen, wenn sie draussen sind. Oder eben das mit dem Zeigefinger mal andeuten... Futternapf und Wasser wechseln geht super. Die Näpfe hängen an einem Türchen und wenn ich es öffne, sind die Näpfe draussen. So störe ich unsere Piepmätze nicht unnötig.
Das mit dem Anstarren habe ich auch schon gelesen und versuche es zu vermeiden. Blinzeln geht gut, so blinzeln wir uns immer wieder mal an, was dann aber ohne Worte geschieht. Aber ich finde, da brauchts auch keine Worte bei diesem Ritual.

Ich halte euch bestimmt auf dem Laufenden und lese mich mal die Tage noch mehr durch dieses Forum. Vielen herzlichen Dank:D
 
Thema: Frustriertes Zähmen

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