Gedanken zu einer neuen Ethik der Vogelhaltung und Zucht

Diskutiere Gedanken zu einer neuen Ethik der Vogelhaltung und Zucht im Forum Allgemeines Vogelforum im Bereich Allgemeine Foren - Liebe Vogelfreunde, um an der Richtigen Stelle einige Fragen aufzuwerfen, wiederhole ich meine Gedanken, die ich an anderer Stelle schon mal...
ach du heiliger jupiter! was für ein thema...

raven/dagmar hat eigentlich alles dazu geschrieben.

ach so, ich halte vögel, weil ich mich schon von klein an für sie interessierte. nennt es von mir aus egoismus..., mir egal.

Und wieder einmal muss ich gestehen, dass wir einer Meinung sind.

Ich habe nie dieses Sterben in den Augen von Vögel sehen können, wahrscheinklich deshalb nicht weil es derlei nicht gibt.

Vielmehr sehe ich in der immer stärkeren Einengung und Reglementierung die Gefahr, dass in einigen Jahren niemand mehr Vögel für schützenswert hält, eben weil man sie nicht kennt.
Frag doch heute mal einen Jugendlichen was er von Vögel weiß.
Amsel und Elster werden wahrscheinlich die einzigen Aussagen bleiben.
Niemand schützt etwas wo er keinen Bezug zu hat.

Tam
 
Niemand schützt etwas wo er keinen Bezug zu hat.
Könnte man einen Bezug zu Vögeln nicht auch entwickeln,
indem man sie in der freien Natur beobachtet, anstatt auf der Wohnzimmercouch ?
Oder ist ein solcher Gedanke zu abwegig für ein Vogelforum ?
Ich halte selbst zwei Timnehs im Wohnzimmer - trotzdem reflektiere ich mein Handeln kritisch.
Es soll ja auch Leute geben, die den Kunstrasen auf dem Balkon für "natürlich" halten.:dance:
 
Hallo Liane,

ich befürchte nur, es wird über kurz oder lang keine Natur für viele Vogelarten mehr geben. :traurig:
 
Ich freue mich über die vielen sehr klugen Beiträge hierzu. Es geht in die richtige Richtung. Dass es Kontroversen gibt, ist gut. Es hilft uns, unsere Sichtweise zu erweitern.

Es gibt Beiträge, in denen erkennbar ist, dass ein ehrfürchtiges, sogar religiös anmutendes Verhältnis zu den Tieren bestehen kann. Hier betritt man ein sehr intimes Feld, weshalb es auch problematisch wird, hier im Forum sich religiös zu äußern. Die Religiosität halte ich aber auch für richtig. Die religiösen Schriften sind ja seit je her moralisch-ethischer Leitfaden (wenn leider auch oft genug missbraucht).

Es ist richtig, dass der Mensch als Schöpfer auch Einfluss nimmt auf die Gestalt der Lebewesen. Dabei stellt sich die Frage: Wie viel - wie sehr ist gut? Welches ist das Motiv? Darf es egoistischen Zielen dienen? Ist Gewinnstreben zu verdammen? Ohne das gäbe es keinen kulturellen Fortschritt. Die Maßstäbe der Ethik sind keine Mode, sondern Vorgabe des Handelns nach der Erkenntnis der Wahrheit. Danach richtet sich die Moral, die sich jeder Mensch individuell erarbeiten muss. Die Moral ist freiwillige Beherrschung persönlicher Motive.
Pauschale Werturteile sind gar nicht möglich. Der Mensch ist ja deswegen nicht schlecht. Er wird es erst, wenn er bewusst gegen die bessere Erkenntnis handelt. Ich bezeichnete ja eingangs manche Beiträge als naiv. Sie wissen es nicht besser. Aber sie bemühen sich drum. Die größten Hemmnisse für die richtigen Entscheidungen sind in der Tat Unwissen und die Prioritäten bei der Aufwendung von Geld. Daran kann u.U. bemessen werden, wie hoch das Interesse an dem Tier ist, welches ich in meiner Obhut habe. Soll jetzt nicht diskreditieren jene, denen es an Geld de facto mangelt.

Der Mensch ist nicht unmoralisch, weil er Tiere in seine Obhut nimmt. Er opfert ja auch bereitwillig: Zeit, Geld, Raum, Nahrung, Zuwendung ... Es ist legitim, vielleicht sogar notwendig, dass es Menschen gibt, die Tiere halten, wie wir weiter unten sehen werden.

Tiere werden gerne verniedlicht. Ich finde es albern. Aber andererseits ist es die Bekundung von Sympathie und der Beginn sich mit den Tieren zu befassen und über kurz oder lang auch der Beginn des Naturschutzes.

Dann kommt das Stichwort Freiheit auf. Philosophen aller Zeitalter haben immer wieder versucht zu ergründen, was das bedeutet, Freiheit. Für uns Menschen bedeutet es noch weit mehr als für Tiere. Die Freiheit in der Natur ist für die Tiere oftmals ein schmaler Grat zwischen Leben und Tod. Die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen erfordert immerzu große Kraftanstrengung. Davon sind Tiere in "Gefangenschaft" befreit. Ich habe deswegen Abstand vom Wort "Gefangenschaft" bei der Tierhaltung genommen, weil es als wirklich negatives Wort in Gebrauch ist und unsere Intentionen als Tierhalter grundsätzlich in Frage stellt. Nur durch die Tierhaltung konnte die moderne Menschheit tiefere Erkenntnisse über Tiere und Natur erlangen, die es ermöglichte, überhaupt in ökologischen Kategorien zu denken. Das Wort "Obhut" ist gleichzeitig mit Verantwortung verbunden. Das zeigt, wie wichtig der Umgang mit der Sprache ist. Es darf nicht pauschal geurteilt werden, dass es dem Tier in menschlicher Obhut grundsätzlich schlecht ergeht.

In der Tat sind Tiere anpassungsfähig und finden in der Obhut des Menschen neue Betätigungsfelder, die sie in der Natur nicht finden würden. Für die Tiere ist es kein Nachteil.

Tiere leiden im Gegensatz zu Pflanzen. Auch das ist sicher. Eine Pflanze verfügt nicht über Empfindungsorgane, keine Nerven und keine Sinnesorgane. Sie reagiert auf die Umwelt ausschließlich mit Wachstumsveränderungen. Das Tier dagegen wechselt seinen Standort um den verschiedenen Lebens "-funktionen" nachkommen zu können. Es ist auf Sinnesempfindungen und ein gewisses Maß an Geistestätigkeiten angewiesen. Und um diese geht es in unserer Diskussion eines ethischen und moralischen Handelns. Seit Urzeiten gibt es Menschen, die dieses für die Mitgeschöpfe fordern, und solche die diese Forderungen Missachten. Es ist also nicht neu, aber wir wissen inzwischen genug über die Problematik, als dass wir sie ignorieren könnten. Bei wirklichem Interesse an unserem Tier gelingt uns auch die Kommunikation immer besser. Wir Menschen entwickeln uns mit Hilfe der Tiere. Wir bekommen ein Verständnis von den Zusammenhängen in der Natur. Sicher, die Tiere dienen unseren egoistischen Motiven, aber diese sollten nunmehr von hohen Idealen getragen werden.

Die Frage lautet ferner: wie können wir das Tier erkennen, dass wir in Gegenseitigkeit leben und lernen können?
 
Es gibt mehrere Gründe, warum sich ein Normalmensch einen Vogel in die Stube holt:

Einsamkeit, Kontaktsuche zu einem anderen Lebewesen, Faszination an den Eigenheiten des Tieres, Seelenverwandtschaften, ... mehr fallen mir gerade nicht ein. Diese Motive sind alle berechtigt, wenn auch zum Teil vom Tier nicht erfüllbar, wie der Ausgleich zur Einsamkeit. Da wäre ein Hund sicherlich geeigneter, am besten jedoch ein Mitmensch.

Wie müsste das Zusammenleben mit dem Vogel gestaltet werden, damit zwei sehr verschiedene Wesen Mensch und Vogel etwas voneinander haben?

Ich mach mal ein Beispiel, wie es sich bei mir entwickelt hat:

Die besondere Zuneigung zu Vögeln ist mir, glaube ich, angeboren. Meine Mutter hatte einen Wellensittich, der sein Leben fristete, wie so viele andere Wellensittiche. Er wurde irgendwann krank und starb. Als Schuljunge träumte ich von einem zahmen Wellensittich. Der sollte auch sprechen lernen. Meine Mutter kaufte einen Neuen. Mein erster Wellensittich war ängstlich und wollte auch nicht zahm werden. Ich ließ ihm seine Eigenart. Mit der Zeit nahm er aber mal Futter aus der Hand. Der Wellensittich rief immerzu, besonders dann, wenn er Vogelstimmen hörte. Mir wurde klar, dass er einsam sein musste. Also besorgte ich einen Artgenossen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihn ein Stück glücklicher gemacht habe.

Die Wellensittiche lebten in einem gewöhnlichen Vogelbauer. Es tat mir Leid sie darin eingesperrt zu sehen. Ich öffnete die Türen und die beiden durften fliegen, was sie aber nach einer längeren Zeit in diesem Käfig nicht mehr richtig konnten. Sie übten sich darin und waren anfangs schnell erschöpft. Ich hatte das Gefühl diese Tiere ein Stück weit glücklicher gemacht zu haben. Meine Mutter bestand darauf, dass ich die Vögel wieder einsperrte. Dafür musste ich sie fangen. Ich spürte ihre Angst, es war mir ein Graus. Später erlebte ich, dass diese Tierchen freiwillig in ihren Käfig gingen, weil es dort Futter gab und weil sie sich sicher fühlten und ausruhten.

Der Käfig stand vor einem großen Fenster. Die Sonne schien herein. Als Schatten legte ich ein Tuch darauf. Die Sittiche zupften an dem Tuch, bis es immer mehr ausfranste. Ich beobachtete, dass sie spielen und Beschäftigung suchten. Ich versuchte allerlei. Schließlich lebten die Sittiche irgendwann ganz außerhalb ihres Käfigs. Sie entwickelten sich zu atemberaubend schnellen Fliegern. Die Freude darin war ihnen anzusehen. Sie hatten immer weniger Furcht, etwas Neues zu entdecken. Die kamen auf meine Hand geflogen, erst um eines dargereichten Leckerbissen wegen, später aus eigenen Stücken. Sie haben die Freundschaft zu mir gesucht. Ich denke sie spürten, dass ich sie verstand.
Später reichte das nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, ihnen fehlt was. Sie sollten doch frische Luft und das klare Sonnenlicht spüren können. Denn immer wieder bemerkte ich, dass sie zum Licht wollten. Ich spürte, wie lebhaft sie wurden, wenn ich den Käfig nach draußen stellte.
Ich habe bisweilen viele verschiedene Vögel gepflegt, mit immer den gleichen Gefühlen. Die Vögel mussten Licht, Luft und viel Bewegungsfreiraum haben.

Viel später war mein größtes Glück, meinen Vögeln eine große Freivoliere zu bauen. Ich machte Erfahrungen mit weiteren Vögeln, wie Pennantsittichen. Ich kam zu dem Schluss, dass meine Voliere für diese Tiere noch zu klein war.

Ich studierte eifrig die damals noch spärliche Literatur über die Tierhaltung und ich interessierte mich für die Lebensbedingungen in ihrer angestammten Heimat. Ich betrieb Geographie zum Zweck der besseren Tierhaltung.

Ich bin der vollen Überzeugung, dass die Tiere in Menschenobhut im höchsten Maße gesund leben können, und dass sie ihre volle Schönheit hier entfalten können. Mit etwas mehr Zeit mit ihnen werden sie auch zutraulich. Das Zebrafinkenweibchen z.B. geht auf sein Nest zurück, auch wenn ich gleich daneben Säuberungsarbeiten mache. Das Schönsittichmännchen nimmt allen Mut zusammen und steigt auf den Rand der Schale mit dem Keimfutter, was er so liebt. Die Tigerfinken stieben nicht mehr so ungestüm durcheinander, sondern bleiben ruhig sitzen und beobachten mich. Das Kanarienweibchen springt gleich neben mir in den Eimer, in dem das Futter zum Nachfüllen ist, weil es gerade ein begehrenswertes Korn entdeckt. Die Vögel untersuchen neugierig die Schubkarre, in der ich beim Reinigen Werkzeuge und Unrat aufhebe. Das sind Erlebnisse, die man mit quasi-wilden Tieren haben kann, wenn man sich einfühlend mit ihnen befasst.

Ich verbringe viel Zeit mit der reinen Beobachtung. Wie die Tiere sich untereinander verhalten gibt mir viel Aufschluss auch über uns Menschen. Das ist mein persönliches Motiv.

Die neue Ethik ist keine Neue, weil es sicherlich mehr Menschen wie mich gibt und auch schon früher gab (z.B. Konrad Lorenz). Aber es ist notwendig, das Tier nicht als Spielzeug (in Zucht und Haltung) zu benutzen, sondern dass man sich mit Zurückhaltung mit ihnen befasst. Man muss sich für die Eigenart eines jeden Haustieres befassen. Bescheidenheit, Rücksicht, Empathie und Diskretion sind Tugenden, die nicht nur im menschlichen Zusammenleben bedeutsam sind. Dazu kommt noch ein Empfinden für Wahrheit, Schönheit und Harmonie, welches eine gegenseitige Annäherung mit den Tieren erhöht.
 
Könnte man einen Bezug zu Vögeln nicht auch entwickeln,
indem man sie in der freien Natur beobachtet, anstatt auf der Wohnzimmercouch ?
Ich sprach doch ganz klar von dem Nachwuchs.
Diese Kids werden sich nicht für Vögel interessieren, ebenso wie Hunde und Katzenhaltung heute einen anderen Stellenwert hat.
Wie sollen die einen Bezug zu etwas entwickeln was sie nicht kennen.
Das Vogelparks etc. kurz vor dem aus stehen kommt doch nicht von irgendwo her.
Die neue Ethik ist in meinen Augen falsch, dieses herumgejammere ich nehme nur Abgabetiere weil ich so ein Tierfreund bin oder diese Schuldgefühle weil man Vögel hält sind eine Entwicklung die immer groteskere Formen annimmt.
Am liebesten würden die sogenannten Tierschützer die Haltung lieber heute wie morgen verbieten, mit dem Resultat, das ganze Arten aussterben weil niemand mehr Bezug zu diesen Tieren hat.

Im übrigen Konrad Lorenz lebte die Ethik wie ich sie kenne.
Er haderte nicht mit sich oder lebte Selbstmordgedanken weil er Gänse per Hand aufzog.


Tam

Tam
 
Ich sprach doch ganz klar von dem Nachwuchs.
Diese Kids werden sich nicht für Vögel interessieren, ebenso wie Hunde und Katzenhaltung heute einen anderen Stellenwert hat.
Wie sollen die einen Bezug zu etwas entwickeln was sie nicht kennen.
Das Vogelparks etc. kurz vor dem aus stehen kommt doch nicht von irgendwo her.
Die neue Ethik ist in meinen Augen falsch, dieses herumgejammere ich nehme nur Abgabetiere weil ich so ein Tierfreund bin oder diese Schuldgefühle weil man Vögel hält sind eine Entwicklung die immer groteskere Formen annimmt.
Am liebesten würden die sogenannten Tierschützer die Haltung lieber heute wie morgen verbieten, mit dem Resultat, das ganze Arten aussterben weil niemand mehr Bezug zu diesen Tieren hat.

Im übrigen Konrad Lorenz lebte die Ethik wie ich sie kenne.
Er haderte nicht mit sich oder lebte Selbstmordgedanken weil er Gänse per Hand aufzog.


Tam

Tam

Wow, besser geht's nimmer! Du hast in wenigen Worten auf den Punkt gebracht, wofür ich zwei ellenlange Postings gebraucht habe.:freude:
 
Ach ja, das passt auch noch, was ich jüngst zur Diskussion bezüglich der Papageienhaltung beigetragen habe:


Dieses Thema hat mich in früheren Zeiten bewegt, und ich habe es mit mir selbst ausdiskutiert. Ich hatte früher Amazonen und Graupapageien so wie die meisten in Zimmervolieren, die man oben aufklappen konnte. Sie konnten oben aufsitzen und kackten dann hauptsächlich in den Käfig. Dann war das Reinigen etwas begrenzt.

Die Amazonen waren Wildfänge, wurden mit der Zeit zutraulich. Die Grauen entstammten einer Zucht, wobei die Jungen von Hand aufgezogen wurden. Später habe ich selbst zwei Nymphensittiche (notgedrungen) mit der Hand aufgezogen. Die Grauen waren natürlich ganz zahm und lernten etwas sprechen, was zwar lustig ist, die Kontaktfreude mit den Menschen bestätigt, für mich aber eher Nebensache war. Wichtig war mir, dass sie sich gegenseitig hatten und dass sie Freiheit in der Wohnung hatten zum Leidwesen meiner Familie.

Meine Erfahrung daraus ist, je weniger man die Tiere von sich beziehungsabhängig macht, desto besser geht es ihnen. Wir können eben nicht auf gleicher Wellenlänge kommunizieren.

Die Haltung von Papageien in der Wohnung ist möglich und für die Tiere nicht schlimm. Aber man muss schon einige Abstriche machen. Papageien scheißen überall hin, also überall muss Papier ausgebreitet werden. Papageien nagen alles an. Also eine Wohnung mit Papageien ist voller Macken, aber auch voller Gefahren für die Tiere. Papageien sind Futterverschwender. Das kann man aber minimieren, wenn man feste Futterzeiten einführt und wenn man die Tiere für's Leckerli arbeiten lässt.

Papageien, vor allem die Großen, haben einen Intellekt eines Menschenaffen, oder eines dreijährigen Kindes. Sie sind extrem kontaktbedürftig. Sie sind ebenso sensibel. Bei Vernachlässigung ihrer Bedürfnisse werden sie zuerst aggressiv, später auch autoaggressiv, genauso wie kleine Kinder. Papageien machen was sie wollen. Wenn man sie gewähren lässt, stellen sie einem das ganze Leben auf den Kopf. Feste Zeiten und bestimmte Verhaltensgrundregeln der Pfleger können aber das Leben mit Papageien harmonisch gestalten. Dann sind sie nicht unzufrieden. Der Kontakt mit Artgenossen ist sehr wichtig. Papageien verkümmern seelisch, wenn sie das nicht haben.

Weil die Beschäftigung mit Papageien ein echter Full Time Job ist, habe ich sie schweren Herzens weggegeben (aber aus Einsicht und nicht aus Frust). Die Frau, die sie übernommen hat, hatte für die Tiere eine ganze Scheune.

Sofern man die Papageien als (wilde) Tiere in einer Großvoliere hält, hat man hauptsächlich nur Pflegearbeiten. Das bedeutet nicht, dass man zu den Tieren keine Beziehung aufbauen kann, was ich unter diesen Umständen als besonders wertvoll halte.

Ähnliche Erfahrungen wie mit den Grauen und Amazonen konnte ich später mit Pennantsittichen machen. In der Wohnung beinahe unerträglich, waren sie in der Freivoliere einfach großartig. Sie lebten dort wie in der Natur, vermehrten sich und nahmen Futter aus der Hand, was für mich Kontakt genug ist. Die Freude bei den Tieren konnte ich feststellen, wenn sie mich beobachteten. Wenn ich z.B. im Garten Hagebutten oder Cotoneasterbeeren gesammelt habe. Da wurden sie sehr aufgeregt, denn gleich gab's was. Die Früchte habe ich aufs Volierendach geworfen oder durchs Gitter gesteckt. Dann hatten sie eine Aufgabe. Das Futter war nicht umsonst.
Auch die Pennantsittiche habe ich abgegeben, weil meine Voliere für ein fruchtbares Paar noch zu klein ist.

So viel zur Papageienhaltung Ja/Nein

Grüße, Alex
 
(...)

Ich mach mal ein Beispiel, wie es sich bei mir entwickelt hat: (...)

Ich verbringe viel Zeit mit der reinen Beobachtung. Wie die Tiere sich untereinander verhalten gibt mir viel Aufschluss auch über uns Menschen. Das ist mein persönliches Motiv.

(...)

die entwicklungsgeschichte deiner einstellung zur und deines lernens über die vogelhaltung dürfte ähnlich mit anderen haltern hier sein.

wobei viele von uns auch bücher und alte, sowie erfahrene halter und züchter zu rate gezogen haben und dieses auch weiter tun, genauso wie der erfahrungsaustausch unter gleichgesinnten hier im forum, um die gefiederten gut zu halten.

ich beobachte auch gerne - mensch und tier sowie mensch-und-tier.
aber aus dem verhalten der tiere im allgemeinen, speziell bei vögeln, auf das verhalten von menschen zu schließen halte ich für gewagt.
menschen lernt man am besten unter menschen kennen, nicht unter tieren.

meines wissens nach war konrad lorenz verhaltensforscher. sein interesse beruhte überwiegend der erforschung der verhaltensweisen verschiedener tiere - das war ethologie, keine philosophie die die ethik beinhaltet.

etwas anderes ist es wiederum, das immer mehr tiere zu "zuchtprodukten" nach einem menschlichen "idealstandart" werden.
früher entwickelten sich die rassen der verschieden hausnutztiere unter den gegebenen bedingungen der umwelt.
heute werden die hausnutztiere den bedürfnissen der menschen vor allem gezielter durch die "neuen technologien" angepaßt.

die wenigen "luxushaustiere" die aus spaß an der freude gehalten wurden, waren entnahmen aus der natur. schritt für schritt wurden sie auch in der haltung vermehrt. auch hier entstanden dann lokale rassen (z.b. bei den kanarienvögeln).

heute muß man aufpassen, dass man mit den "idealstandarts" diverser haustiere nicht übers ziel hinausschießt
mit dem ergebnis - verlust der harmonie...
 
Klar, man kann nicht generell Rückschlüsse aus dem Tierverhalten auf das Menschliche machen. Dennoch finden sich im menschlichen Verhalten etliche wieder: Balz, Imponieren, Futterneid, Eifersucht, Verteidigung des Nachwuchses, ... Der Mensch handelt ja auch in ständiger Selbstreflexion, was das Tier nicht tut. Es spielen Gefühle eine ausschlaggebende Rolle. Diese sind bei Tier und Mensch in unterschiedlicher Gewichtung gleich: Angst, Zorn, sexuelle Anziehung ... Lust - Unlust. Der Mensch kann durch seine Selbstwahrnehmung und Moral neue hinzugewinnen: Ehrfurcht, Andacht, Bewunderung, ... Diese neuen Gefühle erzeugen neue Werte und somit eine menschliche Ethik, die über die Möglichkeiten des Tierverhaltens hinausgehen: Selbstlose Liebe. Kunst. Erschaffung einer neuen Welt.

Konrad Lorenz war Ethologe.

Das Tierverhalten ist in der Lebenswahrheit des Tieres Daseins begründet. Es wird von zwei Grundströmungen bestimmt: Lust / Unlust. Der Mensch denkt weiter: Er nimmt sich zurück und fragt nach dem Sinn seiner Tat.

Ich bin glücklich, Euch hier gefunden zu haben. Ich danke Euch für diese wunderbare Diskussion.:trost::freude:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, besser geht's nimmer! Du hast in wenigen Worten auf den Punkt gebracht, wofür ich zwei ellenlange Postings gebraucht habe.

bezogen auf:

... Die neue Ethik ist in meinen Augen falsch, dieses herumgejammere ich nehme nur Abgabetiere weil ich so ein Tierfreund bin oder diese Schuldgefühle weil man Vögel hält sind eine Entwicklung die immer groteskere Formen annimmt...

Ich denke doch:

... eine Balance zwischen Egoismus [...] und Wissen um die Bedürfnisse der Tiere ... Je größer das Wissen um die Bedürfnisse der Tiere ist, desto eher wird man bereit sein, den eigenen Egoismus in Schranken zu weisen, zugunsten des Tiers.

und:

... wichtiger, das Wissen der Tierhalter [...] zu erweitern, als eine neue Ethik zu schaffen.

Meine Einschätzung: Was Du, @alfriedo, für Dich erkannt hast und nun für andere als eine neue Ethik propagierst, eine neue Einstellung der Tierhaltung gegenüber, eine neue Philosophie, ist keineswegs neu ... Genauer: Ich erkenne KEINEN einzigen neuen Aspekt.

Deine Motivation, diesen Thread zu eröffnen, entspringt objektiv betrachtet weniger dem Wunsch nach einer neuen Philosophie (sie existiert und ist weit verbreitet!) als vielmehr DEINEM Bedürfnis nach Philosophie ... und das philosophieren sei Dir aus vollem Herzen gegönnt! Auch findest Du Dich damit in zahlreicher Gesellschaft!

Und vor diesem Hintergrund sind auch Deine "langen" Beiträge absolut legitim!

... wofür ich zwei ellenlange Postings gebraucht habe.

Zusammengefasst: Bei Dir, @alfriedo, hat sich, auch nach der Aufgabe Deiner Papageien- und Sittichhaltung, Dein bis dahin gelebter Egoismus beschränkt (s.o.). Dein Weg ... !

Gruß, Rudi
 
Der Mensch handelt ja auch in ständiger Selbstreflexion, was das Tier nicht tut.

Der Mensch denkt weiter: Er nimmt sich zurück und fragt nach dem Sinn seiner Tat.

nun, wenn ich da so manche menschen beobachte denke ich oft bei mir, dass die auch nur "hormon-/trieb-/gefühls-gesteuert" sind.
die suche nach intellekt bzw. nach selbstreflexion und/oder nachdenken über "seine" taten ist da vergebens...

kleine info am rande: habe manchmal mit bis zu ca.700 menschen am tag zu tun. ich mag die menschen aber im allgemeinen trotzdem! :D

Erschaffung einer neuen Welt.

irgendwie behagt mir der satz nicht...

Konrad Lorenz war Ethologe.

hatte ich etwas anderes geschrieben? :?

Das Tierverhalten ist in der Lebenswahrheit des Tieres Daseins begründet.

hä??? entschuldigung, ich meinte natürlich: wie bitte? :?

Ich bin glücklich, Euch hier gefunden zu haben. Ich danke Euch für diese wunderbare Diskussion. :trost: :freude:

gern geschehen. :)
 
Meine Erfahrung daraus ist, je weniger man die Tiere von sich beziehungsabhängig macht, desto besser geht es ihnen. Wir können eben nicht auf gleicher Wellenlänge kommunizieren.
Da stimme ich voll zu. Laßt doch die Vögel, Vögel sein. Wir brauchen nun wirklich kein Klickerforum
Die Haltung von Papageien in der Wohnung ist möglich und für die Tiere nicht schlimm. ......So viel zur Papageienhaltung Ja/Nein

Grüße, Alex

Da kann ich nicht zustimmen. Bei Wohnungs-/Zimmerhaltung muß es zwangsläufig zur Beeinflussung der Tiere kommen. Und leider nicht immer zum Besten für diese.
 
@ lieber Rud,

propagieren wollte ich gar nicht. Und von der neuen Ethik habe ich ja schon mehrfach bemerkt, dass es keine ist. Von dem Philosophenkreis, den du erwähnst, wusste ich noch nicht :nene: . Dass es noch mehr von Gleichgesinnten gibt, war mir klar, aber sie sind zu leise.

Grüße, Alex
 
es hat nichts mit schlechtem gewissen oder pseudotierschutz zu tun wenn man abgabetiere nimmt
fast alle papageien wechseln früher oder später den besitzer wenn sie keiner nehmen würde was wär denn dann
außerdem gibt es auch arten die man nicht an jeder ecke findet da gibts zwei möglichkeiten entweder man versuchts es zuerst beim züchter und findet dann ein abgabetier oder man sucht erst eins aus zweiter hand und findet keins und geht dann zum züchter beide wege sind in ordnung
ich persönlich habe mich halt entschieden abgabevögel aufzunehmen
verurteile aber auch niemanden der seine vögel von züchter hat
 
Da kann ich nicht zustimmen. Bei Wohnungs-/Zimmerhaltung muß es zwangsläufig zur Beeinflussung der Tiere kommen. Und leider nicht immer zum Besten für diese.

deshalb verzichtet, bzw. trennt sich wieder, der gebildete/erfahrene tier-/vogelhalter auf/von arten denen er nicht gerecht werden kann.
 
nun, wenn ich da so manche menschen beobachte denke ich oft bei mir, dass die auch nur "hormon-/trieb-/gefühls-gesteuert" sind.
die suche nach intellekt bzw. nach selbstreflexion und/oder nachdenken über "seine" taten ist da vergebens...

kleine info am rande: habe manchmal mit bis zu ca.700 menschen am tag zu tun. ich mag die menschen aber im allgemeinen trotzdem! :D



irgendwie behagt mir der satz nicht...



hatte ich etwas anderes geschrieben? :?



hä??? entschuldigung, ich meinte natürlich: wie bitte? :?



gern geschehen. :)

Gemeint ist Kultur und Zivilisation. Wir können mittels Computer kommunizieren.

Nein, exakt! Ethik und Ethologie sind nicht etwas grundlegend Verschiedenes. Das eine Lebt durch das Andere.

Wir müssen die Wahrheit herausfinden.

Ich bitte um Entschuldigung. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie man mehrere Zitate direkt beantwortet.
 
bezogen auf:



Ich denke doch:



und:



Meine Einschätzung: Was Du, @alfriedo, für Dich erkannt hast und nun für andere als eine neue Ethik propagierst, eine neue Einstellung der Tierhaltung gegenüber, eine neue Philosophie, ist keineswegs neu ... Genauer: Ich erkenne KEINEN einzigen neuen Aspekt.

Deine Motivation, diesen Thread zu eröffnen, entspringt objektiv betrachtet weniger dem Wunsch nach einer neuen Philosophie (sie existiert und ist weit verbreitet!) als vielmehr DEINEM Bedürfnis nach Philosophie ... und das philosophieren sei Dir aus vollem Herzen gegönnt! Auch findest Du Dich damit in zahlreicher Gesellschaft!

Und vor diesem Hintergrund sind auch Deine "langen" Beiträge absolut legitim!



Zusammengefasst: Bei Dir, @alfriedo, hat sich, auch nach der Aufgabe Deiner Papageien- und Sittichhaltung, Dein bis dahin gelebter Egoismus beschränkt (s.o.). Dein Weg ... !

Gruß, Rudi

Für einige nicht neu, das ist schon klar. Für andere aber klar, ich hoffe jedenfalls.

Ich will, dass man die Tierhaltung als legitim ansieht, aber sein Verhältnis zur Haltung und Zucht an den Bedürfnissen des Tieres ausrichtet. Viele tun dies, zum Glück. Aber es ist noch nicht Allgemeingut. Auch hier im Forum sind die Vernünftigen noch zu leise. Ich lese ständig Pauschalurteile, die die Vogelhaltung in Grund und Boden verdammen, oder aber Kasperle mit den Tieren machen.

Das Neue an sich dürfte für die Meisten hier die Darstellung des Luft- und Lichtwesens sein, welches im Vogel zu sehen ist. Kein Nützlichkeitsgedanke, kein Genetikgdöns, sondern eine geistige Wesenheit mit einem Vervollkommnungsbestreben, welches durch unserer Intervention Konsequenzen hat - und zwar auf beiden Seiten. Wir tragen Verantwortung, jawohl, nicht nur für des Tier in unserer Obhut, sondern für die kulturelle Entwicklung der Menschheit. Das ist nicht neu, aber der Aspekt hierzu ist ein Neuer.
Wir sind im Begriff, in eine immer materialistischere Weltanschauung abzudriften. Die Spirituelle dazu ist eine neue Herausforderung, weil sie als Spinnerei abgetan wird, die sie nicht ist.
Aus geistigen Zusammenhängen ist unser Verhältnis zum Tier neu auszuloten.

Grüße, Alex
 
Hier kam mal die Aussage : " Jetzt kommen wieder die, die sagen, ich nehme ja nur Abgabevögel auf..."

Ja, zu denen gehöre auch ich ! Ich nehme seit geraumer Zeit ausschließlich Abgabevögel auf, zudem noch welche, die mit dem Pilz Macrorhabdus Ornithogaster infiziert sind oder aus Beständen stammen, in denen dieser aufgetreten ist.

Und ??? Ist das schlimm ? Haben Vogelhalter, die solche Vögel aufnehmen, weniger Kompetenz ? Ich denke nicht.

Meine Vögel machen einen glücklichen Eindruck, sie haben den ganzen Tag ihre Freiheit ( wenn auch nur im Zimmer ), sie werden im Schwarm gehalten, mit Verstand gefütttert und tiermedizinisch versorgt.

Ich kann nichts davon sehen, dass sie die "Freiheit" ( die ja auch immer relativ ist ) vermissen. In der vielgepriesenen Freiheit würden diese Vögel schon lange nicht mehr leben.

Meine Frage wäre aber jetzt, was so schlecht und verdammenswert daran ist, Abgabevögel aufzunehmen ?
 
Thema: Gedanken zu einer neuen Ethik der Vogelhaltung und Zucht

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