Geier abtragen

[Küpfi]

Hallo Ihr Spezialisten

Ich habe hier eine technische Frage, also bitte keine rechtlichen Belehrungen.

Wie gestalte sich das Abrichten eines Geiers? Da der Geier nicht als Jagdvogel eingesetzt werden kann, sage ich absichtlich nicht Abtragen.
In welchem Alter beginnen?
Wie genau vorgehen?
Wie bringe ich ihn zum Steigen?
etc

Herzlichen Dank
Küpfi

 

[Falconlady]

Im großen und ganzen gleich wie bei den anderen Greifern.
Bei in kolonielebenden Tieren musst du dich zusätzlich noch mit der Rangordnung befassen.
Zum Steigen bringst du ihn, wenn du ihm einen guten erhöhten Startplatz und Thermik zur Verfügung stellen kannst. Ohne Thermik steigst dir kein Geier. Da gehen sie lieber noch zu Fuß.

 

[Peregrinus]

Bei in kolonielebenden Tieren musst du dich zusätzlich noch mit der Rangordnung befassen.

Eine Rangordnung wie etwa in einem Wolfsrudel gibt es bei den Geier meines Wissens nicht. Sie regelt sich sinnigerweise nach dem Hunger: Das hungrigste Tier agiert am aggressivsten an der Beute und kämpft sich nach vorn. Mit abnehmendem Hunger sinkt auch die Durchsetzungskraft. Somit werden alle mehr oder weniger gleich satt. Das gilt natürlich nur innerartlich.

Von daher könnte ich mir durchaus vorstellen, daß ein Geier in tiefer Kondition recht aggressiv werden kann.

VG
Pere

 

[Falconlady]

Stimmt was du schreibst. Dennoch:
Unserem Gänsegeier musstest du als "Neuling" erst mal "den Schneid abkaufen". Wenn er dann akzeptiert hat, dass du "der Stärkere" bist, dann konntest du ihn auch gut fliegen. Wenn nicht, hat er auch mal während der Vorführung mit dir "ondrahn" wollen. Keine gute Idee

 

[eric]

Hallo Küpfi
Hab schon von einigen Geiern gehört wos elend mühsam wurde bis sie mal flogen. Die mussten fast gewaltsam über eine Steilwand geschupst werden.
Scheinst ja jetzt richtig Gas zu geben mit dem Vögelzulegen.
Man sieht sich.

.

 

[Regalis]

Hallo,

ich finde es immer wieder sehr lüstig wenn hier im Forum von " Neulingen in der Falknerei" nach Greife gefragt wird an die sich ein erfahrener Falkner erst nach jahren heran traut aber das ist ja alles recht einfach wofür erst einen harris oder Habicht fliegen wenn man direkt an einem Geier oder Adler alles lernen kann.
Gruß
Marco

 

[eric]

Also ganz so neu , ist der Küpfi in dem Bereich nicht.
Und ist doch schön. wenn jemand zuerst fragt, bevor er sich so ein Tier zulegt.
Grad mit Geier dürften sich doch eher wenige auskennen.

 

[Kanadagans]

@Regalis: Hm, wenn sich "manch erfahrener Falkner" erst nach Jahren an einen Geier oder Adler traut, dann ist das allein dessen Bier.
Wenn ein Neuling das richtige Gefühl fürs Tier hat, dann kann er sich gut vorinformiert auch gleich an größere Kaliber wagen, das ist kein Thema. Das habe ich mit meinen Skorpionen und Vogelspinnen seinerzeit ebenso gehandhabt... Gute Vor- Info, auf die Tiere in jeder Hinsicht vorbereitet, und dann war es gar kein Beinbruch, gleich mit den Tieren für Spezis anzufangen.

Wie ist denn das zB bei den kasachischen Beizjägern, den Berkutschi?
Da kriegen die Jungs ihren eigenen Adler, sowie sie ihn tragen können. Beim Abtragen helfen natürlich die erfahrenen Jäger, ansonsten reiten da aber schon die Teenager mit dem ersten Adler ihres Lebens (ohne vorher was anderes gehabt zu haben) mit zur Jagd...

Was ich noch fragen wollte:
Wie kauft man so einem Geier denn den Schneid ab?
Bei einem Haushahn weiß ich es ja, wenngleich es da immer bloß ca. 2 Wochen vorhält, bei Enten/ Gänsen weiß ich es auch... Aber wie geht man denn bei einem Trumm wie einem Geier an die Sache ran?

Grüße, Andre

 

[Nika]

Was ich noch fragen wollte:
Wie kauft man so einem Geier denn den Schneid ab?
Bei einem Haushahn weiß ich es ja, wenngleich es da immer bloß ca. 2 Wochen vorhält, bei Enten/ Gänsen weiß ich es auch... Aber wie geht man denn bei einem Trumm wie einem Geier an die Sache ran?

Grüße, Andre

Also ein Bekannter von mir nimmt einen Schirm mit, um seinen Geier abwehren zu können.
Der hat ihm schon öfters die Hosen zerfetzt.

Ein anderer Falkner, welcher ebenfalls Geier in der Vorführung fliegt, packt die unter Umständen auch mal richtig am Hals (sonst würd er ja beissen) und schiebt ihn weg.

Dann merkt man ganz genau, dass der Geier zwar noch rumzetert, sich aber nicht mehr so traut und kapiert hat, dass der Falkner der Ranghöhere ist.
Hat mich stark an das Verhalten von Hunden oder Wölfen erinnert.

Dauert halt oftmals nicht lange und sie probieren es wieder.

 

[Falconlady]

Au weia mit einem Schirm? Na da ist beim Abtragen wohl was schief gegangen. Selbst bei dem wildesten Geier bin ich bis jetzt mit Reaktionsschnelligkeit und Handschuh zurechtgekommen.
Aber ein gutes Beispiel wie wichtig der richtige Umgang mit dem Vogel von Anfang an ist!

Andreas du hast von mit noch zusätzlich eine PN mit ein paar Details.

Zum Thema jeder soll fliegen was er will: ja und nein. Jeder soll das fliegen wozu er im Stande ist.
Bei einem jungen Kirgisten der rund um die Uhr erfahrene Falkner zur Seite hat, der von klein auf diese riesen Adler gewohnt ist mach ich mir keine Sorgen.
Bei einem Europäer der eben mal auf die Idee kommt einen Greif fliegen zu wollen und dann gleich einen Adler/Geier etc. schon. Viele haben kein Gefühl sondern bilden sich das eben mal ein. Bei einem Falkner und einem fertig abgetragenen Greifvogel sieht das ja alles so leicht aus. Das da Wochen/Monate/Jahre an Arbeit dahinter stecken sieht ja keiner. Selbstüberschätzung ist da meist das Stichwort. Und das endet leider oft in Verletzungen, für immer eingesperrten Vögeln und negativen Schlagzeilen (für alle Falkner!).

Der beste Weg: wenn ich ein Tier will, gehe ich dort hin wo diese Tiere gehalten werden. Dort erkundige ich mich, lerne, mache mit, übe und dann erst, wenn ich mich überzeugt habe, das es das richtige für mich ist, nehme ich mir so ein Tier mit Heim.

@Küpfi: geht nicht gegen dich, sondern ist eine ganz allgemeine Feststellung!

 

[Nika]

Au weia mit einem Schirm? Na da ist beim Abtragen wohl was schief gegangen. Selbst bei dem wildesten Geier bin ich bis jetzt mit Reaktionsschnelligkeit und Handschuh zurechtgekommen.
Aber ein gutes Beispiel wie wichtig der richtige Umgang mit dem Vogel von Anfang an ist!

Japp, mit Schirm (natürlich nicht immer).
Der Vogel ist etwas problematisch, weil er blind auf die Welt gekommen ist und erst durch OP`s ein bisschen was sehen konnte.
Ich habe größten Respekt vor dem Falkner, der mit ihm schon so große Fortschritte gemacht hat.

 

[Falconlady]

Ah das klingt schon anders. Ein Geier mit Handicap ist natürlich mit besonderer Vorsicht zu genießen.

 

[Küpfi]

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Erstmal ganz herzlichen Dank denjenigen welche einen inhaltlichen Beitrag auf meine Frage geschrieben haben.

@Reagalis: Wie es Eric schon geschrieben hat, bin ich nicht ganz neu in der Szene, ich habe hier im Forum einfach meinen Status vom "eifrigen Mitleser" zum "gelegentlichen Frager" geändert. Aus meinem beruflichen Alltag weiss ich, dass die Antwort auf eine einfache Frage sehr viel über den Antworter ausdrückt!

@ Kanadagans und Falconlady: Ich habe festgestellt, dass die Greife in den meisten Fällen mehr zu leisten vermögen als ihre Falkner. Wie ihr schreibt ist der Mensch der begrenzende Faktor!

Und nun zu meiner Frage:
Welche Unterschiede im Umgang stellt ihr fest zwischen einem Schmutzgeier und einem Bartgeier?
Die Idee einen Vogel zu halten der eine Hierarchie wie beim Hund benötigt ändert aus meiner Sicht auch die gängigen Regeln des Abtragens.

Gruss
Küpfi

 

[Peregrinus]

@Reagalis: Wie es Eric schon geschrieben hat, bin ich nicht ganz neu in der Szene, ich habe hier im Forum einfach meinen Status vom "eifrigen Mitleser" zum "gelegentlichen Frager" geändert. Aus meinem beruflichen Alltag weiss ich, dass die Antwort auf eine einfache Frage sehr viel über den Antworter ausdrückt!

Da muß ich Regalis nun aber in Schutz nehmen!

Beinahe täglich kommen Anfragen dieser Art von Leuten, die noch nichtmal wissen, daß man einen Falknerschein benötigt. Da kann ich es gut verstehen, daß die Antworten inzwischen nicht mehr so milde ausfallen.

Hier wäre es prophylaktisch nicht verkehrt, gleich klarzustellen, daß man aus einer anderen Richtung heraus fragt und mit anderen Grundkenntnissen ausgestattet ist, was in Deinem Fall ja gegeben ist.

VG
Pere