Hallo Lothar,
ich versuche es mal anders zu erklären:
Katzen werden rollig. Dies ist der Zustand vor dem Eisprung an dem sie paarungswillig sind. Der Eisprung wird durch das eindringen des Katerpenis ausgelöst.
Beim Eisprung werden Hormone frei, die die Rolligkeit beenden. Dies ist ein Schlüsselreiz.
Fehlt solch ein Schlüsselreiz bleibt die Katze rollig, es kommt zur "Dauerranz". Hierbei denkt die Katze nicht sie reagiert auf Schlüsselreize! Die Dauerranz ist eine Qual auch für die Katze...( denke mal jeder hat solch ein Tier schonmal erlebt)
Ein Vogel der optimal gehalten wird singt nicht ohne Grund. Es ist Brutzeit und er lockt Weibchen an und hält damit sein Revier frei von Konkurrenten.
Je länger er allein singt, desto niedriger ist die Reizschwelle. Es baut sich ein Handlungsdruck auf der durch Schlüsselreize abreagiert werden kann...
Es kommt zu Leerlaufhandlungen, Übersprungshandlungen..Appetenzverhalten...
Nicht umsonst reagieren Hähne die lange Zeit einzeln gehalten wurden extrem agressiv auf die Henne. Wärend Hähne die z.B. in Hörweite zur Henne gehalten wurden diese besser annehmen können.
Jetzt kommt die gewagte These, die du ja kritisierst: Auch wenn wir nicht beweisen können das der Vogel darunter "leidet" mit seinen Leerlaufhandlungen ect., so kann man im Gegenzug aber auch nicht behaupten das er "nicht leidet".
Die beobachtbare stärkere Aggression nach Einzelhaltung läßt keine Schluß darauf zu. Dennoch bestände die Option/Möglichkeit, das ähnliche ähnliche Mechanismen wie bei der Katze(wenn auch nicht ganz so extrem ) beim Vogel wirken. Denn die Katze zeigt uns, das auch ausbleibende Reize durchaus Probleme verursachen können.
Ähnliches gibt es auch bei Vögel in unterschiedlichen Bezügen( Legenot, Dauerlegen, Zugunruhe, Rupfen etc.)
Übrigens ist mir durchaus klar, das bei vielen dieser Revier-Vögel die Paarbindung sehr stark durchs Revier bestimmt wird. Dennoch ziehen die Hennen in bessetzte Reviere und nicht in unbesetzte, auch wenn sie deutlich besser sind. Und auch das Verhalten des Männchens verändert sich in dem Moment in dem das Weibchen im Revier lebt.
Das ist alles vielleicht nicht beweisbar, aber solange die Möglichkeit besteht (und das scheint sie auf Grund der mir bekannten Sachlagen und Vergleichsmöglichkeiten) finde ich ist es neben dem Artenschutzgedanken, dem Tier gegenüber nicht zu verantworten
dauernde Einzelhaltung zu betreiben.
Denn diese Möglichkeit kann leicht ausgeschaltet werden, wenn man z.B. einen Partner zumindestns saisonal offeriert.
Evtl kannst du ja mal aus deiner Sicht beschreiben, wie der Vogel in
dauerhafter Einzelhaltung lebt, welche Bedürfnisse wichtig für ihn sind? Du sprichst vom Bedürfnis der Fortpflanzung, welches die Paarbindung besimmt! Wo ist es anzusiedeln, wie stark ist es?
Ist bei Vögeln alles "automatisch" und "festgelegt"???
gruß Tobi der Theoretiker
(PS zur Erläuterung: die Soziale Konstellation die ich meine gibt dem Vogel Halt und Sicherheit! Solange Nachbar A rechts und Nachbar B links singt ist alles okay! Hört einer auf oder stößt Warnrufe aus..so ist etwas im Busch. Singt Nachbar B plötzlich von rechts...dann wird es kritsich... die "kleine Welt schwankt" die Revier grenzen müssen erneut überprüft werden. Das gehört zum Leben eines jeden Sängers dazu. Man kann nicht davon ausgehen das er es braucht oder das er es nicht braucht...)