Moin Ann-Uta!
Meine Erfahrung der "normalen" Entwicklung bei Grauen, wie ich sie gerade mit meiner Grauen Henriette erlebe, die ja ein Wildfang ist, und wie ich sie einmal bei einem Wildfang-Timneh erlebt habe, entspricht etwa dem, was Du andeutest:
zuerst Panik - greift man in den Käfig, flüchtet der Vogel in eine möglichst weit entfernte Ecke am Käfigboden, drückt sich förmlich in diese Ecke. Dabei knarrt und knurrt er sehr laut unter leicht wiegenden Bewegungen des Körpers, das Gefieder ist dabei zuerst noch eng angelegt - das ist eindeutig noch Panik und man muß dem Vogel unbedingt noch Zeit lassen und alle Arbeiten in seiner Nähe auf das allernotwendigste beschränken. Der Vogel würde aber nur dann beißen, wenn er keinerlei Möglichkeit mehr hat, sich vor der Hand zurückzuziehen. Dann bildet ein Grauer förmlich eine "Federkugel" mit weit stark abgespreizten Federn.
Ansonstem ist in dieser Zeit ein Grauer noch sehr sehr ruhig: außer das Panikknarren läßt er eigentliuch kaum etwas von sich hören, er pfeift, ruft und schreit noch nicht.
Der extremen Panik folgt die Angst - der Vogel zieht sich zwar zurück, aber nicht mehr so extrem, und läßt dann sein Knarren und Knurren hören. Er blebt also bspw. auf dem Ast sitzen, geht aber auf das andere Ende. Dies ist schon ein Zeichen, das er sich ein wenig sicherer fühlt. Mit der Zeit wird das laute Knarren und Knurren von einem leisen Knurren aus der Kehle abgelöst und die Distanz, ab der er es hören läßt, wird immer geringer. Erst, wenn man diese unterschreitet, wird das Knarren und Knurren wieder lauter und kommt dann viel zu dicht heran, weil man diese Warnung nicht beachtet, folgt wieder die Flucht.
Immer noch aber ist die Fluchtbereitschaft höher als die Verteidgungs- bzw. Angriffsbereitschaft, angegriffen wird nur, wenn eine Flucht nicht möglich ist.
In dieser Zeit zeigen sich aber die ersten Zeichen der Gewöhnung an den Menschen: wie gesagt wird die Fluchtdistanz immer geringer, bis der Vogel, selbst wenn man direkt vor ihm steht, auch kein leises Knurren mehr aus der Kehle hören läßt und nicht mehr zurückweicht.
>>Immerhin hat Simbi heute schon mal ein paar andere Töne als nur Knurren und Fauchen von sich gegeben...<<
Auch dies ist ein gutes Zeichen: zunehmend beginnt er, vor sich hinzuplappern und zu -pfeifen, zunächst, soklange kein Mensch im Raum ist, dann auch, wenn man sich im Raum befindet. Dies macht ein Grauer nur, wenn er sich sicherer fühlt und etwas entspannt.
Ebenso verrät die Körperhaltung , das er trotz menschlicher Anwesenheit entspannter ist - die Federn sind leicht aufgeplustert und nicht mehr eng angelegt, die Beine eingeknickt (er sitzt statt zu stehen), wenn er müde ist, fallen ihm die Augen zu etc. und man hört ein durch das Aufeinanderreiben des Unter- und Oberschnabels verursachtes Geräusch.
Langsam beginnt er nun auch, vorsichtig ihm gereichte Leckerbissen aus der Hand zu nehmen.
Dann kann es aber passieren, das er sich auch einmal aus Unsicherheit aggressiv zeigt, indem er statt zurückzuweichen nach der Hand schnappt, die ihm zu nahe kommt. In gewisser Hinsicht ist dies ein positives Zeichen, denn es zeigt, das er trotz der Unsicherheit sich soweit an den Menschen gewöhnt hat, das er eben nicht mehr flieht, sondern sich gegen ihn verteidigt. In dieser Zeit passiert es leicht, das er auch aggressiv auf die Hand reagiert, wenn man Käfig hantiert. Auch dies ist in gewisser Hinsicht positiv, denn nun hat er den Käfig als seinen Zufluchtsort akzeptiert, den er eben auch gegen den Menschen verteidigt.
Dies ist aber insofern eine schwierige Phase, als das man dies dem Grauen nicht durchgehen lassen darf, denn schließlich muß man auch einmal im Käfig arbeiten ohne gebissen zu werden. Es ist quasi die erste "Machtprobe" in der Feststellung der zukünftigen Rangordnung.
Aus Deiner Beschreibung kann ich nicht genau entnehmen, ob Du Dich mit Deinem Timneh noch in der Panikphase befindest oder bereits in der Phase, in der die Verteidgungsbereitschaft die Fluchtbereitschaft überwindet?
Das Fauchen und Knurren spricht für mich eher noch für die Panik, andererseits: wenn er nicht in die letzte Ecke am Käfigboden flieht, beginnt er bereits seine Angst Dir gegenüber zu überwinden.
Ich denke nicht, das Du etwas elementares falsch machst, wenn Du Dich nicht hektisch und schnell bewegst oder laut schreist oder etwas in dieser Art.

Ein Problem kann aber die Käfiggröße sein: je größer der Kfig, destso eher hat der Vogel natürlich die Möglichkeit, sich vor der "Bedrohung" zurückzuziehen. In einem kleinen Käfig hat er diese Chance nicht, deshalb gerät er jedesmal in Panik.
Ich habe ich gute Erfahrungen damit gedacht, auch nicht zahmen Tieren viel Freiflug zu gewähren (selbst auf die Gefahr das sie nicht oder sehr lange nicht in den Käfig zurückkehrten), weil sie da immer die Chance hatten, sich zurückzuziehen und dies ist insgesamt der Gewöhnung an den Menschen förderlich.
Dennoch, wie Du selbst sagst: 10 Tage sind nicht lang. Ohne Dich jetzt frustrieren zu wollen: bei meinem Timneh-Wildfang hat es ein halbes Jahr gedauert, bis er ohne Panik einen an den (zu kleinen) Käfig ließ und fast ein Jahr, ehe Futter aus der Hand nahm.
Bei Henriette wiederum ist dies alles innerhalb weniger Wochen geschehen, was aber auch sicher an dem Vorbild meiner beiden zahmen Grauen liegt. Zudem war Henriette nur die ersten Tage in einem Käfig und hatte ab da immer Freiflug.
Wenn Du den Eindruck hast, es handelt sich noch um Panik, dann reduziere die Arbeit am und im Käfig auf das allernotwendigste und versuche, ein Verfahren zu entwickeln, damit es möglichst schnell geht (bspw. ein doppelter Satz Näpfe, damit sie schnell in einem "Durchgang" ausgetauscht werden können; möglichst einen Käfig mit Außenfütterung; evnetuell sogar etwas die reinigungsarbeiten reduzieren) und sieh den Vogel dabei nie direkt an. Ich habe festgestellt, das ich bspw. an Henriette in der Panikphase relativ dicht vorbeigehen konnte, wenn ich ihr den Rücken zuwandte.
Ansonsten akzeptiere seine Fluchtdistanz, d.h. nähere Dich nie weiter als bis er sein Panik- oder Angstknurren hören läßt und versuche, den Abstand mit der Zeit immer weiter zu verringern. Dazu halte Dich häufig im entsprechenden Abstand im Zimmer auf, rede viel mit ihm (oder mit Dir selbst

), versuche Dich ruhig und langsam zu bewegen. Oft hilft es schon, sich einfach im entsprechenden Abstand in einen Sessel zu setzen, etwas zu lesen etc..
Wenn Du so vorgehst und dem Vogel und Dir viel Zeit läßt halte ich es für unwahrscheinlich, das er mit der Zeit ängstlicher wird.
Ich wünsche Dir und Deinem Timneh viel Glück! Berichte weiter!