Greifvögel und Falken in „alter“ Literatur

Diskutiere Greifvögel und Falken in „alter“ Literatur im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - Hallo, ich will hier mal ein meiner Kenntnis nach bisher nicht dagewesenes Thema eröffnen: Greifvögel und Falken in „alter“ Literatur...
Klasse! :prima:

Teils durchaus richtige und gute Beobachtungen (insbesondere der Teil mit der Beizjagd), aber überwiegend aus heutiger Sicht sagenhafter Unsinn, der dort geschrieben steht.

Frage: Was ist ein "Dämgen"?? Damwild?

VG
Pere ;)
 
In Brehms Tierleben von 1927 steht über die Falknerei Folgendes :

Sobald die Abrichtung beginnen soll, wird der Vogel verkappt angefesselt und muss 24 Stunden hungern, worauf er auf die Faust genommen, abgekappt und mit einem Vogel gespeist wird. Will er nicht kröpfen, so wird er wieder verkappt und erst nach 24 Stunden wieder vorgenommen, und sollte er auch 5 Tage auf der Faust nicht freiwillig kröpfen wollen, so wird er jedes mal wieder unbarmherzig verkappt und hungrig angefesselt. Je öfter er übrigens während dieser Zeit abgekappt und auf der Faust getragen wird, desto eher wird er zahm werden und freiwillig auf der Faust kröpfen.

Ist er soweit, so beginnen nun die eigentlichen Lehrübungen, vor deren jeder erst lange abgekappt und auf der Faust getragen und nach jeder verkappt angefesselt wird, damit er das Vorgetragenen in Ruhe einstudieren kann.

Die ersten bestehen darin dass der Vogel abgekappt und auf eine Stuhllehne gesetzt wird und dann da, um zu kröpfen, auf die Faust des Falkners erst hüpfen, später immer weiter fliegen muss; das selbe wird dann im Freien wiederholt, wobei er aber durch langen an der Langfessel angebrachten Faden am Entwischen gehindert wird.
Der Falkner steht übrigens so, dass der Vogel gegen den Wind fliegen muss, da er wie alle Vögel nicht gerne mit dem Wind zieht.

Macht er nun seine Sachen so weit gut, so wird er des Abends verkappt in einen schwebenden Reif gestzt und die ganze Nacht hindurch geschaukelt, so dass er gar nicht schlafen kann; am folgenden Morgen werden die früheren Übungen wieder holt : er bekommt auf der Faust zu kröpfen, wird dan bis zum Abend getragen und dann die ganze Nacht im Reife geschaukelt; ebenso wird am dritten Tage und in der dritten Nacht verfahren. Am vierten Tage wird wieder alles wiederholt und ihm nun erst nächtliche Ruhe gegönnt. Im Folgenden Tage wird er ohne Bindfaden nur mit Beibehaltung der Langfessel, frei auf den Boden gestzt und muss, um zu kröpfen auf die Faust fliegen; fliegt er an dieser vorbei, so geht man ihm nach und lockt ihn so lange bis er doch endlich kommt.

Diese Übung wird nun im Freien oft wiederholt, auch der Vogel gewöhnt, dem zu Pferde sitzenden Jäger auf die Faust zu fliegen und weder Menschen noch Hunde zu scheuen.
Jetzt kommt die eigentliche Vorübung zur Beize selbst. Man wirft eine tote Taube in die Luft,, lässt den am langen Bindfaden gehaltenen Vogel nachschießen und das erste Mal ein wenig davon kröpfen; späterhin aber wird ihm die Taube immer gleich abgenommen und er bekommt auf der Faust etwas zu kröpfen.
Dieselbe Übung wird and den folgenden Tagen mit lebenden Vögeln, deren Schwingen verstutzt sind, wiederholt; darauf sucht man mit dem Hühnerhunde Rebhühner, womöglich ein einzelnes, auf, kappt den Vogel, sobald es auffliegt, schnell ab und lässt ihn nachschießen.
Sollte er fehlschießen, so lockt man ihn mit einer lebenden Taube, deren Schwingen verstutzt sind, oder mit dem Federspiele zurück.
Um ihn zu gewöhnen auf stärkere Vögel wie zum Beispiel Reiher und Kraniche anzugreifen, übt man ihn erst an jungen Vögeln der Art oder an alten, deren Schwingen verstutzt sind und deren Schnabel in einem Futterale steckt; auch lässt man ihn anfangs, womöglich, in Gesellschaft eines guten alten Falken daran. Den zu dieser Übung bestimmten Reihern und Kranichen legt man, damit si4e nicht so leicht erwürgt werden ein Futterale von weichen Leder um den Hals. Dem Reiher suchen die Falken rasch emporsteigend die Höhe abzugewinnen, um von oben auf ihn zu stoßen; der Reiher hingegen versucht seinerseits auch immer höher zu steigen und streckt mit erstaunlicher Schnelligkeit den stoßenden Feinden diee scharfe Spitze seines Schnabels entgegen um ihn zu spießen.
Endlich wird er gepackt und stürzt mit ihnen aus der Höhe herab. Die herbeieilenden Jäger lösen schnell die Falken, reichen ihnen zur Belohnung guten Fraß, und berauben den Reiher seiner schönsten Federn. Es wird ihm dann ein metallener Ring um den Fuß gelegt auf welchem die Jahhreszahl und der Ort des Fanges eingegraben ist und darauf die Freiheit geschenkt. Einzelne Reiher sind öfters, manchmal nach langen Jahren wieder, gebeizt und so mit mehreren Ringen geziert worden.

Soll ein Falk gut auf Hasen stoßen, wozu man sich hauptsächlich des Habichts bedient, so stopft man einen Hasenbalg gut aus, lässt den Falken mehrmals darauf seine Mahlzeit verzehren , bindet dann Fleisch daran, und lässt den ausgestopften, auf Rädern stehenden Hasen von einem Manne erst langsam, dann schnell auf einem Boden hinziehen, spannt auch endlich gar ein flinkes Pferd davor, jagt mit dem Hasen fort und lässt den Falken hinterdrein.
Zur Falkenjagd gehört eine ebene, waldlose Gegend


Von Falknerei hab ich sehr wenig Ahnung........ein Teil des Beschriebenen wird heute wohl nicht mehr, so, praktiziert.....davon gehe ich aus. :idee:, die Trainingsmethoden mit dem schwebenden Reif waren mir neu.....

VG
Domesti :)
 
die Trainingsmethoden mit dem schwebenden Reif waren mir neu.....

VG
Domesti :)

Das hört sich nach Adlerschaukel in Mongolei/Kasachstan an. :idee:
Dieses ständige Geschaukel was ziemlich kraftraubend ist, dazu das hungern lassen gibt dort vielen Vögeln den Rest. :traurig:
Kein Wunder, dass es dort nicht alle Greife überleben. :(
Unsere Vögel hingegen setzen sich gerne mal auf eine Adlerschaukel die z.B. in der Voliere hängt.
 
Kein mir bekannter Falkner bedient sich heute noch eines schwebenden Reifens o.ä. um dem Vogel den Schlaf zu rauben. In der Nacht schlafen Vogel wie auch Falkner gerne tief und fest und beiden sei es gleichermaßen vergönnt :zwinker:
Was ich schon noch kenne sind Schweberecks zum Konditionstraining am Tage während des Kröpfens.
Und natürlich schwebende Reifen zur Freizeitgestaltung intelligenter Vögel. Hier unser Fips in seinem geliebten "Affenreifen" (ich nenn ihn so weil er wie ein Affe drauf herumturnt :D)
http://www.allesfalke.at/pictures/birds/fips08.jpg
http://www.allesfalke.at/pictures/birds/fips07.jpg
 
bin ja nun keine falknerin, darum mal ne dumme:~ frage:
stößt der vogel nicht mit den flügeln an den ring und beschädigt sich das gefieder?
so ne schaukel ist sicher nicht schlecht. mit dem ring komme ich aber nicht so ganz klar.
diese alte literatur ist oft recht krass. bei brehm haben mir auch schon oft die haare zu berge gestanden.
habe festgestellt, das von den alten hier in der eifel, die greife (alle) immer noch pauschal als hühnerfresser 8o bezeichnet werden. die lassen sich das nicht ausreden:nene:
 
Für den Affenring gilt: nein er stößt nicht an. Er klappt seine Schwingen zusammen, wenn er durchfliegt oder landet. Nicht mal das Weib stößt an ;)
Tolle Aufnahmen zu dem Thema gibt es in der Universum Serie Genie der Natur. Im ersten Teil, Magie der Bewegung, gibt es faszinierende Zeitlupenaufnahmen wie ein Habicht durch Stäbe fliegt die gerade mal etwas breiter sind als seine Brust.
Wie sollte denn der Vogel im Geäst eines Baumes landen können, wenn so ein Ring für ihn ein Problem wäre?
 
diese alte literatur ist oft recht krass. bei brehm haben mir auch schon oft die haare zu berge gestanden.
Ja, das wirkt auf uns alles durchaus oftmals krass.

Aber ich muß hier dennoch mal ne Lanze für den alten Brehm und seine Zeitgenossen brechen: Damals (eigentlich sogar eher in der Zeit vor Brehm) wußte man einfach noch nicht, daß Tiere nicht wie Menschen denken. Im Treppenaufgang zu meinem Büro hängen bestimmt 20 uralte Holztäfelchen, auf jedem ein Tier eingeschnitzt und eine Eigenschaft dazu: Gans - Dummheit, Schlange - Falschheit, Fuchs - List, Habicht - Raubgier etc. Man glaubte wirklich, der Habicht sei von Natur aus böse und grimmig und wolle einfach nur morden, wann immer er Gelegenheit hat. Man wußte es nicht besser!

Trotz dieser irrigen Annahmen, die sich lange Zeit hartnäckig gehalten haben und bei manchen Leute heute noch halten, wird man immer wieder feststellen, daß die Leute damals außerordentlich genau und scharfsinnig beobachtet haben! Eine Gabe, die heute kaum mehr einer hat. Es wird viel zu oberflächlich beobachtet und in Büchern wiedergegeben.

Aber so manche Verhaltensweisen oder Beobachtungen, die man in solchen Büchern liest (und in neuen Büchern vergeblich sucht), wird man draußen bestätigen können!

Wer die "alte Literatur" für veraltet hält, dem wird so manches verborgen bleiben! :prima:

VG
Pere ;)
 
Trotz dieser irrigen Annahmen, die sich lange Zeit hartnäckig gehalten haben und bei manchen Leute heute noch halten, wird man immer wieder feststellen, daß die Leute damals außerordentlich genau und scharfsinnig beobachtet haben! Eine Gabe, die heute kaum mehr einer hat. Es wird viel zu oberflächlich beobachtet und in Büchern wiedergegeben.

VG
Pere ;)


So ist es, alleine die alten Leute aus meinen Dorf wußten früher genau wo der Schwarzstorch brütete, was ein See oder Fischadler ist, das es früher Trappen bei uns gegeben hat.

Wer weiß es von den jungen Leuten heute ?
Außerdem wer Jagd und Tiergeschichten in alten Büchern liest, wird immer wieder feststellen wie Detailgenau und Erlebnisreich die Erzählungen wiedergegeben werden, ebend genau das was peregrinus meint.

LG BlackTern
 
Wie sollte denn der Vogel im Geäst eines Baumes landen können, wenn so ein Ring für ihn ein Problem wäre?

Schon gut,:achja: hätte ich auch mal selbst drauf kommen können. danke für den schups.

@peregrinus
da kann ich nur zustimmen. steht ja nicht nur krasses drin, sondern auch vieles, was ich in "modernen" büchern vermisse, ohne das jetzt zitieren zu wollen.
 
Hab wieder im Brehm von 1927 gelesen ...diesmal über den Wespenbussard :

"....Alle Beobachter, welche die Kerbtiere im Kropf und Magen des Wespenbussards untersuchten, mit alleiniger Ausnahme von Behrends bemerken übereinstimmend, dass der Vogel nie verfehle, dem Immengeschlechte, also Hornissen, Wespen, Hummeln und Bienen, vor dem Verschlingen den Stachel abzubeißen. Er weiß diese Tiere, wie Naumann schildert, so geschickt zu fangen, dass er sie beim Zuschnappen seitlich quer in den Schnabel bekommt, durch rasches Zusammendrücken der Kiefer die Spitze des Hinterleibes in einige Millimeter Breite zusamt dem Stachel abreißt, diese Stückchen fallen läßt und nicht mit verschluckt, weil ihn sonst der Stachel im Munde, Schlunde usw. tödlich verletzen könnte. Sämtliche Kerbtiere werden stets so verstümmelt, und nie war ein Stachel darunter zu finden. Beim Fange selbst schützen ihn schon das derbe Gefieder und die harten Flugschilder vor den Stichen der ihn Umsummenden."

Ich frage mich ob das stimmt.....:idee:

Gut gefallen hat mir auch die Formulierung am ende des Textes, “...vor den Stichen der ihn Umsummenden.“ :D

VG
Domesti :)
 
@ Domesti: Das wäre ja eine interessante Sache, klingt auch irgendwie logisch.
....die Umsummenden :hahaha: !!!
 
Thema: Greifvögel und Falken in „alter“ Literatur

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