Hallo Viktoria,
bei so einem ängstlichen Vogel würde ich versuchen, das Leckerli so zu geben, dass er sich nicht überwinden muss, um es zu holen.
Also "am langen Stil" (Hirse; ich nehme nicht an, dass er vom Löffel frisst, sonst den nehmen) oder Leckerli so ablegen, dass er schnell und gut dran kommt, ohne näher an die Hand zu müssen.
Gerade bei ängstlichen Vögeln sollte man besser ganz kleine Trainingsschritte ausarbeiten und die oft belohnen, bevor man einen Schritt weiter geht, so dass sich der Vogel erst mal entspannen kann.
Nach einiger Zeit macht der Vogel von selbst größere Lernschritte.
Es kann auch sein, dass der Vogel gar nicht weiß, was er mit der Hand machen soll, die vor ihm ist.
Dann wäre es besser, ihn an einen Targetstick (Ess-Stäbchen etc.) zu gewöhnen, dem er folgen soll.
Dabei hält man den Stick erst mal weit weg vom Vogel und belohnt den Vogel immer wieder.
Nach einiger Zeit nähert man den Stick etwas an und belohnt den Vogel immer dann, wenn er ENTSPANNT ist, also keine Angst oder Anspannung zeigt.
Das macht man so lange, bis der Stick recht nah am Vogel sein darf, ohne dass der Vogel Angst hat und der Vogel evtl. den Stick ansieht (immer belohnen, wenn er zum Stick sieht).
Dann setzt man die erwartete Belohnung immer mal so lange aus, bis der Vogel etwas deutlicher macht, bspw. zum Stick sehen, sich zum Stick drehen, auf den Stick zukommen und zum Schluss den Stick berühren.
Das übt man dann so lange, bis er es sehr zügig macht und hält den Stick dann immer mal ein paar Zentimeter vom Vogel weg (links, recht, etwas über oder unter den Schnabel), bis er auch dann immer den Stick berührt.
Dann lässt man ihn erste Schritte dem Stick folgen und nach und nach kann man so dem Vogel beibringen, sich fremden, Angst machenden Gegenständen zu nähern und die auch zu berühren oder drauf zu klettern.
Eines dieser Gegenstände wäre dann die Hand oder der Transportstock.
Das Ganze kann schon mal sehr lange dauern - ein paar Wochen - aber dann geht der Vogel problemlos ohne Angst auf die Hand.
Nach und nach lässt man dann die Belohnung mal weg, also zweimal belohnen, einmal nicht, dreimal belohnen, einmal nicht, belohnen, zweimal nicht usw. bis der Vogel auch ohne Belohnung mehrfach auf die Hand kommt.
Dann lässt man mal den Stick weg, hält ihn so, dass der Vogel nicht sofort dran kommt und belohnt, bevor er den Stick berührt etc., so dass er am Ende ohne Stick auf die Hand kommt.
Dazu sagt man entweder immer das gleiche Wort, damit er auf die Hand steigt, oder man hält ihm die Hand immer in gleicher Weise hin, so dass er lernt, wenn die Hand vor ihm ist, steigt er drauf.
Hand vor ängstlichem Vogel bringt ihm nach und nach bei, immer mehr Angst haben zu müssen.
Lieber immer nur das belohnen, bei dem er noch ganz entspannt ist und sich nach und nach annähern, so dass er in dem Prozess lernt, keine Angst mehr zu haben.
Ich habe hier einen sehr ängstlichen Wellensittich, Fiete, der gelernt hat, dass er immer (inzwischen sehr schnell) zurück kommt und es noch mal probiert, wenn er sich erschreckt hat. Das aber nur, weil ich dann auch sofort "zurückrudere" also etwa die Hand von ihm entferne, wenn er Angst davor hat (weil eine unbekannte Uhr am Handgelenk ist etc.
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Da ich hier aus Deutschland schreibe die obligatorische Frage
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Hast Du geplant, dem Kleinen mal einen Partner zu gönnen?
Neben den Vorteilen für den Vogel geht dann übrigens auch so ein Training schneller, weil die beiden sich darin überbieten wollen, schneller an leckere Belohnungen zu kommen.