Hallo Kadir,
Handaufzucht ist nicht gleich
Handaufzucht. Es gibt Züchter, die nehmen den Elterntieren die Eier weg und lassen sie in künstlichen Brütern ausbrüten und machen dann ab dem Schlupftag
Handaufzucht. Diese Vögel brauchen bis zu 2 Jahren, um ein stabiles Immunsystem aufzubauen, da sie unter ziemlich sterilen Bedingungen aufgezogen werden und so gut wie gar nicht mit Keimen und Bakterien in Berührung kommen, auch nicht mit denen, die für sie wichtig sind. Auch fehlt ihnen die Kropfmilch der Eltern, die durch kein
Handaufzuchtfutter zu ersetzen ist und außerdem haben diese Vögel nur sehr wenig Sozialverhalten, da sie ihre richtigen Eltern nie kennen gelernt haben. Viele Züchter entnehmen die Küken mit ca. 2 Wochen, dann wenn sie die Augen öffnen. Meiner Meinung nach würde es reichen, wenn sie mit 7 oder 8 Wochen entnommen werden, aber vielen Züchtern ist das zu aufwendig, da die Tiere dann schon zu viel Angst zeigen können und es aufwendiger ist, sie an
Handaufzuchtfutter zu gewöhnen. Das diese Tiere nicht mehr richtig zahm werden ist also Quatsch. Normalerweise fliegen Graupapageienbabys mit ca. 12 Wochen aus. Ich persönlich finde, dass man ein Papageienküken nur aus 3 Gründen aus dem Nest nehmen sollte. 1. wenn es von den Eltern nicht mehr oder unzureichend gefüttert wird, 2. wenn ein Elternteil während der Aufzucht verstirbt und es für das andere Elternteil zu viel wird 3 oder 4 Küken alleine aufzuziehen, dann könnte man 2 oder 3 entnehmen und eines im Nest lassen, damit die Brut für das eine Elternteil doch noch erfolgreich abgeschlossen werden kann und 3. wenn man bei der Nistkastenkontrolle z.B. rachitische Veränderungen, Verletzungen oder andere Störungen feststellt, die sich ohne menschliches Zutun nicht von alleine beheben lassen, sprich, dass das/die Küken medizinisch versorgt werden müssen. Aber das ist nur meine Meinung und sie wird sicher nicht mit allen anderen Meinungen übereinstimmen. Wenn
Handaufzucht, dann sollten die Babys auf alle Fälle in Grüppchen aufwachsen, damit sie mit ihren Artgenossen etwas anfangen können, lernen zu spielen und sich zu verteidigen. Sicher geht das nicht, wenn nur 1 Baby da ist. Aber leider gibt es auch Züchter, die bewusst einzeln aufziehen, um besonders zahme auf den Menschen fixierte Vögel zu erhalten. Hier ist vorausprogrammiert, dass der Vogel schon früh zu Fehlverhalten neigen wird. Meines Erachtens spielt es auch noch eine wichtige Rolle, wie die Küken gefüttert werden. Der Fütterungsabstand und die Fütterungsmenge sollte ungefähr so eingehalten werden, wie es in der Natur auch der Fall ist und die Küken nicht vollgestopft werden, um Zeit zu sparen. Hier ergeben sich dann häufig Probleme in späteren Jahren, die man gar nicht mehr mit der
Handaufzucht in Verbindung bringt.Die Fütterung sollte über Einmalspritzen erfolgen und nicht über Kropfsonden, wo den Küken einfach der Kropf vollgepumpt wird, ohne dass sie selbst entscheiden können ob sie satt sind oder nicht. Kropfsonden sollten nur bei Nahrungsverweigerung oder wenn die Küken zu schwach sind, um zu schlucken, angewandt werden. Oft werden auch 6-8 Wochen alte Babys zur weiteren
Handaufzucht angeboten. Wenn hier keinerlei Papageienerfahrung vorliegt, sollte man sich darauf lieber nicht einlassen. Ein Grauer ist ca. mit 14-16 Wochen komplett futterfest. Egal ob
Handaufzucht oder Naturbrut, man sollte sich Zeit lassen und alles gut anschauen, wenn man ein bei einem Züchter ist. Es ist zwar normal, dass einem einige Züchter keinen Zutritt zu den Zuchtanlagen gewähren, um die brütenden Paare nicht zu stören oder mit irgendwelchen fremden Bakterien in Verbindung zu bringen. Trotzdem sollte alles sauber und ordentlich sein und gerade bei
Handaufzuchten sollte einem der Züchter kurze Einblicke gewähren und evtl. bei der Fütterung zuschauen lassen, wenn man ernsthaft interessiert ist. Auch Besuche während der Aufzucht sollten kurzfristig erlaubt sein. Naturbruten sind wieder immer mehr gefragt und auch zu befürworten. Aber auch hier sollte man aufpassen. Es gibt auch Züchter, die die Brutpaare zu Beginn der Balzzeit in kleine Käfige mit Nistkasten dran setzen, weil sie so schneller zur Brut schreiten. Auch das sind Naturbruten, aber das sollte man nicht unterstützen. Wie scheu Naturbruten sind hängt auch davon ab, ob die Eltern scheue Wildfänge sind oder relativ zahm und sich anfassen lassen oder Obst und Leckereien aus der Hand nehmen. Bei ganz scheuen Zuchtpaaren werden auch die Jungvögel scheuer sein und nicht so neugierig, da sie ja nach dem Ausfliegen noch in der
Voliere bleiben müssen bis sie futterfest sind und sich natürlich dann auch schon einiges bei den Eltern abschauen. Grundsätzlich werden aber fast alle jungen Naturbruten zugänglich und zahm. Ausnahmen gibt es natürlich. Ob Du Dich letztendlich für eine
Handaufzucht oder eine Naturbrut entscheidest, musst Du selbst wissen. Wichtig ist, dass Du einen guten Züchter findest, der sich liebevoll um den Vogelnachwuchs und die Zuchttiere kümmert und wo Du das Gefühl hast, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Ich habe versucht, Dir oben ein paar Anhaltspunkte zu geben, vielleicht hilft Dir das ein wenig weiter.
Wenn es möglich ist, solltest Du Dir von Anfang an 2 Papageien gleicher Art zulegen, dann ersparst Du Dir viel Stress mit der Vergesellschaftung, denn je später man damit beginnt, desto schwieriger wird es. Auf alle Fälle sollte ein Zweitvogel hinzu bevor der Erste 1 Jahr alt ist und aus dem Baby ein Teenie mit sturem Kopf wird. Auch wenn Du Dich viele Stunden pro Tag um den Vogel kümmern kannst, wirst Du ihm nicht den Vogelpartner ersetzen können.
Viele Grüße
von Cora und ihrer Rasselbande