Hilfe für verletzten Amsel-Ästling

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Avis

Neuling
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Hallo Vogelfans,

heute Mittag wollte ich mit mit dem Auto wegfahren - als direkt vor mir eine junge Amsel (Schwanzfedern fehlen noch) quer über die Straße hüpfte und dort einfach vorm Auto mit geschlossenen Augen sitzenblieb. Als ich sie einfing, machte sie kaum den Versuch einer Flucht. Sie wirkt etwas zerrupft - vor allem am Schnabel fehlen ihr die Federn; dort ist es auch ganz wenig blutig. Die Flügelspitzen stehen in der Höhe leicht asymmetrisch. :traurig: Die Nachbarin erzählte, dass sie das Tier schon den ganzen Vormittag in ihrem Garten beobachtet und versucht hätte, die Katzen von ihm fernzuhalten. Ich habe das Amselchen dann in einen Käfig nach draußen gesetzt und es mit Traubenzuckerlösung gefüttert. Eltern kamen keine; die Amsel ruft auch nicht. Da ich dann beobachtete, dass sich Fliegen aufs Gefieder setzen, habe ich den Käfig schließlich ins Haus gebracht. Die Amsel wirkt sehr apathisch, sie sitzt ruhig an einer Stelle. Da sie bei Nahrungsangebot auch nicht sperrt, füttere ich sie weiter mit der Traubenzuckerlösung. nun bin ich mir aber nicht sicher, wie viel ich ihr geben muss. Derzeit bekommt sie alle halbe Stunde zwei Pipetten voll. Ob das reicht? Ein Ratschlag würde mir da helfen!

Ersatz-Vogelmama Avis
 
Hallo
Es wäre gut, sie einem vk Tierarzt vorzustellen. Wurde sie von einer Katze verletzt muss sie schnellstens mit einem Antibiotikum behandelt werden. Sonst hilft all die angebotene Hilfe nichts. Ich hoffe, die futterexperten melden sich schnell.

Danke das Du Dich kümmerst!

LG
Selymi
 
Fehlende Schwanzfedern allein sind noch kein Hinweis auf einen Jungvogel. Hat der Schnabel noch Wulstreste?
Ansonsten....siehe Selymi!
 
Hallo Avis, das hört sich nicht gut an. Wie die anderen schon geschrieben haben, muss die Amsel unbedingt heute noch Antibiotika bekommen, wenn Verdacht auf Katzenbegegnung besteht. Es kann sich natürlich auch um eine Kollision mit einem Auto o.ä. handeln. So oder so sollte die Amsel von einem vogelkundigen Tierarzt angeschaut werden. Wenn du deine Postleitzahl schreibst, weiß evtl. Jemand einen in deiner Nähe, vielleicht gibt es bei dir auch eine Vogelauffangstation, die dir helfen kann. Für Auffangstationen schau mal hier (links kannst du nach deiner Postleitzahl suchen): http://www.wildvogelhilfe.org/aufzucht/auffangstationen.html, für Tierärzte hier: http://vogeldoktor.de. Setz die Amsel dunkel und ruhig (Karton) und lass sie bis auf die Traubenzuckerlösung in Ruhe. Die Lösung bekommt sie weiter, aber nicht so viel und nicht so oft. Höchstens ein Mal stündlich, und dann nur 3 Tropfen. Die Tropfen gibst du nur an den Schnabelrand, damit sich die Amsel auf keinen Fall verschlucken kann. Sie werden von selber nach innen gesaugt. Nach jedem Tropfen wartest du, bis die Amsel geschluckt hat (erkennbar an einem Schmatzen und Bewegungen an der Kehle). Futter wird sie in dem Zustand nicht nehmen und auch nicht verdauen können, mit der Traubenzuckerlösung ist sie aber erstmal halbwegs versorgt. Wenn du Oralpädon oder eine andere Elektrolytlösung daheim hast, kannst du auch die geben.

Viele Grüße
Elsa
 
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Hallo Selymi, Elsa und Ingo,

danke für eure Tipps. Ich will euch kurz berichten, wie die Sache ausgegangen ist. Um es vorwegzunehmen: ein Happy End gab es nicht.

Zunächst einmal war der Hinweis von Ingo sehr hilfreich. Ich war so auf die fehlenden Schwanzfedern und auf die etwas flaumige Erscheinung der Amsel fixiert, dass ich erst bei kritischer Betrachtung erkannt habe, dass es sich um ein adultes Tier handelte. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es überhaupt richtig war, in die natürlichen Prozesse einzugreifen. Womöglich war es ein krankes oder altersschwaches Tier, das dann für eine der zahlreichen Katzen interessant wurde. Wahrscheinlich hat es seine Schwanzfedern durch eine Schreckmauser verloren.

Wie auch immer, die Tierärztin hatte an dem Nachmittag keine Sprechstunde. Die Adressen, die du, Elsa, dankenswerterweise angegeben hattest, waren unverhältnismäßig weit weg. Ohnehin machte die Amsel inzwischen einen so apathischen Eindruck, dass wir den Eindruck hatten, sie würde bald versterben - und das sollte sie dann auch in Ruhe, ohne unnötigen Stress, tun können. Wir ließen sie also in dem Käfig, in den wir sie gesetzt hatten und in dem sie regungslos mit geschlossenen Nickhäuten verharrte. Untergebracht im ruhigen Halbdunkel des Gartenschuppens war sie vor Kälte und Katzen geschützt und konnte doch die vertrauten Geräusche von draußen wahrnehmen. Nur die Traubenzuckerlösung boten wir ihr noch an. Nachmittags hatte sie die gern genommen, aber ab dem Abend wollte sie nicht mehr richtig, so dass wir sie auch nicht bedrängten.

So war es auch am nächsten Morgen, also gestern, an dem ich nun auch die Tierärztin (als Haustierbesitzerin kenne ich sie als eine außergewöhnlich einfühlsame und kompetente Person) erreichen konnte. Sie hat bereits einschlägige Erfahrungen mit der Antibiotikabehandlung katzengeschädigter Amseln, die ihr dann doch gestorben sind. Einschläfern, fand sie, würde dem Tier unnötig viel Stress bereiten (s. o.). Sie plädierte dafür, die Amsel einfach wieder nach draußen zu setzen, damit sie ihre letzten Atemzüge in der vertrauten Umgebung tun könne, selbst wenn dann die Katze kommt. In einer Gegend mit hoher Katzendichte fühlt man sich da schon zwiespältig. Letztlich blieb der Amsel diese Vorgehensweise aber erspart (oder vorenthalten), denn als ich nach dem Gespräch nach ihr sah, war sie verstorben.

Nun habe ich noch eine Frage an Elsa, und das betrifft die Menge der Traubenzuckerlösung (für den nächsten Vogelnotfall). Vor dem Hintergrund des hohen Stoffwechsels von Vögeln finde ich die Menge von 3 Tropfen pro Stunde extrem wenig. Für welchen Zeitraum reicht das denn, ohne dass, sagen wir, wieder eine ausgewachsene Amsel, wegen mangelnder Energie- und Flüssigkeitszufuhr schlappmacht? Weißt du das?

Nochmals danke für eure Ratschläge,

Avis
 
Hallo Avis,

schade, dass die Amsel es nicht geschafft hat. Aber so wie es klang, war sie schon in einem sehr schlechten Zustand. Die Traubenzuckerlösung (oder besser Elektrolytlösung mit Traubenzucker, z.B. Elotrans oder Oralpädon aus der Apotheke) ist natürlich nur eine Notfallversorgung, bis der Vogel wieder selber frisst bzw. gefüttert werden kann, bzw. um die Zeit bis zum Tierarztbesuch zu überbrücken. Das Problem ist, dass Fundvögel meistens ausgetrocknet und oft auch ausgehungert sind, häufig auch ausgekühlt, und die Verdauung erst langsam wieder in Gang kommen muss, daher fängt man nicht sofort mit der Fütterung an. Optimal für solche Fälle wäre, wenn du Amynin da hast und das zusätzlich gibst. Bei erwachsenen Vögeln würde ich den Abstand zwischen den Flüssigkeitsgaben sogar noch ausdehnen, da jeder Menschenkontakt für den Vogel enormen Stress darstellt. Aber 3-4 Tropfen pro Stunde ist ein guter Richtwert.
Oft lohnt sich ein Anruf bei einer Auffangstation auch, wenn sie weiter weg ist. Zum einen bekommst du dort evtl. gute Tipps per Telefon, zum anderen kennen die Leute oft auch Jemanden, der in deiner Nähe ist und dir helfen kann, obwohl er nicht auf der Liste steht.
Übrigens, nach draußen setzen und seinen Fressfeinden aussetzen würde ich ein geschwächtes Wildtier nicht, das finde ich schon eine merkwürdige Idee von deiner Tierärztin...

Elsa
 
Thema: Hilfe für verletzten Amsel-Ästling
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