Hobby ausgeartet

Diskutiere Hobby ausgeartet im Forum Artenschutz im Bereich Allgemeine Foren - "Verbrecher aus Leidenschaft. Sie konnten der Schönheit der Vogelfedern nicht widerstehen." (Spektrum.de)
Der Artikel beschreibt neben dem Diebstahl auch sehr gut, warum es eigentlich so viele Vogel- und Federpräparate in Museen gibt und worin eigentlich ihr Wert liegt.

Ich arbeite auch mit historischen Präparaten in verschiedenen Museen und habe ständig Probleme, weil entweder Etiketten fehlen (ich also raten darf, welche der 500 Krabben im Regal von der Expedition stammt, die ich untersuchen möchte) oder tatsächlich das ganze Präparat geklaut wurde. Man kann sich kaum vorstellen, wie extrem das die Forschung behindern kann. Und wenn dann noch einer daher kommt, der das weiß - und dann absichtlich Präparate zerstört! - müsste man dem aber mehr als ne Bewährungsstrafe geben...
 
Zuerst stand nur das ganz normale Sammeln von Federn und Präparaten. Dann mussten die beiden halt alles was speziell ist haben. Totale Sammelleidenschaft die überbordete. Gibts in anderen Sammelbereichen ja auch. ( Kunstraub etc...)

Mit ein Grund, dass ich mich nie mit dem Handel beschäftigt habe und praktisch nix aus dem Ausland organisiere.

Kenn die beiden aber war zum Glück nie involviert. Aber allein dass sie mal Kunden waren, hat schon ausgereicht dass mir diverse Medien bis zum Stern schon desswegen angerufen haben. Hab im Laufe der Jahre tausende Kunden gehabt und weiss auch nicht was die alles sonst noch machen.

@ harpyja: Was die fehlenden Etiketten betrifft: Kenne Museen die digitalisiert haben und alle original Etiketten entfernt haben. Ein Graus. Gibt da nun leider Belege, die unwiederrufbar verloren sind da man sie nicht mehr zuordnen kann ( die angegebene Nummer des Exponates existiert im PC des Museums nicht ) betrifft z.B. das einzige mögliche Belegsexemplar eines wilden Sakers aus der Schweiz.
Kenne aber auch Sammlungen die in Museen buchstäblich vergammeln, weil sich niemand darum kümmert. Tonnenweise Zeug wo es nicht mal Inventare dazu gibt etc.
 
Kenne aber auch Sammlungen die in Museen buchstäblich vergammeln, weil sich niemand darum kümmert. Tonnenweise Zeug wo es nicht mal Inventare dazu gibt etc.

Ja, das passiert auch gern. Museen werden ja auch mal kleiner und mal größer, und wenn plötzlich nicht mehr für jeden Bereich Spezialisten da sind und keiner mit dem Material arbeitet, vergammelt es wortwörtlich in irgend einer dunklen Ecke. Du hast ja mal geschrieben, dass Museen auch Präparate entsorgen, aber das habe ich zum Glück noch nicht erlebt. Ich fürchte aber, viel von meinem derzeit gesuchten Material hat dieses Schicksal ereilt...

Ich habe mich bei meiner letzten Recherche auch sehr geärgert. Ich habe nach Nasspräparaten aus dem 19. Jahrhundert von einem gar nicht so unbekannten Sammler gesucht. Leider wurden sie in den letzten 30 Jahren von etwas überambitionierten Assistenten neu "eingemacht" und alte Gläser und Etiketten wurden entsorgt. Die "komischen Nummern" auf diesenden alten Etiketten wurden bei der Digitalisierung nicht übernommen. Nun habe ich aber eine originale Handschrift von damals, die alle Daten zu eben diesen Nummern liefert... Aber niemand kann mehr die Präparate zuordnen!

Aber ist ja spannend, dass du mit den Typen da zu tun hattest...
 
Bei dem Museum mit den Etiketten waren es Spargründe. Man stellt lieber Praktikanten an, die bisher nichts mit der Materie zu tun hatten. Dabei wären die Nachforschungen bei wirklich alten Stücken oft sehr interessant. Das älteste Exponat das ich bisher bis zum "Ursprung" zurückverfolgen konnte war ein Gerfalke von um 1790 vom Bodensee. ( hab dazu dann einen kleinen Bericht für eine naturforschende Gesellschaft geschrieben). Ist immerhin eines der zwei existierenden Belegstücke für Oesterreich.

Berufsbedingt hat man natürlich mit verschiedenen "Sammlern" zu tun. Manchmal muss man sich auch Distanzieren und will gar nicht alles wissen. Da hört man Geschichten von reihenweise geschossenen Schelladlern, illegale beschafften Harpyen und Affenadlern, ebensolchen spanischen Kaiseradlern etc. etc. Da will man nichts damit zu tun haben.
Das betrifft aber zum Teil sogar Museen, die sich noch aktiv Material besorgten und bei Nachfrage betreffs Verwerflichkeit, gabs schon die Antwort: Da wird der Urwald sowieso abgeholzt und die Tiere verschwinden, da spielts ja keine Rolle mehr...

Was die Beschaffung von Federn betrifft, da schlagen die Chinesen zur Zeit aber alles. Federn von Uhus , Adlern, Weihen etc. kann man dort in Massen kaufen. Buy Products Online from China Wholesalers at Aliexpress.com Sind auch einige gefärbte Federn, Fasane etc. dabei aber viele Originale.

Auf Anfrage von mir bei den Chinesischen Händlern war weder Herkunft bekannt noch dass es für den Versand eine CITES Bestätigung bräuchte etc. Da wird alles abgemukst was sich verkaufen lässt. WWF, CITESbehörden etc, interessiert es nicht. Hab dort selber angefragt desswegen.
 
Hallo!
Das macht mal wieder klar, wie wichtig diese Daten für einige eigentlich waren (nämlich gar nicht) und welche Stellen u. À. fehlbesetzt sind.
 
Hallo!
Das macht mal wieder klar, wie wichtig diese Daten für einige eigentlich waren (nämlich gar nicht) und welche Stellen u. À. fehlbesetzt sind.

Bei Museen ist aber auch die Finanzierung ein Problem. Weil die meist einer Uni angegliedert sind und daher staatlich finanziert, fehlt eigentlich immer Geld (außer aktuell dem Berliner Naturkundemuseum...) und daher besetzt man die Stellen mit HiWis, also schlecht bezahlten Biostudenten. Manch größeres Museum hat nur 2 oder 3 hauptamtliche Mitarbeiter, die für die Sammlung zuständig sind.
 
Hallo,

wieso fehlt dem Berliner Naturkundemuseum kein Geld? Als ich das letzte mal da war (ist schon ein paar Jahre her) waren ganze Trakte nicht betretbar. Ich war komplett schockiert, wie das heruntergekommen war. Gehts denen jetzt besser?

Ich vermute, was in den Sammlungen auch ein Problem ist, dass da aus Konkurrenzdenken mutwillig Material unzugänglich gemacht wird. Reicht ja, wenn man das Ettiket entfernt oder es ins Regal daneben stellt. Und schon kommt der Konkurrent, der am selben Forschungsprojekt arbeitet, nicht mehr dran.

Viele Grüße
 
Mit den Sammlungen ist es mehr das Problem, dass da nicht 10 000 Objekte, nicht 100 000, sondern je nach Museum oft Millionen von verschiedenen Objekten da sind. Oft 100 - 200 Jahre alt. Jede Menge noch unerfasstes Zeug. Z.B. London hat ca 70 000 000 Objekte.
Mit dem Meisten wird nie etwas weiter gemacht.
Es ist eingelagert falls mal irgendwann jemand etwas nachforschen will. Die Wahrscheinlichkeit ist oft bescheiden.

Für den Normalbürger unzugänglich ist das Allermeiste. Ausgestellt nur ein winziger Bruchteil.

Nicht datiertes Material ist für ein Museum meist ziemlich wertlos. Wissenschaftlich gesehen. Also jedes Museum wird sich hüten mutwillig Daten zu vernichten.
 
Hallo,

Mit den Sammlungen ist es mehr das Problem, dass da nicht 10 000 Objekte, nicht 100 000, sondern je nach Museum oft Millionen von verschiedenen Objekten da sind.

Genau deshalb ist ein Objekt, das ins Regal gegenüber gestellt wird anstatt an den richtigen Platz, praktisch für immer weg. Oder zumindest für lange Zeit.

Ich sag ja nicht, dass die Museen das selber machen. Die hätten da 0 Interesse dran. Aber wenn 2 Wissenschaftler an 2 Projekten zum selben Thema arbeiten, dann wird da der eine oder andere vermutlich schon versucht sein, den anderen mit kleinen Tricksereien etwas auszubremsen. Das ist ja ein knallhartes Geschäft, wenn man da 3 Jahre oder mehr an einem Projekt arbeitet und der andere veröffentlicht nur 1 Tag vorher, dann war alles umsonst.

Ich hab auch in wiss. Arbeiten schon verschiedentlich die Beschwerde gelesen, dass von anderen im Museum entliehene Objekte einfach nicht mehr zurückgegeben wurden.

Viele Grüße
 
wieso fehlt dem Berliner Naturkundemuseum kein Geld?

Bund und Land haben dem Museum gerade 660 Millionen Euro zur Verfügung gestellt (also 660.000.000..!)

Ich hab auch in wiss. Arbeiten schon verschiedentlich die Beschwerde gelesen, dass von anderen im Museum entliehene Objekte einfach nicht mehr zurückgegeben wurden.

Da kenn ich auch ein paar Geschichten und Menschen, denen bei Erwähnung des Themas die Weißglut kommt ;) Ja, selbst der ein oder andere Holotyp (das erstbeschriebene Exemplar einer Art) hat so schon sein Ende gefunden.
 
Hallo,

und ich dachte, Berlin wäre pleite!? Damit lässt sich was anfangen. Dann hoffen wir mal, dass das besser läuft als beim Flughafen...

Viele Grüße
 
Thema: Hobby ausgeartet

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