Moin,
ich hatte an anderer Stelle schonmal erwähnt, daß ich eigentlich nicht so speziell der Vogelmensch bin und möchte an dieser Stelle mal eine Lanze für, aus meiner Sicht, zu unrecht unbeliebte und gefürchtete Insekten brechen.
Die auch in diesem Thread schon erwähnten Hornissen (Vespa crabro) sind, meines Erachtens nach, zu unrecht unbeliebt. Das einzige Kontra, welches es in meinen Augen gibt, ist ihr Fleiß, der dazu führt, daß sie auch nachts arbeiten und dadurch leider oftmals in Kerzen fliegen, die bei einem netten sommerlichen Beisammensein im Garten auf dem Tisch stehen. Aber dafür gibt es Glasgestelle, wie Laternen oder Sturmlampen, die die Hornissen auf sicherem Abstand zur Flamme halten. Ansonsten halten sich die Brummer meist eher fern vom Menschen und sie halten auch die "normalen" und manchmal etwas aufmüpfigen Wespen fern. Wenn Wespen mitbekommen, daß sich ein Hornissennest im Garten befindet, ziehen sie um oder gar nicht erst ein oder werden zur Mahlzeit der Hornissen.
Hier nun mein Hornissenkasten nach Mündener Vorbild in seinen Entstehungsschritten. Maße etc. findet man schnell auf Google, wenn man "Mündener Hornissenkasten" als Suchbegriff verwendet. Ich werde hier mal versuchen ein wenig zu zeigen, worauf es ankommt.
1. Der Boden sollte nicht geschlossen sein, sondern eine Möglichkeit haben, daß die Abfälle und Exkremente des Volks herausfallen/-kleckern können. Ich bin kein Freund der eingeschobenen Plastikschalen, da es dadurch auch leicht zu ungewolltem Schimmel kommen kann, durch die Suppe aus... ja... will man nicht. So ist es natürlich und luftig.
Wichtig dabei, daß die Böden so weit überlappen, daß kein freier Blick nach unten existiert. Und die Böden sollten natürlich schräg sein für den besseren Ablauf.
2. Damit der Regen gut ablaufen kann, sollte das Dach eine Schräge haben. Niedrigster Punkt des Kastens sollte 60cm nicht unterschreiten, da es sonst gegen Ende des Sommers zu eng werden kann. Breite und Tiefe sollten je 23-25cm sein.
3. Spechtschutz. Wenn ein Specht gelegenheit bekommt, den Kasten aufzumeißeln und sich an den Larven zu laben, wird er es tun. Ich habe mir ein 3mm Aluminiumblech bestellt, es entsprechend längenmäßig zurechtgesägt und dann zwei Bohrungen auf einer Linie gemacht und die Bohrungen mit einer Stich-/Pendelhubsäge, in der ein Metlallsägeblatt war, verbunden. Anschließend habe ich in den Ecken jeweils ein Loch zum späteren anschrauben gebohrt und mit einem Senkbohrer die Vertiefung für den Schraubenkopf vorbereitet. Für den oberen Spechtschuzt habe ich noch ein weiteres Loch unter dem Schlitz gebort und von hinten mit dem Senkbohrer vertieft, damit auch dort der Schraubenkopf nicht stört.
Hier habe ich von hinten mit einer Schraube ein Stück Leiste aufgeschraubt, welches das Anfliegen erleihtern soll (auf späteren Bildern ist es schräg gedreht, damit das Wasser besser ablaufen kann).
Nach dem Aufschrauben, habe ich das Holz dahinter mehrfach durchbohrt und dann den Rest mit Raspel und Rundfeile Dem Schlitz im Alu angeglichen.
Warum eigentlich zwei Schlitze? Das kann man mit Recht fragen! Es ist so, daß im Laufe des Sommers das Nest von oben nach unten gebaut wird. Irgendwann ist das obere Einflugloch einfach zugebaut und ab da wird dann von unten eingeflogen.
Und warum Schlitze und keine Löcher? Wird besser von den Hornissen angenommen. Wenn sie die Wahl haben nehmen sie immer den Kasten mit Schlitzen.
4. Absturzsicherung! Damit das Nest, welches später im Jahr fast den ganzen Kasten ausfüllen wird und damit auch ein ganz schönes Gewicht bekommt, nicht abstürzen kann, sind links und rechts ein paar Leisten angebracht. Man darf nicht vergessen, oben hängt das Nest an einem dünnen Stiel.
5. Angerauhte Leiste zum Besfestigen des Nestes oben. Hier muß die Königin die Möglichkeit haben den Stiel in der Mitte gut zu befestigen.
6. Das Dach sollte einen guten Überstand haben, damit es nicht durch die Anflugschlitze hineinregnet, wir wollen ja keine nasse Matschepampe und Schimmel im Nest. Ich habe 7cm Überstand gewählt.
Achja und die Frontplatte ist nicht Geschraubt und geleimt, sondern nur geschraubt, damit im Folgejahr das alte Nest (Anfang bis Mitte April ist eine gute Zeit) entefernt werden kann. Ein wenig Nestrückstände sollte man drin lassen, das übrzeugt die Königin davon, daß dies ein geeigneter Ort für ein Nest ist.
Damit man nicht Probleme bekommt, weil man die Schrauben oben zu dicht unter dem Dach angebracht hat und mit dem Schrauber nicht mehr dorthin kommt, ist es besser die oberen Schrauben erst nach dem Anbringen des Daches einzuschrauben.
Den Akkuschrauber habe ich mal daneben stehen gelassen, damit ihr eine Vorstellung von der Größe des Kastens bekommt.
7. Das Dach decken. Ich habe das Dach aus zwei Brettstücken geleimt, schon von daher ist es gut das Dach mit einer Auflage zu versehen, aber auch sonst bietet es sich an hier Blech oder Dachpappe aufzubringen.
Fertig.
Die Leisten, zum Anbringen des Kastens an dem Baum in 4m Höhe, sind eingekerbt, da ich den Kasten mit 2 Gurten am Baum befestigen möchte und diese nicht abrutschen sollen. Die Gurte kann man entsprechend erweitern, wenn der Baum wächst. Vielleicht werde ich aber auch nochmal schauen, ob ich nicht zwei kräftige Stahlfedern finde, die ich beim Gurt dazwischen hänge, um das ganze dehnbar zu gestalten.
Wenn euch der Kasten gefällt, baut doch auch mal einen, ist gar nicht so schwierig.
Die Hornissen können ein wenig Liebe und Unterstützung gut brauchen!
Gruß,
Lars