Zu dem Link auf der ersten Seite und @Margareta möchte ich folgendes zu bedenken geben: eine bestandspezifische Impfung ist sicher gut, wenn man denn einen stabilen Bestand hat. Man würde aber keine doppelblinde Impfstudie gegen Placebo innerhalb eines Bestandes genehmigt bekommen. Wenn es nicht gleich als unethisch verworfen würde, gäbe es Bedenken zur Aussagekraft wegen der Herdimmunität eines zur Hälfte geimpften Bestandes. Statt dessen wären Untersuchugen auf die spzifischen Antikörper sinnvoll gewesen, denn nur bei erfolgter Serokonversion kann man überhaupt von Impfschutz ausgehen.
Auch ein Ausbruch bei "Spätjungen" ist keinesfalls verwunderlich, sondern zu erwarten. Man kann den Ausbruch zum Teil sogar exakt am Alter festmachen. Bis zum Alter von 3-4 Monaten bzw. bis zum Eintritt der Geschlechtsreife läuft die gesamte Immunabwehr ausschließlich über die Bursa fabricii, die von bestimmten Viren wie Circovirus komplett lahmgelegt werden kann, bevor die Abwehr im Blut greift. Ältere (Jung-) Tiere erkranken daher häufig nicht mehr, auch wenn sie Erreger ausscheiden, aber durch erkrankte jüngere Tauben, die hinzukommen, steigt wiederum der Infektionsdruck. In einen Bestand mit Verdacht auf Ausscheider (auch aus den Vorjahren) sollte man daher gar keine jüngeren Tauben als vier Monate dazu setzen.
Aus einer betroffenen
Voliere von vor zwei Jahren haben wir sehr viele Tauben untersuchen lassen. Einige hatten Pilzgranulome in allen Organen. Man muß also unbedingt daran denken, daß man gerade bei solchen Tauben mit Antibiotika beginnen könnte, Candida oder Aspergillus zu züchten und diese gleich mit abdecken, wenn man nicht genau hinterher ist. Die verpilzten Tauben hatten übrigens angefangen zu drehen; PMV war nicht beteilgt. Die Erwähnung der Pilzgefahr bzw. deren Ausschluss vermisse ich in dem Link völlig.
Trichomonaden und Kokzidien gehören nicht zum Komplex der "Jungtaubenkrankheit" und brechen häufig zusätzlich aus. Beides kann man aber in seinem Bestand ganz gut im Griff behalten durch regelmäßige Kontrollen.
Viren kann man schlecht diagnostizieren und behandeln, vor allem kann man im Akutfall darauf sowieso nicht warten. Zur Unterstützung der Sofortabwehr haben wir gute Erfahrungen mit Zylexis. Bereits bei der ersten auffälligen Taube muß die
Voliere komplett geräumt und desinfiziert und eine Inkubationszeit von mindestens drei Tagen bei den übrigen Tauben abgewartet werden. Das begrenzt die Verluste enorm und ist ganz sicher besser als infizierte Tauben noch am Haus herumfliegen zu lassen, wie es in dem Link beschrieben wird.