Kanarienvogel behindert: Einzel- oder Paarhaltung? Hat jemand Erfahrung?

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Federsocke

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Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und würde mich freuen, wenn mir jemand einen Rat geben könnte, da ich ein spezielles Problem habe.

Ich besitze seit 2 Jahren meine kleine orange quirlige Federsocke (Farbkanarienvogel, soll ein Männchen sein, aus 2011). Das kleine Kerlchen ist fidel, allerdings behindert. Die eine Hinterkralle steht nach vorn, so dass er Schwierigkeiten hat, auf glatten Stangen zu sitzen. Ich habe den Vogel vor zwei Jahren von einer Tierhandlung inkl. Erstausstattung geschenkt bekommen, da der Vogel alle anderen Kanarienkollegen im Käfig fast verrückt gemacht hat und er von mehreren Käufern zurückgebracht wurde. Der Vogel flog permanent nur im Käfig rum, fiel dann oft erschöpft zu Boden und hackte wild um sich, wenn er denn mal saß. Ich habe das Kerlchen dann bei mir aufgenommen (Einzelhaltung). Am Anfang war’s bei mir nicht anders. Ich habe dann aber seinen Käfig behindertengerecht mit Zweigen und Ästen ausgestattet, so dass er nicht mehr abrutschen konnte und ihm viel Zeit gewidmet, so dass er sich an mich und die neue Umgebung gewöhnen konnte. Hat er auch prima, er ist ganz ruhig geworden (hat aber über 1 Jahr gedauert!), liebt seinen Käfig und will da eigentlich auch gar nicht raus. Es ist seine sichere Umgebung geworden.

Das Kerlchen ist, weil ich ihm viel Zeit widme, völlig auf mich fixiert. Wenn er mich nicht sieht (der Käfig steht in meiner Arbeitsecke und ich arbeite von Zuhause) ruft er solange und reckt seinen Hals, bis er mich wieder sieht. Er ist völlig zahm, will gestreichelt werden und springt sofort in meine Hand, wenn ich sie in den Käfig halte, und lässt sich dann genüsslich durchkraulen. Das zufriedene Gluckern dabei ist wirklich eine Wonne! Ich hatte schon früher Kanarienvögel, aber so ein zahmes Kerlchen noch nie, finde es auch ungewöhnlich. Das Kerlchen ist absolut sensibel und reagiert auf jegliche Veränderungen extrem. Dann verstummt er, sitzt nahezu „beleidigt“ in der Ecke. Das passiert selbst schon morgens, wenn ich die Jalousien hochziehe und es ist draußen duster wie derzeit oft.

Nun denke ich darüber nach, ob ich ihm nicht doch eine liebe Frau kaufe, damit er sein Vogeldasein nicht allein verbringen muss. Meine Tierärztin ist zwiegespalten, da sie das Sensibelchen kennt und der Vogel wieder gestresst werden könnte. Kauf eines Kanarienweibchens einfach so scheidet völlig aus. Das Weibchen müsste von einem Züchter stammen, damit es ggf. zurückgegeben werden könnte. Außerdem müsste eine lange Eingewöhnungszeit erfolgen.
Hat jemand von Euch einen Rat für mich, ob ich es wagen soll in diesem speziellen Fall, evtl. eigene Erfahrungen? Lässt sich ein Züchter auf eine längere Eingewöhnungsphase ein?
Ich möchte ja, dass es meiner Federsocke gut geht, sonst hätte ich ihn ja gar nicht erst aufgenommen.

Danke für Eure Tipps und Meinungen und viele Grüße

Federsocke
 
Hallo,


in diesem Fall würde ich es bei der Einzelhaltung belassen , da der Vogel anscheinend ein ganz " besonderes " Verhalten zeigt. Eher völlig untypisch für einen Kanarienvogel .

Er scheint ja zufrieden zu sein .Ich würde ihm den Stress eines 2. Vogels nicht antun . Zumal im Frühjahr dann der Geschlechtstrieb kommt und das wird dann auch problematisch , wenn er , naja , möchte es aber aufgrund seiner Behinderung evtl. nicht schafft :~
 
Hallo Andrea , Du hast sein Sitzverhalten ja anscheinend im Griff.Ansonsten hätte ich da einen Tip. Nimm keine runden Hölzer sond schmale ca. 5 - 10mm breite Leisten . Er kann so mit dem gesamten Fuß landen und ausbalancieren.
Die Frage ob Du ihm eine Henne dazu holen solltest würde ich verneinen. Tu es dem Kleinen nicht an.Entweder er kommt total in den Stress oder er kann auch gegenüber der Henne agressiv werden, weil er Deine Liebe teilen muss. Wenn es gut gehen sollte und er auf die Henne fixiert ist (was ich nicht glaube ) wird er seine Zutraulichkeit verlieren . So wie Du euer
Verhältniss beschreibst fehlt ihm absolut nichts . Mein Rat : Lass es sein. Viel Freude euch Beiden weiterhin.
Lieben Gruß Heinrich. HP i. Profil
 
Hallo Andrea, hallo Heinrich,

herzlichen Dank für Eure fixen Rückmeldungen. Ja, der Kleine ist wirklich speziell und etwas Besonderes. Nein, Stress soll er nicht haben, sondern ganz viel Liebe.

Danke für den Tipp mit den Leisten. Das habe ich bislang noch nicht ausprobiert. Ich wechsele derzeit alle 2-3 Wochen die Äste, damit eine andere Grifffläche da ist, damit keine Druckstellen entstehen. Das Problem gab’s am Anfang mit seinem Füßchen und da war es immer wund. Mittlerweile habe ich das im Griff und auch seine „Landebahnen“ sind rutschsicher ausgestattet.

Ich wollte gerade noch ein Foto von der Federsocke einfügen, hat aber irgendwie nicht geklappt.

Liebe Grüße und Danke
 
Hallo Federsocke

Die Leisten sind nur zu empfehlen. An und für sich wäre es ideal, wenn der Vogel keine runden, glatten Stangen hätte.

Bezüglich Einzelhaltung bin ich etwas hin- und hergerissen. Einerseits verstehe ich die Argumentation für eine Einzelhaltung und stelle auch fest, dass sich der Vogel unterdessen speziell verhält. Die Frage ist nur, ob dieses spezielle Verhalten darauf zurückzuführen ist, weil er keine andere Wahl hat und er sich möglicherweise schneller als erwartet an eine andere Situation anpassen würde. Meiner Meinung nach sollte man den Versuch höchst vorsichtig wagen.
Damit meine ich auf keinen Fall, ein zweites Tier zu ihm hineinsetzen. Das könnte sehr unschöne Folgen bis zu einem Schlaganfall haben. Es gäbe meines Erachtens nur die Variante, einen zweiten Käfig unmittelbar daneben zu stellen und nachher die Reaktion über längere Zeit, mehrere Wochen, beobachten. Die Fressnäpfe würde ich so nahe wie möglich gegenüber anbringen, so dass sie sich durch das Gitter dazwischen anschauen.
Ich wäre optimistisch, dass sich da mit der Zeit etwas ändert. Wenn solche Anzeichen klar erkennbar sind, gibt es schon nur die Möglichkeit beide Käfige zu öffnen und festzustellen, "wer nun was macht" und wer wohin fliegt und ich vermute stark, mit einiger Ausdauer würde eine Verpaarung gelingen.
Selbstverständlich ist auch das Risiko nicht auszuschliessen, dass sie sich auch nach langer Zeit nicht hold sind. Mit einer sehr subtilen Vorangehensweise und ohne Zwang scheint mir aber dieses Risiko minimierbar zu sein. Aus meiner Sicht sind viele gescheiterte Versuche auf Hauruck-Uebungen zurückzuführen. Vögel reagieren nun mal konservativ und schätzen Veränderungen nicht.

Ich habe seit rund vier Jahren unter anderem eine Henne, seinerzeit aus dem Zoohandel. Sie liess am Anfang kein anderes Tier an den Futternäpfen zu. Das ging von Angackern bis zu Luftkämpfen und war teilweise echt besorgniserregend. Meine Vermutung ist, dass sie irgendwann vorher stark um Futter kämpfen musste. Ich habe sie dann über ein Jahr in Einzelhaltung genommen, weil es anders gar nicht ging. Dann habe ich den Versuch unternommen und sie mit einem Hahn verpaart. Die Käfige stellte ich nebeneinander, am Abend öffnete ich sie. Die Henne flog zu ihm rüber, schlief dort, am Morgen öffnete ich wieder und sie flog zurück. Dies über etwa einen Monat. Das funktionierte sehr gut.
Seit knapp zwei Jahren sind die beiden nun zusammen - ohne Probleme.

Gruss
alona.09
 
Hallo alona,

ja, ich bin auch hin- und hergerissen, weil ich auch nicht weiß, ob sein ungewöhnliches und zahmes Verhalten einfach auf den intensiven Kontakt mit mir zurückzuführen ist und er sich ggf. einfach bei mir sicher fühlt. In der Zoohandlung, aus der ich ihn bekam, war er ja auf sehr beengtem Raum auch nur unter männlichen Kollegen. Vielleicht wurde er von denen ja auch attackiert, zudem konnte er auf den runden Plastikstangen nicht sitzen und flog deswegen lieber permanent bis zur Erschöpfung und hackte wild um sich, um sich zu verteidigen.

Das mit dem wilden Rumhacken macht er im Übrigen auch bei fremden Menschen. Wenn die Tierärztin ihn untersuchen will, gibt es immer Gelächter: wenn sie ihn einfangen will, stürzt er sich freiwillig regelrecht auf ihre Hand mit aufgerissenem Schnabel und hackt wie wild auf die Hand ein. Sieht ziemlich lustig aus, wenn so ca. 14 Gramm gegen den Rest der Welt kämpfen! Bei mir macht er das nicht, sondern lässt sich lieber kraulen.

Vielleicht sollte ich mir mal einen „Leihkanarienvogel“ besorgen (Urlaubsbetreuung), nur um einfach zu sehen, was überhaupt passiert, wenn ein Vogel im Käfig daneben steht, und erst danach weitersehen.

Danke für die Tipps mit den Leisten. Bin sofort heute Morgen losgezogen und werde morgen die erste installieren. Bin schon gespannt, ob das Kerlchen sie mag oder (was schon mehrmals passiert ist mit Ästen, die ihm nicht gefielen), so lange rumschreit (aber richtig heftig und laut!), bis ich das fremde Ding wieder entfernt habe und ihm einen besorgen, den er mag. Irgendwie hat das kleine Kerlchen mich gut im Griff ...

Liebe Grüße

Federsocke
 
Ich habe einen Zebrafink mit einem verkrüppelten Füßchen. Auf Anraten eines v.k. Tierarztes hat er ein Sitzbrettchen bekommen, kommt aber gut auch mit Naturästen verschiedenen Durchmessers zurecht.
 
Hallo Selene,

ja, meine Federsocke bekommt auch nur Naturäste und hat seit heute eine neue breitere Leiste. Uiui, der Austausch war aufregend, aber nach in paar Stunden akzeptiert.

Habe gerade in Deinem neuen Thread gelesen, dass Dein Federknäuel Caruso heißt. Prima, meiner auch!

Liebe Grüße, auch von Caruso an Caruso

Federsocke
 
Thema: Kanarienvogel behindert: Einzel- oder Paarhaltung? Hat jemand Erfahrung?

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