Lagos Literaturtips

Diskutiere Lagos Literaturtips im Forum Prachtfinken allgemein im Bereich Prachtfinken - Hallo ! Da bei uns ein Gartencenter samt Zooabteilung von nun an nur noch Pleitegeier verkauft, bzw. die Pforten schließt, gab es hier Bücher...
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Worbast

Guest
Hallo !

Da bei uns ein Gartencenter samt Zooabteilung von nun an nur noch Pleitegeier verkauft, bzw. die Pforten schließt, gab es hier Bücher zum Sonderpreis und ich habe mir einfach mal zwei Prachfinkenbücher für zusammen 3 EUR mitgenommen, die auch in Lagos Liste sind.

Eines davon habe ich gerade mal gelesen und möchte Euch durchaus meinen Eindruck mitteilen. Es geht um:

Zebrafinken, Horst Bielfeld, Gräfe und Unzer Verlag

Zunächst mal sollte man dazu sagen, dass die Zielgruppe des Buches einerseits totale Anfänger sind und dazu noch möglichst unterhalb der 17 Jahre anzusiedelt ist. Also ein Buch für den menschlichen Nachwuchs in der Vogelhaltung. Ich sage das direkt, weil das aus dem Buch nur nach Lektüre hervorgeht, aber nirgendwo so auf dem Umschlag oder einem Vorwort (gibt es im Buch nicht) gekennzeichnet ist.

Die Gliederung und der Umfang der Informationen ist aus meiner Sicht für ein solches Buch völlig in Ordnung. Insgesamt ist das Buch durchaus ganz gelungen, um Anfängern in der Zebrafinkenhaltung einen ersten Eindruck zu vermitteln und einige Fragen zu klären, die auch im Forum auch bei erwachsenen Haltern immer wieder auftauchen (zum Beispiel Volierengrößen, Kauf beim Züchter, Verhalten der Tiere, etc).

Es sind allerdings auch etliche sachliche Fehler enthalten, die ich in dieser Form bei Bielfeld nicht erwartet hätte. Das geht bereits auf Seite 6 los, wo ein paar Mutationen dargestellt werden. Leider passen die Bilder nur teilweise zu den Bildunterschriften. So wird ein angebliches wildfarbenes Zebrafinkenpärchen gezeigt, bei dem das Weibchen eindeutig braun ist, während der Hahn halbwegs dem entspricht, was man sich darunter vorzustellen hat. Als Farbmutation "Maske grau" wird dann ein ebenfalls brauner Hahn gezeigt, der farblich ganz gut zu der angeblich wildfarbenen Henne passt.

Ein weiterer "Fehler", den man aber in vielen Büchern findet, ist die Sache mit den Schlafnestern, die laut Buch zur Grundausstattung (Seite 17) gehören, weil Zebrafinken dort nicht nur brüten sondern auch schlafen. Genau das ist ja das Problem an der Sache - sie schlafen dort nicht nur, sondern brüten dort dann auch :o . Irgendwie ist Bielfeld das aber wohl auch bewußt, also empfielt er auf Seite 33 den Einsatz von Kunststoffeiern, was aber natürlich nicht verhindert das die Tiere Energie für das Bebrüten aufwenden und vorher schon echte Eier gelegt haben, was den Weibchen auf die Dauer nicht allzu gut tut, wenn sie konstant brüten und das ganze Jahr hindurch regelmäßig Eier legen.

Nicht gelungen fand ich die Tips zum Nistmaterial (Seite 32). Hier war allen Ernstes die Rede von "Baumwollfäden" zum Auspolstern des Nestes für dessen Bau richtigerweise Kokosfasern empfohlen wurden. Auf dem Foto dazu war aber Scharpie zu sehen, von der insbesondere Teenager nicht wissen dürften, dass diese mit dem Wort Baumwolle gemeint ist. Der Hinweis im Text auf die Baumwolle ist sogar für die Tiere gefährlich, weil sie sich mit echten Baumwollfäden die Zehen oder Füße strangulieren könnten. Also für einen Anfänger eher verwirrend als erhellend, dieser Bereich des Buches.

Ebenfalls nicht ganz sauber waren die Hinweise zur Haltung von Zebrafinken in Außenvolieren während des Winters. Richtig ist, dass empfohlen wird die Tiere auf ihr Schutzhaus zu beschränken und ihnen keinen Freiflug zu gestatten. Das die Tiere dort aber bei 10°C ausharren könnten, will Bielfeld mit der Fütterung von besonders ölhaltigen Saaten kompensieren (Seite 39), was ich für völlig neben der Spur halte. Wenn es so kalt wird, dass die Tiere mit Hirsefütterung nicht mehr ihre Körpertemperatur ordentlich aufrecht erhalten können und deshalb zu erkranken drohen, dann gehört nicht das Futter auf Ölsaaten (Rübsen, Nigersaat, Leinsamen, Mohn, Hanf, etc) geändert, sondern die Tiere an einen wärmeren Ort gebracht.

Die inhaltliche Kritik ist aber nur auf die genannten Teilbereiche beschränkt. Das Buch ist durchaus für unsere Kiddies verwendbar, nur sollten diese nicht auf diesem Wissenstand stehenbleiben. An einigen Stellen stellt Bielfeld sein Licht sogar unter den Scheffel: Das Buch enthält auch mehrere Fotos von Arendt und Schweiger, die ja lange Zeit in Australien unterwegs waren - so sind die Bilder von der Fütterung im Nest tatsächlich Freilandaufnahmen, was Bielfeld im Buch aber leider nirgends erwähnt.

Liebe Grüße
Worbast
 
Auch dort schreibt einer lustig vom anderem ab.
Das mit den reichlich ölhaltigen Saaten ist mir auch schon von Sittichhaltern untergekommen, wenn die Tiere draußen überwintert werden, um dem Körper mehr Energie zuzuführen.
Wobei aber der beste Energiespender doch Kohlenhydrathen sind.
Die Logik bleibt eben sehr oft auf der Strecke!
 
Thema: Lagos Literaturtips
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