Lutino und die Frage... Hahn oder Henne ?!?

Diskutiere Lutino und die Frage... Hahn oder Henne ?!? im Forum Wellensittich Allgemein im Bereich Wellensittiche - Hallo, ich war vor einiger Zeit auf der Suche nach einem Lutinohahn. Dann habe ich einen Züchter gefunden, der mir einen Lutinohahn verkauft...
Nur der Ordnung halber nochmals.

Ino -Hähne haben eine sogenannte Fleischfarbene ( rosarötliche) Nasenhaut.

Hennen haben die gleiche Nasenhautfarbe wie bei allen anderen Farbschlägen.
Hellblau, weiß, chremfarben bis umschlagend in braun und dk.braun. Also je nach Hormonstand.
 
Hallo zusammen

Ino -Hähne haben eine sogenannte Fleischfarbene ( rosarötliche) Nasenhaut.

man kann auch alles in einen Topf werfen und sagen, dass alle Hähne mit roten Augen eine rosa Nasenwachshaut haben.


Übrigens, auch noch interessant zu wissen, dass die Inos andere Farbschläge verdecken. Ist also nicht überraschend, wenn man Ino x Normal verpaart und z.B. unten den Küken plötzlich A-Schecken auftauchen.

Z.B.

1.0 Normal x 01. Ino (A-Schecke verdeckend) =

25% 1.0 Normal/Ino
25% 1.0 A-Schecke/Ino
25% 0.1 Normal
25% 0.1 A-Schecke


Bzw.

1.0 Ino (A-Schecke verdeckend) x 0.1 Normal =

25% 1.0 Normal/Ino
25% 1.0 A-Schecke/Ino
25% 0.1 Ino
25% 0.1 Ino (A-Schecke verdeckend)

Wie man am 2. Beispiel sieht, ist die A-Schecke nur bei den Hähnen sichtbar und von den Hennen wird der Faktor für A-Schecke verdeckt getragen.

Die Fähigkeit beim Ino andere Faktoren zu überdecken nennt man Epistasis.
 
Hallo,
ich habe den Eindruck, dass es über die Vererbung der Lutinos noch Lücken gibt, die hier nicht angesprochen wurden. Diese sind den Genetikern unter den WS-Züchtern selbstverständlich bekannt, vielen Züchtern sind sie aber unbekannt, aber doch recht interessant.

1. Grundsätzlich haben wir es hier mit dem Albinofaktor zu tun.
2. Der Albinismus erreicht, dass das Melanin nicht mehr ausgebildet wird, besser: er verhindert, dass die Melaninzellen in die Federzellen und andere nicht mehr einwandern klnnen. Dadurch entstehen weiße Federn und rot scheinende Augen. Letztere scheinen nur so, da durch die farblose Iris die rote Aderhaut zu sehen ist.
3. Die weißen Albinos entstehen nur in der Blaureihe, da Blau ein Melanin ist.
4. Die gelben Lutinos entstehen in der Grünreihe, da der Gelbanteil der Grünen kein Melanin ist und weiter sichtbar bleibt. Der Blauanteil der Grünen wird unterdrückt wie bei den Albinos.
5. Das heißt aber auch, das der Lutino rezessiv zu allen Farben ist (und nicht nur zu Allelen), in der reinerbigen Form aber auch alle anderen Farben unterdrückt.
6. Das heißt aber auch, dass Lutinos spalterbig in allen anderen Farben (auch dominanten) sein können. Aus Lutinos können, sobald sie nicht mehr reinerbig auftreten, die völlig unerartete Farben fallen, wenn man die Vorfahren nicht kennt.

Gruß Kohlmeise
 
Hallo,
ich habe den Eindruck, dass es über die Vererbung der Lutinos noch Lücken gibt, die hier nicht angesprochen wurden. Diese sind den Genetikern unter den WS-Züchtern selbstverständlich bekannt, vielen Züchtern sind sie aber unbekannt, aber doch recht interessant.

1. Grundsätzlich haben wir es hier mit dem Albinofaktor zu tun.
2. Der Albinismus erreicht, dass das Melanin nicht mehr ausgebildet wird, besser: er verhindert, dass die Melaninzellen in die Federzellen und andere nicht mehr einwandern klnnen. Dadurch entstehen weiße Federn und rot scheinende Augen. Letztere scheinen nur so, da durch die farblose Iris die rote Aderhaut zu sehen ist.
3. Die weißen Albinos entstehen nur in der Blaureihe, da Blau ein Melanin ist.
4. Die gelben Lutinos entstehen in der Grünreihe, da der Gelbanteil der Grünen kein Melanin ist und weiter sichtbar bleibt. Der Blauanteil der Grünen wird unterdrückt wie bei den Albinos.
5. Das heißt aber auch, das der Lutino rezessiv zu allen Farben ist (und nicht nur zu Allelen), in der reinerbigen Form aber auch alle anderen Farben unterdrückt.
6. Das heißt aber auch, dass Lutinos spalterbig in allen anderen Farben (auch dominanten) sein können. Aus Lutinos können, sobald sie nicht mehr reinerbig auftreten, die völlig unerartete Farben fallen, wenn man die Vorfahren nicht kennt.

Gruß Kohlmeise

Das ist ja alles spannend. Bin nah dran mich hier mit Popcorn hinzusetzen und das zu lesen. Ich liebe Genetik! :D
Grad find ich es traurig, dass ich keine ZG hab. Ich hab nämlich nen Lutino Hahn. Wer weiß, was da alles noch drin steckt.
Mein TA hat letzten Nachwuchs bei seinen Wellis. Da kam aus ner blauen Henne und nem grünen Hahn auch ein Lutino raus. Aber er wusste auch, das die Großmutter von dem Hahn nen Lutino war.
 
Ich bin wirklich schwer beeindruckt, was hier an Wissen herrscht... ich habe alles förmlich aufgesaugt. Vielen lieben Dank für die tollen und informativen Antworten.
Mittlerweile bleibt keine Frage mehr offen... ich versuche mal ein Bild von Lemon meinem vom Züchter 100 %ig als Lutino-Hahn verkauften Lutino-Henne :-) anzuhängen. Und dafür bin ich dann auch noch sooo weit gefahren, weil es doch unbedingt nen Hahn sein sollte ;-) Na gut dann ist es nun halt eine Henne... und sie ist super hübsch und hat auch schon einen passenden Partner gefunden. Was mich nur wundert das die Nasenhaut von Lemon schon so extrem braun ist... wo sie doch eigentlich so jung sein sollte.
 

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Hast du schon mal auf den Ring gesehen, oder ist das ein ZZF Ring, mit dem so schön manipulieren kann. Bei den geschlossenen steht nämlich das Geburtsjahr drauf.
 
Hallo Phönix,

supersüß deine 2 Wellis :)

Ich glaube schon, dass der Lutino eine Henne ist, wenn ich den, mit dem Scheckenhahn (HBS bzw. DF AS) vergleiche, bin mir aber nicht 100 pro sicher.

Ich hatte mal, eine 8-11 Wochen alte Henne gekauft, deren Wachshaut, war schon leicht bräunlich, vor kommts schon mal, ist aber nicht die Regel.
 
Hallo zusammen,

zu dem Beitrag von Kohlmeise, übrigens, top erklärt :zustimm: , möchte ich auch noch ein bischen was sagen, was ich noch, für mehr oder weiniger wichtig halte.


Bei den Inos, fällt die Melaninsynthese offensichtlich nicht komplett aus, in bestimmten Bereichen, z.B. in den Flügelfedern, hat man anormales Melanin gefunden, irgend so Melaninkörnchenzeug, bin da jetzt kein Fachmann um das näher zu erklären. Jedenfalls, erklärt dies, möglicherweise auch, dass die Inos nicht immer farbanflugfrei sind, ja gut, kommt ja darauf an, wie man die Inos züchtet, welche Farben man einkreutzt usw., es kann auch passieren, dass beim Lutino die Flügel nicht so ganz zeichnungsfrei bleiben.


Wegen dem Farbanflug, was Lutinos angeht, blaue Einkreuzungsvögel und Grüne die in Blau spalten, sind nicht so gut, weil daraus ein grüner Farbanflug resultieren kann. Ich finds eigentlich schön, hat doch was oder :D . Allerdings, wenn man nur Lutions züchten möchte, sind ja Blauspaltigkeiten und blaue Einkreuzungsvögel eh blöd, weil dann kommen ja früher oder später Albinos heraus.

Die Albinios konnen einen blauen Farbanflug bekommen, wenn die blauen Einkreuzungsvögel keinen Graufaktor haben und Inos mit Violettfaktor, die können so mehr oder weinger rosastichig werden.


Wichtig ist, was gleich kommt, es geht um die Augen der Inos.
Dazu werde ich aus 2 Artikeln was zitieren.


Ein Auszug aus der Dissertation von der Tiho-Hannover, (Wilken H, 1998,
Microscopical -Anatomical Investigations of the Eyes of "Albinotic" and Normal
Pigmented Color Varieties of the Budgerigar [Melopsittacus undulatus] )


"es konnte gezeigt werden, dass es sich bei den Albinos und Lutinos, nicht um Albinos im wissenschaftlichen Sinn handelt, den es waren Pigmente in allen untersuchten Augen nachweisbar. Diese befanden sich regelmäßig im Pigmentepithel der Pars iridica retinae und der Pars ciliaris retinae, inklusive Ora serrata. Weiterhin konnten Melanineinlagerungen im Pecten oculi und unmittelbar um die Austrittstelle des Nervus opticus im Pigmentepithel festgestellt werden.

Die bei albinotischen Säugetierspezies nachgewiesenen Augenschäden, sowie Hinweise auf anatomisch bedingte Einschränkungen der Sehfähigkeit usw. .....
konnte nicht beobachtet werden."



Weiter...

Hier ein der erste Auszug, aus der Uni Bern, "Untersuchungen zur Lichtpräferenz von Wellensittichen"


"Wellensittiche stammen ursprünglich aus Australien, einem Land, in dem die Sonneneinstrah-
lung über das ganze Jahr hinweg extrem hoch ist. Dies legt die Vermutung nahe, dass sie sich
bei der Wahl zwischen zwei unterschiedlich hellen Beleuchtungen für das höhere Lichtange-
bot entscheiden werden. Dies konnte in dem hierzu durchgeführten Wahlversuch für beide
Wellensittichgruppen bestätigt werden. Auch wenn die zur Auswahl stehenden Helligkeiten
beide nur einen Bruchteil der Intensität des Sonnenlichtes ausmachten, zogen sowohl die
normal- als auch die minderpigmentierten Wellensittiche (Differenz 14.26 bzw. 58.41 Pro-
zentpunkte) die heller erleuchtete Voliere vor.
Interessanterweise war die Präferenz für die heller beleuchtete Voliere bei der Gruppe der
minderpigmentierten Wellensittiche sehr viel stärker ausgeprägt als bei der Gruppe der nor-
malpigmentierten Wellensittiche. Dies scheint der allgemeinen Erfahrung zu widersprechen,
dass minderpigmentierte Tiere bzw. Albinos eine sehr helle Beleuchtung eher meiden, da bei
ihnen aufgrund des Pigmentmangels im Bereich des Auges und seiner Schutzeinrichtungen
eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit anzunehmen ist. Da sich allerdings sowohl die „einfa-
che Helligkeit“ (140-953 lx) als auch die „doppelte Helligkeit“ (277-2006 lx) in Luxbereichen
bewegten, die in Relation zum natürlichen Tageslicht (20.000-100.000 lx) extrem niedrig
sind, kann man davon ausgehen, dass selbst die „doppelte Helligkeit“ keinerlei Gefährdung
für die Augengesundheit der minderpigmentierten Wellensittiche darstellte und demzufolge
von diesen auch nicht als unangenehm empfunden und gemieden wurde. Ausserdem handelt
es sich bei minderpigmentierten Wellensittichen nicht um albinotische Tiere im wissenschaft-
lichen Sinne. Im Gegensatz zu echten Albinos besitzen minderpigmentierte Wellensittiche
sowohl an der inneren Fläche der Iris als auch in Teilen der Netzhaut (Pecten oculi und Aus-
trittstelle des Nervus opticus) Pigmente, und es konnte bei ihnen keine Photophobie nachge-
wiesen werden (Wilken 1998, Wilken et al. 1998, Wilken et al. 1999)."


weiter 2. Auszug


2. Auszug

"In Hinsicht auf die Beleuch-
tungshelligkeit lässt sich folgende Aussage machen: sowohl die normal- als auch die minder-
pigmentierten Wellensittiche bevorzugten das höhere Lichtangebot. Die Behauptung, eine
UV-haltige Beleuchtung sei wesentliche Voraussetzung für das Wohlbefinden von Vögeln,
liess sich nicht bestätigen. Um aber letztlich eine Empfehlung für oder gegen UV-haltige Spe-
ziallampen für Vögel geben zu können, muss weiterführende Forschungsarbeit geleistet wer-
den, die sich gezielt mit den verschiedenen Auswirkungen UV-emittierender Lichtquellen auf
die Gesundheit und das Wohlbefinden von Ziervögeln beschäftigt. Minderpigmentierte Wel-
lensittiche scheinen im Wesentlichen trotz okulärer Dysmelanogenese keine von ihren nor-
malpigmentierten Artgenossen abweichenden Beleuchtungsbedürfnisse zu haben."
 
Hallo,

finde Marys Zitate hochinteressant. Sie erklären vor allem, warum die Sehschädigungen durch Albinismus artgebunden sehr unterschiedlich sein kann. Dabei wird es den praktischen Züchter gar nicht so sehr interessieren, ob er nun "echte" oder "unechte" Inos züchtet, als vielmehr die Tatsache, dass es auf züchterischem Wege, durch reine Auslese, möglich ist, aus lichtempfindlicheren Stämmen weniger lichtempfindliche zu züchten. Das ist bei manchen Arten gut gelungen, sicher auch ohne Wissen über die Zusammenhänge. Es ist sehr sinnvoll, auch auf die Gefahr hin, dass man dann feststellen müsste, es sind gar keine "echten" Inos mehr.

Insgesamt gesehen war das wohl eine sehr angenehme und wissensfördernde Diskussion, vor allem, wenn man sich andere Themen dagegen anieht. Manche liest man gar nicht mehr gern.

Gruß Kohlmeise
 
Ist es nicht auch so, das man "richtige" Albinos nicht mehr züchten darf? Eben wegen den Möglichen Schäden, weil es Tierquälerei ist? Mir war, als hätte ich mal sowas gelesen.
 
Hier etwas zur Qualzucht Inos bei WS:

"Im Rahmen seiner Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover hat sich Dr. Hartwig Wilken mit der Frage beschäftigt, in wieweit die gezielte Zucht von Ino-Wellensittichen (z.B. Albinos, Lutinos, gelbe und weiße Lacewings) als tierschutzwidrige "Qualzucht" anzusehen ist. .................. Dr. Wilken fand heraus, daß die zur Zeit gezüchteten Farbschläge keine echte Albinos im wissenschaftlichen Sinne sind, da ihre Iris und ihre Augenfächer noch ausreichend Melanin-Pigmente bilden. Organische Schäden am Auge konnte er nicht nachweisen. Der Autor der Studie weist jedoch ausdrücklich darauf hin, daß eine weitere Selektion, die eine vollständige Pigmentlosigkeit der Vögel zum Ziel hätte, aus Tierschutzgründen nicht empfehlenswert sei."

Gruß Kohlmeise
 
Thema: Lutino und die Frage... Hahn oder Henne ?!?

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