Moin Michael,
ich hab etwas länger drüber nachgedacht, zu antworten, oder nicht. Ich mach es aber doch noch mal:
Zitat von Heinrich H.
entweder Winterzucht, oder Frührzucht mit verdunkeln oder belichten. Alles zusammen wird nicht praktiziert.
Es steht dir zu Gute,lieber Heinrich,
den Brieftaubensport ins gerade Licht zu rücken--ich empfinde mich da eher als der "Rufer im Winde"--
der Euch zurufen möchte---wie weit wollt ihr euch nach von der Natur entfernen !??
Mir geht´s nicht darum, irgendwas in´s rechte Licht zu rücken, sondern anhand von Fakten auf zu zählen, wie Jungtauben für die Jungtiersaison mittels Beeinflussung des Mauserverlaufes konditioniert werden können. Das Ganze habe ich aufgezählt, ohne eine Wertung vor zu nehmen. Im Übrigen ist der Brieftaubensport nicht weiter oder weniger weit von der Natur entfernt, als andere Flugtaubensportarten auch.
Bei allen drei Methoden kommt es darauf an, den Jungtieren für die Reise im Herbst zum einen möglichst vollen Flügel zu erhalten, damit sie eben ohne aus schlechten Mauserstand resultierende Handicaps ihr Programm abspulen können.
Diese Erkärungen sind auch für mich nicht neu--nur was ist in den letzten Jahren so alles geschehen--das wist ihr "Briefer" doch besser als ich !!
Als die Brieftaubenzüchter noch am 19.März anpaarten --gab es diese Probleme doch auch nicht--oder wurden da die Jungen "mit halbem "Flügel auf die Reise gebracht ??
Als Brieftaubenzüchter noch im März anpaarten wurde die Jungen tatsächlich mit weniger als dem halben Flügel eingekorbt. Und zwar mit einem Mauserstand, mit dem man alte nicht einmal 10 km wegbringen würde. Halber Flügel gemausert und zusätzlich noch das Deckgefieder lückenhaft bis nicht vorhanden. Daher wird den Jungen ein künstlicher Herbst bzw. ein fortgeschrittener Frühling vorgegaukelt. All dieses dient dazu, den Jungen zu ermöglicchen, mit einem vollständigen Gefieder im Geburtsjahr ihr Pensum bewältigen zu lassen. Das verschafft zum einen natürlich den Züchtern, die verdunkel oder belichten Vorteile, die auf der Hand liegen. Letztendlich profitieren aber auch die Tauben selbst davon. Es fliegt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit leichter mit einem vollständigen Gefieder, als mit einem löchrigen.
Es geht ausschließlich nur noch um Pokale/Urkunden, koste es was es wolle !!
Von Natur keine Spur !!
Stimmt! Es geht um Pokale, Ehrenpreise und nicht zuletzt um Geld. Wie bei anderen Flugveranstaltungen mit Haustauben auch.
Während bei der Verdunkelung nur das Körpergefieder durchgemausert wird und die Handschwingen stehen bleiben, kommt es bei der Belichtung zm sofortigen Werfen der Schwungfedern.
Verdunkelung und Belichtung wird, wie erwähnt nur bei "normalen" Frühzuchten durchgeführt.
Bei den Winterjungen verhält sich das etwas anders. Die mausern wie Herbstjunge. Also wechseln sie nur das Körpergefieder und beginnen erst spät mit der Schwingenmauser, so dass sie auch über einen fast vollen Flügel während der Jungtierreise verfügen.
Als vierte Möglichkeit gibt es noch die Züchter, die ihre Jungen "normal" aufwachsen lassen. Das ist die überwiegende Mehrheit der Züchter.
Alle über einen Kamm zu scheren und die Auswirkungen als Gebahren zu brandmarken, dass entsetzenswürdig ist, halte ich für gewagt.
Sicherlich gibt es Züchter, die ihre Jungen vom Dezember erst im darauf folgenden März fliegen lassen (können). Diese Jungen haben allerdings die Möglichkeit sich die Umgebung in großzügigen
Volieren an zu sehen.
Selbst die allergößte Voliere ersetzt niemals den freien Flug am Himmel!!!
Von den wenigen Brieftaubenzüchtern die ich persönlich kenne(dich ausgenommen) paktizieren sie alle die Winterbrut.-
-nur Volieren habe ich bei diesen Züchtern nicht gesehen !!
Auch richtig. Eine Voliere ersetzt keinen Freiflug. Allerdings kann sie die Jungen vor dem Greif schützen und die Eingewöhnung vorbereiten. Nur, weil Du keine Dir bekannten Brieftaubenzüchter hast, die über solche Volieren verfügen, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt, bzw., dass sie zahlenmäßig in der Minderheit sind. In den BT-Zeitungen stehen genug Beispiele, die meine Aussage belegen.
Es gibt auch Verluste. Überwiegend dann, wenn der Greif dann in die neu einzugewöhnenden Jungen stößt. Diese Verluste gibt es aber bei jeder Methode und vor allem bei jeder Rasse; sind also nicht "Brieftaubenspezifisch".
[
B]Die Greifengefahr ist in den Monate Januar bis Ende März ungleich höher[/b]--als von April bis Oktober !
Den zu dieser Zeit sind ab ca.Oktober die Habichte aus z.B.Polen/Russland da----die dann im April wieder verschwunden sind !!
Hat man aber von Januar bis Ende März keine Jungen--kann sie der Greif auch nicht fressen !!
Auch richtig, was nicht lebt, kann nicht gefressen werden. Daher ja die von mir erwähnten Volieren in Gebieten mit hohem Greifdruck. In Gegenden mit weniger Greifen werden die Jungen auch regulär eingewöhnt.
Beste Grüße
Heinrich
Ps.: das Ganze in absolute Prozentzahlen zu fassen, halte ich übrigens auch für gewagt und nicht unbedingt für solide recherchiert. Wenn aus einer Runde Brieftaubenjunge 15-20% aus welchen Gründen auch immer verloren gehen, ist das viel und hört sich das auch "viel" an.
In den Brieftaubenzeitungen stand:
Von 40 Jungen 8 verloren = 20%
von 33 Jungen 5 verloren= ~15 %--es sei denn ich hätte bei der Prozentrechnung in der Schule nicht so richtig aufgepasst??
Wie stehts mit Flugtauben, die als komplette Stiche zu Hause weg kommen? Da liegt die Verlustquote beim Fliegen dann bei 100% pro Schadensereignis?
Hort sich für mich auch "irgendwie gewaltig" an. Selbst wenn "nur" drei Tauben weg sind.
Na ja. Die von Dir erwähnten Zahlen sind sicherlich nicht falsch, aber dennoch nicht wirklich repräsentativ. Es fehlt sicherlich eine Gesetzmäßigkeit, wie viele Jungtauben (aus welchen Gründen auch immer) verloren gehen, weil sie als Winterjunge im März/April eingewöhnt wurden. Solch eine Statistik gibt es aber natürlich nicht und Spekulationen darüber wären sicherlich nicht solide, sondern eher an den Haaren herbei gezogen. Und was mir etwas fehlt ist natürlich die Einlassung zu den 100% Verlustquote, wenn ein kompletter Stich Flugtauben weg kommt. Aber auch hier wäre eine solide Antwort nicht möglich, weil eben zu viele Faktoren eine Rolle spielen können, die zum Verlust führen. Welche das sind, weißt Du natürlich besser, als ich, der sich mit der Materie "Flugtaubensport" bekennend nicht auskennt.
Und eine Sache fällt mir noch ein: Der Brieftaubensport (so man ihn überhaupt Sport nennen kann; die einzigen die Sport dabei treiben sind die Tauben...) hat sich in den letzten 120 Jahren entwickelt. Natürlich auch weiterentwickelt. Speziell was die Gesundheitsvorsorge angeht, oder aber auch die Haltungsbedingungen und Fütterungspraktiken. Brieftauben werden heute mindestens so gewissenhaft versorgt, wie Rennpferde oder Windhunde. Krankheiten, die man früher nicht behandeln konnte und die zwangsläufig das jähe Ende eines Taubenlebens bedeuteten, werden heute in kürzester Zeit "in den Griff" gekriegt und besiegt. Auch eine Errungenschaft, von der auch alle Hobbyhalter und auch Flugtaubenzüchter profitieren können, so sie denn wollen...).
Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2008. Die Zeiten, als die Krätzer noch vom Feld auf die Bahn Richtung Budapest verfrachtet wurden, ist zum Glück (vor allem für die Brieftaube als solche) vorbei. Wir legen Wert darauf, das jedes einzelne Tier eine reelle Chance hat, gesund an den Start zu gehen und einen Preis zu machen.
Auch im Taubensport allgemein gilt: Stillstand ist Rückschritt!
Herzliche Grüße nach Weil!
Heinrich