Mein Gebirgslori attackiert mich

[Franz Siemens]

Hallo,
Ich habe seit Januar einen zahmen Gebirgslori und der war am Anfang ein sehr sehr lieber mit dem ich alles machen konnte. Er hat nie gebissen und gar nicht erst angegriffen.

Im Mai habe ich mir ein Molinasittich Pärchen geholt, die aber nicht zahm waren. Das Molinasittich paar und der Gebirgslori (Coco) haben sich von Anfang an nicht gut vertragen, deshalb habe ich sie in einen extra Käfig im gleichen raum gesetzt.
wenn ich Coco Freiflug gegeben habe oder ich ihn einfach rausholen wollte, ist er immer bei den Molinasittichen auf den Käfig geflogen und die haben durch die Gitterstäbe gekämpft. Seit dem ist mir aufgefallen, dass wenn er wütend wird, dann plustert er sich auf und macht seine Pupillen ganz klein so das die Iris groß und richtig orange bis rot wird und dann haut der mit seinem Kopf bzw. Schnabel auf den tisch oder Boden usw.

Die ersten zwei Monate wo dieses verhalten begann, hat er mir noch nichts angetan. Nach einer Zeit fing es an, dass er ohne Grund seine wütende Statur ein nimmt (bekannter sagt es sei balzverhalten) und mir in die Hand beißt.
Mittlerweile ist es sogar soweit, dass wenn er auf meiner Schulter sitzt, er einfach meine Lippen attackiert sobald ich sie bewege bzw. rede.

Ich hatte schon zweimal die Situation gehabt, dass er während ich seinen Käfig putzte, mich aus der Luft gegen die Lippe attackierte und als ich ihn abschüttelte griff er mich noch weitere male an bis ich in in den Käfig bekam und ihn erstmal einsperrte.
Nach so einem Angriff blutet schon mal der Finger bzw. die Lippe.

Ich habe das Gefühl, er reagiert aggressiv darauf, dass meine Lippen sich bewegen.

Könnte mir jemand Rückmeldung geben was ich falsch mache oder wieso der Vogel so reagiert? Und könnte mir jemand sagen was ich verbessern soll?
Ich will ihn nämlich nicht verkaufen, da er am Anfang eigentlich ein sehr sehr lieber Vogel war, der mich niemals gebissen hat und ich mit ihm eine große Bindung aufgebaut habe, die aber in letzter zeit durch die Angriffe zu fallen droht. Die Molinasittiche könnte ich verkaufen wenn sie das Problem sind.

PS: Ich hatte schon viele Agaporniden die auch zahm und auch aggressiv waren, aber nie so aggressiv das sie mich attackiert hatten.

 

[Karin G.]

hallo Franz
wie alt ist der Lori? Ihm fehlt ein gegengeschlechtlicher Partner.

 

[harpyja]

Könnte mir jemand Rückmeldung geben was ich falsch mache oder wieso der Vogel so reagiert? Und könnte mir jemand sagen was ich verbessern soll?

Erstmal: Die Molinasittiche haben damit nur am Rande zu tun.

Was du schilderst, ist ganz klassisches Verhalten eines fehlgeprägten/handaufgezogenen Einzelvogels, der Geschlechtsreif ist und langsam merkt, dass es kacke ist, keinen Partner oder Artgenossen zu haben. Der Vogel ist auf dich fixiert und möchte langsam mehr (sexuell), was er aber natürlich nicht so bekommen kann. Das schürt seinen Frust, den er dir gegenüber entlädt, indem er dich angreift.

Die Molinasittiche sind da ein zusätzlicher "Stich" für ihn, weil er von Anfang an sieht, dass du ihnen Aufmerksamkeit schenkst (statt ihm - Eifersucht!) - und außerdem hat er mit diesen Vögeln nichts zu tun. Das ist ein Pärchen und außerdem Südafrikaner (vs. Australier), die Vögel haben überhaupt keine Schnittpunkte.

Es liest sich hier wie der Standardspruch, aber ist einfach wahr: Gegengeschlechtlichen zweiten Gebirgslori holen, das musst du verbessern. Belies dich vorher darüber, wie man am besten die Vergesellschaftung angeht, und besorge unbedingt einen ebenfalls geschlechtsreifen Vogel (keinen Jungvogel, das kann hässlich werden).

Ansonsten wird es so weitergehen: Der Vogel greift dich an, verletzt dich, du willst (verständlicherweise) weniger mit ihm zu tun haben, er beginnt zu rupfen und/oder schreien. Im worst case Selbstverstümmelung.

 

[Franz Siemens]

Danke für eure antworten!

Ich hätte noch eine frage:
wenn ich ein gegengeschlechtlichen Vogel hole könnte es dann passieren das er nicht mehr zahm wird?
oder könnte ich ebenfalls einen gegengeschlechtlichen ZAHMEN Gebirgslori holen?

 

[Karin G.]

also wieder eine Handaufzucht, die dann nicht weiss, ob sie Vogel oder Mensch ist?
Falls du eine Naturbrut findest, greife zu, vielleicht lernt dann dein Vogel wieder Vogel zu sein. Und was verstehst du unter zahm? Dass er ständig auf dir herumturnt? Die Vögel sollen sich miteinander beschäftigen. Vielleicht werden dann beide zutraulich.

 

[harpyja]

wenn ich ein gegengeschlechtlichen Vogel hole könnte es dann passieren das er nicht mehr zahm wird?
oder könnte ich ebenfalls einen gegengeschlechtlichen ZAHMEN Gebirgslori holen?

Das kommt auf den Vogel individuell an.
Entweder zieht dein jetziger Lori den anderen quasi mit und der neue Lori lernt ganz schnell, dass du nicht gefährlich bist und kommt auch auf die Hand etc.
Was auch passieren kann, ist, dass dein Lori weiter auf dich fixiert bleibt und einen neuen Vogel (wie die Molinas) als Konkurrenz sieht und attackieren will. Um das zu verhindern, schenke erstmal keinem von beiden deine Aufmerksamkeit, damit sie sich miteinander befassen und erstmal nicht mit dir.

Oder, was auch passieren kann: Dein Lori mag dich eigentlich gar nicht, aber Hand aufs Herz: Er muss sich ja mit dir arrangieren, weil er sonst niemanden hat. Bei einem neuen Vogel kann es dann passieren, dass er sich überhaupt nicht mehr für dich interessiert und nur noch mit dem Partner beschäftigt. Das entscheidet er selbst.
Bei meinen Senegalpapageien war es damals auch so und ich fand es erstmal nicht so toll, dass meine vorher zahme Henne sich zwar noch händeln lässt etc, aber sich eben nicht mehr für mich interessiert. Umso bitterer war es, als ihr Partner starb und sie dann gleich wieder auf mich zukam. Da wurde mir klar: Sie hat ja keine andere Wahl, wenn sie nicht allein sein will...

Nimm eine Naturbrut, da ist die Vergesellschaftung einfacher als bei zwei Handaufzuchten. Ich würde es auf jeden Fall so machen. Ob zahm oder nicht, entscheiden die Loris dann selber. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen klappt das aber eigentlich 100%.

 

[Franz Siemens]

Danke für eure Antworten!

Ich werde alles versuchen auszuführen und hoffe da es klappt!

 

[Franz Siemens]

Ich hätte noch eine letzte frage,

Zurzeit traue ich mich nicht zu reden, wenn Coco (Gebirgslori) auf meiner Schulter sitzt.
Habt ihr vielleicht Tipps wie ich es dem Vogel beibringen kann (komplett wird man es nicht weg bekommen) das er sich benimmt oder wie ich mich schützen kann?
Oder soll ich mich einfach trauen zu reden und so tun als wäre nie etwas gewesen?

 

[harpyja]

Ich hätte noch eine letzte frage,

Zurzeit traue ich mich nicht zu reden, wenn Coco (Gebirgslori) auf meiner Schulter sitzt.
Habt ihr vielleicht Tipps wie ich es dem Vogel beibringen kann (komplett wird man es nicht weg bekommen) das er sich benimmt oder wie ich mich schützen kann?
Oder soll ich mich einfach trauen zu reden und so tun als wäre nie etwas gewesen?

Einfachster Rat ist leider, ihn einfach nicht mehr auf die Schulter zu lassen. Es ist "nur" ein Lori, bei größeren Vögeln muss man einfach mit schlimmeren Verletzungen rechnen und da ist klar, dass man den körperlichen Kontakt einschränkt.

Andersherum kannst du ihn loben, wenn du sprichst und er nicht beißt. Ist aber nur Symptombekämpfung... Ein Partner und eine ganz neue Umgangsform muss her.

 

[Karin G.]

Einfachster Rat ist leider, ihn einfach nicht mehr auf die Schulter zu lassen.

dem stimme ich zu

 

[Franz Siemens]

OK
Danke das ihr mir so viel Ratschläge gegeben habt ich werde versuchen diese umzusetzen

 

[Franz Siemens]

Hallo,
Ich habe eure Ratschläge befolgt und vor etwas mehr als zwei Wochen ein Weibchen geholt. Die beiden akzeptieren sich, sind aber (noch) kein paar. Ich habe inzwischen die Molinasittiche auch verkauft, aber an seinem Verhalten hat sich bis jetzt nichts geändert!
Habt ihr vielleicht Tipps wie ich das Verhältnis zwischen mir und meinem Coco wieder aufbauen kann?

 

[harpyja]

Ich habe eure Ratschläge befolgt und vor etwas mehr als zwei Wochen ein Weibchen geholt.

Super gut!!
Wie hast du es bisher gemacht? Wie alt ist das Weibchen, sind sie verwandt?

Zwei Wochen sind noch nichts. Das Weibchen muss erstmal mit seiner neuen Umgebung klarkommen, die Eingewöhnung dauert mindestens mal vier Wochen. Dann muss dein Männchen auch erstmal verstehen, dass das ein Wesen der gleichen Art ist.

Belies dich vorher darüber, wie man am besten die Vergesellschaftung angeht, und besorge unbedingt einen ebenfalls geschlechtsreifen Vogel (keinen Jungvogel, das kann hässlich werden).

Hast du dich daran gehalten? Wie lief die Vergesellschaftung ab? Wie ist die Situation? Wie groß die Käfige?

Wenn sie erstmal zusammensitzen, ist es hilfreich, die beiden möglichst viel miteinander allein zu lassen, also weder viel mit ihm noch mit ihr machen. So sind sie gezwungen, sich miteinander zu beschäftigen.

Forum: Weiß hier jemand was speziell zur Vergesellschaftung von Loris?

 

[Franz Siemens]

Danke für deine Antwort!

Erstmal um deine ganzen fragen zu beantworten:
-Das Weibchen ist genauso wie mein Coco nämlich 1 Jahr und 4 Monate und sie sind absolut nicht verwandt.
-Das Weibchen ist zutraulich aber noch lange nicht so zahm wie der Coco.
Bis jetzt Akzeptieren sie sich, sind aber (noch) kein paar. Am Anfang hatte das Weibchen angst vom Coco weil er sie immer vertrieben hat in dem er nach ihr geschnappt hat ohne sie zu treffen. In letzter zeit hat das Weibchen die angst überwunden aber sie tun am Futter immer noch einen Schnabel Kampf führen ohne sich aber ernst zu verletzen. also sie Akzeptieren sich auf alle fälle.
- Ich habe bis jetzt einfach immer beide aus dem käfig gelassen und das Weibchen ist immer herum geflogen und geturnt und der Coco war immer auf meinem Körper. Am Anfang scheint er immer ganz lieb zu sein. ich rede auch nicht während er auf meinem Körper ist aber nach einer zeit beißt er mir einfach volle Kanne in die Hand. wenn er das macht mache ich ihn sofort in den käfig. Ist das vielleicht der Fehler?
- Der Käfig ist 80cm breit, 120cm hoch und 55cm tief.

Ich lassen die Vögel auch ziemlich lange alleine und hole die auch nicht jeden tag raus aber es fällt mir halt schwer weil ich mit meinem Coco ganz dick (Freundschaft) war und ich sogar mit ihm nach draußen in die frische Luft gehen konnte. Ich habe jeden tag etwas mit ihm zutun gehabt und deswegen fällt es mir sehr schwer zu wissen das er mich so attackiert und das ich halt dafür Maßnahmen finden muss.

 

[harpyja]

-Das Weibchen ist genauso wie mein Coco nämlich 1 Jahr und 4 Monate und sie sind absolut nicht verwandt.
-Das Weibchen ist zutraulich aber noch lange nicht so zahm wie der Coco.

Das klingt schon mal gut!

- Ich habe bis jetzt einfach immer beide aus dem käfig gelassen und das Weibchen ist immer herum geflogen und geturnt und der Coco war immer auf meinem Körper.

Also getrennte Käfige, aber gemeinsamer Freiflug?

In letzter zeit hat das Weibchen die angst überwunden aber sie tun am Futter immer noch einen Schnabel Kampf führen ohne sich aber ernst zu verletzen.

Oder doch gleicher Käfig? Auf jeden Fall getrennte Futternäpfe!

Am Anfang hatte das Weibchen angst vom Coco weil er sie immer vertrieben hat in dem er nach ihr geschnappt hat ohne sie zu treffen.

Falls gleicher Käfig: Sie ist fremd in seinem Revier, klar führt das zu Stress. Einfach dazusetzen ist eigentlich no-go, die Vögel sehen sich sofort als Rivalen/Eindringlinge! Deshalb: Erst belesen, wie man das angeht, dann machen... So kann das schwieirg werden. Aber wenn sie sich schon akzeptieren, ist das immerhin was.

- Der Käfig ist 80cm breit, 120cm hoch und 55cm tief.

Für Loris deutlich zu klein. Auf die Seite gelegt, würds eher noch gehen, aber eigentlich sollten es nach offiziellem Haltegutachten 2x1x1m sein. Du hattest doch noch Molinas... Kann man die Käfige vielleicht nach der Vergesellschftung zusammenbasteln? So hättest du dann ja aber aktuell 1 Käfig für den Hahn und 1 für die neue Henne.

 

[Franz Siemens]

Also getrennte Käfige, aber gemeinsamer Freiflug?

Sie sind in einem gemeinsamen Käfig und haben auch gemeinsamen Freiflug.

Auf jeden Fall getrennte Futternäpfe!

Ich habe zwei Futternäpfe darin, am Anfang musste sich Elli (Weibchen) noch warten bis Coco fertig war, weil er beide Näpfe für sich beansprucht hat, aber mittlerweile hat sich Elli durchgesetzt und sie tuen auch gleichzeitig am Futternapf trinken. Am Anfang versucht der Coco sie halt zu vertreiben (ersten 3 Sekunden) aber Elli setzt sich durch und trinkt einfach weiter und dann teilen sie sich auch den Futternapf.
In dem einen Futternapf ist nämlich das Nektar drin und im anderen püriertes Obst.

Für Loris deutlich zu klein. Auf die Seite gelegt, würds eher noch gehen, aber eigentlich sollten es nach offiziellem Haltegutachten 2x1x1m sein. Du hattest doch noch Molinas... Kann man die Käfige vielleicht nach der Vergesellschftung zusammenbasteln? So hättest du dann ja aber aktuell 1 Käfig für den Hahn und 1 für die neue Henne.

Wir sind in Planung eine Voliere zubauen (fangen im Frühjahr an) und solange sind sie in dem käfig.
Der Käfig von den Molinasittichen ist etwas kleiner (zwei käfige zusammengebaut (Ein rechteckiger und ein oben runden)).
Ich würde sie nämlich jetzt nicht mehr auseinander setzten weil sie sich mittlerweile akzeptiert haben, oder soll ich sie trotzdem Auseinander setzen?

 

[Sam & Zora]

Hallo,

Wir sind in Planung eine Voliere zubauen (fangen im Frühjahr an) und solange sind sie in dem käfig.

du kannst die beiden so lange nicht in diesem kleinen Käfig sitzen lassen, der ist schlicht und einfach zu klein!
Da du die beiden sofort zusammen gesetzt hast und der Hahn anscheinend sein Revier gegen die Henne verdeidigt, könnte der Stress, dem die beiden in diesem kleinen Käfig ausgesetzt sind, eventuell zum Dauerzustand werden, Meine Enpfehlung wäre, bis die geplante Voliere fertig gestellt ist, eine für die Loris maßgerechte Unterbringung anzuschaffen...wenn die beiden ein vernünftiges Platzangebot und eine für beide völlig neue Volieren-Einrichtung hätten und du dich vorallem als Halter zurück hälst und die Vögel ihr Ding machen lässt (auch wenn es dir schwer fällt)...nur so kann eine harmonisches Miteinander zwischen den Vögeln und auch wieder zwischen Coco dir als Halter, enstehen bzw. stattfinden. Zahme auf den Halter bezogene Vögel zu vergesellschaften, ist oftmals etwas schwieriger und benötigt viel Geduld, Fingerspitzengefühl und Konsequenz seitens des Halters, was gerade anfangs die Distanz zu den Vögeln betrifft.
Die Frage nach dem auseinandersetzen.....wenn du beobachtest und du das Gefühl hast, dass sie gar nicht miteinander klar kommen, dann wäre eine Trennung eventuell sinnvoll....momentan würde ich sie noch zusammen lassen (mit viel Freiflug) und schauen wie sich das entwickelt.