Ich kann aus Erfahrung sprechen, ich habe mir 2003 nach langer Vorher-Informationszeit und allem Für und Wider zwei Nymphensittiche angeschafft (und 2004 kamen noch zwei dazu, so habe ich nun zwei Weibchen und zwei Männchen, zwei davon sind ein Paar), da diese mir für eine Mietshauswohnung der ideale Kompromiß waren zwischen "möglichst große Vögel, möglichst pflegeleicht, möglichst zahm und möglichst leise". Ich hatte mir schon immer Vögel, meine Lieblingstiere, gewünscht, durfte sie jedoch als Kind und Jugendliche im Elternhaus (wo wir Meerschweinchen hatten) nicht halten, da es meiner Mutter zu gefährlich war (Entfliegen, Verunglücken im Haushalt) und sie es als Tierquälerei und zu viel Dreck machend ansah.
Meine Vögel liebe ich wie Kinder, sie haben ein eigenes Zimmer (also es stehen noch Möbel drin und es wird ab und zu von mir benützt), in dem sie frei fliegen dürfen, sobald einer von uns zuhause ist. Ansonsten leben sie in diesem Zimmer in einer 190x120x75cm großen
Voliere, das war das Größte, was dort Platz hatte.
Ich bin u.a. auch nur mit meinem Partner in eine große Wohnung zusammengezogen, um ein extra Zimmer für die geplanten Vögel haben zu können. Dieses ist ca. 13 qm groß und vermutlich als "Kinderzimmer" der Wohnung gedacht.
Das Zimmer wurde primär nach den Ansprüchen der Vögel eingerichtet (also so vogelsicher wie möglich gemacht, Möbel wurden zugehängt mit Laken, gefährliche Stellen wurden verrammelt etc.) die Unversehrtheit der Möbel und Wände ist zweitrangig, es läßt sich leider auch nicht vermeiden, daß sie alles anfressen. Die weißen Wände (tapetenlos) haben teilweise zentimetergroße und -tiefe Löcher, als hätte jemand drauf geschossen, und ich weiß gar nicht, wie die Vögel an diese Stellen hingekommen sind, wo dann der Putz weg ist! Wer seine Möbel liebt und an deren Unversehrtheit hängt, darf keine Vögel (oder auch Nager...) halten.
Auch mußte ich lernen, daß das Zimmer niemals völlig sauber zu bekommen ist, da Nymphensittiche (und auch Kakadus) Federstaub absondern und über allem, besonders den Sachen in den zugehängten Regalen, eine Staubschicht wie von Babypuder liegt. Selbst in Schränke staubt es hinein. Man hat auch die restliche Wohnung nie wieder völlig frei von Spelzen oder Federn, es sei denn, man hat die Zeit, jeden Tag stundenlang zu putzen (die ich nicht habe). Aber das dürfte keinem Tierhalter fremd sein egal, ob Hund, Katze, (artgerecht gehaltenem) Nager oder Vogel.
Man muß auch Nachsicht üben, daß es im Charakter eines individuellen Vogels liegt, ob er zahm werden will oder nicht, ich habe vier Vögel und jeder ist unterschiedlich zahm, vom Schmusetier, das gern menschlichen Anschluß sucht bis hin zur Neurotikerin, die vor ihrem eigenen Schatten Angst hat und sich selbst von den anderen Vögeln fern hält. Aber so sind sie halt, ich kann es nicht ändern und muß sie so annehmen, wie sie sind. Ich habe sie nie versucht, zu erziehen, zu zwingen oder zu dressieren, auch das Sprechen, was einer davon tut, hat er sich selbst beigebracht.
Kostspielig sind sie nun nicht, außer in der Anschaffung (ein Vogel kam mir zwischen 60 und 80 Euro vom Züchter) es sei denn, es steht ein Tierarzbesuch wegen etwas Ernsthaftem an. Futter, Einstreu, Spielzeug und desgleichen sind eher gering an Kosten, vergleichbar mit denen, die ein Nager macht. Da würde ich eher sagen, das meiste Geld geht für Küchenrollen, Staubsaugerbeutel und den Strom beim Staubsaugen drauf
.
Die Lautstärke ist auch nicht das Problem, meist sind sie ruhig, anders als Wellis, die die ganze Zeit schnattern und quäken. Sicherlich haben Nymphen auch ihre narrischen 5 Minuten oder meinen mal, uns um fünf in der Früh mit ihrem lieblichen Gesang erfreuen zu müssen
, aber nervtötender ist das balzende Trommeln an resonanzgebende Gegenstände wie etwa die Holzwand der
Voliere oder deren Gitter, das an Bohrmaschinen oder Spechte erinnert.
Bei Nymphen muß man auch drauf gefaßt sein, daß sie nachts Paniken bekommen können, bei denen sie blindlings in der
Voliere herumflattern und sich mitunter übel verletzen können, wenn man nicht sofort bei ihnen ist und sie zu beruhigen versucht. Da hilft -zumindest bei mir- auch kein Nachtlicht, und ich hab mir bei einer solchen Aktion selbst mal fast den kleinen Finger abgerissen, als ich ihnen zu Hilfe kommen wollte...
Auch muß ich jedesmal gucken, bevor ich einen Schrank öffne oder schließe, eine Türe oder ein Fenster, ob nicht ein Vogel drauf sitzt oder frei fliegt. Und selbst im "vogelsicheren" Zimmer oder mit handelsüblichem Spielzeug kann ein Vogel sich z.B. fast strangulieren oder im Schreck gegen ein Fenster fliegen auch wenn immer der Vorhang davor ist und er das Zimmer kennt. Alles schon miterlebt-und ich stand selbst dabei, und konnte es nicht verhindern, weil es so schnell ging. (Zum Glück ist nichts Ernstes passiert.)
Im Urlaubsfall müssen meine Eltern die Vögel versorgen, was auch nur geht, da sie über uns wohnen und schnell zur Stelle sind und wenn ich mir vorstelle, so ein Nympehsittich kann 30 Jahre alt werden, dann bin ich (jetzt Mitte 30)am Ende noch Rentner und zu gebrechlich, um die
Voliere auszukratzen, auf Stühle zu steigen, um Regale zu säubern, die schwere Bodenschublade reinzubekommen, die jetzt schon klemmt...
Wenn das alles keine Hindernisse sind, dann kann man sich getrost Nymphensittiche oder ähnliche Vögel anschaffen