Moral Jägerei - Falknerei

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Jo.buteo

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"Der Jäger hällt dem gestreckten Wild dankbar die "Totenwacht", d.h. er bleibt in Gedenken an das jagdliche Erlebnis eine besinnliche Stunde bei dem erlegten Wild sitzen und durchlebt alle Enttäuschungen und Freuden, die ihm dieses Stück bereitet hat."
Hiernach ist es üblich das Stück zu Hause totzutrinken.
Hierbei wird die Trophäe auf einen Tisch aufgebaut, mit Brüchen geschmückt und mit Kerzenlicht beleuchtet.


Dies ist ein Auszug aus einem Jägerlehrbuch.

Leider habe ich nicht einmal das Einhalten dieses Kodex erlebt.

Meine Erfahrungen waren leider so, das das geschlagene Wild niemals geehrt wurde. Es wurde kurz in die Tasche gestopft und weiter ging`s.

Nach Beendigung der Jagd kurz verblasen, (mit wackligen Tönen, da das mit dem tottrinken ja schon vor dem ersten Jagderfolg beginnt.)

Gibt es keine Moral mehr ???

Habt ihr bessere Erfahrungen ???

Würde mein Herz erhellen zumindest mal eine Geschichte zu höhren wo die Minimalforderungen der Ehre eingehalten wurden.

Bin gespannt drauf.
 
Ich bin selbst Jäger und versuche zumindest zum Teil den Bräuchen und Sitten gerecht zu werden und dem Wild eine bestimmte Ehre und Respekt zu erweisen. Ich denk aber, das ist mit allem so, so etwas ist auch von Mensch zu Mensch unterschieldich. (wie bei allen Dingen) Daher von Charakter und ethnischer Einstellung gegenüber der Kreatur abhängig.
Aber ich denke das ein großer Teil der Jäger noch den nötigen Respekt vor der Kreatur besitzt, anders als ein Schlachter, der den ganzen tag über tötet und das ohne jeglicher menschlicher Regung.
 
Hallo!

Nun, welche großen Freuden und Enttäuschungen soll der moderne Kanzeljäger denn noch haben, derer er stundenlang nachdenken kann?
Freude ist, wenn er das Wild streckt, Enttäuschung, wenn es abgeht...

Mit der Passage ist sicherlich eher sowas wie die alte Jagd gemeint, zu der man pirscht, sich geistig und körperlich mit dem Wild mißt, da hätte man dann was, um besinnliche Momente auszufüllen...
Andererseits aber hat das Wild nichts mehr davon, wenn der Jäger alles nochmal Revue passieren lässt, weswegen ich denke, daß ist weniger Respektbezeugung vorm Stück, als vielmehr sich selbst innerlich zu schmeicheln, nach dem Motto:"Und ich war doch ausgefuchster, hähä..."

Respekt und Dank für das gegebene Leben bringt man meinethalben nicht durch Hornblasen oder dem Tier nen Fichtenzweig in den Äser zu stopfen entgegen, sondern damit, daß man etwas für das genommene Leben gibt.
Ja, ich weiß, ich bin da etwas auf Indianerniveau, aber nur so finde ich, kann man dem Tier und dem genommenen Leben wirklich Respekt zollen.
So warf ich im Zivildienst von geschlachteten Hühnern nicht etwa Innereien, Füße etc. in die Mülltone, wie es heute allgemeiner Standart ist (was dem genommenen Leben gegenüber wirklich respektlos ist), sondern legte sie für den Fuchs aus, der sich auch stets freute.
Schlachteten wir Schafe, und ich war direkt dran beteiligt, dann vergrub ich die Schlachtabfälle und pflanzte einen Baum drauf...

Kann sein, daß sich jetzt mancher lachend auf dem Boden wälzt, aber sowas ist in meinen Augen Respekt, nicht aber irgendwelchen liebevolles Nachbrüten, daß im Grunde nur der Schmeichelung des eigenen Egos dient, oder die erwähnten anderen Sachen.

Grüße, Andreas
 
Die Indianer in Ehren,
ich hab da auch das eine oder andere Buch gelesen über indianische Kultur, Rituale usw. Das was in den Lehrbüchern der Indianer (richtiger wäre nativ Indians) steht, steht auch in unseren Büchern.

Daher hatte ich bei meiner Reise zu den Assiniboine/Montana so meine Erwartungen.
Der Einfluß der letzten Jahre hat jedoch auch dort seine Spuren hinterlassen.

Da zählt auch, ob du zwei Adlerfedern auf`m Kopf hast, nur eine oder gar nur ne Habichtsfeder.
Das Stückchen Hamburger als letzten Bisssen eingraben hab ich auch nur in den Büchern erlebt.
In der Realität würden die meisten Indianer auch nicht mehr ein Schlückchen aus der Pulle verschütten, sondern lieber den letzten Schluck selbst trinken.
Dies ist keine Kritik an meinen Freunden, aber blind bin ich auch nicht.
 
Ehtik und Moral sind keine festgemauerten Dinge, sondern sie verändern sich mit der GEsellschaft, in der sie verankert sind.

Das von Jo.Buteo gennante Lehrbuch wird meiner Einschätzung nach in einer Zeit geschrieben worden sein, als das Deutsche Reich noch von der Etsch bis an den Belt reichte und von den Ardennen bis ins Baltikum.

Jagdliche Ethik und Moral heutzutage findet man in den so gennanten Grundsätzen der Waidgerechtigkeit. Diese sind nicht niedergeschrieben, man kann sie also nicht nachlesen.

Die moderne, heutige Waidgerechtigkeit mag man am respektvollen Umgang mit dem erlegten Wild erkennen- handelt es sich doch hierbei um ein wertvolles Lebensmittel, welches entsprechende Behandlung erfordert. Die Waidgerechtigkeit bewegt sich also heute im Spannungsfeld zwischen der EU-Fleischhygiene-Richtline und Jagdhorn-Trara am Streckenplatz, vereinfacht ausgedrückt.

Leider ist zu beobachten, dass sich eine bestimmte, wenn auch kleine Klientel der Jagdscheininhaber (Jäger möchte ich diese bald nicht mehr nennen...) einen Dreck um Ethik und Moral schert und das Wild als lästigen Schädling betrachtet, des es auszurotten gilt.

Ich bin, beruflich bedingt, einiges in der Welt herumgekommen und habe anderswo Jäger kennengelernt. In Südafrika, in Brasilien, Mexiko, USA, Kanada, Schweden, Österreich, ehem. Jugoslawien und Ungarn. Vom High-Tech-Jäger im US-Bundesstaat Michigan, der im Volltarn-Anzug, mit Lockspray parfümiert wie eine brunftige Elchkuh bis hin zum südafrikanischen Buschmann, der manchmal noch mit Pfeil und Bogen jagt.

Nirgendwo auf der Welt habe ich einen Jäger getroffen, der sein Wild so inbrünstig haßt wie der deutsche Öko-Jäger.

idS Daniel
 
Da ich nur mit dem Greifvogel auf die Jagd gehe, kann ich auch nur von der Falknerei berichten. Also schildere ich dir hier mal den Ablauf von einem unserer Hasen-Beiztage:

Wenn wir im Revier angekommen sind gibt es als ersten mal einen Beizvogelappell an dem jeder Falkner und Treiber teilnimmt. Dabei wird der Ablauf der Jagd erklärt, der Dank an den Revierleiter ausgesprochen, und auch der Wildstand gepriesen.

Während der Beizjagd, gehen wir langsam und leise über die Felder.
Nach dem Beizerfolg verbleibt der Greifvogel einige Zeit auf dem angenickten Wild, während der Falkner daneben kniet. Wenn der Beizvogel abgenommen wird kommt das Wild in die Tasche.

Wenn es einen Fehlflug aufgrund der Geschicklichkeit des Hasen gibt, wird dessen Können von den Falknern angesprochen und gelobt.

Nach dem Beiztag wird die Stecke gelegt. Falls es schon finster wird, werden Fackeln angezündet. Alle Falkner und Treiber stellen sich gemäß der Tradition auf. Die Strecke wird vermeldet, es wird gedankt für das erlegte Wild und es werden Situationen von geschickten Ausweichmanövern des Wildes geschildert (weil die Falkengruppe von uns getrennt geht und daher nicht alle Falkner alles sehen). Zuletzt wird das Wild wieder aufgenommen und versorgt.

Danach geht es zum Schüsseltrieb. Ein "totsaufen" gibt es bei uns nicht, da wir zu jeder Beizjagd mit dem Auto fahren und das unverantwortlich wäre. Auch hier werden Geschichten von den Jagden ausgetauscht und eine Erzählung z.B. von einem Hasen der 2 Meter über den Greifvogel springt erhält mind. soviel Anerkennung wie die eines erfolgreicher Jagdfluges.
 
Ökojäger und Förster wohl gemeint, stimmt da trifft es wohl so zu, mit den "Schädlingen" des Waldes. Eine Minderheit sollte jedoch nicht die Mehrheit (die nicht so denkt/handelt), wiederspiegeln. Ich jage im privaten Forst, habe kaum Kontakt zu Mitjägern im selbigen Revier und der Förster bei uns, sieht das Wild leider auch nur als Schädling. Ich selbst beteilige mich dennoch an solch einem Denken nicht. Wald vor Wild? Nein, eher Wald und Wild im Einklang!

Ich halte auch inne an einem von mir erlegen Stück Wild, lasse Revue passieren und lass den Ablauf nochmal in Gedanken erneut passiern. Nicht um mich zu loben oder ähnliches, eher um mich an kleinen Dingen im Leben zu erfreuen (was die Jagd ja auch ausmachen sollte). Dennoch habe ich Respekt vor dem Tier und wenn ich einen Bruch in den Äser lege, ist es Respekt!

Es ist wie mit allem, "es ist, was man daraus macht" Und wenn ein neuer Zeitgeist Einzug hält, der das Wild als Schädling betrachtet, steht es mir als Mensch immer noch frei zu, mich nicht daran zu beteiligen!
Halt besser machen und am eigenen Bsp. vorzeigen wie es auch anders geht.

Und ich tue auch etwas dafür, das ich mir das recht zu jagen herausnehmen darf,(denn es schlachtet ja nicht jeder Schafe:~) ich stecke Weiden an noch unbewachsenen Gräben, führe Schnittmaßnahmen durch (an Hecken) und helfe dem Niederwild sonst noch ohne darauf die Jagd aus zuüben!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich kann nur von meiner jagdlichen Praxis sprechen:
ich werde zum Beispiel niemals den ersten Hasen vergessen, der meinem Adler und schlußendlich mir zum Opfer fiel.
Und kein Tier, das ich jemals getötet habe, wurde nicht so weit es ging verwertet, sei es, daß meine Vögel und Frettchen die Teile bekamen, die nicht zum menschlichen Verzehr geeignet sind, wie Kopf oder Vorderläufe,
oder auch den Balg, der als Beuteatrappe verwertet wird, oder eben auch zum Kürschner wandert....und das Fleisch, was mit Wertschätzung gegessen wird.
Bei uns gibts nämlich nicht jeden Tag Fleisch.
"Tottrinken" ist abgesehen davon eine nette Tradition, ich feier so mit meinem Frettchenführer und letztlich auch Vogel den Jagderfolg;)
 
scheint ja doch recht interessant hier zu werden ... auch wenn ich denke das das thema mit einem anderem "diskussionsziel" gestartet wurde.

meine auffassung von moral wenn ich tiere töte:

- NICHT zum spass, oder ohne grund töten.
- von mir getötete tiere werden verantwortlich verwertet. dadurch zolle ich dem toten tier meinen respekt (und dank).
- kleine schädlinge (die man zb nicht als pelztier nutzen kann) entsorgt die natur selbst.
- insekten, würmer usw. sterben wenn ich versehentlich drauf trete, daran kann man nichts ändern.
 
scheint ja doch recht interessant hier zu werden ... auch wenn ich denke das das thema mit einem anderem "diskussionsziel" gestartet wurde.

meine auffassung von moral wenn ich tiere töte:

- NICHT zum spass, oder ohne grund töten.
- von mir getötete tiere werden verantwortlich verwertet. dadurch zolle ich dem toten tier meinen respekt (und dank).
- kleine schädlinge (die man zb nicht als pelztier nutzen kann) entsorgt die natur selbst.
- insekten, würmer usw. sterben wenn ich versehentlich drauf trete, daran kann man nichts ändern.

Da sind wir, glaube ich, ganz dicht beieinander.

idS Daniel
 
Also, ich bin entäuscht von dem, was du da geschrieben hast!
Es ist schließlich auch mal ein stolzes Tier gewesen!
 
Und wo wird bitte der "Stolz" des/dieses Tieres angezweifelt?

Und wenn ich töte ( jage ) habe ich Freude daran, aber die nötige Achtung bzw. den Respekt gegenüber dem Tier habe ich dennoch. Verwertet wird dabei auch alles.......
 
Ich war bislang auf einigen Treibjagden und vielen Ansitzen dabei und konnte die Erfahrung machen, dass das im ersten Post beschriebene auch heute noch so gehandhabt wird.
Jedoch im Sinne einer, wie Daniel schrieb, Anpassung an die Gesellschaft. Diese ist viel schneller geworden als die Gesellschaft in der Zeit, in der das zitierte Buch geschrieben wurde.
Und in meinen Augen hat es nichts mit weniger Moral oder Anstand zu tun, wenn heute dem Stück eine viertel oder halbe Stunde gewidmet wird, wie ich es immer erlebt habe.

Sicher hört man in Erzählungen auch mal von "Killern" die mehrere Stücke bei einem Ansitz hintereinander erlegen. Doch wie ich es mitbekommen habe, sind solche die unrühmliche Ausnahme.
 
"Der Jäger hällt dem gestreckten Wild dankbar die "Totenwacht", d.h. er bleibt in Gedenken an das jagdliche Erlebnis eine besinnliche Stunde bei dem erlegten Wild sitzen und durchlebt alle Enttäuschungen und Freuden, die ihm dieses Stück bereitet hat."
Hiernach ist es üblich das Stück zu Hause totzutrinken.
Hierbei wird die Trophäe auf einen Tisch aufgebaut, mit Brüchen geschmückt und mit Kerzenlicht beleuchtet.
...
Leider habe ich nicht einmal das Einhalten dieses Kodex erlebt.

Meine Erfahrungen waren leider so, das das geschlagene Wild niemals geehrt wurde. Es wurde kurz in die Tasche gestopft und weiter ging`s.
Das geschilderte Vorgehen ist nicht wirklich ein Kodex, sondern vor dem Hintergrund der EU-rechtlich vorgeschriebenen Wildbrethygiene schlicht unzulässig und ein nicht mehr zeitgemäßes Verhalten. Erlegtes Wild ist unverzüglich aufzubrechen und zu kühlen. Ne Stunde lang daneben sitzen und zusehen, wie sich das geschossene Stück aufbläht und hinterher das verdorbene Wildbret runterwürgen kann nicht wirklich als Ehrung des Wildes aufgefasst werden. Warum haben denn viele Leute die Auffassung, Wild schmecke nun mal nach „Wild“ und das möge man oder auch nicht? Man hat schlichtweg verdorbenes Fleisch gegessen und den Geschmack dem Wild an sich zugeschrieben. Und insbesondere von so manchen ehrerweisenden Waidmännern, die dem Wild traditionell die Totenwacht halten, würde ich kein Wildbret essen wollen ...

Ich tue weder mir einen Gefallen noch erweise ich dem Wild Ehre, wenn ich mich im Sommer eine Stunde lang von Mücken zerstechen lasse oder im Winter den Hintern abfriere.

Jagd ist nicht mehr ein Privileg mit großem Waidgerechtigkeitsgetue, sondern ein Handwerk, das möglichst fachgerecht ausgeübt werden sollte.

Ökojäger und Förster wohl gemeint, stimmt da trifft es wohl so zu, mit den "Schädlingen" des Waldes. Eine Minderheit sollte jedoch nicht die Mehrheit (die nicht so denkt/handelt), wiederspiegeln. Ich jage im privaten Forst, habe kaum Kontakt zu Mitjägern im selbigen Revier und der Förster bei uns, sieht das Wild leider auch nur als Schädling. Ich selbst beteilige mich dennoch an solch einem Denken nicht.
Ich gehe mal davon aus, dass Du Ökojäger und Förster sehr wohl zu trennen weißt. Sicher gibt es einige Förster, die das Rehwild als Schädling ansehen, doch der Löwenanteil der Förster sieht es als Teil des Waldes an.

Wald vor Wild? Nein, eher Wald und Wild im Einklang!
Genau darüber streiten sich Privatjäger und Förster seit Jahrzehnten. Im Grunde genommen sind sich alles einig, dass das Motto „Wald und Wild im Einklang“ gilt. Allerdings plädiert die Forstseite für Wildbestände in natürlicher Höhe, Privatjäger dagegen sehen diese Vorgabe erst bei maximaler Wilddichte erreicht. Alles eine Frage der Definition des „Einklangs“.

VG
Pere ;)
 
Genau, das sind auch meine Erfahrungen.
 
Thema: Moral Jägerei - Falknerei
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