Nachzucht erlauben - JA oder NEIN?

Diskutiere Nachzucht erlauben - JA oder NEIN? im Forum Graupapageien im Bereich Papageien - Hallo, ihr Lieben, bedingt durch die aufkommende Diskussion in dem Thema Hugo&Maja 2016 fände ich es besser, wenn wir in einem, diesem...
Nina33

Nina33

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Hallo, ihr Lieben,

bedingt durch die aufkommende Diskussion in dem Thema Hugo&Maja 2016 fände ich es besser, wenn wir in einem, diesem separaten Thread darüber diskutieren.

Ich verstehe Wolfs Unmut, dass seine Zuchtberichterstattung einen leichten Negativ-Touch bekommt bzw. vom eigentlichen Thema abweicht, aber auch Ingo und einige andere, mich eingeschlossen, dass es indirekt dazu gehört, was mit den Nachzuchten "hinterher" passiert.

Meine Grünen sind auch derzeit "wie dumm" am Kopulieren, aber ich hänge bewusst keinen Niststamm auf, weil ich genau weiß, dass es kleine Grüne Kongos geben wird. Uns hat Dayo ja schon mit unserer kleinen Caro bewiesen, wie befruchtungsfähig er ist :zwinker:. Unser Stall ist aber mit sechs Papageien absolut voll und ich hätte auch Bedenken, für die kleinen grünen Mäuse annähernd gute Plätze zu finden, da ich selbst große Ansprüche in der Haltung habe.

Natürlich muss ich auch hinterher schieben, dass ich kein kommerzieller Züchter bin, der sein Geld mit der Nachzucht von Papageien verdienen "muss". Daher muss man da natürlich differenzieren, welcher Grund der Nachzucht im Vordergrund steht. Will man damit Geld verdienen oder will man den Papageien ihren natürlichen Bruttrieben lassen? Wie läuft das bei euch und wieviel Energie steckt ihr in die Auswahl von potenziellen Käufern?
 
Ich suche mir die Käufer gut aus. Inseriere in Fachzeitschriten und im Internet und mache Mundpropaganda. 19 von 20 Interessenten, die mich anrufen oder mir mailen, würden aber - leider- auch für 10 000 Euro von mir keinen Graupapagei bekommen. Diese Ratio ist sehr erschreckend, muss ich doch davon ausgehen dass diese Leute dennoch von irgendwoher Vögel bekommen, auch wenn ich ihnen keine abgebe. Und es ist sehr leicht vorherzusagen, wie es den Vögeln bei diesen Leuten gehen wird. Man sieht das ja leider auch tausendfach voller Stolz auf Facebook und Co ohne jede Scheu vorgestellt. Aber wehe, man kritisiert dann dort die Haltung.
Mir werden Fotos von "Riesigen Volieren" im Brustton der Überzeugung gezeigt, das sei doch praktisch sogar überoptimal für so einen kleinen Vogel wie einen Grauen und dann haben die Dinger real nichtmal 20% des Volumens der Mindestanforderungen.
Ich bekomme Bilder von völlig verdreckten kleinen Käfigen mit halbnackten Graupapageien zugeschickt, die zeigen sollen, wie gut es mein Grauer als Partner dieses Vogel hätte. OK, gerupft ist kein Problem..das kann jedem passieren oder an der Vorgeschichte liegen. Aber wenn der Spelzenhaufen unter den Näpfen, bei denen kaum noch metallisches durchschimmert fast bis an die Sitzstange reicht, dann frage ich mich, wie die Leute mir solche Fotos noch stolz schicken können.
Und das sind keine Ausnahmen, sondern leider eher die Regel. Wunsch nach Einzelhaltung, wenig Platz in der Wohnung, da muss ein Käfig halt klein sein, Zitate wie "Ach, die sind nur grau mit rotem Schwanz?" "Darf immer mit uns am Tisch essen" usw usf....das ist die Welt auf der ich bei Vogelvermittlung immer wieder stoße.
Das ist sehr frustrierend und demotivierend. Ich wäre sehr froh, könnte mir jemand dabei helfen, direkter an Leute zu vermitteln, die Eine Haltung, die zumindest den Mindestanforderungen entspricht zu bieten bereit sind.
Meine Vögel gebe ich ausserdem nur Leuten, denen ich abnehme, dass Sie langfristig Interesse an den Vögeln haben, zumindest Grundkenntnisse und den heissen Drang, mehr zu wissen haben und ein wenig Verständnis dafür, was einen Vogel bzw Papagei generell ausmacht.
Es dauert, solche Leute zu finden.
Daher dürfen meine Grauen maximal einmal im Jahr brüten - und auch das nur, weil es sie sehr danach drängt und das Brüten auf tauben Eiern Cora sichtlich nicht befriedigt. Zweimal oder dreimal im Jahr, wie Cora gerne würde lasse ich aber schon mit Rücksicht auf die Belastung für die Elternvögel auf keinen Fall zu. Auch nicht mit nur je einem Jungtier, was ja eine Alternative wäre.
 
Hallo Nina,

ich finde dieses Thema gut, denn auch ich habe immer wieder mit mir gehadert was richtig ist.
Habe ja selber keine Graupapageien, aber auch ich hatte immer wieder massive Probleme meine jungen Mohrenkopfpapageien vernünftig unter zu bringen.
Als mein Zuchtmännchen mit 35 Jahren gestorben ist, habe ich das Weibchen abgegeben.
Mein zweites Paar lebte bei meiner Freundin, der habe ich das Paar überschrieben.
Nun habe ich ein weiteres geschlechtreifes Paar, die ich aber nicht brüten lasse, eben weil es so wenig gute Halter gibt,
wo ich Jungögel mit gutem Gewissen hingeben kann.
Ich fand es immer schön Jungvögel zu haben, aber wenn ich teilweise mitbekomme wo die Vögel überall herumkommen....dann tun sie mir nur noch leid.
 
ich finde dieses Thema auch gut und sehr wichtig.
Es geht mir so ähnlich wie Ingo.Wir züchten zwar nicht Graue ,aber die Grünen Kongos.
Habe teilweise das Gefühl,das die "zukunftigen" Halter wirklich null Ahnung haben,ich bekomme Bilder von "riesen" Volieren,die wir selbst als Krankenkäfig benutzen oder für jungen Grünen,die noch nicht fliegen können. Nichtmal das Grundwissen ist vorhanden,weil der Vogel grün ist passt es eben zu einer Amazone oder sogar Ara:nene: es gibt Menschen,die denken das sie bezahlen und ich als "Züchter" kein Recht habe bestimmte Informationen zu bekommen,die bezahlen ja doch Geld....
Habe in mehreren Anzeigerportalen inseriert,vielleicht haben sogar einige von Euch meine Anzeige/en geliesen,ich konnte unsere 2 Kongos bestimmt 100 mal verkaufen,aber .....ich gebe unsere Nachzuchten nicht an Menschen die nichtmal die mind. Anforderungen erfüllen/erfüllen wollen.
Und ganz ehrlich,als ich vor 3 Jahren unseren Louis gekauft habe,der "bekannte" Züchter hat nichtmal eine Frage gestellt,es hat ihm nichts interessiert,absolut nichts,außer das ich die bestimmte Summe bezahle......und wenn ich damals nur Auswahl hätte,dann .....aber ich musste für unsere junge Henne sofort einen Partnervogel haben,egal wie......die fast 400 km ein Weg waren mir egal.
Wir haben jetzt 6 Nachzuchten von unseren Grünen Kongos,5 sind bei uns....vor über 2 Wochen haben wir eine 11 Monate alte Henne nach Bayern abgegeben,zu einen 14 Monate alten Hahn ,sogar mir eine Außenvoliere für Sommer,und die beiden verstehen sind super,Liebe auf dem ersten Blick .Da hab eich auch das Gefühl alles richtig gemacht zu haben.
Es waren die einigen(bei bestimmt 100 Anfragen)die für meine Henne einen Hahn-Grünen Kongo hatten.
Bin momentan mehr als entäuscht und überlege ob wir unsere Papageien brüten lassen.....bin ganz froh ,das die Grauen nichts machen wollen....
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir haben doch alle das gleiche Problem!
Ich hatte bisher folgende Nachzuchten bei den Grauen:
2013 3 Jungtiere in Naturbrut
2015 1 Jungtier in Handaufzucht ab der 7.Woche, das Paulchen. ( Er bleibt bei mir )
2015 1 Jungtier in Naturbrut

Es war verdammt schwer das richtige Zuhause zu finden. Oft gab es nur Fragen zum Preis, ohne Anrede, ohne Absender. Ganz so als würde man mal nebenbei billig Tiere einsammeln und dann weiter verkaufen. Was haben sie sonst noch für Tiere.

Am Anfang bin ich regelrecht in eine Schockstarre verfallen. Wie kann man so mit diesen wertvollen Tieren umgehen!

Inzwischen fordere ich mehrfachen Kontakt im Vorfeld ein, ich habe alle Leute vorher persönlich kennengelernt. Und ich habe alle Jungtiere in ihr neues Zuhause gebracht.

Für mich ist es wichtig das im Kaufvertrag drin steht, dass bei einem Weiterverkauf ich das Vorkaufsrecht habe. Ein weiterer Kontakt ist ebenso wichtig. Nicht das ich nerve, aber ein kurzes „ Hallo wie geht’s, alles i.O.“, das muss sein.

Bei den Wellensittichen ergab sich eine Rückgabe schon 2. So denke ich doch dass ich rüber bringe wie wichtig es mir ist, das es den Tieren gut geht.

Trotzdem ist eine Vermittlung enorm nervenaufreibend und ich habe dieses Jahr keinen Niststamm angeboten.
 
Wenn wir von artgerechter Haltung sprechen/schreiben, was meinen wir damit? Wir geben ihnen Futter und Wasser. Er hat die Möglichkeit des Freifluges. Vielleicht auch eine große Voliere und die Superhalter haben auch eine Außenvoliere. Wir beschäftigen uns mit dem Vogel und sorgen für Spielzeug, damit keine Langeweile aufkommt. Wir halten die Grauen paarweise. Wir schützen die Tiere vor Gefahren. Wir kümmern uns um die Gesundheit der Tiere. Aber ist das artgerecht? Reicht das aus? Wir bestimmen den Partner. Die Möglichkeit den Partner selber zu bestimmen haben die meisten Vögel in Menschenhand nicht. Wir bestimmen was gegessen wird und wo (in der Heimat unserer Grauen gibt es bestimmt keine Futternäpfe, dort muss die tägliche Mahlzeit gesucht werden). Wir bestimmen den Umfang des Freifluges (können wir damit die täglichen Flugkilometer in freier Wildbahn ersetzen?) Auch ist die Wildnis kein Ponyhof, dort gibt es Greifvögel, Paviane und Schlangen. Sicher könnte man diese Liste noch um viele Punkte erweitern und jeder hätte ein schlechtes Gewissen.
Aber warum haben wir dann Graupapageien gekauft? Wenn kein Markt da wäre, hätten die kommerziellen Züchter kein Interesse zu züchten, denn unsere Grauen sind ein kostspieliges Hobby.
Für viele Käufer von Papageien stellen diese ein Statussymbol da – man hat keinen gewöhnlichen Vogel, sondern etwas besonderes. Hinzu kommt die oftmals mangelhafte Aufklärung durch den Zoohandel. In meinem Büro habe ich einen lebensgroßen Gipsgraupapagei im Fenster zu stehen und zu meinem Erstaunen habe ich diverse Leistungsempfänger von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch die mir dann stolz erzählen, dass sie so ein Tier in echt daheim haben. Hinterfrage ich dann die Haltungsbedingungen stehen mir fast immer meine wenigen Haare zu Berge. Das fängt beim Futter aus dem Baumarkt an und geht dann über die Käfiggröße und Alleinhaltung weiter zu den Freiflugmöglichkeiten.
Wenn ich nun diese Faktoren zusammenzähle, muss ich mir die Frage stellen, ob ich unsern beiden den natürlichen Verhalten der Nachwuchsproduktion entspreche oder versuche diese zu unterbinden. Ich kann Ingo’s Argumente durchaus nachvollziehen. Ich würde unseren eventuellen Nachwuchs auch nur nach ausgiebiger Kontrolle des zukünftigen Aufenthaltsortes weitergeben. Ich bin zur Zeit dankbar, dass sich bedingt durch das Alter (Coco 2 Jahre und Pepe 1 Jahr) noch nicht stellt.
Soweit mein Brainstorming zu diesem Thema - ich hoffe ich werde nicht erschlagen ;-)
 
Wenn wir von artgerechter Haltung sprechen/schreiben, was meinen wir damit?

Ich zitiere mich aus Zeitmangel mal selber:


Artgerecht heisst, dass die Vögel einen ähnlich hohen Prozentsatz arttypischer Verhaltensweisen ausleben können, wie ihre freilebenden Artgenossen und dass ihre Ernährung geeignet ist, metabolische Erkrankungen auf Dauer zu verhindern. Ein Add on ist schon die veterinärmedizinsiche Versorgung im Krankheitsfall und eine längere Lebenserwartung als im Freiland.
Jeder Halter sollte sich an diesen Ansprüchen messen.
All das kann aber auch - und in vielen Aspekten "vor allem" und oft auch "nur"- durch deutlich von der Natur abweichende Bedingungen erfolgen. Der Halter muss nicht das Habitat nachbauen, er muss die Ansprüche der Vögel befriedigen. Das ist im Detail absolut nicht das gleiche.
Das Sammeln kleiner verteilter Früchte an einem größeren Baum kann z.B. eine artgemäße Beschäftigung für einen Psittaciden sein, aber auch die Beschäftigung mit einem durchdachten Intelligenz/Treat-Spielzeug kann den selben Zweck erfüllen und sie kann sogar für den Vogel bereichernder sein, als die naturidentische Variante. Verhaltensforscher haben das früher "Überoptimal" genannt.
Artgerechte Haltung ist absolut möglich und weit davon entfernt ein unerreichbares Ziel zu sein.
Wir halten uns ja selber letzlich auch in einem artifiziellen Domestikationsumfeld und fühlen uns durchaus wohl dort, obwohl wir aus evolutionsbiologischer Sicht nach wie vor weit besser an ein umherstreifendes Leben in warmer Trockensavanne angepasst sind, als an ein Leben in sagen wir mal Frankfurt.
 
Oh jeh...ich habe es geahnt, dass ihr von solchen Erfahrungen berichten würdet :traurig:

Ein Grund mehr, meinen Grünen Kongos zum zweiten Mal in ihrem Leben keinen Niststamm anzubieten. Das hat mich mehr als überzeugt!! Darüber hinaus gibt es meiner Meinung auch schon viel zu viele Nachzuchten, die mehr und mehr zu Wanderpokalen werden oder in Auffangstationen ihr Leben fristen :traurig:

Es sind aber nicht nur beratungsresistente und unwissende Käufer, die mich auf die Palme bringen (würden), sondern war ich auch von so manchen Aussagen von "sogenannten" Züchtern erschüttert, als wir für unsere erste, bei uns lebende Nachzucht Caro ein geeignetes Partnertier gesucht hatten. Wir hatten als Vorgaben, dass das Tier 1) auf die fünf Viren negativ getestet ist und 2) mind. 6 Wochen von den eigenen Eltern versorgt und im Geschwisterverbund aufgewachsen ist.

Was meint ihr wohl, auf was für Aussagen ich da am Telefon so gestoßen bin?? Und natürlich machte ich klar, dass ich z. B. die Kosten für die Untersuchungen natürlich tragen würde. Aber ich stieß hier auf viel Unverständnis und gar Unwissen, da ich manchen sogar erst erklären musste, was ich da überhaupt wollte!

Viele hatten doch tatsächlich das Talent, per Röntgenblick in ihre Tiere schauen zu können, denn oft kam gleich, dass ihre Tiere gesund sind und dass sie solchen Aufwand nicht veranstalten. Die, die dafür zugänglich waren, hatten keine männlichen Tiere...

Nun ja, es wurde wirklich sehr schwer, da in 2014 sehr wenige Hähne abgegeben wurden, aber ich hatte letztendlich Glück mit unserem Fly von einer sehr netten Züchterin, für den wir alle Untersuchungsergebnisse schwarz auf weiß erhielten für die 5 bekannten Viren. Die Auswahl der Aufzucht hatte ich nicht, aber Fly war nach Aussage der Züchterin 6 Wochen bei den Eltern und wurde dann im Geschwisterverbund aufgezogen. Ich habe die anderen Jungtiere gesehen.

Also, leider gibt es auch auf der anderen Seite auch viel Unwissen :(

WHasse schrieb:
Könnt ihr nicht beim Thema bleiben und wenn nötig einen eigenen Thread eröffnen, in dem ihr die "politische Diskussion" führt! Gerne erkläre ich euch dort, wie ich die Tiere "vermarkte"......

Vielleicht magst Du Wolf nun in dem eigens dafür erstellten Beitrag darüber berichten, sodass wir anderen auch davon profitieren können! :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein paar Jahre war ich ehrenamtlich in einem Tier- und Artenschutzverein für Papageien tätig. Was ich an sieben Tagen in der Woche täglich zu hören und teilweise zu sehen bekam, das ließ mich nachts nicht mehr schlafen.

Meine Erfahrungen sind der Grund, warum meine beiden Pärchen Blaustirnamazonen keinen Nachwuchs bekommen dürfen.

Gruß
Heidrun
 
Thema: Nachzucht erlauben - JA oder NEIN?
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